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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1936
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- 1936-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1936
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- Deutsch
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Herstellen, der Sortimenter sie verkaufen. Er muß aber damit rechnen können, daß sie Aufnahme finden. Boden ist hier zweifellos schon gewonnen und wird von Jahr zu Jahr mehr gewonnen werden. So liebeleer und rein merkantilistisch geht die Herstellung der Jugendbücher im allgemeinen zudem in der Tat nicht vor sich, wie dies Helle wahrhaben will. Helles Forderung, daß auf die Herstellung des Jugendbuchs dieselbe Sorgfalt zu verwenden ist wie beim sogenannten Erwachsenenbuch, sei entgegengehalten, daß auf die Herstellung eines Jugendbuchs in der Regel jetzt schon zu mindest soviel Arbeit, einsühlende künstlerische Mitgestaltung und liebende Sorgfalt angewandt wird als beim Erwachsenenbuch. Daß hierbei, wenn auch einwandfreie, so doch andere ästhetische Maßstäbe angelegt werden müssen als beim Erwachsenenbuch, scheint uns in der Natur der Sache zu liegen. Wir glauben hier an eine völlige Gleichsetzung ebensowenig wie daran, daß das spezifische Jugend buch keine Daseinsberechtigung mehr habe. Daß ferner der Verleger, wie auf allen Verlagsgebieten, so auf dem des Jugendbuchverlags, dieses und jenes Buch anregt, ist nicht nur selbstverständlich, sondern es ist dies die schönste, die schöpferische Seite seines Berufes. Die wahrhaften Dichter und echten Gestalter, die der Jugend ihre Muse zur Versügung stellen, sind stets Ausnahmen gewesen. Es ist dies eine vom Jugendbuchverleger immer aufs neue bedauerte Tatsache. Die Honorare — möchten wir zur Ehre unserer Dichter annehmsn — sind hieran sicherlich nicht ausschlaggebend schuld. Die Gründe sind im Wesen des dichterischen Gestaltungsprozesses zu suchen. Auf das schwierige Problem der Honorierung des Jugend schriftstellers näher einzugehen, ist im Rahmen dieser kurzen Aus führungen nicht möglich. Der Hinweis auf die Illustrierung des Jugendbuchs mit den hierin bedingten Aufwendungen möge genügen, um anzudeuten, wie wesentlich anders die Verhältnisse hier liegen als beim Erwachsenenbuch, dem auch preislich keine so engen Grenzen gezogen sind. Zustimmen möchten wir den Schlußausführungen Helles, daß nicht von heute auf morgen von Grund aus geändert werden kann, daß Neues vielmehr organisch wachsen muß. Wir sind einig darin, daß die Gutwilligen sich zusammen finden sollen, um die Probleme weiterhin anzupacken, wir sind mit voller Überzeugung und vollem Einsatz dabei, wo es gilt, Rück ständigkeiten und Hemmungen beiseite zu schaffen, und wir sind uns nicht im unklaren darüber, daß, wo viel erreicht werden soll, viel gefordert werden muß. Or. Herbert Beck. Erwiderung von Fritz Äelke Die Tatsache, daß der Leiter der Arbeitsgemein schaft der Jugendbuchverleger meinen Aufsatz in Nr. 254 des Börsenblattes zur Veranlassung einer eingehenden Stellung nahme seitens der Verlegerschaft genommen hat, ist ein er freulicher Beweis dafür, daß meine Ausführungen das Interesse derjenigen gefunden haben, für die sie bestimmt waren. Eine solche Stellungnahme ist deshalb besonders wertvoll, weil ein neues Jugendbuch, das dem Wesen der heutigen Jugend entspricht und das bei der Lebensformung des jungen deutschen Menschen beachtliche Aufgaben zu erfüllen hat, nur wachsen und werden kann aus ge meinsamer Arbeit all derer heraus, die bei seiner Entstehung und Verbreitung beteiligt und die an seinem Wert und seiner Bedeutung interessiert sind. Das sind Autoren, Verleger und Buchhändler, das ist aber vor allem die gesamte deutsche Jugend. Dies habe ich in meinem Aufsatz als Erfordernis herausgestellt und Herr vr. Beck hat in seiner Erwiderung diese Notwendigkeit unterstrichen. Nur ergibt sich bei der Gegenüberstellung beider Äußerungen ein merkwürdiges Mißverhältnis in der Anschauung über Wesen und Wollen der Jugend, von deren Buch hier die Rede ist. Herr Dr. Beck beruft sich dabei auf einen Artikel, den mein Kamerad Claus Do einer unlängst im »Reichs-Jugend- Pressedienst« veröffentlichte. Dieser Aussatz wurde in seinem Wollen mißverstanden. Er war der erste einer Artikelfolge, die der Frage des Jugendbuches in der Jugend selbst und in Kreisen der Eltern schaft gewidmet ist. Schon