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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1921
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- 1921-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1921
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X- 125, l. Juni 1921, Redaktioneller Teil. Sr^enblatt f. d. Tts^n. B^a-idel. In der Bibliothekarversammlung des Jahres 1903 hatte der Bibliothekar am Reichsgericht, Professor Schultz, in einem längeren Referat auf die neuen Verkaussbestimmungen im Buch handel aufmerksam gemacht und sich eingehend mit der Person von Albert Brockhaus und seinen Leuten beschäftigt. Das Refe rat ist abgedruckt in der »Zeitschrift für Bibliothekswesen des selben Jahres, Es fallen einem die Worte Gretchens an Faust ein: »Es tut mir in der Seele Weh, Daß ich dich in d er Gesellschaft seh'«, wenn man liest, daß »Herr Albert Brockhaus sich von einem Boto- knden beeinflusse» lasse«. Herr Schultz führt dann fort: »Was versteht Herr Bernhard Hartmann in Elberfeld vom Universi- tätsbuchhandcl!» Diese Worte lösten große Heiterkeit bei Brock haus und mir aus, Herr Schultz konnte allerdings nicht wissen, daß ich meine buchhändlerische Ausbildung in einer Universi- tätsbuchhandlung erhalten habe und meine spätere Entwicklung stets in enger Beziehung zum wissenschaftlichen Buchhandel ge blieben ist. Doch bei dieser Verdächtigung blieb es nicht. Konnte man direkt an Brockhaus nicht heran, so meinte man doch Brock haus, wenn man gegen mich hetzte und den den Akademikern nahestehenden Verlegern mich verdächtigte. Der Vorstand des Börsenvereins hatte während des Kampfes um die Organisation von dem ihm satzungsgemätz zustehenden Rechte Gebrauch ge macht und die Geheimhaltung des Börsenblattes durchgefllhrt. Diese namentlich von den Leitern der großen Bibliotheken schwer empfundene Verfügung wurde auf mein Konto gesetzt, und als nun zur Ostermesse 1903 der Wahlausschuß mich zur Wahl in den Vorstand des Börsenvereins vorgeschlagen hatte, opponierte ein Teil des wissenschaftlichen Verlags, an der Spitze der Vor sitzende des Verlegervereins, Karl Trübner, Brockhaus und mir ist es nie klar geworden, wie dieser Irrtum entstehen konnte. In jener von mir geschilderten, unter dem Vorsitz von Trübner stattgefundencn Sitzung des Vereinsausschusses vom Jahre 1901, an der Brockhaus und ich teilgenommen hatten, war zur Sprache gekommen, daß mehrere Kretsvereinsvorstände Einspruch er hoben hatten gegen den Abdruck meines Rundschreibens im Börsenblatt, in welchem die Abschaffung der Ausnahmebestim mungen gefordert wurde; hierin liege eine Gefahr für den Buch handel, da ja »alle Bibliotheksvorstände, die von dieser Abschaf fung berührt würden, das Börsenblatt in Händen hätten«. Daraufhin beschloß der Vereinsausschuß, den Vorstand des Bör- scnvereins aufzufordern, daß er die Geheimhaltung des Börsen blattes durchführe. Der erste Angriff des Akademischen Schutz- Vereins schlug sehl: ich wurde trotz des Widerspruchs einiger Hundert Stimmen in den Vorstand gewählt. Aber gleichzeitig erfolgte der zweite Angriff; es erschien die Kampfschrift des Leipziger Professors Bücher über den deutschen Buchhandel, Dieses unzweifelhaft auf sehr eingehenden Vorstudien gegrün dete Buch kommt durch Verallgemeinerung einzelner Vorgänge zu dem Ergebnis, daß der deutsche Vcrlagsbuchhandel zu teuer produziere, und daß der deutsche Sortimentsbuchhandel über flüssig sei, da er das Buch nur noch mehr verteuere. Büchers Schrift erregte im Buchhandel ungeheures Aufsehen, Der Vor stand des Börsenvereins erließ im Börsenblatt eine kurz ge haltene Bekanntmachung, in der er gegen die Darstellung und die gezogenen Schlußfolgerungen im Buche nachdrücklich Ver wahrung einlegte. In der inzwischen erschienenen Zeitschrift des Akademischen Schutzvereins wurde nun wiederum diese Be kanntmachung des Börsenvereinsvorstandes, und namentlich Brockhaus und seine fünf Vorstandskollegen, scharf angegriffen. Der Kampf war auf der ganzen Linie entbrannt, er trat aber noch vor Ablauf des Jahres in eine neue Phase. Der Akademische Schutzverein suchte durch Gründung einer Sortimentsbuchhand lung großen Stiles die sämtlichen Sortimente Leipzigs auszu schalten. Es wird immer als eine der größten Taten von Albert Brockhaus gelten, daß er dieses mit unleugbarem Geschick in Szene gesetzte Unternehmen durch festes Zugreifen vereitelte. Die Angelegenheit entwickelte sich so plötzlich und forderte zu so schnellem Handeln auf, daß wir Vorstandsmitglieder erst Kunde erhielten, als alles vorüber war. Als einige Monate später, zu Anfang 1904 auf Betreiben des Akademischen Schutzvereins im Reichsamt des Innern zu Berlin diekontra - diktorischen Verhandlungen zwischen den Vertretern des Akademischen Schutzvereins und des Buchhandels stattsanden, war es diese vereitelte Gründung einer Buchhandlung, die den ersten Gegenstand der Besprechung bildete, und die durch uner hörte Angriffe des Hauptwortfllhrers der Akademiker, des be kannten Strafrechlsprofcssors Geheimen Rat Wach in Leipzig, gegen Albert Blockhaus eingeleitet wurde. Wach bezichtigte Brockhaus der Nötigung eines Leipziger Buchhändlers, der sich schon dem Akademischen Schutzverein ge genüber verpflichtet habe und nun durch das Dazwischentreren von Albert Brockhaus verhindert worden sei, sein Wort einzu lösen, Er schloß seine Rede mit dem Hinweis auf den Reichs anwalt, der Albert Brockhaus noch zur Rechenschaft ziehen würde. Die Antwort, die Brockhaus diesen Angriffen entgegen setzte, ist wohl für jeden, der sie gehört hat, bis heute unvergessen. Mit überzeugender Klarheit und großer Mäßigung schilderte Brockhaus getreu nach den Akten den ganzen Hergang, wies nach, daß er im Interesse des gesamten Buchhandels, den zu vertreten er berufen sei, nicht anders habe handeln können, und daß er im vollen Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit jederzeit wieder so handeln würde, wie er es getan, Ter Eindruck dieser Rede auf die ganze große Versammlung war so stark, daß eine weitere Verhandlung nicht beliebt wurde und man sofort in die Tages ordnung eintrat. Nur Herr Geheimrat Wach konnte es sich nicht versagen, gegenüber dem rückhaltlosen Beifall aller Buchhändler hämisch zu bemerken: Dieser Beifall zeuge ja von großer Be liebtheit des Herrn Brockhaus; wenn er Buchhändler wäre, würde er vielleicht auch für Herrn Blockhaus »schwärmen«; ein Ausdruck, der von uns entrüstet zurückgewiesen wurde, Brockhaus hatte wie immer, so auch diesmal alle Vorbe reitungen zu dem jetzt anhebenden Redeturnier sorgfältig ge troffen, Schon am Abend vorher hatte er die buchhändlerischen Teilnehmer um sich versammelt und alle vorkommenden Möglich keiten mit ihnen besprochen. In den nun beginnenden Verhand lungen ergingen sich die Akademiker in endlosen Reden und An griffen, die zum überwiegenden Teil von Brockhaus selbst und anderen mit knappen Worten zurückgewiesen wurden. Das ganze Unternehmen schien schließlich ausgehen zu wollen wie das Horn berger Schießen, Um wenigstens den Schein zu retten, bean tragte schließlich der Reichstogsabgeordnete Rcichsgerichtsrat Spahn die Einsetzung einer kleinen gemischten Kommission, die eine Einigung über verschiedene Punkte versuchen sollte. Diese sogenannte Friedenskommission trat Ende Mai desselben Jahres im Buchhändlerhause zu Leipzig zusammen, aber auch hier zeigte sich sehr bald, daß die Buchhändler nicht gewillt waren, sich aus dem festgefügten Bau ihrer Organisation einzelne Steine heraus- nehmen zu lassen. Was die Herren Akademiker nicht durch Gründe erreichen konnten, versuchten sie durch Grobheit, Als Herr Geheimer Rat Bücher Albert Brockhaus bezichtigte, er habe objektiv die Unwahrheit gesagt, und der Vorsitzende Herr Spahn diesen Angriff zurückzuweisen unterließ, erhob sich ein starker Protest in unseren Reihen; es erschien uns unerhört, den Ersten Vorsteher des Börsenvereins in unserm eigenen Hause ungesllhnt beleidigen zu lassen; der Ruf »Unverschämt!« ertönte. Hierauf verließen die Akademiker ihrerseits unter Protest das Verhand lungszimmer, Die Angriffe auf den Börsenverein waren glän zend abgeschlagen, dank der Umsicht und Tatkraft von Albert Brockhaus, So dachten Wohl alle buchhändlerischen Teilnehmer jener denkwürdigen Verhandlungen, in erster Linie unser Adolf Kröner. Als wir zum Schluß das Reichstagsgebäude, wo die Haupt- Verhandlungen stattgefunden hatten, verließen, sprach Adolf Kröner in bewegten Worten seine Freude darüber aus, daß er diese Tage noch habe erleben dürfen, da ein Jüngerer, ausge rüstet mit Gaben des Geistes und Herzens, wie keiner vor ihm, sein Werk vollendet und gegen alle Angriffe siegreich behauptet habe. Es folgte nun eine Zeit friedlicher Entwicklung, über die Art von Brockhaus' Geschäftsführung noch einige Worts, Die für den Vorstand bei der Geschäftsstelle eingehenden Schriftstücke wurden vom Syndikus zunächst Albert Brockhaus vorgelegt und 7S5
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