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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1915
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- Deutsch
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66, 22. März ISIS. Redaktioneller Teil. ein Übergang, und die wohltätigen Folgen, zu nicht allzu später Stunde die Ruhe zu suchen, dürsten nicht ausbleiden. Über die Kriegsausslellung in der Kgl. Bibliothek berichte ich das nächste Mal. Berlin, im März 1915. R. L. Prager. Meine Beziehungen zum Buchhandel. (Zum 50. Geburtstage des Freiherrn Jeauuot Emil von Grotthuß, 5. April 1915.) Wenn ich auf meine ersten zarten Beziehungen zum Buchhandel zurückgehe, so gelange ich mitten in die harte Gegenwart. Es war in Libau, der Stadt am lurischcn Ostseestrande, deren Hafen bald nach Ausbruch des Krieges von deutschen Schiffskanonen beschossen wurde. Mein armes, altes Libau! .... Es hatte damals, wie alle Städte in den baltischen Provinzen Rußlands, noch ganz deutsches Gepräge, mit deutscher Stadtverwaltung, deutschen Schulen und natür lich auch deutschen Buchhandlungen. Mit einer derselben trat ich in rege Geschäftsverbindung, und zwar von der Art, die der Buchhändler nicht ungern sieht, nämlich als überaus fleißiger Abnehmer. Es sind nun einige dreißig Jahre her, ich besuchte dort die höheren Klassen des Gymnasiums, aber mein Bedarf an Büchern war mit den von einem löblichen Lehrerkollegium vorgeschriebenen bei weitem nicht ge deckt. Ich muß sogar ehrlich gestehen, daß mich die vorgeschriebenen weniger reizten, als jene, die ich aus dem wohlassortierten Lager des Herrn Puhze — so hieß mein Geschäftsfreund — oder durch dessen Vermittlung über Leipzig bezog. Jeden Sonnabend nach Schulschluß war mein erster beschwingter Gang zu Herrn Puhze, bei dem mich u. a. auch die neu eingetroffenen deutschen Zeitschriften erwarteten. Es wird wohl kaum jemand die hohe nationale und Kulturmission des deutschen Buchhandels in dem Maße und so aus eigener Erfah rung würdigen können wie einer, der, wie ich, der geborene Kurländer, sie im Auslände schätzen gelernt hat. Das geistige Band mit dem Mutterlande wurde wahrlich nicht zuletzt durch den deutschen Buch handel erhalten. Regeres Interesse für seine vornehmen und ge diegenen Erscheinungen, als in meiner alten Heimat, habe ich nirgends gefunden. Und nun gar auf dem Lande, für das der Buchhändler mit seinen regelmäßigen Ansichts- und Auswahlsendungen geradezu die literarische Vorsehung darstellte. Da bedurfte cs nicht erst der Qual der Wahl aus den hundertundein »Novitäten«, da fehlte kaum eines der Bücher, die in dem einen oder anderen Sinne von Bedeutung waren, die Geister im deutschen Mutterlands beschäftigten, — und doch hielt sich das Buchhändlerpaket immer in würdig gemessenen Grenzen. Und mit welcher freudigen Erwartung wurde es geöffnet! .... Es war eine treue, fürsorgliche und gewiß nicht voraussetzuugslose Arbeit, die der Buchhändler da mit seiner Sichtung und Schichtung verrichtete. Der Erfolg war denn auch meist, daß cs nur wenig oder keine »Nemit- tenden« gab. In der Stadt, im persönlichen Verkehr, war der Buch händler wiederum der Vertrauensmann, sein Rat ausschlaggebend. Es ging noch alles in gemütlicher Ruhe zu, man hatte noch Zeit, man unterhielt sich im Buchladen. Das ganze Verhältnis war mehr ein persönliches als geschäftliches. Das Geschäftliche verstand sich von selbst, es ruhte auf solidem, sicherem Grunde, es deckte sich mit dem Interesse des Käufers und brauchte sich daher nicht als ein Fremdes dazwischcnzuschicben. Mir will dies Verhältnis auch heute noch vor bildlich, auch heute noch erstrebenswerter und aussichtsreicher erscheinen, als irgendwelche »Mittelstelle«, die auch im besten Falle dem aus jahr- hundertalten Erfahrungen und Bedürfnissen organisch herausgewachse nen B e r u f s buchhandel gegenüber immer nur ein zur Erstarrung verurteiltes Kuustgewächs bleiben kann. Eine Reform des Büchcrver- triebes kann nur aus dem Buchhandel und durch den Buchhandel kommen, der mit seiner umspanncnden Organisation bei freiem Wett bewerb die Gefahr einseitiger Bevormundung ebenso ausschließt, wie er die Möglichkeit selbsttätigen Ausgleiches einschließt. — Jetzt wird mit der systematischen Ausrottung des gesamten Deutsch tums auch der deutsche Buchhandel in Rußland von schmutzigen Ko sakenstiefeln in den Sumpf asiatischer Barbarei getreten. Der Buch händler Jonck in Riga war sogar nach Sibirien verschickt worden .... Es darf in Rußland öffentlich überhaupt nicht mehr deutsch gespro chen werden. So geht dem Buchhandel im Reich ein Absatzgebiet ver loren, das er zu seinen treuesten zählen durfte, mit dem er durch Jahrhunderte die freundlichsten Beziehungen unterhielt. Aber auch in den baltischen Provinzen selbst hat sich mancher Verleger (und selbstverständlich Sortimenter) einen guten Namen erwerben dürfen. Ich erinnere nur an Hartknoch, den Verleger Kants und Herders . . . Wir dentschgeborcncn, mit ganzer Seele deutsch