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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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267, 15. November 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dlschn Buchhandel. Preisgestaltung und Rabatt. Es sei nun erlaubt, auf einige große Fehlerquellen hinzu weisen und den Weg zur Beseitigung zu zeigen. Die Hauptfehler- quelle für unseren gesamten Stand liegt darin, daß für das Sortiment nicht der erforderliche Durchschnittsrabatt vorhanden ist. — Es ist im ersten Artikel gezeigt worden, wohin die Jagd nach einem überspannten Rabatt führte und wie zweischneidig sich ein solches Gebaren mit den Jahren auswirken mußte. — Es gibt nun ein« Unzahl Bücher, Broschüren, Karten, amtliche, halb amtliche und andere Veröffentlichungen, die tagtäglich besorgt werden müssen, und bei denen der Rabatt erheblich unter dem Durchschnittsspesensatz im Sortiment liegt. Dies ist um so bedauer licher, da gerade das Auffinden in den Katalogen und das Be sorgen dieser Bücher und Schriften das eigentliche buchhänd lerische Wissen und Können in einem großen Ausmaß in Anspruch nimmt, — wie die bibliographische Arbeit überhaupt nicht genügend bewertet wird. Niemand erwartet von einem Arzt oder Anwalt, daß er sein Wissen ohne angemessenen Gegenwert abgibt. Ja, je schwieriger die Fälle in diesen Berufsständen liegen, um so mehr steigen die Honorarforderungen. Im Sortiment ist es genau um gekehrt. Je kniffliger ein bibliographischer Fall liegt und je um ständlicher eine Besorgung ist, um so mehr kleine »n« findet der Buchhändler hinter dem unter allen Umständen bescheidenen Preis des Buches oder der Broschüre. Der berechtigte Zuschlag unter bleibt zumeist aus Gründen der Konkurrenz und der Gefälligkeit einem guten Kunden gegenüber. Aus diesen Gründen und aus weiteren, die folgen werden, ist es unerläßlich, daß für diese Gesamtsparte der buchhändlcrischen Ware ein Mindestrabatt gesetz lich sestgelegt wird, der über dem Durchschnittsfpesensatz eines ordnungsgemäß geführten Sortiments liegt. Diese Forderung muß auch im Interesse des Verlages erfüllt werden, damit er beim Schließen von Vcrlagsverträgen mit Behörden, Vereinen und anderen Körperschaften Rückgrat zeigen kann. Die liberalistische Wirtschaftsform verlangte unter allen Umständen den Abschluß von Verlagsvcrträgen mit obengenannten Körperschaften, wenn nur irgendwie noch ein gewisser Nutzen für die Firma dabei herauskam, aus die Lebcnsbedingungen des Gesamtstandes wurde dabei wenig oder überhaupt keine Rücksicht genommen. Hier zeigt sich wieder ein Ausgangspunkt für die Neigung des Verlages zur Direktlieserung oder Belieferung von Vereinen und Behörden durch Sammelbestellungen möglichst auf dem Amtswege. Für das Sortiment verblieb nur ein gewisser Rest, der in der Preisgestal tung dann noch mit ->nn« bezeichnet wurde. Solche Verlags verträge müssen unter allen Umständen unmöglich gemacht wer den, und zwar im Interesse einer materiell und moralisch gesunden Buchwirtschaft. Auch die Bücher, die einen bestimmten Abnehmer kreis und eine befristete Absatzzeit haben — in erster Linie die Schulbücher —, müssen eine Rabattierung erfahren, die im Ver hältnis zu den Gesamtspesen verantwortbar ist. Es geht nicht an, diese Bücher als Spesenträger oder risikolose Ware swas nicht ein mal zutrifft!) anzusehcn. Auch an den Schulbüchern soll und muß der Sortimenter vernünftig verdienen, denn sein Geschäft bildet eine Einheit und seine Leistungen beziehen sich auf alle Vorgänge im Geschäft, d. h. man kann nicht einzelne Warenverkäufe aus dem Gesamtverkauf herausheben, wie man auch die Verpflichtun gen eines Geschäfts als eine Gesamtheit anzusehen hat. Daß ge rade im Schulbücherverlage neue Wege gegangen werden müssen, wird sich bald zeigen. Zum Beispiel durch die Einschränkung von Freistücken und durch andere Maßnahmen grundsätzlicher Art sind bestimmt für die Verleger ganz erhebliche Einsparungen möglich. Auch die Herstellung und der Vertrieb der wissenschaftlichen Literatur wird die Ausrichtung im nationalsozialistischen Sinne erfahren müssen. Das ist eine Selbstverständlichkeit wie das Amen in der Kirche. Zcitschriftenvertricb. Und nun zur Zeitschriftenfrage! Es gab eine Zeit, in der der weitaus größte Teil aller nennenswerten Zeitschriften durch das Sortiment vertrieben wurde. Mit den Jahren trat eine Änderung ein, und zwar aus verschiedenen Gründen. I. Die Postzeitschristen-Liste wuchs immer mehr an uick> damit übernahm eine behördliche Einrichtung einen großen Teil der buchhändlerischen Arbeit. 