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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .ir 66, 22. März ISIS. lithographie aus den Jahren 1820—26, 410 eine Ansicht des »Hackeschen Marktes« von Rosenberg 140 ./t, Rosenbergs »Tempel- Hof« von 1796 185 gebracht haben. Ein Miniaturporlrät von Goethe, gemalt von Remde, erzielte 2600 -kl, eine Büste Goethes nach dem Originalmodell von Leonhard Posch 310 -L, die Origi nalradierung Goethes, »Felsenlandschaft mit Wassersall, am Bach ein Fischer« 305 -kl. Der Berliner Bibliophilenabend hat sich ebenfalls wieder aufgetan, und die erste Sitzung im Januar war ein voller Erfolg. Es hatten sich nicht nur die Mitglieder in großer Zahl eingefun den; auch die Frauen der Mitglieder und zahlreiche andere Da men füllten den Saal. Handelte es sich doch um einen Vortrag von Fedor von Zobeltitz, der von seinen Erlebnissen aus dem Kriegsschauplatz als Johanniterritter erzählen wollte. Wer Zobellitz jemals gehört hat, kennt die liebenswürdige, humor volle Art, mit der er jedes seiner Worte würzt. Und was man ganz und gar nicht erwartet hatte, das Unerwartete geschah: Fedor von Zobeltitz wußte geschickt auch das Recht des Bibliophilen- abends zu wahren und bibliophile Erinnerungen zum besten zu geben. Er erzählte von einem Schloß, das er besucht habe, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, mit welcher bestialischen Verwüstung die Franzosen in befreundetem Lande gehaust haben. Da die Deutschen mit Recht befürchteten, daß die Zerstörung ihnen in die Schuhe geschoben werden würde, so hatte der Oberst des cinziehenden deutschen Regiments bei der Besetzung vorsorglich den Maire des Ortes bescheinigen lassen, daß die Deutschen den Ort und das Schlößchen so vorgefunden hätten. Zobeltitz er zählte, daß er das hübsche Bibliothekszimmer in sinnloser Weise verwüstet gefunden habe; die Türen aus den Schränken heraus gerissen, die Scheiben zerschlagen, die schönen Maroquinbände aus dem Boden verstreut und mit schweren Stieseln belrampelt, kurz für ein bibliophiles Herz ein Ozean der Betrübnis! Und als Fedor von Zobeltitz' Blick auf den Boden fällt, sieht er ein in Papier broschiertes Bändchen liegen. Er hebt es auf, und seinen Augen zeigt sich der »Uastissisr kransois«, die Amsterdamer Elzevier- Ausgabe von 1655 in 12", in einem vollkommen unbeschnittenen und sauberen Exemplar. Man weiß, wie außerordentlich selten und gesucht unbeschnittene Elzevierdrucke sind, und nun noch der Pastissier, der auch in beschnittenem Zustande zu den größten Seltenheiten gehört, wenigstens was die käuflichen Exemplare betrifft, während freilich mehr als 30 Exemplare in öffentlichen und privaten Bibliotheken vorhanden sind. Schon 1819 ist diese Ausgabe mit 101 Frcs. bezahlt worden, im Jahre 1839 bereits mit 325 Frcs., und der Wert ist seitdem immerfort gestiegen, so daß für die letzten in Auktionen vorgekommenen Exemplare bis 10 000 Frcs. bezahlt worden sind. Herr von Zobeltitz wollte das Exemplar retten, das sonst wahrscheinlich das Schicksal der ande ren Bücher geteilt haben würde, und überlegte schon, ob er ver suchen solle, das Exemplar seinem rechtmäßigen Eigentümer zu gelegentlicher Rückerstattung aufzubewahren oder es der National bibliothek in Paris über einen neutralen Staat zuzusenden, du auch diese Bibliothek diese Ausgabe nicht besitzt, — aber das Geschick hatte es anders beschlossen. Als Herr von Zobeltitz in das Lager zurückkam und aus dem Automobil stieg, war der Pastissier, den Zobeltitz in die Uniformtasche gesteckt hatte, verschwunden. Viel leicht war er mit dem Taschentuch herausgerissen worden, und alles Suchen auf dem Wege und in dem Schlößchen, nach dem er sofort wieder zurücksuhr, war vergebens. So macht die rauhe Hand des Schicksals die besten Vorsätze zunichte. 8io transit gioria muncli! Auch der am 1. Februar abgehaltene Bibliophilenabend war von Damen und Herren zahlreich besucht. Der Maler Lilien hatte versprochen, einen Lichtbildervortrag über seine Reiseerlebnisse in Palästina zur Kriegszeit zu halten. Zahlreiche große und vor trefflich ausgeführte Lichtbilder brachten den Zuschauern die hei- ligen Stätten greifbar nahe, und der humoristische Vortrag, der die Darbietungen begleitete, ließ keine Ermüdung aufkommen. Die Einrichtungen, die Berlin zur Aufrechterhaltung der Wirtschaft getroffen hat, haben in günstiger Weise gearbeitet. Ich will hier nur über die den Buchhandel angehenden berichten. Über die Kriegsberatungsstelle