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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1936
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- Deutsch
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weisen und mancherlei Anregungen geben, wie sie die Vereins praxis mit sich bringt. Es sei hier nur an eins erinnert, nämlich die Tatsache, daß Sportbücher sich hervorragend als Preise eignen und für den Empfänger jedenfalls weit praktischer sind als so manche Erinnerungsgaben, denen man auch heute noch begegnet. Bei Lehrgängen, Tagungen und ähnlichen Anlässen wird der Dietwart sicherlich bereit sein, für das Buch zu werben; sei es nun in emp fehlender Form oder durch Ausstellungen, die er dem örtlichen Buchhandel ermöglicht. Damit sind die Möglichkeiten noch nicht erschöpft, alles Weitere wird die persönliche Verbindung bringen, auf die es auch hier natürlich ankommt. Man muß sich darüber klar sein, daß es Neuland ist, das damit bcschritten wird. Jung buchhändler oder solche Berufskameraden, die Beziehung zu den Leibesübungen haben, werden erfolgreicher sein können. Ganz all gemein aber bleibt zu sagen, daß es der Mitarbeit des gesamten Standes bedarf und es in seinem eigenen Interesse liegt, wenn dem deutschen Schrifttum der Leibesübungen künftig die Beachtung geschenkt wird, die es verdient. Ehrung eines guten Buches: Von Dr. Karl Wir wollen an den Anfang dieser Betrachtungen die Be hauptung stellen- Wenn der neue Mensch, wie er sich im starken Erleben unserer Jahre formt, an den Werten des guten Buches vorübcrgeht, dann hat er den tiefen Sinn des Aufbruches im zwanzigsten Jahrhundert nicht erkannt. Denn die nationalsoziali stische Revolution bestand ja nicht nur darin, ans Politischem und wirtschaftlichem Gebiet dein Zerfall entgegenzutreten, sie ergriff die Volksgenossen auch innerlich, sie erweckte ihre seelischen Werte. Hier aber hat das gute Buch eine wichtige und wesentliche Auf gabe zu erfüllen, und es ist die Pflicht eines jeden Verantwort lichen, die Werte des guten Buches noch dem letzten Volks genossen zu vermitteln. Wir Jungen haben es nach dem großen Kriege am eigenen Leibe fühlen müssen, was das heißt, fast an der Gegenwart zu ver zweifeln und trostlos in die Zukunft zu blicken! Uns alle bedrückte schwer die wirtschaftliche Not des Landes. Das war aber wenig im Vergleich zu den seelischen Nöten, in denen wir aufwuchsen, und wir standen hilflos in dem Taumel der Nachkriegsjahre. Wohl dem, der in dieser Zeit im Elternhause oder bei guten Lehrern Schutz und Halt fand! Nicht alle hatten dieses Glück, aber für alle stand in dieser Zeit der Auflösung und Verwandlung ein unvergänglicher Schatz bereit, der Trost und Halt und Hilfe in reichem Maße bot: Der Schatz unserer guten Bücher. In ihnen fanden wir alle hohen Werte wieder, vom Vaterlande begonnen bis zur edlen Kunst, die ja in diesen Zeiten scheinbar darin be stand, in Wort und Stein und Musik das auszudrücken, was dem gesunden Fühlen und Denken des normalen Menschen völlig widersprach. Man muß noch einmal in die Fratze dieser dem Untergang geweihten Welt schauen, in der wir Jungen, noch auf gewühlt von dem großen Erlebnis des Weltkrieges, fassungslos und hilflos standen, man muß wenigstens einige Bilder des Ver falls in die Erinnerung zurückrufen, wenn man ermessen will, was uns das gute Buch damals bedeutete. Die Not des Krieges hatte unser Volk wieder beten gelehrt, wir wuchsen in festem Glauben auf. Da kamen kurz nach dem Zusammenbruch »Erzieher- in unsere Schulen, die uns »auf klärten--. Religion und Glaube wurden als Volksverdummung hingestellt, und die Wunder dos Herrn waren in den Händen dieser Menschen erbärmliche Taschenspielereien. Damals hatten wir zum ersten Male das Empfinden, als sei etwas Strahlendes und Herrliches in uns beschmutzt und zerschlagen worden, von hier aus begannen die Zeichen der Zersetzung, um später in den Hasen- cleverschen Blasphemien seiner Komödie »Ehen werden im Him mel geschlossen- einen Höhepunkt zu finden. Dazu kam auf der anderen Seite eine sich selbst verspottende Verstiegenheit im Sek tenwesen, die uns ihrerseits Religion als etwas Fragwürdiges er scheinen ließ. Da