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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1936
- Strukturtyp
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- 1936-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1936
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- Deutsch
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voraus. Wie aber, das eben war die Frage, sollte dieses gute Schrifttum arbeitsmäßig ernüttclt werden. Der Nächstliegende Ge danke war natürlich, das gesamte erscheinende Schrifttum einer Prüfung zu unterziehen und zu diesem Zweck ein Lektorat von entsprechenden Ausmaßen aufzubaucn. Allein die Verwirklichung dieses scheinbar selbstverständlichen Gedankens wäre, wie die kri tische Erwägung rasch ergab, einer jener -Kurzschlüsse des guten Willens» gewesen, von denen ich vorhin sprach. Denn schlechthin alles zu prüfen würde bedeutet haben, daß die Reichsschrift tumsstelle sich mit Hunderten, ja Tausenden von Büchern hätte be schäftigen müssen, die mangels Substanz für die Förderung doch niemals in Frage gekommen wären. Es hätten mithin bei dieser Arbeitsweise wertvollste Arbeitskräfte auf eine mehr oder minder nutzlose Beschäftigung angesetzt werden müssen. Ja es bestand so gar die Gefahr, daß für die Prüfung des Durchschnittlichen und Unzulänglichen mehr Arbeitskraft und Arbeitszeit auszuwenden gewesen wäre als für die Prüfung des Guten und Zulänglichen, das zu ermitteln doch die eigentliche Aufgabe war. Dazu kam, daß die Frage, ob gleichsam eine totale Prüfung des Schrifttums vorgenommen werden sollte, die Leitung der Neichsschrifttumsstelle vor eine schwerwiegende Alternative stellte. Denn es war von vornherein klar, daß bei einer Prüfungsarbeit von solchen Ausmaßen sich der Tätigkeilsschwerpunkt nur zu leicht in diesen Teil der Arbeit verlagern konnte, und dann für die Lösung der eigentlichen Ausgabe nicht mehr Raum genug blieb. Anders ausgedrückt: die Rcichsschristtumsstelle wäre auf diesem Wege allzuleicht aus einer Stelle zur Förderung zu einer Stelle zur Prüfung des Schrifttums geworden. Wir sahen uns daher ge zwungen, da wir an unserem ersten und eigentlichen Auftrag sest- hieltcn, das vor uns liegende Problem in andcrcrWcise zu lösen — um so mehr, als sich gegen den Aufbau eines so umfangreichen Lektorates noch ein zweiter nicht minder gewichtiger Einwand erhob. Alle Kunstkritik und mithin auch alle Literarkritik hat mit innerer Notwendigkeit subjektiven Charakter, auch dann und da, wo die Urteilenden politisch und kulturpolitisch aus der gleichen liberzeugungsebene stehen. Man kann unter der Voraussetzung, daß man nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich der Bewegung angehört, wohl mit absoluter und objektiver Sicherheit beurteilen, ob der Gehalt eines Buches dem Geiste unserer Bewegung ver wandt oder fremd ist. Das spezifisch literarische Urteil aber, das Urteil also über den dichterischen bzw. schriftstellerischen Wert und Rang eines Werkes, liegt auf einer anderen Ebene und läßt, wie Sic alle wissen, auch unter politisch Gleichgesinnten mancherlei Differenzierungen zu. Stützt man sich nun auf ein Lektorat von Hunderten von Mitarbeitern, mit denen man überdies schon aus zeitlichen und räumlichen Gründen nicht in beständigem, persön lichen Kontakt stehen kann, so summieren sich allzuleicht die subjek tiven Urteilscinslüfsc bis zu einem Grade, daß eine amtliche Dienst stelle sich mit diesen Urteilen nicht mehr identifizieren kann. Iden tifizieren kann sic sich mit ihnen bei sorgfältigster Personenaus- Ivahl wohl im politischen, nicht aber im literarischen Bereich. Denn es ist zweierlei, ob man, gestützt auf irgendwelche Lcktoren- gutachten zu der Überzeugung kommt, daß man es in diesem oder jenem Fall mit einem Buch von Bedeutung zu tun hat, oder ob man die subjektive Formulierung des Gutachtens, in dem diese Bedeutung gewürdigt wird, bis in alle gedanklichen und stili stischen Nuancen hinein sich zu eigen macht. Aus diesen Erwägungen ergaben sich für die Reichsschrift- tumsstclle zwei fundamentale Arbeitsgrundsätze: Der Verzicht auf die totale Schrifttumsprüfung, um von der eigentlichen Ausgabe, der praktischen Förderung nicht zwangsläufig abgelenkt zu wer den, und die Beschränkung aus ein relativ kleines Lektorat, das die Möglichkeit bot, mit jedem einzelnen Lektor in persönlichem Kon takt und ununterbrochener geistiger Auseinandersetzung zu bleiben. Freilich — das Problem, vor das sich die Reichsschrifttums- stcllc gestellt sah, war mit der Erarbeitung dieser Grundsätze noch nicht gelöst, denn wie sollte nun nach jenem Verzicht und dieser Beschränkung aus der Masse des täglich erscheinenden Schrifttums dasjenige herausgefundcn werden, was wir zu fördern