Die Männerinsel Clwa 340 Seiten in großem Format mit einem Titelbild, geh, 5.50, Leinen 7.- Diese Tagcbuchaufzeichnungcn sind die originalen, jeweils mit einzelnen Tagen Zwischenraum nieder- geschriebcnen und von Monat zu Monat fortschreitenden lückenlosen Notizen des Verfassers, den der Krieg in England überrascht und der dann bis 1918 in verschiedenen englischen Zivilgefangenenlagern zugebracht hat - zuletzt in einem der berüchtigten Insel-Man-Lager - bis zu seiner Rückkehr über Holland nach Deutschland, das er in den Tagen des November IN8 im Zustand des Zusammenbruchs wiedersicht. Die Aufzeichnungen sind also von größtem dokumentarischen Wert und von schlagender aktueller Bedeutung. Das Buch enthüllt unendlich vieles zum Thema Methoden englischer Kriegführung gegen Zivilisten. Es steigert sich immer wieder zu einer harten Anklage, zu einer Anklage aber auch gegen das damalige geheimrätliche deutsche System, das die englischen Ge fangenen im Reich mit der größten Zuvorkommenheit traktierte, während das offizielle England seine Internierten nach dem Muster der Konzentrationslager im Burenkrieg behandelte. Man erhält ein sehr eindringliches Bild von der Hölle eines solchen Lagers, wo über tausend Männer aller Berufs-, sozialen und Altersschichten zusammengepfercht Hausen müssen. Trostlose, von englischen Deutschenhassern ver ursachte Zustände werden enthüllt. „Das Leben den Leuten hier so ungemütlich wie möglich zu machen, ist direkt zu einer Kunst erhoben worden", heißt es einmal in den Aufzeichnungen. Seelische Zerrüttung und körperliche Oualen zermürben die Gefangenen. Trotzdem versucht die Aktivität der Deutschen, ein lebhaftes geselliges und geistiges Leben zu organisieren. - Wertvoll sind auch die Eindrücke aus dem kriegführenden England, so die Zeppelinangriffe, die Wirkungen der deutschen U-Boot-Kriegführung oder die Kriegspropaganda der englischen Regierung. Dunbar-Kalckreuth hat ausgezeichnet beobachtet und seine Erlebnisse und Empfindungen in adäquater Weise wiedcrzugcben vermocht. Nichts wirkt wie persönliche Animosität; ein großes kollektives Schicksal wird gepackt. Der heutige Leser liest die Schilderungen mit brennendem Interesse, die zu einer Mahnung an das Gewissen der Welt werden. Wieder und wieder ist man an Dostojewskis Buch „Aus einem Toten hause" erinnert, dem es auch an innerer Spannung nahekommt. G