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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.10.1935
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- 1935-10-12
- Erscheinungsdatum
- 12.10.1935
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X- L38, 12. Oktober 1935. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Gebiet der Währungspolitik erstrecken könnten etwa in der Form, daß die Mächte Italien daran verhinderten, sich auf den auslän dischen Geldmärkten Devisen zu beschaffen oder den Kurs der Lira zu verteidigen. Eine solche Währungs- und Finanzblockade scheint nach Ansicht der Zeitschrift nicht verwirklicht werden zu können, denn die Italienische Regierung könnte durch die Bank von Ita lien auf den ausländischen Märkten stets durch Vermittlung der Basler Internationalen Zahlungsbank Abschlüsse vornehmen. Die sem internationalen Institut, um das es in letzter Zeit verhältnis mäßig still geworden war, kommt damit wohl wieder erhöhte Be deutung zu. Daß man stellenweise infolge der italienischen Finan zierungsmaßnahmen allerhand Sorgen haben muß, wird verständ lich, wenn man hört, daß Italien z. B. in Newyork um den reibungslosen Verkauf von 25 Millionen Dollar amerikanischer Effekten bemüht ist und der Bank von Frankreich gegen einen Vorschuß von 4VV Millionen rund 1 Milliarde Franken französi scher Staatsrente ins Depot gegeben hat. Daß hier, insbesondere je länger der Krieg dauert, Probleme erwachsen, die nur in ver ständnisvoller Zusammenarbeit aller Betroffenen zu lösen sind, wird immer deutlicher. Allerdings traut man sich offensichtlich noch immer nicht an entscheidende offizielle Schritte. Man tastet nur auf Nebenwegen vor. So ist jetzt in Verfolg von Beschlüssen der Internationalen Konferenz der Carnegie-Stiftung vom 7. März 1935 und der Internationalen Handelskammer vom 29. Juni 1935 in Paris unter Leitung der Carnegie-Stiftung und der Internationalen Handelskammer eine internationale Konfe renz für Währungsstabilisicrung zu einer vorbereitenden Sitzung zusammengetrcten. Der Vorbereitende Ausschuß umfaßt Wissen schaftler und Wirtschaftler von internationalem Ruf. Vorsitzende sind Hr. Butler (Vereinigte Staaten) und Fentcner van Vlissingen (Holland); als Vertreter Deutschlands nehmen teil: I)r. Otto Christian Fischer, Staatssekretär a. D. vr. Trendelenburg, Abra ham Frowciu und I)r. Andreas Predochl. Formell handelt cs sich uni Besprechungen über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen der Kammer und dem Institut auf den beide Körperschaf ten interessierenden Gebieten. Derartige Verhandlungen haben schon früher stattgcfunden, und jetzt soll speziell geprüft werden, wie am besten die gemeinsamen wirtschaftspolitischenZiele verwirk licht werden könnten; einer der Punkte wird bestimmt die Stabili- sicrungsfrage sein. Nicht zuletzt wird in allen diesen Auseinander setzungen die Stellungnahme Frankreichs von Bedeutung sein. Mit Recht unterstrich in dieser Hinsicht dieser Tage ein Aufsatz der Berliner Börsenzeitung, daß kürzlich der französische Handels- Minister es ausdrücklich als Auffassung der französischen Regierung bezeichnet habe, daß keine endgültige Lösung der Krise ohne inter nationale Zusammenarbeit möglich sei. Und doch vergesse er so wohl wie die französische Presse die gegenseitige Abhängigkeit von Wirtschaft und Politik. Solange die französische Regierung sich nicht zu der Erkenntnis durchgerungen habe, daß die Durchfüh rung der von ihr als richtig erachteten Maßnahmen nur möglich sei, wenn die politische Einstellung Frankreichs eine vollkommene Änderung erfahre, solange werde auch jeder Versuch einer inter nationalen Solidaraktion scheitern. Solange Frankreich den glei chen Völkerbund, in dessen Wirtschaftsausschuß es selbst wirtschaft lich vernünftige und durchführbare Ideen vertrete, als Instru ment der starren Aufrcchterhaltung der sogenannten Fricdcnsver- träge betrachte und ausnutze, werde die weltwirtschaftliche Besse rung weiter auf sich warten lassen. Auf der am 30. September in London zusammengctretcncn interparlamentarischen Handelskon ferenz machte der frühere französische Finanzministcr Gcrmain- Martin den Vorschlag, diplomatische Verhandlungen zwischen den Zentralbanken und den Schatzämtern der einzelnen Länder einzulciten, um »diskret» das Feld für eine Verständigung und die Atmosphäre für die notwendigen Entscheidungen vorzuberei- ten. Bei diesen Besprechungen dürfte nicht allein von der Parität die Rede sein. Auch ein besseres Funktionieren des Goldstandards durch engere Zusammenarbeit der Notenbanken müßte erstrebt werden. Diese Besprechungen müßten dann zu internationalen Verträgen führen, um eine allgemeine Herabsetzung der Zoll schranken, eine