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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1936
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- 1936-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhank-el geböte stellt Paul Ernst dem Kritiker: »Erstens, -u sollst die Be schaffenheit erkennen, das heißt, du sollst wissen, ob ein Kunstwerk in seiner Art gut oder schlecht gemacht ist; zweiten s, du sollst die Ebene unterscheiden, das heißt, du sollst die Werke von bedeu tendem Gehalt von denen sondern, die nur einen geringen Gehalt haben. Im ersten Fall hat der Kritiker das — im weitesten Sinne — Handwerkliche des Werkes zu untersuchen, muß also überhaupt vom Handwerklichen etwas verstehen; im zweiten Fall hat der Kritiker ein Werturteil abzugeben, muß also ein seelisch bedeuten der Mensch sein, der die verschiedenen Gehalte abschätzen kann-. Es wird stets eine besondere Gabe sein, ohne die keiner zur kritischen Tätigkeit greifen sollte, den Zusammenklang von Inhalt, Gesinnung und Form herauszuhorchen, der als Forderung an jedes wirkliche Kunstwerk gestellt werden muß. Es ist unmöglich, hier vcrstandesmäßige Regeln aufzustellen, nach denen schematisch ver fahren werden könnte. Hier tritt der Instinkt in seine »ollen Rechte ein, denn hier zeigt es sich am meisten, daß Literaturkritik vor allen Dingen eine Jnstinltfrage ist. Fragen des Instinkts bei der Literaturkritik werden für uns vor allem auch dort ausschlag gebend sein, wo wir die Neuausrichtung der Literaturkritik auf den Nationalsozialismus vorzunehmen haben. Unter Instinkt aber be greifen wir jenes seine untrügliche Gefühl für die einer Dichtung innewohnenden tiefen Werte, die sie aus dem Schoße des Volks tums empfängt, jene Sprache des Herzens, durch die im einzelnen die Seele des Volkes sich kundgibt; jene Sicherheit der Empfindung, die nichts zuläßt, was vor dem Leben des Volles nicht bestehen kann. Wo die Stimme des Instinktes versagt, da tritt auch der Verstand außerhalb seines Rechtes. Instinkt ist Stimme des Blutes, ist Stimme der Ehre, ist Stimme der völkischen Vergangenheit, ist Stimme des rassischen Schicksals; er ist einem gegeben oder nicht, er kann nicht angelernt oder anerzogen werden; er kann, wenn er als sichere Anlage vorhanden ist, nur ausgebildet werden; es bedarf für ihn aber keiner verstandesmäßigen Regeln und Gesetze, da seine Äußerungen nie den Lebensnotwendigkeiten des Volkes entgegen laufen werden, da er ein Stück der Volksseele selber ist. Nur Jnstinkturteile sind zuverlässig, der Verstand ist lediglich Kontroll- instanz; im Instinkt aber schwingt immer mit das ewige Lebensgut eines Volkes, das dessen Vergangenheit gestaltete und das auch seine Zukunft gestalten wird; Instinkt haben heißt, feine Sinne haben für die Schwingungen dieses völkischen Lebensgutes. Wo aber diese Sinne vorhanden und immer wachsam find, da wird jedes Urteil im Einklang mit den Lebensnotwendigkeilen des Volkes stehen. Das gilt für alle Gebiete des Lebens, es gilt auch für das Gebiet der Literaturkritik. Dann fallen alle besonderen Forderungen an sie weg, deren Erfüllung erst möglich wäre aus Grund zahlreicher zwangsmäßigcr Übungen, da die Literaturkritik im nationalsozialistischen Deutschland eben selbstverständlich nationalsozialistisch sein wird, weil sie unter dem Gesetz aller jener tiefen Bindungen steht, die den vom Nationalsozialismus geforder ten neuen Lebensstil bilden und kennzeichnen. Noch einmal: Neue Der Aufsatz von Fritz Helle, den wir unter dieser Über schrift in Nummer 254 des Börsenbkrttes vom 30. Oktober abge druckt haben, har, was >a sein Zweck war, im Verlag und Sortiment stärkste Beachtung gefunden und eine Reihe von Zuschriften aus gelöst Wir haben jeweils die Stellungnahme eines Verlegers und eines Soriiimnürs herausgegriffen und dem Verfasser des Aufsatzes »Neue Wege zum Jugendbuch«, Pg. Fritz Helle, Gelegenheit gegeben, seinerseits noch einmal zu den beiden Entgegnungen das Wort zu er greifen. Wir bringen in folgendem diese vier Beiträge zum Abdruck. Wir hoffen, daß uns die ganze Auseinandersetzung einen Schritt weiterführen möge auf dem Weg, dessen Ziel klare Verhältnisse auf dem Gebiete des Schrifttums sind. Die Schriftleilung. Forderung und Wirklichkeit iin Iugendbuchverlag Wenn der Lektor des Kulturamts der Reichsjugendführung, Fritz Heike, der zugleich