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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1936
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- Deutsch
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Nummer 133, 11. Juni 1936 des Buchhandels, die Büchereien und Dichterlesungen erreichen, kommt sie nicht heran. Der Rundfunk kann immer nur solche Sendungen bringen, für die das Interesse einer möglichst zahl reichen Hörerschaft vorausgesetzt werden kann oder wenigstens zu wecken ist. Vom Schrifttum aus gesehen ist es eine notwendige Aufgabe, einen Boden aufzulockern und aufnahmefähig zu machen für weitere Maßnahmen, seien es kaufmännische des Buchhandels, seien es kulturelle und organisatorische anderer Organisationen, der NS.-Kulturgemeinde usw. Eine Auszählung der im Börsenblatt im letzten Vierteljahr 193!) unter den »Mitteilungen der Werbestelle- erfaßten, irgend wie also immer aus das Schrifttum bezogenen Sendungen ergab folgendes Ergebnis: Zulcimmenstellung der Buchbesprechungen, Dichterlesungen und Borträge aus Grund der Mitteilungen der Werbestelle im „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel", 4. Vierteljahr 1935 Deutschland- I N Breslau ^ Z > Frankfurt !> Köln I Z Leipzig ^ Z 1 Stuttgart II Gesamtzahl ^ B Nr. örsenblatt Tag 2 9 2 6 3 6 5 4 6 1 43 226 28. 9. 35 3 7 2 4 3 3 2 6 6 36 232 5. 10. 35 4 9 3 7 4 4 7 9 7 54 237 11. 10. 35 1 11 2 5 4 4 5 6 6 44 244 19. 10. 35 9 3 9 4 6 6 5 10 18 10 2 82 250 26. 10. 35 3 7 4 7 1 6 2 8 5 3 46 265 2. 11. 35 2 12 6 3 4 8 9 2 2 48 260 8. 11. 35 3 8 6 3 3 5 7 3 38 266 15. 11. 35 2 2 12 2 6 2 2 6 11 4 1 50 272 23. 11. 35 3 3 7 6 3 9 5 11 5 1 53 277 29. 11. 35 2 I 7 5 2 5 5 12 11 50 283 6. 12. 35 6 I 13 1 7 2 4 7 11 6 68 289 13. 12. 35 1 1 7 2 4 3 2 6 7 2 — — 35 295 20. 12. 35 .41 II 120 23 73 39 56 77 116 73 — 10 637 Selbst wenn wir einen erheblichen Abstrich vornehmen und nur die eigentlichen Schrifttumssendungen, also Buchbesprechungen, Dichterlesungen usw. gelten lassen, selbst dann ergibt sich eine Zahl von Sendungen, mit der auch das propagandistische Interesse des Buchhandels zufrieden sein könnte. Tatsächlich liegen die Zahlen noch etwas höher, als in der Zusammenstellung zum Ausdruck kommt, denn die Werbestelle kann naturgemäß nur die ihr von den Pressestellen der Sender übermittelten, nicht die wirk lich gesendeten Bücherstunden angcben. Nun besteht die erstaunliche Tatsache, daß über das Echo dieser Sendungen, über die Zahl ihrer Hörer und damit in weiterem Sinne also über die Wirkung auf den Absatz der Bücher kein Material vorliegt. Die aus ge legentlichen Gesprächen des Sortimenters oder des Bibliothekars mit der Kundschaft gewonnenen Erfahrungen sind recht wider spruchsvoll und lassen allgemeinere Folgerungen nicht zu. Es wäre wünschenswert, einmal in größerem Umfange die publizisti sche Wirkung dieser Sendungen festzustellen. Es darf aber wohl — vom Schrifttum aus gesehen — be hauptet werden, daß das Echo der Schrifttumssendungen erheblich gesteigert werden könnte, ohne daß damit eine quantitative Ver mehrung der Sendungen verbunden sein muß. Es ist festzustellen, daß bisher viele Sendungen verpuffen mußten, weil sie »litera risch« aufgezogen waren und damit nicht der Eigengesetzlichkeit, der »Dramaturgie des Rundfunks« entsprachen. Wir neigen ge meinhin dazu, ein literarisches Werk als Abstraktum, als Ding an sich, zu nehmen und die Bedingtheiten seines Werdens und seines Schöpfers demgegenüber als weniger bedeutungsvoll zu betrachten. Im Rundfunk ist es aber notwendiger denn sonstwo, die fehlende Optik durch entsprechend plastische Gestaltung auszugleichcn. Buchbesprechungen im Rundfunk dürfen sich nicht an aus gewählte Kreise wenden, sie müssen allgemein interessieren und allgemein verstanden werden können. Nicht literarwissenschaftliche und ästhetische Gesichtspunkte und Wertungen dürfen ihnen zu grundeliegen, sondern nationalpädagogische. Wie der Rundfunk sich als »funkeigene« Angelegenheit das Hörspiel geschaffen hat, das etwas grundlegend anderes ist als etwa ein gesendetes Schauspiel, so ist es sehr wohl möglich, das Moment des Belehrenden mit dem des Unterhaltenden zu vereinen. Warum ist z. B. noch nie der Versuch gemacht worden, das Schrifttum als solches lnicht etwa eine