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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1876
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1876
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- Deutsch
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hundert in ganz Deutschland gangbaren Verlag von Chr. Peschek (der Rechenschüler erschien noch 1835 in 22. Auflage). Meyer in Cott bus nahm in den 40 er Jahren einen Anlauf mit belletristischem und juristischem Verlag, gab diese Speculationen aber bald auf. Die Sortimenter hatten ihr zu damaliger Zeit nicht brillantes, aber bei dem geringen Luxus jener Tage leidliches Auskommen und Banke rotte re. kamen in dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts gar nicht vor. Localconcurrenz war nicht vorhanden, den einzigen Aerger be reitete den sächsischen Lausitzern nach den Freiheitskriegen C. H. Reclam sen. in Leipzig, der 25 U Kundenrabatt gewährte; später auch Suehring in Leipzig. In jener Zeit wurde so ziemlich Alles mit einem Drittel Rabatt geliefert, Nettoartikel waren nur die Zeit schriften und nach 1830, wo die Hestliteratur in größere Aufnahme kam, diese Subscriptionsartikel. Was in Leipzig studirte, kaufte «i Reclam und Suchring mit 25 P, und ganz besonders die Theo logen blieben als Candidatcn und als Pastoren auch vielfach deren wei-re Kunden. Der preußische Theil der Lausitz wurde von diesem Treil»n weniger berührt. Mit der zunehmenden Bevölkerung der Städte mehrten sich, besonders seit 1840, die Sortimentshandlungen und nachAushebuug der alten Gewerbeordnung und der preußischen Buchhändllrexamina schossen sie wie Pilze aus der Erde. Auch die Colportagehaudlungen mehrten sich nach 18K6, besonders im säch sischen Antheih kgßten aber in dem preußischen keinen rechten Boden, da hier die arme Bevölkerung zu wenig Halt bot, indeß hat doch auch fast jede Stadl in der Nicderlausitz eine Colportagehandlung, die von Berlin aus versorgt wird. Die dem „Bibliopolischen Jahrbuch für 1836" beigegebene Karte führt in der Larsitz nur Görlitz (11,500 E.), Bautzen (11,500 E.), Löbau (2500 E.), Zittau (8000 E.), Cottbus (8000 E.), Lübben (4000 E.), Lrckau (3000 E.) mit Buchhändler etablissements auf; Zittau mit 3, Bautzen und Görlitz mit je 2, alle übrigen mit 1 Sortimentsbuchhaudlung. Wie sich das alles anders gestaltet, möge die weitere Darstellung der Entwicklung des Buchhandels in jeder Stadt zeigen. Wir nehmen zuerst Görlitz. Im Beginn dieses Jahrhunderts zählte dasselbe zwischen 8— 9000 Einwohnern, der Hauptnahrungszweig war die Tuchmacherei. Die einzige staatliche (sächsische) Behörde war das „Amt"; das Gymnasium war ziemlich besucht. Indeß blühte damals schon die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, die noch heut ihren Sitz daselbst hat und eine Bereinigung der wissenschaftlich Gebilde ten und der Intelligenz der Stadt und Umgegend war, wie sie wohl nur sehr wenig Städte Deutschlands damals aufzuweisen hatten. Der große Grundbesitz der Umgegend war meist in den Händen eines vielfach wissenschaftlich gebildeten Adels. Dennoch besaß die Stadt nur eine Buchhandlung; der Bürgerstand kaufte keine Bücher, und die einzige höhere Schule, das Gymnasium, wechselte so wenig die Bücher, daß Schreiber dieses die Bücher, die der Bruder zehn Jahre früher gebraucht und die ausbewahrt worden waren, noch alle gebrauchen konnte und in der Zwischenzeit nur einzeln, in jeder Nasse höchstens eins, neu hinzugctreten waren; dazu hatte, und hat noch heute das Gymnasium eine aus Stiftung beruhende Armenbibliothek, aus welcher die Schüler die stationären Lehrbücher geliehen erhalten. Die Volksschulen waren Kundschaft der Buch binder und brauchten außer dem A B C-Buch, das jeder nach Be lieben wählte, höchstens ein Lesebuch außer der Bibel. Bei Beginn des Jahrhundert war das 1793 gegründete buch händlerische Etablissement in den Händen von C. G. Anton*) L Hermsdorf, beide auch im Verlage rührige und thätige Männer; Anton war gelernter Kaufmann: Liebe zu den Wissenschaften zog ihn zum Buchhandel, von dessen Würde er hohe Begriffe hatte. Sein Leben und