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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1936
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- 1936-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1936
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MMMMMtlMM VMunM Nr. 153 (R. 82) Leipzig, Sonnabend den 4. Juli 1S3K 183. Jahrgang Deutsche Gemeindebibliotheken Die deutsche Tagesprcsse hat in den letzten Wochen und Tagen ausführlich und gewissenhaft über die große Ausstellung »Die deutsche Gemeinde«, die in Berlin gezeigt wurde, berichtet. Man erfuhr allerlei wichtiges und eindrucksvolles. Meist vergessen hat man dabei eine kleine, uns besonders interessierende Schau, die das Büchereiwesen der Städte und Gemeinden zur Darstellung brachte. Sehr richtig schrieb darüber eine Tageszeitung, daß der, der hier näher zusieht, in der nächsten Stunde sich nicht mehr leicht trennen kann. Das stimmt, so wenig die kleine Abteilung neben anderen größeren Sachen ausfiel, so bedeutungsvoll war sie doch. Es lohnt sich, dem dort Gezeigten und Dargestcllten nachzu gehen, Uber drei Millionen Bücher werden im Laufe eines Jahres von städtischen Büchereien und Gemeindebüchereien ausgegeben, fast eine Million Menschen sind die Leser, Lehrreich sind die Er fahrungen der dort Beschäftigten mit ihren »Lesern», seien es nun Kinder oder Erwachsene, erfreulich das oft gesunde Urteil des unverbildeten Menschen über manche Bücher, mancher berufs mäßige Kritiker könnte hier für seine Arbeit wichtige Folgerun gen ziehen. Nicht allein Bücher werden ausgeliehen und gelesen, auch Zeitschriften sind nicht vergessen, so benötigt der Lefesaal einer mittleren Stadt allein mehr als vierzig Zeitschriften; nicht so groß, weniger als die Hälfte, ist die Zahl der benötigten Tages zeitungen, Diese Sonderschau unterrichtet auch über die Zeit, die die Leser in den Lesehallen verbringen. Auf Grund genauer statisti scher Feststellungen erfährt man, daß von hundert Besuchern 66 eine Stunde bleiben, 25 zwei und der Rest sich am Tage drei und mehr Stunden in der Lesehalle zu tun macht. Auch über den Auf bau einer städtischen Bücherei erfährt der Beschauer Notwendiges, Ein Beispiel: einer Stadt von 20 000 Einwohnern genügt eine Bücherei mit 5000 Bänden, sie wird mit jährlich mehr als 1000 Lesern rechnen können, die durchschnittlich fünfzehn bis zwanzig Bücher ausleihen. Die Auslagen betragen dafür etwa 4000 RM, während schon eine Stadt mit der vierfachen Einwohnerzahl jähr lich das vierzehnfache, also 50—60 000 RM aufzuwenden hat. Interessant sind Schaubilder, die deutlich machen, was mit einer Bücherei geschieht, die nicht mit neuerscheinenden Werken ergänzt wird: schon im zweiten Jahre merkt der Leser, daß er mit Neueingängen nicht zu rechnen hat, schnell sinkt die Zahl der Benutzer auf die Hälfte, schon nach fünf Jahren besieht wenig Interesse für die Bücherei, die »ja nichts mehr zu bieten hat«, nach zehn Jahren wird wohl kein Buch mehr ausgeliehen werden, auch wenn man die Bestände der Bücherei immer wieder anpreist. Ein Zeichen, wie genau der Leser über die Bestände der von ihm benützten Bücherei im Bilde ist und wie wenig er es versteht, wenn man dem Ausbau der Bücherei nicht die genügende Sorg falt widmet. Gleichzeitig auch eine ernste Mahnung an die Ge meinden, wenigstens das Mögliche zu tun, um die Bücherei lau fend zu ergänzen. Auch die oft verbreitete Anschauung, daß Frauen mehr lesen als Männer, findet Behandlung in der Schau, Die Berliner Stadtbibliothek stellt fest, daß nur etwa 4000 Frauen die Bücherei benützten, während es 90 000 Männer waren! Das gilt für alle Schichten und Berufe, Vielleicht läßt sich daraus folgern, daß die Männer die Bücherei zu Fortbildungszwecken benützten, zu eige nem Studium, zur Vertiefung in ein besonderes Interessengebiet, also für