Beseitigung der Kontingente und eine progressive Abschaffung der Clearings und anderer den Außenhandel behin dernder Maßnahmen zu erreichen. Das durch den Krieg zerstörte 8S2 Gebäude muß schnell wieder aufgebaut werden, rief Germaiu- Martin aus, um aber im gleichen Atemzuge die Frage zu erheben: »Gibt es eine Autorität, die die Bedingungen des Wiederausbaus diktieren kann? Was soll man von den endlosen Diskussionen er hoffen, die alle Fehler parlamentarischer Debatten tragen und au denen Vertreter von Staaten teilnchmcn, denen der Egoismus näherliegt als die wahren Auffassungen von den Weltnotwcndig- kcitcn der Rückkehr zum Gleichgewicht? Heute besteht das Miß verhältnis zwischen der immer mächtiger werdenden Produktion eines durch die Erfindungen des menschlichen Genies unterstützten Maschinismus und dem Verbrauch. Der soziale Geist hat sich nicht den neuen Lebensbedingungen anpassen können. Solange der elende Egoismus der politischen Auffassungen andauern wird, wird der Erfolg der allgemeinen Stabilisierungsversuche kaum zu er hoffen sein. Dagegen würde ein gesundes Verständnis für die gleichlaufenden Wcltinteressen und die nationalen Notwendig keiten der verschiedenen Völker die Rückkehr zu Maßnahmen be schleunigen, die für die Wiederbelebung der internationalen Han delsbeziehungen unerläßlich sind.» Diese Wiederbelebung allein kann nach Ansicht Germain-Martins die Hausse der Rohstossprcise und die Aufwertung der Landwirtschaftsprodukte ermöglichen. Diese Resultate wiederum seien unentbehrlich für eine Politik der wirtschaftlichen Reorganisation auf nationaler wie auf Welt basis. So kam Germain-Martin zu dem abschließenden Vorschlag, daß die in London versammelte internationale Parlamentarische Handelskonferenz es ihren Parlamentarischen Delegierten nahc- legen möge, sich bei ihren Regierungen für die Eröffnung eines Meinungsaustausches einzusetzen, um eine allgemeine Stabili sierung möglich zu machen. Denn diese sei für die Rückkehr des wirtschaftlichen und sozialen Gleichgewichtes und für die Wieder - auflcbung der internationalen Geschäfte unentbehrlich. In diesen Unterhaltungen wird man sich vor allem auch Gedanken über die Neuverteilung der Geldvorräte der Welt machen müssen. Calwers Wirtschaftliche Tagesberichte betonten eben wieder mit Recht gegenüber der Auffassung einer New Vorker Großbank, daß die Goldansammlung in Nordamerika nicht die Ärsache der Weltwirt schaftskrise, sondern eine Folge schwerer Störungen aller welt wirtschaftlichen Beziehungen ist. Man könne nicht gut davon spre chen, daß die USA. gegenwärtig besonderes Gewicht darauf legten, Gold an sich zu ziehen. Die unglückselige Ansammlung von Gold in USA. sei die Folge der Zerrüttung des Weltmarktes und des internationalen Tauschverkehrs. Wenn es möglich wäre, heute das Gold gerecht über die ganze Welt zu verteilen, so würde morgen schon der unglückselige Zug des Goldes in den bisherigen Rich tungen wieder einsetzen, sofern nicht gleichzeitig das Gleichgewicht der Konsumkraft und die Freiheit des Tauschverkehrs wiederher gestellt würden. Solange Transfer- und Handelsschwierigkeiten den ganzen Weltmarkt in Absperrungsgebiete aufteilten, solange sei an eine normale Verteilung der Goldhorte überhaupt nicht zu denken. Wenn aus England im Zusammenhang mit dem Abes sinienkonflikt immer wieder Stimmen ertönen, daß die Welt die Pflicht habe, die berechtigten wirtschaftspolitischcn Forderungen Italiens zu erfüllen — wenn auch anders, als es Mussolini zu nächst vorzuschweben scheine —, so darf das vielleicht die Hoffnung erwecken, daß dieser Konflikt den Anlaß zu einer Bereinigung all dieser grundlegenden Fragen schaffen wird. »Die deutschen Effektenmärkte standen», wie wir der bekann ten, auf Grund der Handelskammerberichte zusammengestellten Übersicht ,Die wirtschaftliche Lage' entnehmen, »im September zu nehmend unter dem Eindruck der von dem italienisch-abessinischen Konflikt ausstrahlenden Spannungen, eine Erscheinung, die auch an den großen ausländischen Börsen einschließlich Wallstreet zu beobachten war. Das Börsenpublikum legte starke Zurückhaltung an den Tag, und das an den Markt gelangende Material, welches im übrigen nicht sehr umfangreich war, konnte deshalb vielfach nur zu gedrückten Kursen Ausnahme finden. Unter diesen Umstän den vermochten sich die aus der Wirtschaft vorliegenden günstigen Meldungen wie z. B. die weitere Zunahme der Zahl der Beschäf tigten, der gute Auftragseingang in der Maschinenindustrie, die vorteilhaften Außenhandelsziffern für August usw. kaum Wirkung zu verschaffen. Allerdings gab es auch hin und wieder feste Börsen tage, namentlich im Zusammenhang mit dem Anleiheersolg des
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