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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1936
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- Deutsch
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Nummer 298/299, 24. Dezember 1986 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel grün angestrichen werden mit unvergänglicher Farbe. Aber du sollst belohnt werden, du sollst am Ende doch noch glücklich sein.« Da lächelte Tusmann: gar freundlich und wohlgefällig, und der Magus verlor sich in seine Erzählung. Wie konnte er seinen Büchernarren doch noch glücklich machen? Die Braut gehört dem Jüngling, den sie liebt. Tusmann will auf seine törichten Ansprüche nicht verzichten und wird vom Goldschmied mit allerlei Spuk ver folgt und vom bösen Juden Manasse bedroht, bis er in völlige Verwirrung gerät. Was kann dem armen, alten Tusmann die Ruhe der Seele und die Heiterkeit d?s Geistes zurückgeben? — Plötzlich leuchteten des Magus Augen in stiller Freude auf. Er hatte die Lösung gefunden und entließ mit freundlichem Wink sein Geschöpf. Und während die Gestalt im Spiegel verblaßte, setzte sich der Kammergerichtsrat und Dichter Ernst Theodor Amadeus Hoff- mann vor seinen Arbeitstisch und schrieb, einige Zeilen aus dem Ende der »Brautwahl« vorwegnehmend: »Denkt«, fuhr der Goldschmied fort, »denkt Euch jetzt irgendein seltnes Werk, dem ihr vielleicht lange vergebens nachgetrachtet, das Ihr aus keiner Bibliothek erhalten konntet.« >»O Gott«, sprach der Geheime Kanzleisekretär beinahe weh mütig, »o Gott, da ich nun auch zu meiner Erheiterung bisweilen die Oper zu besuchen gesonnen, wollte ich mich vorher etwas in der edlen Musica feststellen und trachtete bis jetzt vergebens, ein kleines Büchlein zu erhalten, das allegorischerweise die ganze Kunst des Komponisten und Virtuosen darlegt. Ich meine nichts anderes, als Johannes Beers musikalischen Krieg oder die Beschreibung des Haupttreffens zwischen beiden Heroinen, als der Komposition und Harmonie, wie diese gegeneinander zu Felde gezogen, geschar- mutzicret und endlich nach blutigem Tressen wieder verglichen worden.« — »Faßt in die Tasche«, rief der Goldschmied, und vor Freude jauchzte der Geheime Kanzleisekretär laut auf, als er das Buch ausschlug, das nun eben wieder Johannes Beers musikalischen Krieg enthielt. »Seht Ihr wohl«, sprach nun der Goldschmied, »mittels des Buchs, das Ihr in dem Kästchen gefunden, habt Ihr die reichste, vollständigste Bibliothek erlangt, die jemals einer be sessen und die Ihr noch dazu beständig bei Euch tragen könnt. Denn habt Ihr dieses merkwürdige Buch in der Tasche, so wird es, zieht Ihr es hervor, jedesmal das Werk sein, das Ihr eben zu lesen wünscht.« Mit einem stillen Lächeln legte Hoffmann die Feder nieder. »So, alter Tusmann«, murmelte er, »nun bist du ganz glücklich, was?« Und noch unterm Auskleiden sagte er: »Man muß als Dichter dem lieben Gott etwas abgucken und auch mit den sonder barsten Geschöpfen und Käuzen Mitleid haben ... Und endlich: was wären wir ohne die Büchernarren? Sie sind vielleicht die wahren Weisen ... Komm, Kater Murr, wärme mir die Beine: Dein Herr wird alt.« Rhein-Mainische Zungbuchhändler-Freizeit auf Burg Hohlenfels/Nafsau*> ' Die diesjährige Freizeit für die Gaue Hessen-Nassau, Kurhessen und Saarpfalz sollte an der mittleren Lahn stattfinden. Es war jedoch keineswegs leicht, eine für solche Woche geeignete Unterkunft zu finden. Nur durch die freundliche und bereitwillige Führung von Buchhändler Meckel-Limburg fanden wir die ganz im Walde, auf steilem Felsen liegende Burg Hohlenfels. Wenn auch die Unter kunftsmöglichkeiten für eine solche Schar junger Menschen etwas be schränkt waren, so wurden wir doch so verständnisvoll und fürsorglich betreut, das; sicherlich alle dreiundzwanzig Teilnehmer den Ruhm der Burg in ihre Heimat getragen haben morden, nach Hessen-Nassau, Kurhessen, Hessen, Baden, Württemberg, Pfalz, Niederrhein, Ruhr gebiet, Thüringen, Sachsen, Lausitz, Ostpreußen, Berlin. Von der Woche selbst, während welcher uns auch zwei Chefs besuchten (Herr Meckel-Limburg, Fräulein Zufall-Kassel), mögen drei Teilnehmer in einem zusammengefaßten Gesamtbericht ein Bild ver mitteln: »Wer zu einer buchhändlerischen Freizeit geht, freut sich auf zweierlei: Einmal darauf, daß alle die vielfältigen kleinen Erfah rungen und Kenntnisse, die er sich im täglichen Geschäftsleben und durch eigenes Interesse aneignet, in die großen Zusammenhänge ein gegliedert werden, zum anderen aber auf die Gemeinschaft mit jungen Menschen, die nach dem gleichen Ziele streben. Die Nhein-Mainische Freizeit, die unter Leitung von Gaufach schaftsberater HansKöfter stattfand, hat beides erfüllt, und wenn man zurückblickt, erkennt man erst, wie alle Dinge der Freizeit zu sammengewirkt haben, um unseren Blick zu weiten und unser buch händlerisches Gemeinschaftsgefühl zu stärken.