wünschten. Irgendwie mußte die Auslese ja getroffen werden. Reifliche Über legung hat auch hier einen arbeitsmäßig sehr einfachen Weg finden 488 lassen. Reben dem der Stelle eng angeschlossenen und fest zu sammengehaltenen kleinen Lektorat ist nach und nach ein lockerer gefügter Arbeitskreis von Vertrauensleuten ausgebaut worden, deren laufende Mitarbeit die Gewähr dafür bietet, daß der Stelle kaum ein wesentliches Buch entgehen kann. Überall im Reich be schäftigen sich ja Hochschuldozenten, Litcrarkritikcr von Zeitungen und Zeitschriften, literarische Mitarbeiter an Reichssendern usw. aus beruflichen Gründen unaufhörlich mit allem, was an neuen Büchern erscheint. Aus dem Kreis dieser Personen haben wir eine Anzahl fest in der Bewegung verankerter Menschen ausgewählt und arbeiten mit ihnen so zusammen, daß uns auf vorgedruckten Karten immer dann Mitteilungen zugehen, tvenn der eine oder andere auf ein Buch gestoßen ist, das er für wesentlich hält und deshalb für die Förderung Vorschlägen möchte. Diese Mitteilungen enthalten lediglich den Namen des Verfassers, den Titel des Buches und den Namen des Berlages, in dem das Buch erschienen ist. Den betreffenden Vertrauensleuten erwächst somit aus dieser Zu sammenarbeit mit der Stelle nicht die geringste Belastung, da irgendwelche gutachtlichen Äußerungen von ihnen nicht verlangt werden. Für uns aber sind diese Mitteilungen von dem allergröß te» Wert, da wir sicher sein dürfen, es bei der Bearbeitung der genannten Bücher mit wesentlichem Schriftgut zu tun zu haben. Der Vertrauenskreis wirkt sich für die Stelle wie eine Art von Filter aus, der das Unzulängliche automatisch sernhält und damit die Möglichkeit zu sinnvollem Arbeitseinsatz bietet. Die uns ge nannten Bücher werden sodann von dem Lektorat noch einmal gelesen und geprüft. Da es sich aber um eine schon vorgeprüste Auswahl handelt, kann auch ein relativ kleines Lektorat diese Ausgabe glatt bewältigen. Mit Hilfe dieses aus der Praxis erarbeiteten und auf die Praxis ausgerichteten Apparates ist die Rcichsschristtumsstelle in der Lage, aus der Fülle des neuerscheinenden Schrifttums rasch herauszufinden, was sic für die Förderungsarbeit braucht. Daß in der Zentrale selbst, im engeren Kreis der Mitarbeiter unabhängig vom Lektorat und von dem Kreise der Vertrauensleute an Sich- tungs- und Prüfungsarbeit geleistet wird, was zeitlich nur irgend geleistet werden kann, versteht sich von selbst. Wie sich natürlich auch von selbst versteht, daß wir jede andere Möglichkeit der prak tischen Zusammenarbeit auf unserem Gebiet wahrzunehmen trach ten. So arbeiten wir im Sektor des nationalsozialistischen Schrift tums eng mit der Parteiamtlichen Prüfungskommission zusammen, die ja in diesem Bereich aus Grund ihres Auftrages eine um fassende Prüfung vornimmt. Ich habe bisher von den Vorarbeiten gesprochen. Lassen Sie mich kurz auf die eigentliche Arbeit, die praktische Förderung des ausgcwählten Schriftgutes eingehen. Von den: subjektiven Cha rakter aller literarisch-wertenden Gutachten war bereits die Rede. Mit der Feststellung dieses Charakters hängen nun eng zwei wei tere fundamentale Grundsätze für die Arbeit der Rcichsschrist tumsstelle zusammen. Eben weil ausgearbeitete Gutachten not wendig subjektives Gepräge haben müssen, sind alle im Zuständig keitsbereich der Rcichsschristtumsstelle hcrgestelllen Gutachten nur für den internen Dienstgebrauch bestimmt. Keines dieser Gutachten wird veröffentlicht. Ans dem gleichen Grunde lehnt die Reichs- schriftt-umsstclle jede Beteiligung an der öffentlichen literarkriti- schen Arbeit ab. Sie unterhält weder eine Zeitschrift, noch versucht sie, die Presse zur Aufnahme formulierter literarischer Urteile zu veranlassen. Beides: die Veröffentlichung von Gutachten und dis Beteiligung an der literarkritischen Aussprache kann nach unserer Auffassung aus den dargelcgten Gründen nicht Ausgabe einer amt lichen Stelle sein. Unsere Aufgabe sehen wir allein darin, die Bü cher, die gefördert werden sollen, stärker als alle übrigen in das Scheinwerfcrlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken. Wir teilen daher — um ein Beispiel aus der Praxis heranzuziehcn — in regelmäßigen Abständen den Redaktionen der Zeitschriften und Zeitungen sowie dem Rundfunk lediglich die Titel der von uns ausgewähltcn Bücher mit und sprechen dabei die Bitte aus, diese Bücher auf breiterem Raum zu würdigen als die übrigen. In welcher Weise das geschieht, ob die Zeitung lediglich eine Bespre chung bringt, ob sie das Buch in einem Feuilleton würdigt, ob sie Auszüge daraus veröffentlicht, bleibt allein den verantwortlichen Mitarbeitern der Zeitung oder Zeitschrift überlassen — und muß
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