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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1932
- Strukturtyp
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- 1932-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1932
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- Deutsch
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X- NI, 14. Mai 1932. Redaktioneller Teil. vvrsenblatt f. L.Dtschu Buchhandel. rückführt, das wir vor einigen Wochen bei anderer Gelegenheit hatten. Das, was Sie mir damals über die besondere Bedeutung der festen Ladenpreise im Buchhandel sagten, hat mich überzeugt. (Lebhaftes Bravo.) Sie haben das Wesentliche dessen, was als Begründung für diesen festen Ladenpreis angeführt werden kann, bereits selbst in Ihren Begrüßungsworten erwähnt, und ich habe auch bei Besprechungen mit den verschiedensten Praktikern aus dem Lande die Befürchtung, die sie hegten, durchaus bestätigt ge funden, daß nämlich eine Freimachung dieses gebundenen Preises vielleicht dazu führen könnte, den Bücherkäufer, den Bücherlieb haber und den Bücherleser der Großstadt in den etwas billigeren Genuß der Befriedigung dieses Bedürfnisses zu setzen, daß das aber bezahlt werden würde mit der Gefahr einer Verteuerung und Verschlechterung auf dem Lande und in der Provinz. (Zu stimmung.) Ich bin überzeugt, meine sehr verehrten Damen und Her ren, daß man an dieser Folgerung nicht Vorbeigehen kann und daß man deswegen das, was Sie wohl aus eigener Sachkunde heraus als das Zweckmäßigste in jahrelanger Arbeit aufgebaut haben, wird erhalten müssen. (Lebhafte Zustimmung.) Im übrigen bekenne ich mich allerdings zu der Notwendig keit, in der Zukunft die größtmögliche Freiheit der Persönlichkeit auch in der Wirtschaft wieder herzustellen. (Bravo!) Was Sie an Klagen und Bitten gegenüber Regierungsmaßnahmen vor gebracht haben und was ja von anderer Seite her auch so lebhaft an unser Ohr klingt, wird wiederum wettgemacht durch die vielen Rufe der Wirtschaft um irgendeine behördliche Hilfe; nicht nur auf dem Gebiete — was bei Ihnen verständlich wäre —, die Kulturetats nicht zu beschränken, sondern auch auf ein behörd liches Eingreifen in wirtschaftliche freie Entwicklungen, um aus einer gegenwärtigen Verlegenheit herauszukommen. In dieser Einstellung der Vertreter der verschiedensten Wirtschaftsgruppen — ich möchte keine davon ausnehmen —, aus der einen Seite be hördliche Maßnahmen als unerwünscht, unzweckmäßig und der inneren Ratio der Dinge widersprechend abzulehnen und auf der anderen Seite im gegebenen Moment nach irgendwelcher Ein wirkung behördlicher Stellen zu rufen, sehe ich die Gefahr und sehe ich das Kennzeichen der Zerrissenheit der ganzen Zustände, in denen wir leben. Meine Damen und Herren, auch die Wirtschaft selbst muß sich darüber klar sein, daß sie in den kommenden Monaten und in den kommenden Jahren vor einer ganz großen Entscheidung steht. Infolge der Goldhortung Frankreichs ist der Welthandel in Gefahr, in einen Warentauschhandel auszumünden. Sie haben es ja aus den Clearing-Verträgen, die mit einzelnen Ländern jetzt schon geschlossen sind und die ja auch den deutschen Buchhandel sehr stark betreffen, bereits gesehen, wie sehr wir uns diesem Tauschhandelszustande nähern. Der Tauschhandelszustand kommt her von der Außenhandelsseite: von der Beeinflussung des Devisenmarktes, die uns ja geradezu als etwas Notwendiges in die Hand gedrückt wird durch die Aufnahmeverweigerung un serer Waren im Auslande. Es ist nur noch ein kleiner Schritt bis zur Bildung eines Außenhandelsmonopols, und von diesem ist es wiederum nur ein ganz kleiner Schritt bis zur voll kommenen planwirtschaftlichen Beeinflussung der gesamten Wirt schaft auch auf dem Binnenmarkt. Die Entwicklung der russischen Verhältnisse hat das mit absoluter Eindeutigkeit gelehrt, und man braucht gar nicht an irgendwelche politische Strömungen zu denken, man braucht gar nicht an das politische russische System zu denken; allein das Wirtschaftliche gibt zum Denken Anlaß ge nug, und die Gefahren, daß wir letzten Endes in eine vollkom mene Planwirtschaft und schließlich auch wieder in eine Zwangs bewirtschaftung der Ware, wie wir sie in der Kriegs- und Nach kriegszeit hatten, ausmünden, sind ungeheuer groß. Demgegenüber gibt es eine zweite Möglichkeit, die Schwie rigkeiten in der Jnnenwirtschaft und — im Rahmen einer ge wissen Devisenbewirtschaftung, die ja unerläßlich ist — auch im Außenhandel zu überwinden durch Freimachung der sittlichen, geistigen und physischen