Aufgaben, die den Frauen ferner liegen. Nicht vergessen sind in der Schau neben den Darstellungen über städtische Bibliotheken die Erfahrungen mit Dorfbüchereien, Vorne an steht die Tatsache, daß aus dem Dorf nicht nur die »Studierten«, als da sind Lehrer und Pfarrer, Bücher lesen, son dern auch andere Leute, denen man früher nie zugestanden hat, daß sie Anspruch aus Bücher hätten. Etwa ein Fünftel aller Dorfbewohner sind Benützer der Dorfbücherei, mehr als 1000 Bände werden in einem Jahr an sie ausgeliehen. Ein gutes Ergebnis wirklicher Büchereiarbeit, wenn man bedenkt, daß aus dem Dorf das Bücherlesen viel stärker durch jahreszeitliche Arbeit beeinflußt ist als in der Stadt, So stehen hier etliche Grund regeln, die aus der praktischen Leiharbeit erwuchsen: Der Mann liest mehr als die Frau. Das ist an und für sich sehr klar, da dem Mann am Feierabend noch manch eine Stunde zur Verfügung steht, die er mit einem Buch aus füllen kann, während sich der Hausfrau meist gerade am Abend noch kleinere notwendige Arbeiten ausdrängen, die sie nicht zum Lesen kommen lassen. Der Kleinbauer liest mehr als der Groß bauer, Wer das dörfliche Leben und Nebeneinander kennt, wird diese Feststellung ohne weiteres glaubhaft finden. Der Arbeiter liest mehr als der Bauer, Auch diese Erfahrung erklärt sich aus dem dörflichen Arbeitseinsatz, da gerade im Sommer für den Bauern der Feierabend wegfällt oder so sehr zusammenschrumpst, daß für Bücherlesen keine Zeit bleibt, während der Arbeiter auch im Sommer seinen Feierabend hat, wenn er nicht selbst in Anspruch genommen ist durch die Be sorgung einer kleinen Landwirtschaft, wie es in Dörfern und klei nen Orten ja häufig der Fall ist. Der Industriearbeiter liest mehr als der Landarbeiter. Auch diese Erfahrung wird niemand ernsthaft bestreiten, da ja für den Landarbeiter ähnliches gilt wie für den ihn beschäftigenden Bauern. Es ist nicht möglich, weitere Einzelheiten zu erwähnen, so z, B, über die Lebensdauer ausgeliehener Bücher, über die Kosten einer Bücherei u, a. Aber wir betonen noch einmal, daß gerade diese kleine Sonderschau innerhalb der jetzt abgeschlossenen Schau »Die ^deutsche Gemeinde« mehr Beachtung verdiente, als sie ge funden haben wird, Erich Langenbuche r. Für jeden Betrieb eine Bücherei Die amtliche Korrespondenz der Deutschen Arbeits front bezeichnet es als eineAufgabefür die Betriebs gemeinschaften, Werkbüchereien zu schaffen. Nur in einem kleineren Teile unserer deutschen Betriebe sei es bisher durch die Unterstützung und Beihilfe des, Betriebsführers oder durch Tat kraft und Opferwillen der Gefolgschaft möglich gewesen, für den Betrieb eine Werlbücherei zu schaffen. Dies fei um so bedauer licher, weil gerade das gute Buch Förderer und Mittler echt deut scher Geistesart, geschichtlichen und nationalsozialistischen Ge dankengutes sei. Der Gefolgsmann mancher Jndustriegruppcn sei nicht in der Lage, sich selbst die notwendigen Bücher anzuschasfen oder ständig Leihgebühren zu bezahlen. Hier habe die Gemein schaftsarbeit der Betriebsgemcinschaft zum Wähle des Ganzen cin- zusetzen. Es dürfe keinen Betrieb in Deutschland geben, in dem nicht Betriebsführer und Gefolgschaft gemeinsam daran gingen, eine gute WerWücherei zu schaffen. Im einzelnen werden dem Be triebsführer u, a, bei Jahresabschlüssen, Betriebsjubiläen usw, Bücherstiftungen empfohlen. Das Wichtigste aber werde stets der volle Einsatz der gesamten Betriebsgemeinschaft sein. Auch könnten besser gestellte Gefolgschaftsangehörige von Zeit zu Zeit der Ge meinschaft ein gutes Buch schenken. Der Gedanke einer wöchent lichen Umlage von vielleicht 5 Pfennigen wird ebenfalls erwogen. Jedem Betrieb, das müsse die Parole sein, »ein Schatzkästlein der deutschen Seele und des deutschen Geistes: die Werkbücherei«. 597
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