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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1879
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- Deutsch
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1766 Nichtamtlicher Theil. 104, 7. Mai. Fassen wir die Gebrechen unserer buchhändlerischen Zustände zusammen, so heißt cs, Heilmittel schassen 1. gegen Concurrenz von Seiten derjenigen dem Buchhandel verwandten Geschästszweige, welche denselben als Nebenzweig behandeln und aus diesem Grund die Preise verderben, Buch binder und buchhändlernde Buchdrucker; 2. gegen Colportagehandlungen, die zu herabgesetzten Preisen neue Bücher und Journale vertreiben; 3. gegen die Concurrenz der Leipziger und Berliner Schleuderfirmen; 4. gegen unsolide Sortimentshandlungen; 5. gegen den langen Credit. Es ist von allen Seiten versucht worden, gegen diese Schäden anzukämpsen, »och nirgends hat sich indessen eine Besserung ge zeigt, und eine Muthlosigkeit und Verwirrung hat Platz ge griffen in den Reihen der Sortimenter, daß in vielen Fällen erst gesragt wird, welche Preise die Schleudersortimenter in ihren Katalogen ansetzen, um sich zur Verwendung sür ein Werk zu entschließen oder es dem Verleger entweder gar nicht zu bestellen oder unberücksichtigt bis zur nächsten Ostermesse liegen zu lassen. Sollten solche Zustände nicht geeignet sein, den ganzen Buchhandel zu einer entschlossenen That zu veran lassen? Durch die Gewerbesreiheit ist Jedem freigestellt, einen Berus zu treiben, welchen er will. Damit ist indessen das Ver einsrecht nicht aufgehoben und jeder Berussgenossenschast steht cs frei, innerhalb ihrer Grenzen Vereine zu bilden, die ihren Mitgliedern bestimmte Verpflichtungen auserlcgen und diejenigen, welche diesen Verpflichtungen nicht Nachkommen, von den Vor theilen der Vereinsmitgliedschaft auszuschließen. Es gibt inner halb dieser Grenzen ein sicheres Mittel, den unter 1—3. ange führten liebeln auf einmal gründlich zu steuern, aber unbegreif licher Weise tritt der Anwendung desselben säst im ganzen Deutschen Reich das Wort „Unmöglich!" entgegen. Erst ganz in der neuesten Zeit hat eine Stimme sich hören lassen, welche dem Gedanken näher tritt und kühn das Wort ausspricht: „Abschaffung des Rabatts an Kunden!" Diese Stimme aus Stuttgart geht von derselben Ansicht aus, wie Schreiber dieser Zeilen. Sobald der Buchhandel den Beschluß saßt, den Rabatt ganz allgemein zu verweigern, so ist dies ein ks.it soaorupli, wie die Annectirung von Savoyen und Nizza an Frankreich, wie diejenige von Elsaß und Lothringen an das Deutsche Reich, nur mit dem Unterschied, daß sich über Berechtigung zu dem Schritt im ersten Fall mit Recht, im zweiten Fall mit scheinbarem Recht, in unserem Fall indessen gar nicht streiten läßt. Im Gegentheil läßt sich be haupten, daß durch diese Maßregel die Preise der deutschen Bücher im Durchschnitt eine Reduktion von 10—ISA erfahren^ werden, weil durch die bestehenden Verhältnisse der Normalpreis gewiß um diesen Betrag in die Höhe geschraubt ist. Es läßt sich also auch behaupten, daß die Bücherkäufer mit der Zeit ihren Bedarf nicht höher bezahlen als seither mit 10 oder I5«jb Rabatt. Wo liegt hier eine Unmöglichkeit vor, wenn Niemand sich beklagen kann, übersordert zu werden? Die Scheu des Einzelnen, seiner seitherigen Kundschaft gegenüber den Schritt zu vertreten und die Furcht, Kunden zu verlieren, weil ein Concurrent sich entschließen könnte, heimlich Concessionen zu machen, können doch nicht als Grund gelten. In zweiter Linie entsteht die Frage, wie die Sache ins Werk zu setzen ist. Hier lassen sich die Schwierigkeiten nicht verleugnen. Es ist unzweifelhaft, daß sich der Plan nur durch eine