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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1934
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- Deutsch
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14 98, 28. April 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. ratungcn und künstlerische Erwägungen gehen dem Erscheinen von Werken insonderheit jüngerer, aber auch selbst erfahrener Kompo nisten voraus! Wieviel allein schon moralische und aufmunternde Unterstützung vermag ein Verleger seinen Komponistenfrcunden zu geben; wie viele Werke aber auch bleiben auf Rat des Verlegers unveröffentlicht. Das Nichtverlegen ist manchmal die größere Kunst. Diese Art der Zusammenarbeit ist der wahrhaft beglückende Teil des Berlegerberufes und in kultureller Beziehung vielleicht der wichtigste; hier vermag in wechselseitiger Durchdringung von Er fahrungen und künstlerischen Notwendigkeiten erst die Wirkung in die Breite zu entstehen. Das Vertrauen in das eigene Urteil des Verlages wird auf manche harte Probe gestellt; es gibt wohl kein anderes Gebiet der Kunst, auf dem ein solch großes Maß von künstlerischer Überzeu gung dazu gehört, um sich gegen die bequeme Welt der Überliefe rung durchzusetzen. Die groteskesten Beispiele von Verkennung waren, auf dem Gebiete der Kunst, von jeher der Musikgeschichte Vorbehalten. Und ich glaube nicht, daß sich dies jemals ändern wird. Um so schöner und größer aber auch die Aufgabe des Ver lages, in Treue und Idealismus zu seiner Überzeugung zu stehen und einer jungen gegenwartsbewußten Kunst zum Siege zu ver helfen. Ich glaube an den herrlichen unerschöpflichen Born der deutschen musikbegnadeten Jugend. Ich glaube, daß diese Jugend ihre Sprache, die Sprache ihrer Zeit finden wird. Ihr Ausdruck wird anders sein, wie der von gestern, und noch sicherer anders, wie der von chegestern. So will es das Gesetz des schöpferischen Vor ganges. Das Verständnis des Verlegers für diese Dinge dürfen Sie also wohl voraussetzen, ebenso seine Ausnahme- und Förderungs bereitschaft. Mit dem Ergebnis aber ist er auf die Leistungen der jungen Generation angewiesen. Er kann nichts Besseres und Größeres verlegen, als die Zeit hervorbringt, und etwaige Kritik sollte nicht ihn treffen. Ich komme jetzt zu einer nüchterneren, aber ebenso wichtigen Seite unseres Berufes. Mit dem Erwerben und Drucken von Musik werken ist nur die eine Halste der vcrlegerischen Tätigkeit erfüllt. Die andere gilt dem Vertrieb. Die persönlichen Beziehungen zu den Konzertveranstaltern und Künstlern, die Kenntnis der in Betracht kommenden Abnehmerkreise, die Durchdringung der ganzen musiktreibenden Welt mit dem Worte, die Empfehlung in unzähligen Katalogen und Prospekten setzt einen großen Aufwand von Zeit und Mitteln voraus. Auch hier vermag nur die Liebe zur Sache das groteske Mißverhältnis zwischen Leistung und Er gebnis zu überwinden. Zu dieser Kleinarbeit, bei der als treue und unermüdliche Mithelfer die Sortimentskollegen zur Seite stehen, gehören Menschen, wie sie wohl nur unser Stand und meines Er achtens nur der deutsche Musikalienhandel aufzuwcisen hat. Reine Kaufleute müßten hier versagen. Das lebende Schaffen, d. h. die zeitgenössische Kunst ist aber nur die eine Halste der Musikkultur eines Volkes; die andere liegt in der Pflege des übernommenen klassischen Gutes. Diese Pflege beginnt mit den vom Verlage veranstalteten Musikausgaben. Ich glaube, ich darf als bekannt voraussetzen, was der deutsche Verlag auf diesem Gebiete geleistet hat, wenigstens soweit die Ergebnisse in sauber gedruckten Exemplaren vorliegen. Der Hintergrund aller dieser Leistungen aber bedarf einer kurzen Erwähnung, denn auch hier sind jene staunenswerten deutschen Kräfte des Geistes und des Herzens am Werk gewesen und