G. 227, 7. Oktober 1920. Fertige Bücher. M-lttEa»' fi i>. Ltschni SUch«andcI.> 1 1008 'v'. Aufruf gegen ein deutsches Laster! Neuerscheinung: EinsW/MNe/Tat Lin Mahnruf zur sittlichen Überwindung des Partikularismus Von Professor vr. Manfred Eimer durch seine Mitarbeit an den führenden deutschen Zeitschriften bekannte Verfasser spürt in / diesen» Buche einem trüben Stück deutschen Volksgeistes nach: den Äußerungen dessen, was man Partikularismus, Eigenbrödelei, Sondertümelei nennt, also einer der berüchtigtsten Eigen schaften deutscher Wesensart. And zwar sucht der Verfasser den Partikularismus vor allem in derjenigen Beziehung, in der diese deutsche Art, das Völkische zu behandeln, am meisten trennend erscheint: im Politischen. Aus Eimers Beobachtungen ist ein deutscher Zeitspiegel geworden. In der genannten Richtung ist in ganz Deutschland immer viel gesündigt worden, aber niemals soviel wie in der Zeit nach der Revolution von 1918. Es ist geradezu erschütternd, die Blütenlese von ministeriellen, Ab geordneten- und Presseäußerungen zu lesen, die Professor Eimer gesammelt hat. Dabei behandelt sein Buch fast nur das Gebiet Süddeutschlands. Seine Beispiele stammen zumeist aus Baden, Württem berg und Bayern. Gegen die Annahme, daß es im übrigen Deutschland etwa sehr viel anders aus- sehen könnte, weiß jeder politisch Kundige genug Beispiele anzuführen. Die Absicht des Verfassers ist, zur Einsicht aufzurufen, daß der deutsche bundesstaatliche Partikularismus keine berechtigte Eigenart ist, sondern, wie sich an der Geschichte anderer Kulturvölker beweisen läßt, einfach eine niedrigere Stufe politischer Entwicklung, die über- wunden werden muß. Auch die Erkenntnis will er wecken, daß ein verständiger Einheitsstaat die Kultur nicht bedroht. Eimer vertritt die Äberzeugung, daß alle deutschem Stämme sich ihres Reichtums freuen sollten, statt ihn in kleine Münze umzuprägen und den 5)aß damit zu fördern. Besondere Aufmerksamkeit wendet der Verfasser der preußischen Frage zu. Die Lösung kann, so führt er aus, nicht die sein, daß Süddeutschland sich gleichmütig von Preußen abwendet, denn alle sind ohne Preußen politisch und wirtschaftlich mindestens verloren. Die Lösung liegt dort, wo vr. Preuß sie gefunden hat: Preußen muß als Staat verschwinden und die historische Sendung, die es bisher zum Schaden aller nicht verstanden hat, endlich erfüllen: es muß in Deutschland auf gehen. Der Wille dazu ist in Preußen vorhanden. Aber es gehört dazu, daß auch der Süden seinen Partikularismus überwindet, daß auch der Süden das will, wozu die Entwicklung drängt: den deutschen Einheitsstaat. Der Verlust der bundesstaatlichen Finanzhoheit, die Verreichlichung der Verkehrsmittel — das alles bahnt dem Einheitsstaat den Weg. Deutschlands Schicksal wird sich danach bestimmen, ob Preußen, ob aber auch der Süden die Aufgabe der Stunde erfassen werden. Die Eimersche Schrift mag in vielen Punkten anfechtbar sein: als ehrliche Äußerung eines auf rechten und klugen Mannes verdient sie die Aufmerksamkeit aller politisch Miaui oder interessierten Bezugsbedingungen: Ladenpreis 9 M / Aettopreis 6.75 IN / Varpreis 6 M / Partie 1Z12 Auslieferung: Berliner Kommissionsbuchhandlung/Verlm und Fleischer/Leipzig Deutsche VerlagSgesellschast für Politik und Geschichte m.h. S. in Serlin Ws