für den Ber liner Buchhandel liegt mir nur ein Bericht über die ersten 378 2 Monate vor, in welcher Zeit sich 149 Personen um Arbeit gemel det haben, denen in 99 Fällen eine solche vermittelt werden konnte. Es erhielten 36 Stellensuchende (33 männliche, 3 weibliche) tage weise Beschäftigung, davon 28 in buchhändlerischen Betrieben; 40 (39 männliche, 1 weibliche) erhielten Stellung auf längere Zeit mit kurzen Kündigungsfristen, während 23 (20 männliche, 3 weibliche) Stellen mit gesetzlichen Kündigungsfristen vermittelt werden konnten, darunter 17 in buchhändlerischen Betrieben. Eine größere Anzahl von Personen sind auch bei Behörden unterge- bracht worden. In vielen Fällen wurden auch Ratschläge erteilt zur Erlangung von Unterhalt in bar, Naturalien und Bekleidung. Seitdem hat der Andrang wesentlich nachgelassen, ein Zeichen, daß die Arbeitslosigkeit auch in unserm Beruf erheblich gesun ken ist. (Vgl. hierzu den in Nr. 63 abgedruckten ergänzenden Bericht der Korporation der Berliner Buchhändler. Red.) Auch die Allgemeine Vereinigung Deutscher B u ch h a n d lun g s g e h i l fen hat sich die Ausgabe einer Be kämpfung der Schädigungen des Krieges unter den Angehörigen des Buchhandels und ihren Familien gestellt. Sie war in der Lage, nicht nur die anfänglich herabgesetzten Unterstützungen an stellenlose Mitglieder bedeutend zu erhöhen, sondern auch an die Familien einzelner regelmäßige, monatliche Unterstützungen zu gewähren. Die Kriegskredrtbank hat ihre segensreiche Tä tigkeit, eingetragenen Firmen, die durch den Krieg in Schwierig keiten geraten sind, durch Akzeptkredit zu helfen, fortgesetzt. Wie der Bericht des Vorstandes, der der Generalversammlung am 4. März 1915 vorgelegt worden ist, feststellt, hat die Inanspruch nahme der Kriegskreditbank für Groß-Berlin erfreulicherweise bei weitem nicht den Umfang erreicht, der bei ihrer Errichtung vorausgesehen wurde. Es scheint also, daß die mit dem Kriegs zustände zusammenhängenden Störungen in den Handelskreisen leichter überwunden worden sind, als man zu Beginn des Krieges vielfach angenommen hatte. Während in der ersten Zeit eine bedeutende Zahl von Kreditgesuchen einging, laufen neue Kredit anträge nur noch in geringer Anzahl ein. Auch der Buchhandel hat die Kriegskreditkasse in Anspruch genommen, doch entfielen auf ihn bis zu Mitte Dezember von der Gesamtsumme der bis dahin von der Kriegskreditbank gewährten Kredite nur etwa 2 "/», und zwar fast gänzlich auf Verleger. An Sortimenter waren bis dahin nur zwei kleine, zisfermätzig nicht ins Gewicht fallende Kredite gewährt worden. Auf das in Berlin im Verlage von Georg Reimer erschienene Buch des Professors vr. I. Jastrow: Im Kriegszustand möchte ich aufmerksam machen, und zwar ebensowohl zu eigener Belehrung wie zum Vertriebe. DasBuch führt den Untertitel: »Die Umformung in der ersten Kriegswoche« und gibt eine klare Dar stellung, in welcher Weise die verschiedenen Zweige der Staats verwaltung, die ökonomischen Beziehungen der Staatsbürger, so wie die Tätigkeitsgebiete der Gemeinden und der einzelnen Pri vaten Vereinigungen in der ersten Kriegswoche eine Umformung erfahren haben. Auch diese Anpassung zeigt, mit welcher Leich tigkeit und mit welchem Geschick das deutsche Volk die durch den Krieg veränderten Lebensbedingungen und Wirtschaftsbeziehun gen sich zu eigen gemacht und sich in ihnen zurecht gefunden hat. Es kann nicht jedermanns Sache sein, alle diese Notizen, die in der Tagespresse und in Broschüren verstreut sind, zu sammeln und zu sichten, und so muß man dem Verfasser aufrichtig Dank sagen, daß er den Stoff, in geschickter und klarer Weise verarbei tet, dem Publikum dargeboten hat. Der Geist des ganzen Buches atmet einen unaufdringlichen, aber desto wärmeren Patriotismus, der jeden Deutschen sympathisch berühren muß. Jetzt steht Berlin im Zeichen des 8-L-Brotes und des 1 Uhr-Nachtschlusses der Wirtshäuser und Vergnügungsstätten. Während die Anordnungen hinsichtlich der Einschränkungen des Brotverbrauchs mit großer Ruhe und — ich möchte sagen— mit einer gewissen Freudigkeit ausgenommen werden, kann sich mancher, namentlich der jüngere Berliner, nur schwer daran gewöhnen, schon um 1 Uhr die gastlichen Stätten zu verlassen. Es wird vielen Menschen sichtlich leichter, sich den Vorrat an Brot strecken zu lassen, als sich selbst — nämlich frühzeitig — unter die Bettdecke zu strecken. Aber auch dies ist nur, wie Reuter sagt.
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