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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1908
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- Erscheinungsdatum
- 04.08.1908
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- Deutsch
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8294 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 179, 4. August 1SV8. bergveröffentlichungen seine umfangreiche Arbeit über die Missale- - drucke Peter Schössers mitteilt, weist sogar nach, daß es noch einen dritten, von den anderen verschiedenen Satz des Missales von 1493 gibt. Zedier führt den Grund dieser auffälligen Tatsachen auf das Bestreben zurück, den Druck auf der allzu langsam arbei tenden Handpresse zu beschleunigen, und diesem Argument schließt sich Tronnier an. »Das Missale«, sagt er, »ist beendet am Mittwoch der Karwoche 1493, auf den 7. April fällt Ostern. Dieser Tag kann als Abschlußtermin des Werkes ausbedungen gewesen sein; zu diesem Tage hat vielleicht Schösser dem Kurfürsten mrd dem Kapitel noch gebundene Exemplare der neuen stattlichen Aus gabe überreichen wollen. Wahrscheinlicher scheint es mir indes, daß der Druck mit zunehmender Eile fertiggestellt worden sei, um ihn noch den auf der Frankfurter Fastenmesse bereits ge fundenen Käufern zuführen zu können«. In die Einzelheiten der Zedlerschen Studie kann ich hier nicht eingehen; nur so viel sei noch erwähnt, daß der Forscher die Sonderbarkeit glaubt feststellen zu können, wonach Satz und Druck der oben erwähnten fünfzehn Seiten nicht in der fortlaufenden Reihenfolge der Seiten geschah, sondern so, daß auf eine Seite des Registers zunächst eine Seite der Inkoimaoionss st oautstas folgte, und um die Sache noch seltsamer zu machen, soll der Satz von rückwärts hergestellt worden sein, und zwar so, daß erst die Rekto- und dann die Versoseite erledigt wurde. Dieser Annahme Zedlers tritt aber Tronnier entgegen, der den halbbogenweisen Druck des Werkes nachweist. Übrigens kommen in dem Satz auch drei Typen vor, die in der Bibel fehlen. Angesichts dessen sieht sich Zedler in die Notwendigkeit der Annahme versetzt, diese Typen seien erst für den vorliegenden Gebrauch geschaffen worden. Er ist aber der Ansicht, daß die übrigen Typen, die auch in der Bibel Vorkommen, dem ursprünglichen Bestand entstammen. Sie sind »ja am Ende der einzelnen Setzerabschnitte der Bibel noch in gutem Zustand und später zu keinem Druck mehr gebraucht worden. Daß sie für einen der uns erhaltenen kleinen Drucke neu gegossen worden seien, ist weder an und für sich wahrscheinlich, noch spricht, soweit sich dies bei dem Zustand dieser Drucke beurteilen läßt, ihr Aussehen dafür«. Das Ergebnis der Untersuchung faßt er dahin zusammen, daß dem seitenweise erfolgten Druck der 42zeiligen Bibel entsprechend der dazu verwendete Schriftvorrat trotz der verschiedenen nebeneinander herlaufeuden Setzerabschnitte im Verhältnis zu dem heutzutage für einen so umfangreichen Druck aufzuwendende Letternmaterial sehr gering gewesen ist. Daß dasselbe für die größere und ältere Gutenbergische Bibeltype in noch verstärktem Maße gilt, will Zedler später noch zeigen. Weiter glaubt er, daß der nachgewiesene doppelte Satz von fünfzehn Folioseiten für die Vorstellung, die wir uns von der Leistungs fähigkeit der alten Druckpresse zu machen haben, die größte Be achtung verdiene. Diese subtilen Studien mit Buchstaben-Zählungen und -Ver gleichungen gehören, so notwendig und wertvoll sie sein mögen, nicht zu den interessantesten Arbeiten, und es scheint mir auch, daß daraus oft etwas viel herausbewiesen wird. Ein um so größeres Verdienst ist es, die an sich recht trockenen Untersuchungen in eine interessante Form zu fassen, was AdolfTr o n ni e r in seinem schon erwähnten Beitrag gelungen ist, der in dem Bande den Löwenanteil an Raum für sich beansprucht. In lebhaften Farben entwirft der Verfasser zunächst ein Bild von manchen Zuständen im Mittelalter, die sich von den unseren besonders stark unter scheiden. Vor alleni sind es die abergläubischen Mißbräuche, die sich in das religiöse Leben eingeschlichen hatten und die u. a. durch den aufgeklärten Kardinal Nikolaus Cusanus energisch be kämpft wurden. Dieser außerordentliche und seiner Zeit weit vorangeschrittene Mann ist aus dem Volke hervorgegangen. Wer an die Mosel kommt, hat noch Gelegenheit, in Eues, gegen über Bernkastel, in