seine Schriften siehe Nekrolog d. Deutsch. IS. Jahrg. Bd. 1. sie verlegten, wie oben erwähnt, viel und brachten Schriften von ihrer Zeit bestrenommirten Schriftstellern, z. B. v. Anton's Geschichte der Landwirthschast, viele Sachen von dem berüchtigten vr. K. F. Bahrdt, Romane von A. Lafontaine, dem jetzt vergessenen Dichter Mnioch, Pölitz, Ramler, C. A. Struve, von Hauswald die Ueber- setzung von Tasso's befreitem Jerusalem, Montesquicu's Geist der Gesetze u. s. w. Auch das noch jetzt vielgebrauchte Schulbuch: „Gröbel's Anleitung zum Uebersetzen ins Lateinische" erblickte unter dieser Firma das Licht der Welt. Anton führte nach 1798, wo sich Hermsdorf von ihm trennte, das Geschäft allein bis 1820 und zog sich von demselben, infolge eines Schlaganfalls, der eine Lähmung Herbeiführte, zurück in das Privatleben und starb 1835. Den Ver lag übernahm 1820 sein Sohn Eduard in Halle, das Sortiments- geschäst ging ans C. G. Zobel über. Zobel war ein sehr regsamer, gebildeter Buchhändler. So wie um Anton, so auch um diesen schaarte sich der kleine Kreis der wissenschaftlich und literarisch Gebildeten und gaben dem Geschäft eine solide Basis. Zobel verlegte wenig, außer „Cürie's Anleitung Pflanzen zu bestimmen", ein Buch, das noch heute in neuen Auflagen erscheint, trat nichts Nennenswerthes unter seiner Firma hervor. Daß Zohel kein gewöhnlicher Geist war, geht daraus hervor, daß er bald nach Uebernahme des Geschäfts von Anton seinen Laden durch Gas erleuchtete, wo noch an eine Gasanstalt nicht zu denken war. Er stellte es selbst (aus was, ist mir unbekannt)her, zu welchem Zweck inmitten des Ladens eine große hohe Tonne aufgestellt war, aus welcher die Röhren nach der Decke aufstiegen und weitere Lei tung gaben. War die Beleuchtung theuer oder mangelhaft oder was sonst, kurz sie wurde bald aufgegeben, obschon die das Geschästs- local eben nicht zierende Tonne noch lange zu sehen war; die Oel- lampe hatte das Gaslicht wieder verdrängt. Zobel betrieh das Ge schäft nur mit einem Lehrling. 1830 verkaufte er plötzlich an Edwin Schmidt und kaufte zu Kittlitz bei Löbau ein Bauergut, von wo aus er den Verlagsbuchhandel weiter betrieb. Unter Schmidt kam aber das Geschäft bald so herunter, daß sich manche der Bücherbedürftigen nach Zittau an die Schöpsische Buchhand lung wandten, und dies veranlaßte dieselbe, 1832 eine Filiale in Görlitz unter der Firma Heyn'sche Buchhandlung zu begründen. Gleichzeitig hatte aber auch Gustav Köhler, Disponent der Grüson'schen Buchhandlung in Breslau, die Concession für Görlitz nachgesucht und erhalten. Derselbe etablirte unter der Firma Grüson'sche Buchhandlung 1832 ein Geschäft. Köhler, ein ge wiegter, durch und durch praktischer Buchhändler, griff das Geschäft mit Energie an und erhielt unter der Breslauer wohlrenommirten Firma bald allgemeinen Credit, so daß Schmidt einsah, er könne nicht so weiter fortwirthschafte», und an Köhler 1834 seine Con- tinuationslisten für wenige Thaler verkaufte. Dadurch, daß Schmidt seit Jahr und Tag creditlos, mit allen Fortsetzungen im Rückstand war, gewann Köhler sofort einen ansehnlichen Kundenkreis und überflügelte die Heyn'sche Buchhandlung. Köhler war, wie schon gesagt, ein höchst rühriger Sortimenter, der die Ehre des Buch handels und seiner Firma (er gab 1834 die alte Firma aus und sirmirte von da ab unter seinem Namen) auf die nobelste Art aus recht erhielt und nicht selten von Verlegern zu Rathe gezogen wurde, wie sich am besten der Vertrieb ihrer Verlagsunternchmungen durch den Sortimenter erzielen ließe. Köhler starb 1863, 57 Jahre alt. Das Geschäft kaufte E. Mülller, der aber auch bereits 1867 ver starb; von dessen Hinterbliebenen übernahm es H. Wollmann, nach dessen frühem Ableben 1875 es B. Krause übernahm, der es unter der alten Firma G. Köhler's Buchhandlung fortführt. Die Heyn'sche Buchhandlung konnte unter der Concurrenz nicht recht aufkommen und die Brüder I. W. und I. E. Heyn ver kauften 1847 das Geschäft an E. A. Remer aus Breslau, unter dessen Leitung das ganz gesunkene Geschäft sofort einen Aufschwung
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