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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1931
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- 1931-09-08
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- 08.09.1931
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X: 208, 8. September 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. strierten Journalen« kurze Begleittexte zu Raabes Bild gestanden. Jenfen nennt mit Recht Raabe »einen der tiessinnigsten Dichter un seres Jahrhunderts« und spottet über die »Wissenschaftler«. Hundert Bücher und Hunderte von Aussätzen — die Seminar- unb Doktorarbeiten über Raabe nicht mitgerechnet — sind seit Zeu sens Arbeit erschienen, die schon die entscheidenden Wesenseigen- schasten Raabescher Dichtung ersaht und aus der Lebens- und Welt anschauung des Dichters zu erklären weiß. »Etwas völlig Neues« sei mit Raabe in das deutsche Schrifttum, in die deutsche Welt ein getreten. Es lohnt sich jetzt, im Raabejahr 1031, diese» Aussatz Wil helm Jensens nachzulesen. Er zeigt uns den echten, wenn auch noch nicht den ganzen Raabe, denn bis zum letzten vollendeten Roman, dem »H astende ck«, ringt Raabe weiter um das Verstehen und Deuten von Schicksal und Vorsehung. »G o t t e s W u n d er w a g en« fährt durch dieses letzte Werk. Zur rechten Zeit setzt er die Menschen an der rechten Stelle ab. »Es sitzt ein absonderlicher Fuhrmann auf dem Wagen und führt die Peitsche zu seinem Hott und Hüh.« Auch Raabes Bücher — nicht nur seine Gestalten — wandern mit dem Wnnderwagcn, sic werde» »abgesetzt« zur rechten Zeit am rechten Ort. Scho» Jensen nennt in diesem Oktoberheft 1879 »D i e Chronik der Sperlingsgasse« »eines der Lieblingsbücher unserer Nation«. Er erzählt, daß Raabe diese Dichtung für 50 Taler aus eigene Kosten hat drucken lassen, und Fritz Hart mann er gänzt diese Angaben in seinem kleinen aufschlußreichen Erinnerungs buch »Wilhelm Raabe, wie er war und wie er dachte« sAdols Spon- holtz Verlag, Hannover) dahin, bah Raabes Bruder die Hälfte der Druckkosten beigesteuert hätte. Dem Dichter wurden allerdings 100 Freiexemplare zugestanben, aber Raabe nahm nur zwölf und ließ die übrigen als Besprechungsstücke versenden. Die »Sperlings gasse« ist durch fünf Hände gegangen, ehe sie an den richtigen Verleger kam. Bon der Jubiläumsausgabe, deren Bilder ein Stück Alt-Berliner Leben lebendig machen, jene Zeit, Sa der Student Wilhelm Raabe in der Spreegasse die Feder ansetzte, um Umwelt und Innenwelt zu schildern, sind in wenigen Wochen 35 000 Stück ausgegeben worden, sodaß die Gesamtauflage der »Chronik« heute 215 000 beträgt. Diese Zahl betrifft nur die Einzelausgabe bei Grote; die Bände der Gesamtausgabe sind hier nicht mitgezählt worden. Vielleicht kann man hier schon einen Vergleich machen mit den Absayzahlen Ende 1021, zu Raabes 00. Geburtstag. Da betrug die Gesamtzahl der sieben in der Grote'schen Verlags buchhandlung in Berlin erschienene» Bücher Raabes 228 000 Bände; die heutige Zahl der Groteschen Raabebände ist S2S000. sDabel sind die beiden Erzählungen »Der Student von Wittenberg« und »Lorenz Scheibenhart. Ein Lebensbild aus wüster Zeit« als ein Band gerechnet, denn sie sind jetzt zusammengesaßt in dem Bänd chen »Halb Mär, halb mehr«.) Mit dem Abdruck dieser beiden kleinen Erzählungen im Jahr gang 1857/58, also im dritten und vierten Halbband von »Wester manns Monatsheften« begann Raabes Mitarbeit an »Weftermanns Monatsheften», in denen er bis zum Jahre 1880 insgesamt 2g Er zählungen veröffentlicht hat"). Da finden wir im elften Band — cs sind also stelS Halbjahresbände gezählt — jenes Werk, zu das ihm seine Magdeburger Buchhändlerzeit die erste Anregung gegeben hat: »U n s e r e s H e r r g o t t s K a n z l e i«, das als Buch 1862 erschien. Bis zu Raabes 00. Geburtstag waren etwa 28 000 Bände ver breitet, heute werden es etwa 50 000 sein; in diesem Jahre der Er innerung an Magdeburgs Fall ist es mit Recht stark gekauft worden. Schon ein Jahr später erschien im dreizehnten Band von »Weftermanns Monatsheften« der Roman, der später von Hermann Klemm in hoher Auslage als Felbausgabe verbreitet worbe» ist; »Die Leute aus dem Walde. Ihre Sterne, Wege und Schick sale». »Sieh »ach den Sternen! Gib acht aus die Gassen« ist das Leitmotiv. Raabe »treibt» in diesem Buch nach seinen eigenen Worten »Naturgeschichte der Menschheit«. Noch denkt Raabe: doppelt hält besser und gibt Robert den Rat: »Halte dich mit den Händen und im Notsall mit den Zähnen am Gewände unserer alten Mutter Erde; die Augen aber richte empor zu den Sternen des weisen Meisters« und »patentierten Sternguckers«. Im 27. Band von Weftermanns Monatsheften solgt bann der »S ch ü d d er u m p», jenes Buch, in dem Raabe sich zum erstenmal mit dem Tobesproblem auseinandersetzt: »Aus den Schüdderump mutz alles, was lieblich und schön ist, wie es sich auch wehren mag«. Raabe hat »die grauenhafte Nichtigkeit des irdischen Seins kennen gelernt« jPerguin). Dann folgt in den Monatsheften eine längere Pause. Der 36. Band beginnt mit einer Novelle, die Raabe Fritz Hartman» gegen- *) Davon die ersten vier Erzählungen noch unter dem Decknamen C or v i n u s. 804 über zu seinen besten Sachen gerechnet hat. Es ist die Apotheken geschichte »Zum wilden Man n«, die er ansing trotz des Miß erfolges, daß ihm fein »Meister Autor« vom Verleger zurück- gesandt wurde. »Auf ewige Zeiten« hat Raabe dos Ver lagsrecht dieser ernsten Erzählung an Philipp Reclam verkauft — er nannte ihn »das deutsche Schriststellerschicksal« — für ewige Zeiten, d. h. bis zum 31. Dezember 1040, falls wir nicht ein Gesetz für fünfzigjährige Schutzfrist bis dahin erhalten haben. ES würde zu weit führen, die Schicksale und das Walten der Vorsehung, würde Raabe sagen — bei jedem einzelnen Raabeschen Buch aufzuzeigen. Es kommt uns mehr aus ein Gesamtbild an, das für die Aufnahme Raabes, nicht aber über den Wert der Bücher etwas zu sagen hat. Die letzte Raabe-Erzählung in Wester,nanns Monatshefte» erschien im 60. Band, also 18W; es war die Oster-, Pfingst-, Weihnachts- und Neujahrsgeschichte »D er La r», über die der Dichter am 20. Mai 1880 schrieb: »Das Ganze bedeutet: Zu Ostern zieht man, zu Pfingsten regnets, am Weihnachten legt man sich krank zu Bette; aber Neujahr ist die Welt immer noch vor handen und hat sich ganz hübsch und nett wieder hergestellt. Und so wird es wohl noch einige Zeit bleiben. Was sonst an ernsteren Dingen hinter dem Spatz liegt, werden Sie, geehrter Herr, wohl herauszufinden wissen.