« »Abseits von allem Getriebe hausten wir acht Tage in den romantischen Mauern der alten Burg, mit ihrem alles beherrschenden Turm, mit ihrer nahrhaften Gastlichkeit, mit ihrer herrlichen Um-, gebung, den schönen Taunuswäldern und freundlichen Taunushöhen. Aus vielen deutschen Städten hatten wir uns zusammengefunden und lebten eine Woche mit unseren Referenten, besser Lehrern und Mei stern vr. Beer und Prof. Noedemeyer in guter Kameradschaft.« »Wertvolles deutsches Schrifttum der letzten hundert Jahre« war das Thema der Freizeit. Wir bekamen vorher den Auftrag, ver schiedene Bücher zu lesen: Naabe, Rosegger, Stifter u. a. Mit dem leisen Hochmut des Buchhändlers gingen — wie sich später bei den Aussprachen herausstcllte — fast alle an diese »älteren Bücher' heran, aber man erlebte dabei köstliche Überraschungen.« »Die Lücke zwischen Klassik und Gegenwart, die in den literarischen, Vorstellun gen der meisten von uns klaffen mochte, wurde überbrückt. Da viele der im Laufe der Freizeit besprochenen Bücher und Dichter zum »Alltagsbrot' des Buchhändlers gehören, etwa in häufig verkäuflichen Volks- und Neihenausgaben, dürfte auch der ganz nüchtern-sachliche *) Dieser schon längere Zeit vorliegende Bericht kann wegen dauernder Sivffülle leider erst jetzt erscheinen. D. Schriftl. Gewinn für die buchhändlerische Praxis beachtlich sein.« »Bücher, die man früher langweilig gefunden hatte, entpuppten sich als Kunst werke, Schriftsteller, die man in die nicht ganz literaturfähige Gat tung der Heimatschriftsteller eingereiht hatte, lernte man als Ver fasser von lebendigen historischen Romanen kennen und bei manch anderem Werk spürte man, daß die Schilderung der Menschen auch für unsere Zeit durchaus noch zutreffe und uns etwas geben könne.« »In der Freizeit selbst wurde daun dieses Gefühl, das der eine oder andere schon mitbrachte, verstärkt durch grundsätzliche Vorträge von vr. Bee r, dem Direktor der Frankfurter Volksbüchereien, der uns aus seiner reichen und vielfältigen Kenntnis heraus das Schrift tum des IS. Jahrhunderts in seinen einzelnen Gattungen und dich terischen Werken nahebrachte. Das hätte leicht eine bloße Aufzählung von Namen und Titeln werden können, aber hier kam von vorn herein eine geistige Haltung zum Ausdruck, die von unserem neu geschaffenen Weltbild her an eine neue Sichtung und Deutung der uns überkommenen Werte ging. Dabei wurde uns für unsere künftige Arbeit klar, daß das Besinnen auf die Vergangenheit und auf die Kräfte, die sich organisch entwickeln, unerläßlich für ein volles Er fassen der Gegenwart ist. Gleichzeitig ist aber wohl eine Forderung vor uns aufgetaucht, uns mit den übernommenen Wertbegriffen aus einanderzusetzen und persönlich zu prüfen, wie weit der Stempel, den dieses und jenes Buch durch Schulunterricht, Literaturgeschichte und ähnliche Einrichtungen bekommen hatte, noch heute zutrifft und für uns gültig ist.« »Mit einer Einführung allgemeiner Art in die Literatur des 19. Jahrhunderts und die über das 19. Jahrhundert begann vr. Beer mit uns die Freizeit. Im Anschluß an einige Hinweise auf die Be trachtung des 19. Jahrhunderts durch die Literaturwissenschaft ergab sich eine kritische Besprechung der bekannteren Literaturgeschichten. Dabei wurde von dem Wesen einer vergangenen Literaturgeschichte abgerückt mit ihrer allzu ausschließlichen Stoffzusammenhäufung und ihren unlebendigen, philologisch ausgeklügelten Maßstäben. Gegenübergestellt wurde eine Form der Literaturgeschichtsschreibung, die wirkliche, schöpferische Leistung ist, lebendiges Begegnen und Ord nen, ein Messen mit Maßen, die immer wieder am lebendigen Sein des Volkes und seiner geschichtlichen Existenz erprobt werden. So fan den wir zum Beispiel bei Nadler die künstlerische Gestaltung lebendi ger Ordnungen, bei Bartels die leidenschaftliche Anteilnahme und Auseinandersetzung mit dem Stoff. Wir besannen uns auch auf die großen Anreger und Entdecker wertvoller völkischer Beziehungen und Zusammenhänge, dachten an Herder, die Brüder Grimm, Riehl, an die großen Historiker Ranke, Treitschke und Gervinus, an die poli tische und dichterische Leistung von Arndt und Görres, deren Ausein andersetzung mit dem Wcstey wir besonders gedachten, weil wir gerade hier, wie auch an manchen anderen Stellen, sahen, wie in der Gegenwart ein neues, beglückendes Wiederanknüpfen und Weiter führen geschieht. Die großen Wiedererwecker Lagarde, Langbehn und 1119
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