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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1936
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- Deutsch
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Nummer 283, 5. Dezember 1S3S Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel durch ine Arbeit dazu beitragen, dem gegen die Zeit stehenden Buch den Weg zu verbauen. Denn unsere Zeit fordert von jedem einzelnen das Bekenntnis. Hinter dem Bekenntnis aber steht bei jedem Aufrechten die Tat. FritzHelke. Offener Brief an Fritz Kelke Lieber Fritz Heike! - Soeben fällt mir Ihr Aufsatz »Neue Wege zum Jugendbuch« in die Hand. Ernsthafte Kritik ist immer gut. Gehen Sie aber nicht doch etwas zu weit? Denken Sie bitte an die Freizeit am üdersee und an die Aus sprache über das Thema »Jugendbuch und Buchhandel«. Es erscheint mir deshalb unverständlich, daß Sie den gesamten Buchhändler stand mit derartig heftigen Vorwürfen überschütten. Wir versuchten doch erst einzeln und dann in der Arbeitsgemeinschaft verschiedene Dinge aufzuhellen und klarzustellen. Sie gaben uns recht, daß man nicht, wenn mit dem Jugendbuch heute noch viel Mißbrauch ge trieben wird, den Sortimenter restlos dafür verantwortlich machen kann, solange es noch tausende »Auchbuchhändler« gibt, die im Nebenbetrieb Bücher vertreiben dürfen, die keiner strengen Kon trolle unterstehen, und die so der ernsthaften Arbeit des verant wortungsbewußten Buchhändlers in den Rücken fallen. Sie erkann ten auch an, daß der Buchhändler und besonders der Jungbuch händler in Schulungskursen und Einzelvorträgen sich immer mehr mit den Geboten der Zeit vertraut zu machen sucht, daß bereits viel fruchtbare Arbeit in dieser Richtung geleistet wurde. Weshalb nun wieder mal Ihre außerordentlich harten Vorwürfe?! Sie schreiben: »Das fertige Produkt geht nun in die Sortimente, wo es, freilich nur zu gewissen Zeiten, der hohen Rabattsätze wegen, nicht unbeliebt ist, es liegt in der Hochsaison einige Wochen aus und wandert dann unwiderruflich in die Mottenkiste, woraus ihm zur nächsten Saison nur in den seltensten Fällen eine Auferstehung beschieden ist,...« Durch wen sind Sie so unterrichtet worden? Es wäre doch höchst unrentabel für eine Buchhandlung, wenn — sagen wir mal — auch nur zwanzig Bücher bei jeder »Saison« (also wenigstens zweimal im Jahr) in die »Mottenkiste wandelten». Auch mit dem Verkauf von Jugendbüchern nur zu »Saisonzeiten« ist es doch endgültig vorbei; und das doch auch besonders durch die Aufklärungsarbeit der einzel nen Jugendorganisationen. Jungen und Mädel kommen doch heute bereits das ganze Jahr hindurch in die Buchhandlung, um Bücher auszusuchen. Wenn auch immer noch — auch durch diese Tatsache — einzelne Sortimenter aus einem gewissen Winterschlaf noch nicht erwacht sind, so ist doch die größere Zahl der Buchhändler bereits so gerüttelt und geschüttelt worden, daß sie sich längst den letzten Rest Schlaf aus den Augen gerieben hat. Die Jugend hat das Recht, alte überholte Dinge abzulehncn. Und jeder verantwortungsbewußte Buchhändler wird sich über einen Teil Ihrer Ausführungen — nämlich den berechtigten — freuen. Es kann ja nicht oft genug von berufener Seite darauf hingewiesen werden, was die Hitlerjugend will und was sie verlangen kann als Mindestmaß. Aber weshalb so weit über das Ziel hinausschießen?! Und auch die Mehrzahl der Jugendschristenverleger, so z. B. Schaffstein, Thienemann, Franckh, Union und auch Schneider, haben doch bereits eine große Zahl Jugendbücher unter ihren Neuerschei nungen, die durchaus jeder ernsthaften Kritik standhalten. So hat jeder Sortimenter die Möglichkeit der guten Auswahl. Dazu wissen doch Jugendliche — die die Buchhandlung betreten — häufig, was sie wollen. Sie kaufen doch heute nicht mehr restlos das, was ihnen — um den Ausdruck mal zu gebrauchen — »aufgeschwätzt« werden soll, dank der Arbeit der Hitlerjugend und dank des ge weckten, gesunden Empfindens. Es könnten alle über das wirklich Gute unterrichtet sein! Warum versperren Sie den Jungbuch händlern die Möglichkeit, innerhalb der HI. in diesem Sinne zu wirken? Sie versprachen.uns auch in der Arbeitsgemeinschaft am Übersee, hier bald Wandel zu schaffen. Wir haben bis heute nichts davon gehört. Tuen Sie es bitte bald (viele warten daraus), lassen Sie in Ihren eigenen Reihen aufklärend wirken, und das Problem des minderwertigen Jugendbuches