Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18790505
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187905057
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18790505
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-05
- Monat1879-05
- Jahr1879
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
die Institutionen, die den Schleuderer entstehen lasten. Unsere buchhändlcrischen Verhältnisse sind der Neuzeit nicht gewachsen und müssen entweder einer sesteren Organisation unterworfen werden — oder fallen. Wir haben an der Entwicklung der Verhältnisse gesehen, auf welch engen Raum der Sortimenter mit seinem Ver dienst zurückgcdrängt ist und wie seine Lebensfähigkeit durch die Menge der entstandenen Buchhandlungen und am empfind lichsten durch die Leipziger Mißbräuche untergraben wird. Die Folge dieser Schwäche des Sortimenters sind die erbärmlichen Resultate seiner Thätigkeit, welche den Verleger nöthigen, sich dem Großsortimentcr zuzuwenden. Betrachten wir jetzt die Stellung der Verleger. Es kann den, gesunden Menschenverstand nicht entgehen, daß der Verleger seit der unmotivirtcn Zunahme der Sortiments buchhandlungen zu einer veränderten Taktik gezwungen ist. Soll er dem Verlangen des Sortimenters entsprechen, so ist er ge- nöthigt, Auflagen zu machen, welche der Absatzfähigkeit eines Buches keineswegs entsprechen. Bei streng wissenschaftlichen Werken setzt er sich über diese Rücksicht hinaus, der Artikel verträgt cs nicht und hat es nicht nöthig. Denken wir uns hingegen ein Werk, welches die Nothwendigkeit in sich trägt, gesehen und geprüft zu werden, um allgemein bekannt zu werden, unter der großen Menge von Neuigkeiten sind die meisten in diesem Fall, so muß er 3000 Exeniplare von einem Buch drucken und ver breiten, von dem er nur 1000 Exeniplare verkauft. Durch diese 1000 Exemplare muß er schon seinen Gewinn gemacht haben, damit er nicht leer ausgeht. Druck, Papier, Buchbinder, Frach ten, eigene Arbeit sür die übrigen 2000 Exemplare sind den Verhältnissen geopfert. Ist es ein Wunder, daß die deutschen Bücher theuer sind? Nehme» wir ein populäres Werk, so wird das Verhältnis; sür deutsche Verlagsartikel noch viel ungünstiger. Prospekte nützen bei der Blasirtheit unseres Publikums nicht genug, es müssen Probelieferungen, bei Journalen Probenummern sein. In einer Stadt von 50,000 Einwohnern sind 10 Buch handlungen. Jede verpflichtet sich zur Abnahme von 7/6, 11/10, 13/12 Exemplaren und beansprucht dafür 1000 Prospekte und 200 Probelieferungen. Die Jagd geht los, die Sonne ver finstert sich vor Corvin's Weltgeschichte, die in den Straßen umherfliegt wie Schneeflocken, und am Ende ist jede froh, wenn sie ihre 10 Exemplare untergebracht hat. Von 2000 Exemplaren sind keine 200 hängen geblieben. Und das Publicum? Das Publicum ist geradezu wüthend über die Frechheit der Buch händler, von denen jeder I Exemplar in dasselbe Haus an die selbe Adresse geschickt hat. „Was glauben Sie denn? Glauben Sie, daß ich mir ein paar Dienstmädchen oder Bediente an- schaffen soll, um Ihnen Ihren Plunder wieder zurückzuschicken? Ich verbitte mir ein für alle Mal jede fernere Zusendung und sollten Sie die Unverschämtheit haben, mir nur noch einen Pro- spectus zu schicken, so erhalten Sie denselben das nächste Mal unsrankirt mit einem Pflasterstein beschwert per Post zurück!" Das ist der Erfolg der mühsamen Arbeit: Viel Gejchere und wenig Wolle! Nehmen wir ein tüchtiges wissenschaftliches Werk. Der richtige Sortimenter freut sich über dessen Erscheinen, nicht nur des zu erwartenden Absatzes willen, sondern ebensosehr, um seinem Publicum wieder einmal etwas Ordentliches bieten zu können; er legt sich mit Eifer ins Zeug. Von den sechs bis acht