der nächstfolgende Aufsatz dieser Serie 1064 wird dartun, daß hier vorerst nur der Boden aufgelockert werden sollte und daß in der Behandlung der Jugendbuchfrage in der deut schen Jugend, ganz gewiß aber in der Reichsjugendführung, vollkommene Einmütigkeit besteht. Der Aufsatz meines Kameraden Doerner kommt zu der Fest stellung, daß die Jugend wenig läse, und wenn schon, dann noch mit Vorliebe nach Karl May und ähnlichem griffe. SAbst wenn diese Feststellung für die gesamte Jugend Geltung beanspruchen könnte, so wäre dies einstweilen nur ein Beweis dafür, daß es unserer Zeit noch nicht gelungen ist, ein ihrer Art und ihrem Wesen gemäßes Jugendbuch zu schaffen, das, wie seinerzeit Karl May's Bücher, eine ganze Generation von Jungen zu begeistern und zu fesseln vermag. Sie trifft aber nur zu (das liegt schon in der Herausstellung Karl Mahs beschlossen) für einen gewissen Teil unserer Jungen im Pimpfenalter. Und ich vermag nicht einzusehcn, weshalb die Neigung eines zehn- bis zwölfjährigen Jungen, spannende Geschichten von fremden Ländern und männlichen Abenteuern zu lesen, zu beanstan den wäre. Daß ferner der Gemeinschaftsdienst, dem unsere Jugend sich verschrieben hat, den Jungen weniger Zeit zum Lesen läßt, als eine Jungengeneration sie besaß, die außerhalb der Schulzeit sich selbst überlassen war, dürste aus der Hand liegen. Daß aber in jedem Jungen und jedem Mädel der Wille zum Lesen vorhanden ist und nach Maßgabe der zur Versügung stehenden Zeit auch befriedigt wird, daran ist kein Zweifel. Darüber hinaus ist die Führung der Hitler-Jugend ständig bemüht, das Lesebedürfnis der Jugend zu wecken, zu steigern und zu vertiefen. Es ist nicht unsere Art, vor noch zu überwindenden Wider ständen die Augen zu verschließen und wir wissen sehr Wohl, daß es noch einer angespannten Schulungs- und Erziehungsarbeit bedarf, um dem wertvollen, unserer Zeit gemäßen Jugendbuch den Boden zu bereiten. Darüber aber sollte es keiner Auseinandersetzungen be dürfen, daß die Arbeit der Verantwortlichen, und das sind in diesem Falle Autor, Verlags- und Sortimentsbuchhandel, Jugendführung und Erzieherschast, sich nur und ausschließlich nach den Erforder nissen auszurichten hat, die sich aus der verpflichtenden Ausgabe unserer Zeit ergeben. Die Flucht hinter den »Publikumsgeschmack« ist ein Ausweg, über den wir ernstlich nicht diskutieren können. In dieser Beziehung hat der Präsident der Reichsschrifttumskammer, Stratsrat Hanns Johst, noch unlängst gelegentlich der »Woche des Deutschen Buches« eindeutige Erklärungen abgegeben, denen nichts hinzuzufügen ist. Allenfalls das, daß eine derartige Flucht beim Jugendbuch doppelt unmöglich ist. Übrigens, ein schlechtes Buch, das nicht vorhanden ist, kann nicht gelesen werden, das gute, das an seine Stelle tritt, wird von selbst Aufnahme finden. Das gute Jugendbuch, das wir uns wün schen, ist ja kein fades, moralingetränktes Zeug, das die lesende Jugend abstößt, sondern hat in erster Linie die Voraussetzungen zu erfüllen, unter denen ein Junge an ein Buch herangeht. Karl May ist da (hier ist nur vom Formal-Gestalterischen die Rede) noch lange nicht der schlechteste Lehrmeister gewesen. Der Protest aber, von dem ich sprach, wurde und wird erhoben nicht nur von allen verant wortlichen Führern und Führerinnen der Hitler-Jugend, sondern auch von einem beachtlichen Teil unserer Jungen und Mädel selbst. Uber den »Herstellungsprozeß«, von dem ich sprach, will ich mich hier nicht noch einmal verbreiten, meine Beobachtungen und Feststellungen auf diesem Gebiet sind so eindeutig, daß sie nicht gut ernstlich widerlegt werden können. Sie sind übrigens nicht selten selbst von Verlegern als bedauerliche Tatsache zugegeben worden. Dies aber ist das S y ste m, das ich als faul und morsch und über holt bezeichnete, nicht etwa einen Berufs st and, von dem wir alle wissen, daß er schwer um seine Existenz zu ringen hat. Ein System aber, das man als morsch erkannt hat, soll man abbauen. Dies wiederum kann nur geschehen, wenn »alle Gutwilligen sich zu sammenfinden«. Wenn die Hitler-Jugend in ihrem Bereich, der heute nahezu die gesamte deutsche Jugend umfaßt, den Boden für das wertvolle Jugendbuch bereitet, dann ist von Autoren, Verlegern und Buch händlern aus der anderen Seite zu fordern, daß sie dieses Beginnen nach ihren Kräften und mit ihren Mitteln unterstützen, indem sie
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