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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1908
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- Erscheinungsdatum
- 04.08.1908
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- Deutsch
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179, 4. August ISO«. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8295 Satzausführungen auf, und allen mehr oder weniger gemeinsam ist eine Menge von Druckfehlern, von denen einzelne durch Rasur und nachträglichen Eindruck mit der Hand verbessert worden sind. Im ganzen hat Tronnier 39 Varianten in den zwölf Exemplaren festgestellt. Zweifacher Satz findet sich auf nicht weniger als achtzehn Blättern, dreifacher auf sechs. Vom Beginn des Textes bis zum Kanon sind von den 95 Blättern also der fünfte Teil in doppeltem Satz und drei Prozent in dreifachem Satz ausgeführt! Von allen zwölf untersuchten Exemplaren stimmt nicht eins mit einem andern völlig überein! Viel weniger fehlerhaft ist demgegenüber das zweite Schöffer- sche Missale, das er für Krakau im folgenden Jahre, 1484, gedruckt hat. Während das Breslauer fast auf jeder Seite, vom sorglosen Aufeinanderlegen der frisch gedruckten Bogen, Spiegeldruck auf weist — der übrigens zu der Feststellung geführt hat, daß der Druck nicht seitenweise, sondern halbbogenweise ausgeführt worden ist — stellt das Krakauer Missale das schönste aller Schöfferschen Missaldrucke dar. »Die Schärfe der Typen«, sagt Tronnier, »das angenehme, dünne matte Rot mit einem leichten Stich ins Gelbe bei den Rubriken, das vortreffliche Register, die Sauberkeit des Druckes vereinigen sich in dieser Gleichheit und Schönheit in keinen: anderen des halben Hunderts Bände, die mir Vorgelegen haben.« Leider ist dem Forscher nur das Berliner Exemplar zugänglich gewesen, das sich in der Kgl. Bibliothek befindet, da ihm sowohl die Benutzung des in der Universitätsbibliothek in Krakau, wie auch des im Besitz eines Fürsten in Galizien befindlichen Exemplars abgeschlagen worden ist. Die Eigentümlichkeiten und Rätsel bei dem ersten Schöffer schen Missale von 1483 sind aber mit den oben angeführten nicht erschöpft. Es hat sich auch herausgestellt, daß es zwei überhaupt verschiedene Abdrucke davon gibt, die beide in der im übrigen nicht gleichlautenden Schlußschrift behaupten, am 24. Juli 1483 zum Abschluß gelangt zu sein! Von diesem zweiten Drucke finden sich Exemplare im Buchgewerbemuseum in Leipzig, im Archiv der Friedenskirche in Schweidnitz, je drei in: Besitze der Pfarrkirche in Neisse und in der Stadtbibliothek in Breslau, endlich zwei in der Breslauer Universitätsbibliothek. Die Exemplare, allerdings wiederum mit zwei Ausnahmen, enthalten ein Formular für die St. Wolsgangsmesse, das in den ersten Ausgaben des Missales fehlt. Sonstige Verschiedenheiten der beiden Ausgaben beziehen sich besonders auf Verbesserungen im Rotdruck. Nach umfang reichen Untersuchungen kommt Tronnier zu dem Schluß, daß das zweite Breslauer Meßbuch mit dem Kolophon am 24. Juli 1483 zwischen 1488 und 1491 gedruckt worden ist. Die Angabe des Jahres 1483 hält er für ein Versehen des Setzers. Das wird sich nicht leugnen lassen; aber es setzt meines Erachtens doch auch einigermaßen ein Versehen desjenigen voraus, der das Manuskript geliefert hat. Als Druckvorlage hat zweifellos ein Exemplar der ersten Auflage gedient. Dieses ist entsprechend verändert worden, auch in der Schlußschrift; aber das Datum wird der Redaktor haben stehen lassen, weil er es ja nicht ändern konnte. Diese Änderung konnte nur vom Drucker vorgenommen werden; aber der Bearbeiter hätte durch Ausstreichen oder einen sonstigen Vermerk darauf aufmerksam machen müssen. Da hat nun der Setzer gedankenlos weitergesetzt, und nun müssen sich unsere Jnknnabelforscher die gelehrten Köpfe über Dinge zerbrechen, die doch so einfach lagen, wenn nicht ein Setzer vor 400 Jahren in dem kritischen Augenblick mit seinen Gedanken anderswo spazieren gegangen wäre. Der Fall zeigt aber, daß selbst die ge druckten Jahreszahlen in Inkunabeln verdächtig sein können! Peter Schösser hat bis 1500 Missalien gedruckt für Breslau, Krakau, Meißen, Gnesen-Krakau und Mainz, vielleicht in dem genannten Jahre auch noch für Halberstadt und Hildesheim. Die Frage, ob er nur der Drucker oder auch der Verleger