2. Ein gewisser Teil der Zeitschriften paßte den Vertrieb mehr und mehr dem der Zeitungen an, da diese Blätter in ihrem Äußeren eine Ergänzung zu den Tageszeitungen bildeten falle illustrierten Wochcn-Zeitschriften). 3. Der Vertrieb der Mode-Zeitschriften und der sogenannten Versicherungs-Zeitschristcn ging immer mehr den Weg der Kolportage, so daß sich für ihn sogar eine eigene Organi sation bildete. 4. Die Berufs-(Fach-)Zeitschriften fanden ihren Weg direkt vom Verlag zum Abonnenten aus mancherlei Gründen, die hier nicht weiter ausgeführt werden sollen. Nur noch ein ganz geringer Prozentsatz dieser Zeitschriften läuft durchs Sortiment. Was ist hieran falsch und wohin soll die Entwicklung gehen? Grundsätzlich ist es mehr als bedauerlich, daß dem Sortiment durch den Wegfall des Vertriebs ganz großer Mengen von Zeitschriften ein wertvolles Bindeglied zum Publikum zerschnitten ist und zwar nicht immer durch die Schuld des Sortiments! Zum Beispiel mußte die Erweiterung des Postbezuges sich schlechthin auf die Dauer zu Ungunsten des Sortiments auswirken, auch wenn die Möglichkeit der Einschaltung bestand und noch besteht. Es müßte erreicht werden, daß die schöngeistigen und die wissenschaftlichen Zeitschriften wieder ausschließlich zum Sortiment zurückfinden. Das würde eine wesentliche Hebung unserer Arbeitsmöglichkeit bedeuten und ihrer Art nach gehören diese Zeitschriften auch in die Buchhandlungen. An der Vertriebs«! der unter 2 und 3 ange führten Zeitschriften wird in den Großstädten kaum etwas zu ändern sein. Jedoch sollten die Buchhändler der Mittel- und Kleinstädte den Vertrieb zurückzugewinnen suchen, falls er nicht mehr in ihren Händen liegt. Für die Berufs-(Fach-)Zeitschriftcn muß unter allen Um ständen der Bezug durch das Sortiment möglich bleiben. Bei etwas gutem Willen ließe sich auch ein Weg finden. Kredilsrage. Zuletzt zu der Kreditfrage, die auch einer Lösung entgegen- gesührt werden muß. Auch hier besteht die Abhängigkeit von der gesamten Wirtschaftslage, d. h. von dem Geldmarkt. Immerhin liegen die Verhältnisse innerhalb des Buchhandels so, daß eine Ausrichtung auf einen gesunden Durchschnittsrabatt eine wesent liche Erleichterung fürs Sortiment bedeuten würde. Es ist eine Tatsache, daß das Sortiment auch heute noch ganz erhebliche Kre dite geben muß und zwar laufend. Im wissenschaftlichen Sorti ment wird bestimmt die Hälfte und mehr des Umsatzes durch den sogenannten Rechnungsverkauf getätigt. Von außen her könnte viel leicht eine Erleichterung geschaffen werden, wenn die Behörden und sonstige amtliche oder halbamtliche Körperschaften und auch die Beamtenschaft die Anweisung erhielten, schneller zu zahlen. — Besonders unerfreulich liegen die Verhältnisse für den exportie renden Buchhandel. Es ist aber bekannt, daß gerade für ihn Bestre bungen im Gange sind, die zu einer Lösung dieses verkrampften Zustandes führen sollen. Diese Ausführungen zeigen deutlich, daß die Neugestaltung unseres Standes nicht durch Verfügungen von oben her durch- zusühren ist. Die Reform muß von unten her — d. h. von der Praxis aus — angepackt werden. Gerade für die Preisfestsetzung unserer Ware ist dieser Weg erforderlich, damit die berechtigten Forderungen der einzelnen Sparten berücksichtigt werden können und damit die gesamte Buchwirtschaft wieder Grund und Boden unter den Füßen bekommt. Der Buchhandel wird die großen nationalsozialistischen Auf gaben, die ihm gestellt werden sollen, aus die Dauer nur dann er füllen können, wenn er eine gesunde Lebensmöglichkcit hat. Diese wird auch die Arbeitsfreudigkeit und den Einsatz für die großen Ausgaben außerordentlich steigern. Luch ist eine Botschaft und ein Träger des Geistes, wie der Geist selbst unbegrenzt und ewig ist, so lebt auch ein echtes Buch fort, wenngleich seine äußere Hülle nicht von Dauer ist. Nichts kennzeichnet den wert von Büchern bester als die Tatsache, daß bei vielen Völkern der Eid auf die heiligen Bücher abgelegt wird. Adolf Dresler. S98
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