College» einer mittelgroßen Stadt überlegt sich jeder seine möglichen Abnehmer und verlangt entsprechend fest und ä cvnd. Alle haben aber dabei meistenthcils die gleichen Abnehmer ins Auge gefaßt und die Folge ist, daß drei- bis viermal zu viel Exemplare auf den Platz kamen, daß der Absatz weder den Er wartungen der Sortimenter, noch denjenigen des Verlegers ent spricht. Der Gelehrte hat die Novität wenigstens von 4 Seiten zur Ansicht erhalten und hat sie von keiner behalten. Er braucht zwar das Buch; aber er kann ja noch warten, bis eine Offerte mit 10—20 N Rabatt vom Leipziger Schleudersortimcnt kommt. Tritt an einem Platz, der schon genügend mit Sortimenten, und thätigen Sortimenten versehen ist, ein junger Concurrent aus, so ist ausnahmslos seine Taktik die, durch rastloses An- sichtsversenden sich einen Kundenkreis heranzuziehen; „ohne Wahl zuckt der Strahl" seiner Ansichtspackete auf Jeden, den er im Adreßbuch findet, unermüdlich, wöchentlich zwei-, dreimal. Er verschuldet, daß sonst gute Büchcrkäuser widerwillig werden und sich ebenso energisch, wie oben geschildert, gegen alle Zusen dungen verwahren. Nach einem Jahr ist der junge Anfänger curirt; aber das Unheil, das er angerichtet, dauert fort. Der Boden ist indessen gründlich bearbeitet. Jetzt kommt der Leipziger Großsortimenter und wirst in diesen Acker seine Kataloge. Die Recensionen in den Blättern haben unterdessen ebenfalls gewirkt, das Resultat, welches der Verleger beim Groß- sortimentcr erzielt, ist unvergleichlich besser als beim kleinen, ohne die enormen Opfer, die der letztere verlangt. Ginge die Thätigkeit des kleinen Sortimenters derjenigen des Großsorti- mentcrs nicht voran, der Verleger würde manchen Artikel als schlecht bei Seite legen müssen, mit welchem er nachträglich durch das Großsortiment ein ganz crsrculiches Resultat erreicht. Der Kleinsortimenter hat indessen des Teufels Dank von der ganzen Sache, indem ihm sein Abnehmer vorwirst, daß er ihn übersordere, da das Buch bei Dem oder Jenem um 20 N billiger zu haben sei. (Schluß folgt.) Beweise! Jene Prager Handlungen, welchen wir in Nr. 86 d. Bl. die Berechtigung absprachen, über andere wegen Gewährung von Kundenrabatt den Stab zu brechen, da sie ja doch selbst so genannte „Schleuderer" seien und ans Publicum 12—22 N Rabatt gewähren, fordern uns in Nr. 90 auf, unsere Beweise zu veröffentlichen und wagen es, unsere Behauptung als „un wahr" zu erklären. Eine solche Vertheidigung ist gewiß einfach: um sich aus der ... . Lage, in welche diese Firmen durch ihre Unvorsichtigkeit gerathcn sind, zu befreien, verlegen sie sich aufs Leugnen; sie zwingen uns dadurch, unsere Daten vollinhaltlich der Oeffent- lichkeit zu übergeben: „Und ist die Wahrheit ein Scandal, so geschehe der Scandal, und die Wahrheit werde gesagt." Der Rabatt, den die genannten Firmen gewähren, beziffert sich wie folgt: 1) Kosmack L Neugebauer ION bei Franco-Lieferung (Brief vom 1. April 1879): entspricht einem Rabatt von 12N. 2) Silber L Schenk erklären laut Correspondenzkarte vom 4. April 1879, eine Partie Jugendschristen im Betrage von 28 fl. 50 kr. zu 24 fl. zu liefern: Rabatt also 15,1 N. 3) I. G. Calve'schc Hof- u. Univ.-Bnchhandlung gewährt laut Bries vom 25. März und Factur vom 8. April 15 N Rabatt. (Der in der brieflichen Offerte gemachte Vorbehalt, die Bestellung aus dem Antiquariat ergänzen zu können, ist hinfällig; die be treffende Sendung liegt uns ia natura vor und besteht durchaus aus neuen, tadellosen Exemplaren.) 4) I. B. Reinitzer L Co. liefern laut Brief vom 31. März Jugendschriften mit ION und franco: Rabatt 12N; ferner 100 Bändchen Hoffmann und Horn zu 38 sl. franco: also 17 N Rabatt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder