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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1921
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- 1921-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1921
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 12S, 1. Juni 1921. Haus zum Schriflführcr gewählt wurde. Es folgten noch zwei sehr anregende Jahre, bis im Jahre 1891 Albert Blockhaus aus dem Amte schied; sein Vater vr. Eduard Brockhaus war in den Vorstand des Börfenvereins gewählt, und der Sohn mutzte sich nunmehr uneingeschränkt der Führung des Geschäfts widmen. Hiermit endigten aber unsere Beziehungen nicht, wir hatten uns so sehr daran gewöhnt, unsere Ansichten über die Ereignisse im Buchhandel gegenseitig auszutauschen, datz ich, so oft mein Weg mich in den nächsten Jahren nach Leipzig führte, an einem Abend der Gast in seinem Heim in der Humboldtstraße war. Ich war Zeuge des herzlichen Familienglllcks, das ihn mit seiner Frau und zwei hoffnungsvoll ausblühenden Knaben ver band. Frau Mony Brockhaus stammte aus einer hochgebildeten Hamburger Familie; sie wutzte den Hauch edelster Gastlichkeit dem Hause zu geben. Frei von jeder Engherzigkeit brachte sie den Interessen ihrer Freunde wärmstes Verständnis entgegen. Ich habe oft in für mich schweren Zeiten das Haus ausgesucht und es nie verlassen, ohne die wärmste Teilnahme für meine Sorgen und in vielen Fällen auch guten Rat mit fortzunehmen. — Dieses glückliche Familienleben wurde schwer getroffen durch den Tod des zweiten Sohnes, der im Herbst des Jahres 1900 in einem französischen Seebade plötzlich starb. Noch befangen von der Trauer erhielt Brockhaus den Ruf zum Ersten Vorsteher des Börfenvereins. Als ich ihn zur Ostermesse 1901 besuchte, um ihm meine herzliche Teilnahme am Tode seines Sohnes aus- zusprechen, zugleich aber auch meiner freudigen Genugtuung Ausdruck zu geben, daß er sich bereit erklärt habe, in schwerer Zeit das Steuerruder des Börsenvereins zu ergreifen, sprach er die mir unvergeßlichen Worte: »Für den Schmerz gibt es nur ein Heilmittel: die Arbeit». — Der nunmehr 46jährige Albert Brockhaus stand auf der Höhe seines Lebens. In zwanzigjähriger Tätigkeit hatte er seine Firma zu einer der größten Weltsirmen entwickelt. Daneben war er in Ehrenämtern des Buchhandels und der Handels kammer tätig, außerdem war er Stadtverordneter und Vorsitzen der der Krankenkassen Leipzigs; er hatte im Aufträge der sächsi schen Regierung an der Revision des Krankcnkasscngesetzes im Reichsamt des Innern tcilgenommen und nun übernahm er die Leitung des Börfenvereins. Daß ihm eine solche staunenswerte Leistung möglich war, ist nur erklärlich durch die geistige Kraft, die in der Familie Blockhaus lebte. Der Großvater Heinrich Brockhaus, der Vater vr. Eduard Brockhaus', und nun auch Albert waren Meister in der Kunst zu arbeiten und zu organisieren. Diese Männer lebten nach dem Grundsatz, daß sie das, was ihre Mitarbeiter leisten konnten, diesen überließen und nur da cingrisfen, wo kein anderer das Gleiche zu tun imstande war. So schufen sie sich einen Gcnc- ralstab von Mitarbeitern, die selbständig und doch im Geiste der Leiter handelten. In die ersten Wochen seiner Vorsteherschaft fiel der Leipziger internationale Verlegerkongrcß, dessen glänzender Verlauf unter Leitung von Albert Brockhaus als erstem Präsidenten noch in aller Erinnerung sein wird. Sodann wandte er sich den Auf gaben seines neuen Amtes im Börsenverein zu. Hier gab es für einen Mann seiner Energie viel zu tun. Das Reformwerk Kröners war ins Stocken geraten, sein Urheber selbst zurückge- treten, ohne es zu vollenden, und seine Nachfolger suchten zu er halten, was möglich war. Aber immer mehr lockerte sich das feste Gefüge der Satzungen, und Ausnahmen über Ausnahmen wurden in den Kreis- und Ortsvereinen dem einzelnen zuge- standcn. Der Verband der Kreis- und Ortsvcreine verlor an Bedeutung, seit die großen Berliner und Leipziger Vereine aus- geschieden waren. Wohl gelang es dem Vorstand unter Engel horn, eine neue, verschärfte Verlegcrerklärung durchzusetzen, und zu Ende der neunziger Jahre kam durch die Wahl Karl Siegis- munds zum Vorsitzenden der Berliner Vereinigung wieder frisches Leben in den Verband, dem die Vereinigung von neuem beitrat. — Trotzdem lastete eine Wolke der Verstimmung und Verzagtheit über dem ganzen Buchhandel. Zur Ostermessc 1901 legte der Verbandsvorstand sein Amt nieder. Der derzeitige Vorsitzende, Zwißlcr, bezeichnete als