Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.10.1935

MrsMMMmDaMkL ViMaM Nr. 238 <N. 122). Leipzig, Sonnabend den 12. Oktober 1S3S. 102. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachung lN, 96) der Neichsschristtumskammer Letzte Frist zur Anmeldung von Buchverkaufsstellen Nach Z 4 der ersten Durchführungsverordnung zum Reichskulturkammergesetz vom 1. November 1933 (RGBl I. S. 797) müssen alle Buchhandlungen und Buchverkaufsstellen Mitglieder der Reichsschriftiuinskammer bzm. in die „Stammrolle ge nehmigter Buchverkaufsstellen" eingetragen sein. Wer diese Mitgliedschaft in der Kammer nicht besitzt und in die Stammrolle nicht eingetragen ist. macht sich strafbar, wenn er trotzdem Bücher verkauft. Der Termin zur Meldung aller Buchverkaufsstellen war bereits nach der zweiten Durchführungsverordnung zum Reichs- kultnrkammergesetz auf den IS. Dezember 1933 festgesetzt worden. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß noch immer, haupt sächlich in kleineren Orten, Buchverkaufsstellen, insbesondere als Nebenbetriebe zu anderen gewerblichen Unternehmungen bestehen, die die gesetzlichen Voraussetzungen für den Buchhandel noch nicht erfüllt haben. Ich gebe deshalb hiermit bekannt, daß die z. Zt. bestehenden Buchverkaufsstellen sich noch bis zum 31. Oktober 193S bei der Geschäftsstelle des Bundes Reichsdeutscher Buchhändler, Leipzig C 1, Gerichtsweg 28, melden können. Wer diese Meldung unterläßt, hat damit zu rechnen, daß der Buchverkauf polizeilich unterbunden wird. Berlin, den S. Oktober 193S. Der Präsident der Reichsschrifttumskammer I. A.: Ilr. Heinl. Ehrentag der ostpreußischen Dichtung Von Prof. Dr. Rich Die Ehrentage der deutschen Dichtung sind eine Huldigung für den Hcimatgedanken in der deutschen Literatur. Wir wissen, welche ungeheuren Kräfte für jeden einzelnen Menschen in seiner Heimat ruhen, die der Schauplatz ist für das Erleben des Heran wachsenden Kindes, des werdenden jungen Menschen, für die Arbeit des Mannes und das letzte Leben des Greises. Wir kennen den eigenartigen Zauber, der darin liegt, wie ein bestimmter enger Raum dem Kind als Unendlichkeit erscheint, als der Inbegriff der ganzen weiten Welt, wie er zum oft durchmessenen Schauplatz wird des Schaffens der reifen Jahre, wie er sich wieder zur Unendlichkeit weitet für den müde und alt gewordenen, der sich zum Abschied von der Erde rüstet. Heimat — aus diesem Wort quellen tausend Freuden, die geheimnisvollsten Kräfte und stärksten Triebfedern, die unser Leben bewegen. Die Heimat begleitet uns unbewußt unser Dasein lang und der Heimat huldigen heißt: den selbstverständ lichen Dank zollen, der dem größten Besitz unseres Lebens ent spricht. In früheren Zeiten konnte man der Betonung des Heimat- gedankens gegenüber meinen, daß darin eine Quelle des Parti kularismus gelegen sei. Heute aber, wo der Nationalsozialismus mit unerbittlicher Konsequenz die uralte deutsche Zwietracht zu Boden getreten hat und aus den widerstrebenden Elementen, die sich lange im Bürgerkrieg erschöpft hatten, ein einheitliches Volk von Brüdern schuf, dürfen wir auch getrost den Sonderwcrten der deutschen Heimat huldigen, die in ihrer Gesamtheit das unendlich mannigfaltige Bild Deutschlands formen. Ostdeutsche Von Leinz Der deutsche Osten hat Jahrhunderte in der deutschen Dich tung eine besondere Rolle gespielt. Jeder, der sich ein wenig mit Literatur beschäftigt, weiß es, und die übrigen erinnern sich, daß z. B. Herder und Kant aus Ostpreußen kommen und von dort aus, der eine die Dichtung, der andere die Philosophie entscheidend beeinflußt haben. Vom deutschen Osten <wir sprechen hier vom ostpreußischen Kulturraum) und seinen Dichtern zu berichten, setzt die Kenntnis ard Suchenwirt h Der ostpreußische Dichtertag wird am 12. und 13. Oktober 1935 in Königsberg stattsinden. Die Festtage werden erösfnet durch die Aufführung des Schauspiels: --Schicksal um Aorck. von Hans Kyse r im Königsbcrger Schauspielhaus. Die Begrüßungs ansprache des Landcsstellenleiters Paltzo des Reichsministeriums für Volksausklärung und Propaganda wird der Geschäftsführer der Reichsschristtumskammer, Prof. vr. Richard Suchenwirth erwidern. Ein Empfang der Ehrengäste durch die Stadt Königs berg schließt den ersten Tag ab. — Die Feier am 13. Oktober wird sinnvoll eröffnet durch die Huldigung für den gewaltigsten Genius, den das alte Ordensland Ostpreußen hervorgebracht hat: am Grabe Immanuel Kants wird ein Kranz niedergelegt werden. Bei der Morgenfeier im Neuen Schauspielhaus um 11 klhr und dem volkstümlichen Abend in der Stadthalle um 20 llhr werden diejungenDichterdesLandes voll zur Geltung kommen. Ein Preisausschreiben, bedeutsam nicht so sehr durch die Höhe der ausgeschütteten Geldmittel, sondern durch den Appell an die unbe kannten Schriftsteller des Landes, wird im Mittelpunkt der großen Morgenfeier stehen. Der niedersächsische Dichtertag hat durch seinen eindrucks- . vollen Verlauf bekundet, wie bedeutsam es ist, die guten Geister der Heimat zu rufen und welches Bedürfnis nach der bodenständi gen Kerndichtung besteht. Auch der ostpreußische Dichtertag wird diese Erfahrung bestätigen und dient so, Feier und Gelöbnis zu gleich, dem dichterischen Ausbruch der befreiten deutschen Nation. Dichtung Grothe der Landschaft und des Menschentums voraus. Die Landschaft hat einen eigenen schwer zugänglichen Charakter; für den aber, dem sie sich eröffnet, ist sie in ihrer Wucht und Einfachheit packend und bleibt in lebendiger Erinnerung. In Rossitten, wo Mensch und Tier sich im friedlichen Wettkampf messen (Segelflieger und Vögel) oder an der Samlandküste oder in der Nehrung. Die Men schen au der ostprcußischen Küste kämpfen erbittert um ihr Brot gegen die Elemente und wissen um die Tücken und Gefahren der 849