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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1921
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- 1921-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1921
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- Deutsch
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LtuuM * ^/« Seite 65 Nichtmit gliederpreis: die Zeile 2.25 M.. > ;S. 750 M.. 6. 400 M.. S. 205 M. Stellengeiuchc ! ^ 40 Pf. die Zeile. Auf alle «Preise werden 25^i> Teuer.-Zuschl. ! Nr. 207 (R. 163). Leipzig, Montag den 5. September 192t. 88. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Was wird? Eris schüttelt ihre Schlangen, Alle Götter flieh'n davon. Und des Donnrers Wolken hangen Schwer herab ans Ilion. Diese Worte wollen mir nicht aus dem Sinn, und die bange Frage: Was wird?« läßt einen nicht mehr in Ruhe. Um zur Klarheit zu gelangen, muh man die Vergangenheit kennen, muß schonungslos alle Fehler ausdecken, um zu sehen, wo der Prozeß der Heilung beginnen muß. Was waren die Ursachen der Katastrophe, in der wir uns heute befinden? Um dieses festzustellen, muh die Zeit vor dem Kriege, die Kricgszeit und die Nachkriegszeit streng auseinandergehalten werden. I. Vor dem Kriege: Alles, was mit dein Buch zusammcnhing, außer Verlegern und Buchdruckern, litt am Buch. Der Autor klagte über zu geringes Honorar, das Papier des Papiersabrikanten galt an der Börse nichts, die Buchbindereien suchten Kredit, und das Sortiment war in ständiger Furcht vor einem festen Zupacken des Verlegers oder des Kommissionärs. Einzig und allein zu verdienen schienen der Verleger und der Drucker. Die Preise der Bücher waren auf einen Tiefstand herabgedrückt, der das Buch in den Augen des Publikums wertlos machte. Selbst bei Luxusausgaben scheute sich der Verleger, einen dem Buch angemessenen Preis festzu setzen, lieber sollte der Sortimenter weniger verdienen. Und da bei dars nicht vergessen werden, daß alle, die mit dem Buch arbei teten, in der Lage waren, die Preise auf Grund der Spesen zu kalkulieren. Nur der Sortimenter war in völliger Abhängigkeit vom Verleger, ihm fehlte jede Möglichkeit, die wachsenden Spesen durch erhöhten Verdienst einzubringen. So war das Leben für den Sortimenter eine Qual, eine ständige Furcht: was soll werden? Und ein Zweites trat hinzu: Deutschlands zunehmender Reichtum wirkte verderblich auf das Volk — als Dichter und Denker —, Der Luxus nahm überhand. Das Geistige trat mehr und mehr zurück. Der Kapitalismus fing an, sich auszuwirken, und das Buch begann, nicht mehr ein persönliches Verhältnis zum Verleger und Sortimenter zu haben, sondern es wurde Ware, .welche nur nach ihrem Verdienst bewertet wurde. Die Dividende sing an, Leitmotiv zu werden. Dazu kam, daß viel mehr »Morphium- hcrgestellt wurde, als das Sortiment auf nehmen konnte und als gewissenhafter Verbreiter ins Volk brin gen wollte. Der Verleger aber als Hersteller, dem dies »Mor phium« eben nur Mittel zum Zweck war, nämlich zum Verdienen, wandte sich vom Sortimenter zum Grossisten und dieser wieder zu den Auch-Buchhändlern. So wurde das Brich in den Augen des Publikums entwer tet: durch auffällige, bunte Schrift und Umschläge, durch markt schreierische Reklame und Auslegen bei Buchbindern und Waren häusern und an solchen Stätten, wo jedes innere Verhältnis zum Buch fehlte. Wohl gehörte es noch zum guten Ton, ein Buch zu schenken, aber man konnte beobachten, daß beim Buch über den Preis gestöhnt wurde, während die Rosen und die