literarische Angelegenheit) als Hörspiel zu behandeln? Der deutsche Mensch ist heute politisch ausgelockert und des halb vielem zugänglich, was ihm in der rechten Weise dargeboten wird. Buchbesprechungen sollten deshalb ihren Ausgangspunkt nicht in dem — in diesem Zusammenhang höchst gleichgültigen — Erscheinungstermin der Bücher haben, sondern in Ereignissen, die irgendwie lebendig sind. Derartige Anlässe sind in unerschöpflicher Fülle vorhanden. Sei es die Atlantik-llberqucrung des Zeppelins, oder eine Kraft-durch-Freude-Reise nach Norwegen, oder die Er richtung des römischen Imperiums, oder der hundertste Geburts tag Max Eyths, immer lassen sich von hier aus Linien verfolgen, die eine Fülle von Schrifttum in den Blickpunkt des Interesses zu rücken vermögen. Der I. August ist der 25. Todestag Konrad Dudens. Verlockt diese Tatsache nicht geradezu, einmal das Gebiet der Nachschlage werke zu behandeln. Die Sendung kann etwa mit einem kurzen Zwiegespräch beginnen, in dem in drolliger Form Unkenntnis und Mißverstehen von Fremdworten dargestellt werden. Dann kann etwas gesagt werden über die Entstehung des Duden und die Ent stehung der Lexika überhaupt. Jede Buchbesprechung muß sich aber vor der schlimmsten Entgleisung hüten, deren sie fähig ist, Titel auszuzählen und Inhaltsangaben zu machen. Es ist letztlich nicht einmal notwendig, daß überhaupt ein Titel genannt wird. Das Schrifttum sollte hier zusammenstehen und als ein Einheit liches erscheinen. Die Aufgabe des Rundfunks kann nicht darin liegen, bestimmte Bücher zu fördern lvon staatspolitischen Aus nahmen abgesehen), sondern sie muß darin liegen, überhaupt den Hörer auf eine Buchgattung hinzuweisen und in ihm das Gefühl zu wecken, daß ihm etwas fehle, damit er dann zu gegebener Zeit den Weg in die Bücherei und den Weg zum Buchhändler findet. Wenn sich am 29. August der Geburtstag Hermann Löns' zum siebzigsten Male jährt, dann werden viele Sender auf diesen Dichter Hinweisen. Die Bilder dieses Mannes und Heideland schaften können die Rundfunkzeitschriften, die Presse überhaupt, und die Sonderfenster des Sortiments bringen. Der Rundfunk aber muß den äußeren Rahmen, in dem sich Löns' Wirken ab spielte, tontechnisch vor seinen Hörern erstehen lassen. Hier wie in kaum einem andern Fall wäre es angebracht, ein Lied aus dem Rosengarten, nicht im Kunstgesang, sondern von frischen Jungen- und Mädelstimmen singen zu lassen und all das, was dann über und von Löns zu sagen ist, mit den Melodien zu untermalen, die im deutschen Herzen ihren unvergänglichen Platz gefunden haben. Gustav Freytag ist von uns über alles Maß vergessen wor den. Wir sollten deshalb seinen hundertzwanzigsten Geburtstag am 13. Juli zum Anlaß nehmen, auf die Werte, die wir diesem Mann verdanken, hinzuweisen. Sie liegen gleichermaßen in seinen: dichterischen und wissenschaftlichen Werk wie in seiner historischen politischen Persönlichkeit. In den »Ahnen«, besonders in den ersten Bänden, in »Soll und Haben» gibt es genug Stellen, die als Hörszenen an den Beginn einer Sendung gestellt werden könnten, um an ihnen die Welt Freytags lebendig zu machen. Oder z. B. Max Eyth. Von hier aus ergeben sich geradezu phantastische Möglichkeiten, das naturwissenschaftlich-technische Schrifttum in den Vordergrund zu rücken. Wir sollten viel mehr als bisher solche Gedenktage Herausstellen, um von ihnen aus die Brücken vom Heute unseres Volkes in sein Gestern zu schlagen, um die lebendige Beziehung der Lebenden zu den unvergänglichen Werten zu schassen, die eines Kulturvolkes angebracht ist. Die optische und akustische Wirkung in der Zusammenarbeit von Buch handel, Presse und Rundfunk zu einen, bietet weitere Aus sichten, an denen die Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Buch werbung nicht vorübergehen wird. Der Rundfunk ist von sich aus auf dem Wege, gewisse tote Punkte zu überwinden, die sich an manchen Stellen seiner Arbeit ergaben. Hier liegen Möglichkeiten, die noch lange nicht erschöpft find. Die Träger der Schrifttumsarbeit, der Buchhandel im besonderen, und die Funkleute sind gleichermaßen daran interessiert und sie sollten sich stärker als bisher zum Austausch ihrer Erfahrungen und Anregungen zusammenfinden. 52ö
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