Verfasser richtungweisender Jugendbücher ist, in so scharfer Weise zu der Herbstproduktion des Jugcndbuch- verlags Stellung nmnnt, wie dies in seinem im Börsenblatt Nr. 254 vom 30. Oktober abgedruckten Aufsatz »Neue Wege zum Jugend buch« geschehen ist, so erfordert eine derartige grundsätzliche Äußerung ernste Beachtung. Um so mehr, als Fritz Helle durch ständige Beobachtung der Produktion des Jugendbuchverlags wie durch seine nahe Fühlung mit Jugendbuchverlegern über das Wesen des Jugendbuchverlags wohl unterrichtet erscheint, ebenso wie über dessen Mühen und die Schwierigkeiten, die sich der Verwirklichung erstrebter Ziele noch entgegenstellen. Heikes radikales Verdammungsurteil, das einen ganzen Berufs stand als morsch und unfähig erklärt, wird freilich erst verständlich, wenn wir berücksichtigen, daß es der leidenschaftlichen Hingabe an die ihm gestellte Aufgabe und seinem kämpferischen Eifer entspringt. Denn glücklicherweise liegen die Verhältnisse in Wirklichkeit nicht so, daß der Iugendbuchverlag in seiner überwiegenden Mehrheit ein merkantilistisches Fossil wäre, oppositioneller Massenfabrikation er geben, böswillig und mit einer begriffsstutzigen Leidenschaft für schlechten Geschmack behaftet. Selbstverständlich soll damit nicht einer Jugendbuchproduktion das Wort geredet werden, die nicht von alten falschen Pfaden los kommt — und daß eine solche noch ein breites Dasein führt, be streiten wir nicht. Vielmehr wollen wir uns hier nur mit dem Teil des Jugendbuchverlags befassen, und das ist der wesentliche Teil, der ernstlich sich bemüht und dennoch nach Helles Meinung kaum in Ausnahmefällen dem erwünschten Ziele nahekommt. Wege zum Jugendbuch Daraus, daß trotz des ernsthaften und willigen Mühens des Jugendbuchverlags ein Scheitern dieser Bemühungen von Helle in dem erfolgten Ausmaß sestgestellt wird, entsteht ohne weiteres die Frage nach dem Warum. Sollte nicht vielleicht auch eine Ursache in der Jugend selbst, an die das Jugendbuch sich wendet, zu suchen sein? Der Jugendbuchverleger kann sich bei seiner Produktion nicht einfach über die Frage hinwegsetzen: was liest die Jugend, nach welchen Büchern greift sie? Eine Jugendbuchproduktion ohne Be rücksichtigung dieser Frage wäre in jeder Beziehung widersinnig, auch wenn sie von rein ideellen Gesichtspunkten ausginge, da der Zweck jeden Buches, nämlich der, gelesen zu werden, nicht erfüllt würde. Die Nachfrage bedeutet in gewissem Ausmaß für den Jugend buchverleger eine Zwangsläufigkeit, mit der er rechnen muß, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wie steht es hier mit? Alle Feststellungen auf diesem Gebiet gehen ziemlich überein stimmend dahin, daß die Jugend sich nur ganz allmählich von ihrer alten Vorliebe für Karl May und die angrenzenden Abenteucrbezirke, wie erst kürzlich einem Artikel im Reichs-Jugend-Pressedicnst zu ent nehmen war, zeitgemäßeren Lesegebieten zuwendet. Zuviel Hinweis, Empfehlung und Ermahnung kann da nur schaden. Es sind Beispiele genug vorhanden, daß damit nur das Gegenteil des Gewollten er reicht wird. Aus der neuen Gesinnung und Geisteshaltung wird nach und nach von selbst eine Wandlung des Lesebedürfnisses — in gewissen Grenzen — sich vollziehen. Helle schreibt sodann von Protesten, die aus der Jugend heraus immer wieder gegen das Jugendbuch laut würden. Wie reimt sich dies aber mit der obigen, vom Reichs-Jugend-Pressedienst sestgestell- ten Tatsache zusammen? Die neuen Wege, die dem Ziele zuführen sollen, müssen, um nicht zu Abwegen zu werden, so angelegt sein, daß die lesende Jugend sie begehen kann und will. Verliert der Jugcndbuchverlcger diese Voraussetzung aus dem Auge, so baut er ins Leere. Der Sache würde hiermit keinesfalls gedient. Es sind dies keine Behauptungen pro ckomo, sondern sie können von jedem Verleger und Sortimenter, vielleicht auch von Fritz Helle selbst aus seinen praktischen Erfahrungen heraus bestätigt werden. Gewiß ist es vom Standpunkt des Fordernden aus bedauer lich, daß die Durchführung und deren Tempo sich an der Wirklich keit stößt, der Grund hierzu ist aber nicht bei den Verlegern mit und ohne Druckereien zu suchen. Der Jugendbuchverleger würde, insoweit er zu den Verlegern zählt, die ihren verpflichtenden Namen verdienen, mit Liebe und geme Jugendbücher, wie sie Helle fordert, 1063
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