warteten Menschen von Jahr zu- Jahr auf den Weltuntergang, da wurden in Sektenschriften schlechte Gurken- Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang, daß durch den Vertrag zwischen Reichsjugendführung und Reichssportführung die körperliche Ausbildung der Jugend von zehn bis vierzehn Jahren allein bei der Hitlerjugend liegt. Die Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen stellen zwar ihre Übungsstätten und Übungsleiter zur Verfügung, sehen sich aber vor völlig neue Aufgaben gestellt. In der einschlägigen Literatur werden sie diese Fragen geklärt finden und es empfiehlt sich daher die Beachtung namentlich der in letzter Zeit herausgekommenen Veröffentlichungen grundlegen den Charakters. Daneben sei auf die Berichte von den 11. Olympischen Spielen hingewiesen. Weiteste Kreise des Volkes, und nicht nur die An hänger der Leibesübungen selbst, sind von dem gewaltigen Erlebnis dieser Augusttage mitgerissen worden; Bild und Wort vermitteln ihnen nun noch einmal die festlichen Wochen von Berlin. Es darf als besonders erfreulich festgehalten werden, daß die jetzt neu er schienenen Werke durchweg sehr gut gelungen sind! Th. N. Eine Pflicht der Dankbarkeit Robert Popp ernten ganz ernsthaft als Symptome des nahen Endes gewertet, da wurden wir Zeugen, wie ein Mensch in seinem letzten Willen sein Leiblied »Warum denn weinen, wenn man auscinandcrgeht- am Grabe gesungen haben wollte. Waren es nicht in erster Linie mit unsere guten Bücher, die uns die Ehrfurcht vor dem Gött lichen Wiedergaben, seien es nun die wuchtigen Klänge der Helden zeit, die innigen Worte des Novalis oder die Spruchweisheit des Angelus Silcsius gewesen?! Vaterland: Das Wort, dessen heiligen Klang wir in den Be richten der Heldentaten des großen Krieges dröhnen hörten, dessen Liebe uns umfing in der Notgemeinschaft langer Jahre, dessen Opfergang uns in Witwen und Waisen sichtbar geworden war, dieses hohe Wort sollte nun nichts mehr gelten. Mit allen Mitteln raffiniertester Wortkunst und Redegewandtheit wurde dem Volke dieser Begriff verwässert und lächerlich gemacht. Sterben für das Vaterland? Der Jude Georg Hermann (Borchardt) belehrte uns eines anderen: »Lieber fünf Minuten lang feige als ein Leben lang tot«. Auf der Heidelberger Universität siel das schändliche Wort von dem »Felde der Unehre«! Wir Jungen flammten damals aus in einem einmütigen Entrüstungsschrei, und wer mit dem Verfasser die Protestkundgebung der Deutschen Studentenschaft in Jena mit erlebte, der wußte, daß Deutschland bald erwachen würde, der hörte mit zusammengebissenen Zähnen den neuen Ausspruch Gumbels: »Landesverrat ist keine Schande mehr- und harrte ungeduldig der Zeit der Vergeltung. Wir aber bereiteten uns seelisch auf das Kommende vor, wir entzündeten unsere Herzen beim Lesen von Büchern der Treue, der Kameradschaft, der Liebe zum Vaterlande, bis uns der hohe Sinn des harten Wortes bekenntnishast auf ging: »Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!- Liebe und Treue: Wie wurden diese hohen Werte ihres Ge haltes entkleidet! Liebe hieß hemmungsloses Genießen, wurde zum Geschäft der Dirne erniedrigt, Treue war Dummheit oder Mangel an Gelegenheit! »Wir waren selbst den Frauen treu, weil's Geld sehr knapp-, heißt es in einem der widerlichen Revueschlager dieser Zeit. Welch eine schwüle Atmosphäre eindeutiger Erotik lastete über der Jugend dieser Jahre! Wohin man sah: Aus Kiosken, in Theatern und Kinos, überall blickte einen die nackte Triebhaftig keit an. Wenn es unserer Jugend gelang, sich rein zu erhalten, dann dankt sie auch das zu einem großen Teil den guten Büchern, die sie lehrte, was in der Liebe Würde und Höhe ist und die das Hohelied der Treue fangen. Wir bewunderten Gudruns Festigkeit und standen ehrfürchtig vor solchem edlen Frauentum, wir er kannten in dem Mädchen des »Armen Heinrich- die Berge ver setzende Macht der dienenden Liebe, wir lasen Bücher der Keusch heit, die wie reinigende Quellen in unseren Seelen neue Kräfte ans Licht springen ließen. Wir erkannten die Würde der deutschen Mutter und beugten uns vor dem Reichtum mütterlicher Hingabe und Opserbereitschaft. 1001
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