Vereinigung entschlossener Männer durchsetzen läßt, welche es als ihr unabänderliches Ziel betrachten, die Statuten des deutschen Buchhändlervereins in der Weise zu modificiren, daß alle Buchhändler, Sortimenter wie Verleger, dem Vereine bci- treten und die Abschaffung des Rabatts an Kunden als Ver pflichtung fordern, ohne welche der Beitritt nicht gestattet wird. Nicht-Mitglieder des Vereins erhalten nur einen Rabatt von 10 gb. Stuttgart befürwortet einen solchen von 20 A>, welcher unseres Erachtens zu viel Rücksicht nimmt. Die Schleudere! sind vereinzelt und schaden Hunderten ihrer College». Wenn ihnen das Handwerk gelegt wird, wird ihnen nur die Möglichkeit genommen, zu schaden; im klebrigen behalten sie die gleichen Rechte wie alle Andern, die sich den Vereinsvorschristen unter werfen; es geschieht ihnen somit kein Unrecht. Die Schwierigkeiten sck 1—3. wären durch eine solche Maß regel sofort gehoben, und mit neuem Muth dürfte der Sorti menter wieder allseitig seine Thätigkeit ausnehmen. Man sage uns nicht, daß die Sache auch deshalb unmöglich sei, weil der Schmuggel unter der Decke immer seinen Weg gehen werde. Nur in seltenen Fällen läßt sich solch heimliches Treiben auch nur kurze Zeit ausrecht erhalten, ohne daß ein Spionen- und Angeberwesen einzureißen braucht. Die Kunde von solchem Miß brauch sickert schnell durch und auch bei einem schon verdorbenen Charakter macht sich fühlbar, daß er sich nicht mit Beweisen als wortbrüchig hinstellen lassen darf, und daß er Gefahr läuft, der Vortheile eines Veceinsmitgliedes verlustig zu gehen. Die Con- sequenz, aus dem Verein ausgeschlossen zu werden, bringt zugleich die Unmöglichkeit mit sich, als Buchhändler sortzuexistiren. Sollten hie und da vereinzelte Fälle Vorkommen, so haben dieselben wenig Gewicht. Im Fall, daß die ungünstigen Bestimmungen der jetzt be stehenden Statuten des Börsenvereins der Durchführung des Planes im Wege stehen, d. h. daß die Majorität der Reformer aus der nächsten Jubilate-Versammlung vis-ä-vis den in Masse austretenden Leipziger Börsenmitgliedern und anderen Gegnern nicht durchzudringen vermag, auch in diesem Fall ist von einer Unmöglichkeit des endlichen Sieges nicht zu reden. Immerhin wird es mit Hilfe der für 4. und 5. räthlichen Maßnahmen möglich sein, dem Uebel allmählich abzuhelsen. Gegen die unter 4. und 5. angegebenen schlimmen Factoren sehen wir als kräftiges Heilmittel die Bildung von Provinzial vereinen an, welche durch Aufrechterhaltung der Ordnung im kleineren Kreise dem Verleger die Möglichkeit bieten, die Spreu vom Weizen zu sondern. Gegen den langen Credit müssen die Provinzialvereine durch Etablirung von Provinzial-Großsortimenten wirken, die dem Ver leger das Gleiche bieten, was jetzt der Großsortimenter leistet, j Die Schwierigkeiten für Aussührung dieses Planes sind lange nicht so bedeutend, wie diejenigen, die uns für die drei ersten Uebelstiinde entgegenstehcn. Es ist nicht nothwendig, sie vor der Ostermesse zu discutircn. Kommen wir nun zum Schluß, so wiederholen wir mit starker Betonung, daß wir die Abschaffung des Kundenrabatts und zwar die vollständige Abschaffung desselben mit Ausnahme von Bibliotheken und bedeutenderen Bücherkäufern (höchstens bis aus 10 gb) für das alleinige Heilmittel gegen unseren Verfall ansehen. Der Rabatt ist ein Mißbrauch und ein Unsinn. Warum nicht den Preis statt auf 3 M. sogleich auf 2,70 M. setzen und dadurch einen festen Boden gewinnen? L. 8. Personalnachrichten. Herrn CarlLuppe in Zerbst, Besitzer der Firmen E. Luppe's Buchhandlung in Zerbst und Ballenstedt a/H., ist vom Herzog von Anhalt das Prädicat „Hof-Buchhändler" verliehen worden.
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