dem großartigen, von ihm 1450 gegründeten Wohltätigkeitsinstitut eine Erinnerung an die Geburt des Schiffer sohnes zu bewundern, der schon die erst anderthalb Jahrhunderte später durchgeführte' Kalenderverbesserung befürwortete, statische Experimente und Forschungen über die Zugkraft des Magneten machte, meteorologische Untersuchungen auf Grund des Feuchtig keitsgehaltes der Luft ausführte und in der Philosophie und den klassischen, hebräischen und arabischen Sprachen Hervorragendes leistete. Dieser Kirchenreformator, dem sein reines Streben zum Verderben geworden ist, hat sich auch mit der Revision und Korrektur des Meßbuches befaßt, und als Bischof von Brixen 1453 und 1457 erläßt er hierauf bezügliche strenge Anweisungen. Die Missalien, sagt er, sind durch die Gleichgültigkeit der Schreiber, durch ihr Alter verderbt, stimmen nicht miteinander überein und weisen von der rechten Rubrik*) ab. »Aus all diesen dringlichen Gründen haben wir von erfahrenen und erprobten Geistlichen das Meßbuch einer sorgfältigen Korrektur unterziehen lassen und den Druck des so berichtigten Werkes angeordnet. Gleich zeitig haben wir Sorge getragen, daß die Bücher zu einem an gemessenen Preise zu haben sind.« Die Tatsache, daß eine solche Revision der Meßbücher nun ziemlich allgemein wurde, erklärt das Erscheinen der großen Anzahl von Missaldruckeu. Es ist auffallend, daß Peter Schösser vor 1483 sich nicht unter der Zahl der Missalhersteller findet. Tronnier sucht den Grund in Politisch-Persönlichen Verhältnissen. Der Erzbischof Diether von Isenburg, 1461 von Papst und Kaiser abgesetzt, war 1462 seinem Gegner Adolf von Nassau unterlegen. In Mainz hausten die Sieger nach damaliger Sitte plündernd und zerstörend. Diesen Kämpfen waren literarische Fehden für und gegen die beiden Bischöfe vorangegangen, die mit Hilfe der Buchdruckerkuust aus- gefochten worden waren. Für Diether druckte, wie eine gleich zeitige Mainzer Chronik berichtet, Gutenberg, während die Firma Fust-Schöffer mit ihren Pressen dem Nassauer zu Hilfe kam. Der Jsenburger kam aber nach dem Tode Adolfs von neuein auf den Mainzer Kursessel, den er bis zu seinem 1482 eingetretenen Tode innehatte. Die Missalreform ging nun von Diether aus, und wegen des Umstandes, daß der Mainzer Drucker gegen ihn Flugschriften gedruckt hat, wird er diesem die Herstellung des Missaldruckes nicht überlassen haben, sondern er wandte sich dieserhalb an Georg Reyser. Das erste Missale, das wir von Schösser besitzen — er nennt sich in der Schlußschrift — stammt aus 1483, und Tronnier stellt fest, daß es nicht für die Mainzer, sondern für die Breslauer- Diözese bestimmt war. Auf den ersten Blick erscheint es befremdend, daß in so früher Zeit der Auftraggeber und der Drucker so weit voneinander entfernt wohnen. Und doch ist dies tatsächlich für das 15. Jahrhundert nichts Ungewöhnliches. So wird ein Trierer Missale gegen 1480 in Basel, ein Ratzeburger 1493 in Nürnberg, das altermläudische 1497 in Straßburg gedruckt. In unserm Falle ist es möglich, daß der Bischof Rudolf von Breslau, der ein geborener Rüdesheiner war, die Bestellung, die wahrscheinlich in sein letztes Lebensjahr fiel, aus Lokalpatriotismus in Mainz machte. Von diesem ersten Schöfferschen Missale sind noch fünfzehn Exemplare bekannt, von denen sich fünf im Auslande (im Britischen Museum, in der Bibliotheca Spenceriana, der kaiserlichen öffent lichen Bibliothek in St. Petersburg, dem Nationalmuseum in Buda pest und der Universitätsbibliothek in Prag) befinden, während die übrigen in Breslau (vier), Berlin, Mainz, Neisse (drei) und München aufbewahrt werden. Die vergleichende Untersuchung der zwölf, Tronnier zugänglichen Exemplare hat nun die sonderbare Tatsache auch hier bestätigt, der wir öfter in Drucken des 15. Jahrhunderts begegnen: daß nämlich die Exemplare ein und derselben Auflage eines Buches viele Verschiedenheiten aufweisen. In diesem Falle geht diese Sonderbarkeit so weit, daß mehrere Blätter sogar in dreifach verschiedenem Satze vorliegen; andere weisen zwei * Das Wort Rubrik für rituelle Anweisungen und Nachschriften kommt von dem lateinischen rubrioa — Rötel; den Gesetztitel Pflegte man rot zu schreiben, dann überhaupt Überschriften, und auch im Text wurden schließlich die von dem Leser zu beachtenden Vor schriften durch rote Schrift hervorgehoben.
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