ist bald gelöst. Den minderwerti gen Büchern würde so das Wasser abgegraben, und sie würden, well sie für Verleger und Sortimenter unrentabel werden, ganz von selbst vom Büchermarkt verschwinden. Und auch der verstockteste Buchhändler ist nicht so töricht, auf die Dauer gegen den Strom zu schwimmen. Er würde sich das Vertrauen der Jugendlichen ver scherzen, die zu »diesem« Buchhändler bestimmt nicht mehr gehen werden. Boykott ist ein wirksames Mittel. Eine gewisse Gefahr bildet im Augenblick noch der Bucheinkaus der Eltern für ihre Kinder, aber bei der engen Beziehung zwischen HI. und Elternschaft muß sich auch diese überwinden lassen, wenn nur mit den richtigen Mitteln vorgegangen wird. Bdan kann das Problem des Jugendbuches auch so betrachten, und eine gewisse Schuld trifft doch alle Teile und nicht den Buch handel allein. Zum Schluß, lieber Fritz Heike, bei der Stange halten, nämlich zu den Besprechungen auf der Freizeit, und uns wirkliche Buchhändler — und zu diesen sprechen Sie ja in unserem Börsen blatt — bitte nicht mit Vorwürfen überschütten, die in dieser Schärfe und Heftigkeit nicht berechtigt find. Heil Hitler! Pyritz in Pom. Hans Elwitz. Erwiderung von Fritz Äelke Lieber Kamerad! Ich weiß nicht, was gerade Sie veranlaßt hat, zu meinen Feststellungen im Börsenblatt in einer Weise Stellung zu nehnien, als fühlten Sie sich angegriffen. Schon die Entgegnung von Herrn Dr. Beck läßt erkennen, daß mein Aussatz offenbar mißverstanden wurde. Ich habe nicht den Buchhändlerstand an sich angegriffen, ich habe auch nicht gegen die Herren Verleger polemisiert. Ich habe ein System gegeißelt, das unbestreitbar vorhanden ist und das den Abbruch verdient hat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie, bzw. der Jungbuchhandel, sich mit diesem System identifizieren wollen, nahm ich doch bisher an, daß Sie sich ideenmäßig gleichfalls zu den von der Hitler-Jugend aus dem Gebiet des Jugendbuches er hobenen Forderungen bekennen. Ein solches Bekenntnis erscheint aber fragwürdig, wenn in fachlichen Feststellungen über die vor handene Lage schon ein unberechtigter Angriff gesehen wird. Sie erinnern mich an die Jungbuchhändler-Freizeit am Übersee. Ich habe dort aber die gleichen Feststellungen getroffen, die ich später in jenem von Ihnen beanstandeten Aufsatz niedergelegt habe. Es geht hier ja nicht darum, einen Sündenbock für einen gegebenen Zustand zu suchen, notwendig ist vielmehr die Erkenntnis, daß dieser Zustand beseitigt werden muß. Dazu aber ist es erforderlich, vorab erst einmal die Voraussetzungen zu Wien. Von dieser Notwendigkeit sah ich mich geleitet, als ich den durchschnittlich üblichen Weg, den ein Jugendbuch vom Autor bis zum Leser nimmt, nachzuzeichnen versuchte und darüber hinaus einige grundsätzliche Forderungen in dieser Richtung erhob. Ich pflege mich übrigens über Zustände, die ich angreife, nicht »unterrichten« zu lassen, sondern mich von ihrem Vorhandensein persönlich zu überzeugen. Daß der von mir festgestellte und an gegriffene Zustand in weitem Umfange tatsächlich vorhanden ist, kann ernstlich nicht bestritten werden. Schon heute sind die Aus lagen zahlreicher Buchhandlungen dafür Beweis. Beweis dafür ist ferner die diesjährige Herbstproduktion an Jugendbüchern, die wert mäßig gegenüber dem Vorjahr keinen Fortschritt, sondern eher einen Rückschritt bedeutet. Es braucht und soll auch durchaus nicht bestritten werden, daß bei vielen in Frage kommenden Verlagen eine ganze Anzahl von Büchern herausgekommen ist, die den von uns zu stellenden An forderungen entsprechen. Allein, dies war auch früher schon so, und an der Tatsache, daß der weitaus größte Teil der Produktion ab zulehnen bleibt, wird dadurch wenig geändert. Es ist gewiß ein er freuliches Zeichen, daß der Franz Schneider Verlag, der auf Grund seiner einseitig-typischen Produktion häufig angegriffen wurde, sein Gesicht zu wandeln beginnt und ernsthaft bemüht ist, den Erforder nissen der Zeit Rechnung zu tragen. Allein der Erfolg solcher Um stellung ist einstweilen durchaus keine Umsatzsteigcrung, wie man billigcrweise annehmen sollte, vielmehr eher ein Umsatzrückgang. Dies allein dürfte doch bezeichnend dafür sein, daß in weiten Kreisen des Buchhandels die Vorstellung, die man sich von Sinn und Wesen des Jugendbuches macht, noch keineswegs unserer Haltung ent spricht. 1085
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