« »Ja, ja, die Bücher haben ihre Schicksale«, sagte Wilhelm Raabe zu Hartmann, »ob gehaltvoll oder flach, Jörn Uhl oder .Kleine Garnison', das Publikum verschlingt, wovon gesprochen wird. Aber nichts anderes.« Und 1007 klagt er: Gerade die seinsten Bücher weisen sie zurück. Der »Stopfkuchen« hat erst die zweite Auf lage sdie erste erschien 1801); »Kloster Lugau« hat die dritte Auf lage sdie erste kam 1804 heraus). Der »Schüdderump«, fährt Raabe fort, steht bei der fünften sdie erste Auslage erschien 1870). Ob der Meister es geglaubt hätte, daß man heute liest: »Der Schüdde rump« hat eine Auflage von insgesamt 106 000, und die Gesamt übersicht zeigt, batz heute mehr als 2500000 Raabe- Bände verbreitet sind. Er hat es nicht ahnen können, daß der Erfolg, sprechen wir ruhig raabisch, mit »Gottes Wunderwagen« gekommen ist: eine Zeit und ein Mann waren »die Boten, die versiegelte Gaben zu unbekannten Leuten tragen« sso des Dichters Dank an seine Freunde, Braunschweig, 18. Oktober 1001). Die Zeit, der Weltkrieg, den Raabe kommen sah*), und derMan n, der deutsche Verleger, der mit festem Griff und weitem Blick für die stillen und die zerstreuten Werke eines deutschen Denkers und Dichters ei» festes Haus baute und es allen öffnete, die sich an diesem Schrifttum gesund lesen wollen, der Mann, der erkannte, bei Raabe ist Mensch und Werk untrennbar verbunden zu einer Kraft, war Hermann Kle m m, der am 20. Februar 1022 im noch nicht vollendeten 44. Lebensjahre an den Folgen des Frontdienstes gestorben ist. Der bibelfeste Dichter, der so oft in seinen Büchern, mehrmals auch als Motto, Worte der Heiligen Schrift bewusst und unbewusst verwendet hat, würde wohl sagen: »Die Schwalbe hat ihr Nest ge funden und der Raabe seinen Horst«. Es ist ganz merkwürdig, daß in dem Jahre vaterländischer Be geisterung — die Russen kamen und »feierten« mit den Deutschen am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig — 1013, als Manche schon das Rollen des kommenden Weltkrieges hörten, Hermann Klemm das glotze Wagnis einer Gesamtausgabe von Wilhelm Raabe auf sich nahm. Hatte er geahnt, daß Raabes Zeit kommen mutzte? Wie war die Lage? In denfünfzig Jahren von 1883—1013 hatte der Hauptverleger Otto Ja nie, Berlin, der die raabc- sremde Zeit durchgehalten hatte, alles in allem nur 253 000 Bände abfetzen können. In den neun Jahren bis zum 00. Geburtstag Wilhelm Raabes sind im Verlag von Hermann Klemm schon 1173 000 Bände herausgekommen. In den letzten zehn Jahren sind bei Klemm 777 000 Raabe-Bände hinzugekommen, sodaß unter der Klemmschen Firma 1050 000 Raabe-Bände das Licht dieser trüge rischen Welt erblickt haben. Das Gesamtergebnis ist dann !m Raabejahr 1031 fol gendes: Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin jetzt 326 000 Raabebände Berlagsanstalt Hermann Klemm A.G., Ber lin jeinschlietzlich der übernommenen Janke-Ausgaben) 2 203 OM „ Creutz'sche Verlagsbuchh., Magdeburg (»Herr gotts Kanzlei«) 50 OM „ PH. Reclam jr., Leipzig (»Zum wilden Mann«) 205 000 ergibt 2 874 MO Raabebände, *) »Wartet nur, wenn der große Weltkrieg kommt; ihr sucht euch noch die Kartoffelschalen hinter dem Zaun zusammen.«
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