Kräfte des einzelnen Menschen bei uns, und zwar durch das ganze Volk hindurch vom Handarbeiter bis zum geistigen Arbeiter und bis zum Leiter großer Unternehmun- 396 gen. Das ist die zweite große Möglichkeit: die Summe aller dieser entfesselten Kräfte, der gesündesten Kräfte, die im Menschen liegen, hineinzuwerfen in den Schickfalskampf unseres Volkes. Und um einen solchen Kampf, meine Damen und Herren, handelt es sich. Das ist, glaube ich, eine zweite Erkenntnis, über die wir nicht hinwegkommen und über die wir uns vollkommen klar sein müssen. Es ist nicht so, daß irgendeine Regierungsmaß- uahme, von welcher politischen Richtung sie auch getroffen wer den könnte, von heute auf morgen irgendeine nennenswerte Bes serung der Zustände herbeisühren könnte. Wir müssen uns über die Ursachen vollkommen klar sein, die der heutigen wirtschaft lichen Lage zugrunde liegen, und diese Ursachen sind rein Poli tische. Die Politik seit dem Diktat von Versailles hat die Grund lagen einer gesunden Wirtschaft in allen Kulturländern gestört, teilweise zerstört, und hat die Möglichkeiten zu einem gesunden und freien Welthandel aufs engste begrenzt. Dieser Prozeß wird weiter lausen, so lange eine Macht die Vorherrschaft in Europa beansprucht und so lange eine Macht darüber hinaus für sich be ansprucht, ihren Willen auch über die Grenzen Europas hinaus der Welt aufzuzwingen. (Hört, hört!) Nur wenn diese Klarheit in unserem Volke herrscht und immer Heller wird, werden wir, über den eigenen Berusskreis hinaussehend, die Nöte auch beim Berufsnachbar erkennenlernen und sehen, daß ihnen allen die selbe Ursache zugrundeliegt, und daß unser Kampf in der gleichen Richtung zu gehen hat. Denn auch das ist ein Kennzeichen unserer Zeit, daß jeder Berufsstand sich durch jede Maßnahme und durch jede Entwick lung ganz besonders stark betroffen fühlt. Mit welchen Jnter- essentengruppen man auch immer im vertraulichen Gespräch zu- sammenkommen mag, mit welcher Jnteressentenversammlung man auch immer im größeren Kreise sich auseinandersetzen will, immer begegnet man zunächst derselben Stimmung, als ob alles geradezu darauf angelegt sei, diesen gerade in Betracht kommen den Berufs- und Wirtschastsstand irgendwie zu stören oder zu schädigen. Meine Damen und Herren, wir müssen über diese Grenzen hinaussehen und müssen zu der Erkenntnis kommen, daß es heute in unserem deutschen Vaterlande wohl kaum irgendeinen Wirt schastsstand geben dürfte, der von der von mir geschilderten poli tischen und wirtschaftlichen Entwicklung nicht in seinen Grund festen erschüttert wäre. Es handelt sich um eine allgemeine Erschütterung unseres ganzen Wirtschaftslebens und unserer wirtschaftlichen Wohlfahrt, und das zu erkennen, ist ebenfalls eine Notwendigkeit; denn nur durch die gemeinsame Anstrengung aller wird es gelingen, aus den Schwierigkeiten herauszukommen. Und diese Anstrengungen müssen wahrhaftig gemeinsam sein. Es ist nicht möglich, daß wir weiterhin fragen: Wer ist schuld an diesem und jenem? Und wo können wir in unseren eigenen Reihen wieder einmal jemanden anprangern?, sondern es ist not wendig, daß wir fragen: Was ist die Ursache der Not, in die wir geraten sind?, und daß wir danach unsere politischen und wirt schaftlichen Maßnahmen richten. Ich selbst habe, wie ich Ihnen schon sagte, den sehr lebhaften Wunsch, daß diese Maßnahmen in der Richtung einer Freisetzung der höchst persönlichen Kräfte jedes einzelnen gehen möchten, in der Richtung, daß sich die Be hörden so wenig wie möglich um die freie wirtschaftliche Ent wicklung kümmern möchten. (Lebhafter Beifall.) Ich habe aus Ihrem Geschäftsbericht etwas mich sehr Inter essierendes ersehen, nämlich die Beschäftigung des Börsenvereins mit der Frage, ob das Prüfungswesen für den Gehilsenstand ein- gesührt werden solle. Ich weiß nicht, ob Sie sich damit noch in der heutigen Tagung beschäftigen werden, oder ob irgendwelche andere Dispositionen getroffen sind. Es liegt mir auch voll kommen fern, mich in Ihre Angelegenheiten in dieser Richtung irgendwie einmischen zu wollen. Aber es hat mich doch über rascht, in einer Zeit, in der wenigstens ich in meinem bescheidenen Kreise alles tue, was ich vermag, um die Überspanntheiten auf dem Gebiete des Bildungs- und Prüfungswesens zu beseitigen und zu bekämpfen (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen), zu sehen, daß aus der Wirtschaft heraus solche Gedanken wieder fruchtbar gemacht werden. Ich glaube nicht, daß Sie zu befürch-
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