fühlenden Balten konnten nicht im Zweifel darüber bleiben, welches Geschick uns an Mütterchen Rußlands Busen erblühen werde. War ich doch einer von der letzten Schicht, die ihre Reifeprüfung noch in deutscher Sprache ablcgen durfte. Damit war meine Laufbahn in Rußland abgeschlossen. Ich mochte die alte Heimat mit all den Zeugen ihrer ehrwürdigen Vergangenheit nicht erst geschändet sehen. Und was sollte, was konnte ich noch dort? Zwar Ämter und Ehren hatte Rußland — dem Ab trünnigen zu bieten. — Als kaum Neunzehnjähriger siedelte ich nach Berlin über. Hier betätigte ich mich zunächst als akademischer Bürger, gleich zeitig aber auch schon als Mitleiter einer Wochenschrift. Ich bin also recht früh in den »Betrieb« gekommen und habe so auch bald mit den »andern Fakultäten«, dem Buchdrucker- und Buchhändlergewerbe, Fühlung genommen. Ja, ich war selbst ein paar Jahre »Kollege«, nämlich als Mitverleger einer illustrierten Zeitschrift. Als solcher habe ich Einiges gelernt und einiges Lehrgeld gezahlt. Es ist nicht so leicht, wie mancher sich das vorstellen mag, das Verlegersein. Diese Er kenntnis und mehr oder minder tiefe Einblicke in die Technik und die inneren Umgangsformen des Buchhandels habe ich aus meiner verlegerischen Tätigkeit gewonnen, und das ist immerhin etwas. Je denfalls hielt ich mich auf Grund dieser Erfahrungen als »gewiegter Praktiker« berechtigt und moralisch verpflichtet, einem andern Schrift steller, der auch unter die Verleger gehen wollte und mir die glän zenden Aussichten des »Geschäfts« mit der ganzen Glut seiner gänzlich ungeschäftlichen Dichterseele in berauschend schönen Farben schilderte, — auf das dringendste von dem Unternehmen abzuraten, worauf ich »postwendend« einen groben Brief von ihm erhielt. Er hat ihn — später — zurückgenommen. Im Jahre 1897 trat ich mit Greiner L Pfeiffer in Verbindung, und diese Verbindung sollte eine dauernde und mehr als nur rein geschäftliche werdeir. Ich sandte ihnen aus Berlin meine Erzählung »Der Segen der Sünde«. Nach wenigen Tagen traf mit einem freund lichen Begleitschreiben der vollzogene Verlagsvertrag bei mir ein. In demselben Jahre brachten Greiner L Pfeiffer meine »Probleme und Charakterköpfe« heraus. Und dann gründeten wir den »Türmer«. Es ging Zug um Zug, aber so ganz einfach war das doch nicht. Hätte ich bei meinen Verlegern nicht das volle Verständnis für die Art meines Schaffens gefunden, hätten sie sich nicht von vornherein und ans eigener Überzeugung niit mir auf denselben Standpunkt ge stellt: daß nur eine völlig selbständige, von allen anderen Rücksichten als der auf den geistigen Gehalt unabhängige Leitung hier einen Er folg versprechen könne, so würden vielleicht diejenigen rechtbehalten haben, die den »Türmer« so lange für ein totgeborenes Kind erklärten, bis der greifbare Erfolg sie eines anderen belehrte. Und der Erfolg trat früher ein, als Herausgeber und Verleger erwartet hatten: schon nach dem dritten Heft hatte der »Türmer« seine Lebensfähigkeit er wiesen. Daß dies ohne die tätige und verständnisvolle Hilfe des Buch handels nicht zn erreichen war, versteht sich am Rande. Aber auch bet der Einführung meiner eigenen Schriften muß ich des Buchhandels dankbar gedenken. Das Interesse, mit dem sich insbesondere auch seine jüngeren Mitglieder für meine Bücher ins Zeug legten, ging Liber das geschäftliche hinaus, war schon mehr ein persönliches Eintreten für den Verfasser oder richtiger für seine Ziele und Anschauungen. Ich habe da einen schönen Idealismus, viel Treue erleben dürfen. Auch im persönlichen Verkehr, in mancher fröhlichen und ernsten Stunde, die den Mann der Feder mit seinen Freunden vom Verlag und Sor timent zusammenführte. Wie der Mensch nicht vom Brot allein lebt — zumal jetzt in Kriegszeiten —, so ist auch beim Buchhandel nicht alles Geschäft. Berlin-Zehlendorf. Jeannot Emil Frhr. v. Grotthuß. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Die Firma F. W. L o h m a n n in S t e e l c a. d. Ruhr kann im Frühling dieses Jahres auf ein 50 jähriges Bestehen zurückblickcn. Der Gründer der Firma Friedrich Wilhelm Lohmann eröffnete 1865 in dem industriereichen Städtchen Steele a. d. Ruhr eine Buch druckerei und Schrcibwarenhandlung, die sich eines guten Fortgangs erfreuten, so daß später auch der Buchhandelsbetrieb aufgenommen wurde. Seit 20. Mai 1871 steht die Firma F. W. Lohmann mit dem Buchhandel in Verbindung, und es war ihrem Gründer noch vergönnt, sich des Aufblühens auch dieses Geschäftszweiges zu erfreuen, bis ihn im Mai 1899 der Tod von seiner Lebensarbeit abrief. Sein Sohn Friedrich Wilhelm, der sein Geschäftsnachfolger wurde, starb bereits im Jahre 1904, worauf die Geschäftsleitung auf dessen Bruder Eduard überging. Seit dem 4. August 1914 steht dieser im Felde bei Bpern und wird, falls ihm, wie wir hoffen, die Rückkehr beschicken ist, das setzt für die Erben des Gründers geführte Geschäft auf eigene Rechnung übernehmen. 379
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