einen der Gründe zu diesem Schritt das mangelnde Entgegenkommen beim Vorstand des 7S1 Börsenvereins, der in dem Verbandsvorstand nur eine Neben- regicrung sähe. Ja, rief er aus, der Vorsitzende, Herr Engel horn, habe ihn in Stuttgart Wohl als Mitglied des Börsenvereins, nicht aber als Vorsitzenden der Kreis« und Ortsvereine empfan gen wollen. In derselben Versammlung, in der dieser Ausspruch fiel, wurde ich zum Vorsitzenden des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine gewählt, und so standen denn die beiden Freunde an der Spitze der zwei sich befehdenden Organisationen. Brock haus tat den ersten Schritt. In einein langen, fast einer Denk schrift gleichenden Briefe legte er ausführlich die Pläne dar, die er während seiner Vorsteherschaft durchzusühren beabsichtigte. Obenan stand die Weitersührung und Beendigung der Kröner- schen Reformen, sodann der Ausgleich zwischen Verlag und Sortiment, alles Fragen, um deren Lösung wir uns zur Zeit unserer gemeinsamen Arbeit im Vereinsausschuß bemüht hatten. In die mir dargebotene Hand schlug ich um so sreudiger ein, als ich die rechte Stunde für gekommen sah; denn zu dem rechten Manne gesellten sich auch tüchtige Helfer. Von den Vorstands mitgliedern des Börsenvereins nenne ich nur die drei Namen: Ernst Bollert, Wilhelm Ruprecht und Alexander Francke; im Ver- einsausschuß wirkten der zwar vorsichtige, aber zuverlässige Karl Trübner, neben ihm der talenfrohe Karl Siegismund, und meine Hauptstütze im Verbandsvorsland war der alte Kampfgenosse Emil Strauß, der schon 14 Jahre früher mit Albert Brockhaus im Satzungsänderungsausschuß tätig gewesen war. So wurde denn der Pakt geschlossen und in vielen Briefen die Einzelheiten des Vorgehens sorgfältig besprochen. Nach dem Rezept des alten Moltke: »Getrennt marschieren, vereint schlagen» ging vom Vcrbandsvorstand der erste Vorstoß aus. In einem an sämt liche Kreis- und Ortsvereine im Juli versandten Rundschreiben forderte ich zur Mitteilung der bestehenden Ausnahmen und zu ihrer baldigen Beseitigung auf. Über das Ergebnis dieser Rund frage berichtete ich in der Scptcmbersttzung des Vereinsaus schusser, zu der Albert Blockhaus und ich zugezogen waren. Meine Anwesenheit in Leipzig benutzte ich noch zum Besuche des Vor sitzenden des Leipziger Vereins, Hermann Credner, um diesen Verein zum Wiedereintritt in den Verband der Kreis- und Orts- Vereine zu bestimmen. Es ist nun charakteristisch für die Sorg falt, mit der Albert Brockhaus alle Aktionen vorbereitete. Mein bevorstehender Besuch bei Credner war der Gegenstand ein gehendster Erwägungen; Brockhaus machte mich mit allen Eigen tümlichkeiten dieses sehr eigen angelegten Herrn bekannt, vor allem müsse ich ihn geduldig ausreden lassen, bevor ich mit der Begründung meiner Bitte begänne. Diese Instruktion er wies sich als sehr nützlich: mein Besuch hatte den gewünschten Erfolg. In der schon erwähnten Sitzung des Vereinsaus- schusses wurde auch ein an den Vorstand zu erstattendes Gut achten über die Warenhäuser besprochen. Brockhaus legte ein gehend seine Meinung dar, daß man durch einen Kampf, dessen Ausgang zweifelhaft sei, den Börsenverein nicht in Gefahr brin gen dürfe. Es würde im Gegenteil die Macht des Börsenvereins stärken, wenn man, was man nicht hindern könne, die Waren häuser als Verkaufsstellen für Bücher Wohl zulasse, sie aber ver pflichte, zu genau denselben Bedingungen zu verkaufen, wie der reguläre Buchhandel. In diesem Sinne entschied auch der Vereinsausschutz. Einen Monat später, im Oktober l90l fand die Herbstver sammlung der Abgeordneten der Kreis- und Ortsvereine in Köln statt. Auf dieser legte nun Brockhaus zum ersten Male vor einer größeren Anzahl von Kollegen seine Pläne dar. In zün dender, knapper und doch erschöpfender Rede brachte er die An wesenden zu der Überzeugung, daß der einheitliche Wille sämt licher Kreis- »nd Ortsvercine auch das Schwerste zu vollbringen imstande sei. Die Tagung schloß mit einem glänzenden Erfolge. So hatte Brockhaus in kaum fünf Monaten die Gleichgültigkeit und Zaghaftigkeit des Buchhandels überwunden, man glaubte an ihn als den Mann der Tat und folgte ihm willig auch für die Folge. Nach zwei Jahren war das Reformwerk vollendet. Zur Ostermesse 1903 konnte Blockhaus feststellen, daß die Ein heitsfront des Buchhandels geschlossen dastand. Aber gleich zeitig war ihm ein nicht zu unterschätzender Gegner entstanden: der Akademische Sch u tzverein.
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