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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1922
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- 1922-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1922
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>6 128, 1. Juni 1322. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. h. Dtschn. vuchdanbel. Das hispano-amerikanische Buch. In Barcelona fand im März eine große Messe (Feria) statt. Es ist ausgefallen, in wie bescheidenem Rahmen sich die Betritt, gung der hispano-amerikanischen Staaten an der Feria gehalten hat. Die Teilnahme hispano-amerikanischer Aussteller ist in der Tat hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die man nach den Mitteilungen der Messelettung glaubte hegen zu können. In wel chem Umfange hispano-amerikanische Einkäufer auf der Messe erschienen sind, war noch nicht zu übersehen. Mehr Beachtung beansprucht — wie bei den spanisch-amerikanischen Beziehungen überhaupt — auch auf der Mustermesse das Gebiet der kultu rellen hispanischen Gemeinschaft. Insbesondere trat der hispa nische Gedanke in der interessanten Ausstellung der Camera Oficial del Libro hervor; in der Vortragsreihe, die die Buch- gewerbekammer in der Ausstellung veranssaltete, wurden die Hispanischen Zusammenhänge wiederholt berührt, und der letzte Vortrag der Reihe behandelte überhaupt als Thema das hispano- amerikanische Buch. Redner des Tages war der venezuelanische Schriftsteller Blanco Fombona, der zugleich Verleger ist und dem man, zu- mal da er seit einer Reihe von Jahren in Spanien lebt und tätig ist, ein sachverständiges Urteil über die Frage Wohl zutrauen kann. Der Vortrag war umso interessanter, als er sich von Übertrei bungen und Schönfärberei fernhielt. Fombona führte aus, daß das Buch zunächst einmal ein gewerbliches Erzeugnis wie jedes andere sei, für dessen Vertrieb also wirtschaftliche Gesichtspunkte Geltung haben müßten. Er zog einen interessanten Vergleich zwischen den Arten und Weisen, mit denen die verschiedenen Nationen ihre Jndustrieerzeugnisse in Amerika abzusetzen suchen. Während Engländer und vor allem Deutsche es verständen, den Geschmack und die Bedürfnisse des Landes, in das sie ausführen wollen, zu erkennen und zu berücksichtigen, versuchten die Fran zosen jenen Ländern ihren als allein seligmachend angesehenen Geschmack aufzuzwingcn. Auch Spanten sei früher in letzteren Fehler verfallen. Es frage sich nun, ob beim Buche ebenso ver fahren werden könne, wie Deutschland und England bezüglich ihrer Jndustrieerzeugnisse es tun, d. h. ob der spanische Verlags buchhändler den literarischen Geschmack Hispano-Amerikas be rücksichtigen könne und müsse. Es liege auf der Hand, daß das nicht möglich sei, und hieran erkenne man leicht, daß das Buch eben nicht nur ein wirtschaftliches Erzeugnis sei. Der Schrift steller könne und dürfe eben nicht beim Schreibe» an das Publi kum denken und damit seine Feder entwürdigen. Die Aufgabe sei also anders aufzusassen. Nicht das einzelne Buch müsse dem Geschmack des hispano-amerikanischen Publikums angepaßt wer den, sondern es müsse dafür gesorgt werden, daß in den betei ligten Ländern, d. h. in Spanien und in Hispano-Amerika, die psychologische Grundlage der Sympathie und Kulturgemeinschaft bestände, auf denen sich dann die Verbreitung des Buches von selbst ermöglichen lasse. Der Redner betonte nun, in welch unvergleichlicher Lage sich in dieser Beziehung Spanien im Ver hältnis zu dem hispano-amerikanischen Publikum befände, welche gewaltige Aussichten sich bei richtiger Ausnutzung aus der Tat sache ergäben, daß das spanische Buch ein Publikum von fast IVO Millionen Sprach- und Kulturgenossen habe, ein Publikum also, wie es nur noch dem englischen Buche zur Verfügung stände. Bei diesem natürlichen Vorsprunge Spaniens sei es erstaun lich, welche großen Erfolge trotzdem der französische und in ge ringerem Grade der italienische Buchhandel in Hispano-Amerika erziele. Während die spanische Bücherausfuhr nach Hispano-Ame rika von rund 8—1V Millionen Büchern im Jahre infolge man gelnder Energie und Geschicklichkeit in letzter Zeit abgenommcn habe, gäbe es einzelne französische Firmen, wie die Häuser Gar nier und Ollendorfs in Paris, die Millionen von Büchern in spa nischer Sprache in Hispano-Amerika absetzten. Das Interessante sei, daß nur ein ganz verschwindender Teil dieser Bücher wirk lich spanische Bücher seien. Rur Garnier gäbe die spanischen Klassiker heraus, im übrigen bestände diese ganze französische Einfuhr spanisch geschriebener Bücher