Schokolade, die mit demselben zu gleicher Zeit geschenkt wurden, ruhig teurer sein dursten. Man bezahlte hohe Preise für Eintrittskarten, um eine Berühmtheit gesehen zu haben, aber sich das Geisteskind des Verfassers durch Kauf zu eigen zu machen, war fast verpönt, — man konnte es ja leihen —. Dieselbe Hand, die beschmutztes Pa piergeld zurückwies, scheute sich nicht, ein vielfach gelesenes Buch schmutzig und zerrissen zu benutzen. Ein geliehenes Buch nicht wieder zurückzugebcn, schadete nichts, drückte einen nicht mehr. Das Buch wurde Ware, und da es als solches auf Massenvertrieb angewiesen war, wurde ein Stand großgezogen, der,'dem Buch innerlich fremd, den wahren Buchhandel als Schmarotzer langsam abtöten mußte, weil er ihm zuviel Lebenssäfte entzog. Leider erkannten die Verleger wissenschaftlicher und der guten populären wissenschaftlichen Literatur nicht, daß durch an ständigen Rabatt das Sortiment angehalten würde, nur wirklich Gutes zu verkaufen und die leichte Ware zu meiden. Die wissen schaftliche Literatur wurde so schlecht rabattiert, daß der Sorti menter, um sein Leben fristen zu können, die »Ware-, das »Mor phium« mitführen mußte. II. Jetzt kam der Krieg. Die ersten Jahre waren für das Sortiment vernichtend. Nur die Außenstände und der Verkauf vom Lager konnten uns retten. Erst 1916 fing das Geschäft an, lebendiger zu werden, und so paradox cs klingt, je größer die leibliche Rot, desto besser wurde das geistige Geschäft. Richl aber, daß der Hunger nach geistiger Kost größer geworden wäre, son dern weil einfach als Geschenk nichts anderes zu haben war. Die Biicherwochen, die während des Krieges abgehalien wurden, waren eine Blamage für das deutsche Volk. Gerade diese Wochen, in denen das deutsche Volk hätte zeigen können, wie innerlich fest gegründet es seinen Heerscharen draußen das Beste senden wollte, was es noch besaß, zeigten, wie wenig Verständ nis für die Kraft des Geistes im Volke wohnte. Billig, billig mußte alles sein, es wird ja nur gelesen und zerrissen, anstatt sich zu sagen, daß jedes Buch, welches zerlesen wurde und eincnr Kämpfer draußen auch nur eine Stunde erleichtern würde, übcr- hairpt nicht genügend bezahlt werden könne. Wohl stieg allmählich der Umsatz, aber die Spesen wuchsen schneller und wurden 1917 so unerträglich, daß, sollte nicht der Zusammenbruch kommen, ein Ausweg gefunden werden mußte. Dieser Ausweg wurde im Herbst 1917 in Goslar beschlossen durch die 10"/>ige Notstandsordnung. Diese 10"» änderten am Laden preis nichts, alles blieb, wie es war; nur hatte der Sortimenter zum ersten Male in seinem Leben die Möglichkeit, auf Grund erhöhter Spesen seine Einnahmen auch zu erhöhen. Die Verleger erkannten die Zeit nicht, wollten dem Sortiment nicht glauben, sondern dachten, durch möglichst billige Preise gegen den Strom schwimmen zu können. Als sie aber merkten, daß die Zeit gegen sie arbeitete, fingen sie mit Verlegcrteuerungszuschlägen an, an fangs unrabattiertcn, später rabattierten, jeder aber, wie es ihm gutdäuchte. Erst von diesem Augenblick an datiert die Aufhebung des festen Ladenpreises, datiert die Feindschaft des Autors gegen den Buch handel. Das Sortiment war nicht in der Lage, diesem wirren Durcheinander folgen zu können, der Autor verstand nicht, warum er, der genau so unter der Teuerung litt, nicht an der Erhöhung der Preise, also an dem Mehrgewinn teilnehmen sollte und wurde von berechtigtem Ingrimm gegen den Buchhandel erfaßt. Die I32ö
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