war, wird von Tronnier auf Grund der Schlußschriften beantwortet. Von den genannten fünf Missalien, die zum Teil in mehreren Auflagen gedruckt wurden, haben drei (für Krakau 1484, Meißen 1485 und Mainz 1493) eine längere (lateinische) Schlußschrift, die, größtenteils wörtlich übereinstimmend, folgende Fassung des Krakauer Missales von 1484 hat: »Da in der Diözese Krakau ein großer Mangel an fehlerfreien, den Vorschriften oder, wie man gewöhnlich sagt, der Rubrik der Krakauer Kirche entsprechenden Meßbüchern herrschte, die vorhandenen aber zum großen Teile verderbt und verunstaltet waren, so erachtete es der hochwürdigste Herr Johannes Rzeszowski, Bischof gedachter Kirche, für seine Pflicht, derartigem Mangel zu begegnen und Vorkehr für leichten Erwerb wohlverbesserter Bände zu treffen; und indem er fürsorg lich sein Augenmerk dieser Angelegenheit zuwandte, trug erSorge, daß sie auf das beste verbessert und verbessert gedruckt würden. In seinen: Aufträge und auf seinen Befehl ist daher das vor liegende Meßbuch, nachdem es vorher von Fehlern gereinigt und entsprechend der Rubrik der Krakauer Kirche berichtigt war, durch Peter Schösser von Gernsheim in der edlen Stadt Mainz, der Erfinderin und ersten Vervollkommnen:: dieser Kunst zu drucken, in: Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1484, am 10. No vember glücklich vollendet worden.« Von diesem Krakauer Missale erschien 1487 eine neue Auflage, von der sich vier Exemplare erhalten haben. Zwei von ihnen zeigen die mit der vorstehenden inhaltlich völlig identische Schlußschrift (mit der Jahreszahl 1487 »am 16. August«), während die beiden anderen auffallenderweise nur folgende Schlußschrift aufweisen: »Das vorliegende Missale ist von Peter Schösser von Gernsheim in der edlen Stadt Mainz, der Erfinderin und ersten Vervoll kommnen:: in der Druckkunst, im Jahre des Herrn 1487, am 16. Au gust glücklich vollendet worden.« Gleich kurze Vermerke tragen das eben besprochene Missale für Breslau von 1483 und die Missalien für Meißen und Meißen- Gnesen von 1487 und 1492. Tronnier schließt zunächst aus der Übereinstimmung der Schlußschriften, daß diese nicht von den Bischöfen, Domkapiteln oder bischöflichen Kanzleien herrührten, sondern der Intention Schössers entsprungen seien, der sich zu ihrer Abfassung des Rates seiner geistlichen Berater und Korrek toren bedient haben möge. Die Frage nach dem Grunde der Verschiedenartigkeit der Schlußschriften glaubt Tronnier nun dahin beantworten zu können, daß alle Ausgaben, die nur das Impressum (kürzere Schlußschrift) enthalten, für das Domkapitel der betreffenden Diözese hergestellt worden seien, die übrigen dagegen :m Verlage von Peter Schösser und auf sein Risiko. Dieser Schluß ist einleuchtend; denn in den Exemplaren, die Schösser für das Domkapitel druckte, hatte er eine Anpreisung des Buches nicht nötig; deshalb genügte das Impressum. Die Exemplare, die er noch abzusetzen hoffte, empfahl er durch eine ausführlichere Schluß schrift, in der er die Richtigkeit des Textes anpries. Freilich spricht die Tatsache dagegen, daß in den Breslauer Synodalstatuten nichts von dem Plan einer Missalneuausgabe gefunden wird, während beide Auflagen nur das Impressum zeigen, also auf Kosten der Domfabrik hergestellt worden sein müßten. Sehr wahrscheinlich machen es die Untersuchungen Tronniers, daß in Mainz oder in dessen Nähe gegen Ende des 15. Jahr hunderts eine Buchbinderwerkstätte existiert hat, die eine reiche Tätigkeit entfaltet und mit der Schöfferschen Offizin in geschäft licher Beziehung gestanden hat. Ebenso ist als nachgewiesen an zusehen, daß Schösser die Rubrizierung und Illuminierung eines Teils seiner Missalien selbst hat vornehmen lassen. Als Auflagenhöhe für die Drucke ist durchgehend die Zahl 480 wohl als zutreffend anzunehmen. Für den Preis der damaligen Meß bücher haben wir einen Anhalt in den: Freisinger Missale von 1487, von dem es in dem Einführungsdekret des Bischofs Sixtus von Tannberg heißt, daß das Papierexemplar 5 rheinische Gulden, das Pergamentexemplar 14 Gulden koste Der Wert des rheinischen Gulden belief sich nach heutigem Geldwert auf etwa 9 M. Nach den: Tode Peter Schössers übernahm sein Sohn Johann das Drnckgeschäft. Am 1. September 1507 geht sein erster Missal- 1082'
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