in ausländischen, und zwar vorzüglich in hispano-amerikanischen Schriften. Damit kam der Redner auf einige wichtige Gesichtspunkte, die bei der Aus nutzung der hispanischen Kulturgcmeinschaft vom spanischen Buch handel beachtet werden müßten, wenn er wirklich Erfolg haben wollte. Es sei vor allen Dingen zu berücksichtigen, daß die Be völkerung der amerikanischen Republiken zwar hispanisch, aber nicht europäo-hispanisch, sondern america-hispanisch sei; es bilde sich dort eine Rasse, die insolge ihrer verschiedenen Elemente von der europäisch-spanischen Rasse verschieden sei und allmählich zu einem auch kulturellen Eigenleben, wenn auch spanischen Ge präges, komme. Das müsse man berücksichtigen und also nicht mechanisch und kleinlich nur an die Ausfuhr spanischer Bücher nach Hispano-Amerika denken, nicht eine spanische Geistestyran- nci über Hispano-Amerika, sondern eine große wechselseitige Kul turgemeinschaft ins Auge fassen. Man müsse also in Spanien auch die hispano-amerikanische Gcistesproduktion beachten und nicht nur den Buchhandel mit spanischen Büchern, sondern mit Büchern des ganzen hispanischen Kulturkreises betreiben. So verlege er auch selbst in Spanien nicht etwa nur spanische, son dern ebensogut auch amerikanische Bücher. Nur auf diese Weise würde es möglich sein, aus dem Gebiete wirklich Großes und Zu kunftreiches zu schaffen und die fremde Konkurrenz aus dem Felde zu schlagen. Nun sei allerdings dem spanischen Buchhändler neuerdings noch ein anderer Wettbewerb erwachsen. Da während des Krie ges Spanien wenig Bücher nach Amerika ausgeführt habe, so seien dort zunächst die Vereinigten Staaten vorgedrun gen, diese ohne große dauernde Erfolge, dann aber sei vor allen Dingen eine einheimische hispano-amerikanische Buchindustrie entstanden. Diese dürfe nicht unterschätzt werden. Allerdings kämpfe sie heute mit vielen Schwierigkeiten, die in der Knappheit des Materials, in der Teuerung der Handarbeit und vor allem in den geographisch-politischen Verhältnissen Amerikas begründet seien. Diese Schwierigkeiten würden natürlich mehr und mehr überwunden werden, sie seien aber doch sehr bedeu tend. Hispano-Amerika bestände eben nicht aus einem einzelnen Staat oder Staatenbund, sondern aus einzelnen in ihrem Cha rakter verschiedenen Staaten, die sich wiederum kulturell und geographisch in Gruppen zusammcnfasscn ließen. Die Kultur betätigung der einzelnen Staaten oder mindestens Gruppen sei also gewissermaßen lokalisiert, das chilenische Buch z. B. habe Im allgemeinen kein Publikum in Mexiko usw. Dazu komme die Schwierigkeit der Verbindungen im Zusammenhang mit den natürlichen geographischen Hindernissen und Entfernungen. Diese Ausführungen des Redners weisen von neuem darauf hin, wie wichtig das Mutterland Spanien und seine Kultur als einigendes Band und Gemeinschaftszentrum für die hispano- amerikanischen Länder ist. So zog auch der Vortragende aus den wiedergegebenen Gesichtspunkten die Folgerung, daß Spanien sich das Ziel setzen müsse, das spanische und hispano-amerika- nische Buch nicht nur in Spanien, sondern auch in Amerika tat kräftig zu verkaufen. Rückblick, Eindrücke und Ausblick*). Das ganz außerordentliche Vertrauen, bas mir am Montag, dem 18. Mai, von mehreren Hundert Sortimenterkollegen einstimmig ent- gcgengebracht wurde, indem ich mit einer Mission an den Verleger- Verein beauftragt wurde, und die ernste Ruhe, mit der alle älteren Verlegerkollcge» meinen Ausführungen gefolgt sind, legen mir die Verpflichtung aus, den Sortimentern Bericht zu erstatten, den Ver legern gegenüber etwas Versäumtes nachznholen. Damit erbringe ich durch mich selbst den Beweis, wie gut es ist, eine Angelegenheit wie den Verlaus der letzten Hauptversammlung des Börsenvercins erst einigemal zu übcrschlasen, bevor man wichtige, nicht mehr rück gängig zu machende Entschließungen faßt. — Zuvor will ich jedoch erst in einem Rückblick die Eindrücke schildern, die ich In den bewegten fünf Tagen in Leipzig empfangen habe, ehe ich Im Aus blick sage, was ich in Leipzig vergesse» hatte. *> Wir geben den obigen Ausführungen Raum, weil wir uns dem Wunsche eines so alten Mitgliedes nicht versagen wollten, obwohl wir nicht recht erkennen können, wie nach Schluß der Hauptversamm lung und nach Bekanntgabe der von ihr gefaßten Beschlüsse nachträg liche Vorschläge Änderungen der rechtlichen Lage herbeisühren sollen. Auch scheinen dem Kampf um die Notstandsordnung tiefergehende Gegensätze zugrunde zu liegen, als hier angenommen wird. D. Red. 788
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