ständig weiter am Werk, die in der Hauptsache der Idee zu dienen bestrebt sind und den deut schen klassischen Editionen in der ganzen Welt zu ihrer führenden Stellung verholfen haben. Auch hier kommt der kaufmännische Ge sichtspunkt in zweiter Linie. Die Vollständigkeit der Ausgabe, dis fortwährende Erneuerung der Bearbeitungen, die Anpassung an letzte Forschungsergcbnifse sind die Belege der unermüdlichen Schaf fensfreude und des wissenschaftlichen Fanatismus, verbunden mit einer Preispolitik, deren tragischen Idealismus nur der Fachmann in seinem ganzen Ausmaß begreift. Bis hierher habe ich versucht, Ihnen, soweit es die mir zur Verfügung stehende Zeit erlaubte, einen Umriß der deutschen Musik- Verleger-Tätigkeit zu geben. Die Auswirkungen für die deutsche Kultur ergeben sich von selbst. Durchdrungen von dem Geiste der neuen Zeit, führt der Verleger in unermüdlicher Schaffensfreude das überkommene Musikgut sowohl wie die Erzeugnisse des lebenden Musikschaffens in Form und Haltung, wie es ihm die Verant wortung vorschreibt, dem deutschen Volke zu. Infolge des hohen Ansehens, welches die deutschen Verlags-Erzeugnisse in der Welt genießen, vermag aus diese Weise die deutsche Musik, unterstützt durch die selbstverständliche Tatsache ihrer Qualität und dank der internationalen Sprache der Musik, im Gegensatz zur Literatur, in alle Kulturländer zu dringen. Keine Musikkataloge werden oder wurden so oft und so gern zur Hand genommen wie die deutschen. Es liegt auf der Hand, von welcher unschätzbaren Bedeutung es für das Verständnis und für die Geltung des deutschen Wesens sein muß, wenn die Lehrer eines fremden Landes nach deutschen Me thoden und Lehrgängen oder nach deutschen Klassikern in deutsch interpretierten Ausgaben unterrichten. Ihre Schüler, selbst einmal zu Lehrern geworden, vergessen diese Grundlage nie. Sie vererben sie weiter auf die kommende Generation. Aber hüten wir uns, eine Unveränderlichkeit dieses Erfolges anzunehmen. Er ist von verschiedenen Umständen abhängig, auf deren Erhaltung die verantwortlichen Stellen ernstlicher bedacht sein müssen als seither, wenn nicht die frühere Monopol-Stellung des deutschen Musikverlages für alle Zeiten verschwinden soll. Mit dieser nachdrücklich ausgesprochenen und sehr ernst ge meinten Warnung an alle, die es angeht, muß ich mich an dieser Stelle begnügen. Die Schilderung der Gefahren ist Angelegenheit wirtschaftlicher Betrachtungen und gehört damit zu dem Thema meines sehr verehrten Kollegen, des Herrn Di. von Hase, der jetzt anschließend zu Ihnen sprechen wird. Er wird das Eisen, welches ich ihm hier auf diesem Redner-Amboß zurücklasse, wie ich hoffe, schmieden, solange es warm ist. Ich bin am Ende meines Vortrages und hoffe, daß es mir trotz der Kürze der Zeit gelungen ist, dem Stande des deutschen Musikverlegers eine gerechte Würdigung zuteil werden zu lassen, und darzutun, in welch hohem Maße er als unentbehrlicher Gehilfe des Komponistenstandes zum Kulturträger innerhalb der deutschen Volksgemeinschaft ausersehen ist. Mögen alle, die hierzu berufen sind, sich ihrer vornehmen Aufgabe bewußt sein und uns ihre Unter stützung zuteil werden lassen. Wir fordern in erster Linie moralische Anerkennung unseres Daseins. Auf Reichtümer hat es der Musik verleger wahrlich nicht abgesehen; er rechnet mit bescheidenen Er trägnissen. Machen Sie ihn aber, soweit es in Ihrer Macht steht, auch wirtschaftlich sorgenfreier, als er es augenblicklich ist. Seine freudige Mithilfe an den Aufgaben des neuen Staates darf diese Gegenleistung erwarten. Der Staat hat keinen treueren Verwalter deutschen Musik gutes und keinen besseren Helfer in der Verbreitung deutscher Musik, und Musik ist die Seele des deutschen Volkes.
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