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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1931
- Strukturtyp
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- 1931-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1931
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- Deutsch
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208, 8. September 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Dtschu BuchhauLel. Leihbibliotheken Schritte zur Abstoßung ihrer Uberschußexem plare. Es gibt dafür mancherlei Möglichkeiten und eine gut ent wickelte Organisation. Dauernd werden die Abonnenten darauf hingewiefen, daß sie ein ihnen besonders zusagendes Buch ganz billig antiquarisch erwerben können. Aber die Leihbibliotheken be schränken sich nicht aus den Kreis ihrer Abonnenten hinsichtlich des Verkaufs der Überschüsse. Viele Öffentliche Bibliotheken (auch manche in Übersee) mit beschränktem Etat warten mit dem Ankauf teurer Werke bis nach Ablauf der sechs Monate nach dem Erscheinen und nehmen sie dann antiquarisch von den Leih bibliotheken. Aus all dem ist zu ersehen, daß, wenn die Leih bibliotheken ein Segen sind, das ein zweiselhaster Segen ist> und daß ein Buch sehr gut eine weite Verbreitung (durch die Leih bibliotheken) haben kann und trotzdem verhältnismäßig kleine Absatzzisfern. Es ist außerordentlich schwer zu entscheiden, ob das Leih bibliothekssystem Segen oder Fluch bedeutet, hat es doch Vor teile wie schwere Nachteile. Wie immer unsere Meinung darüber sein mag, wir müssen mit ihm rechnen. Es ist viel zu tief im englischen Leben eingewurzelt, als daß man es entfernen könnte, und es gibt kaum eine gute Haushaltung dort, wo nicht wenig stens ein Familienmitgtied bei einer solchen Bibliothek abon niert ist. Die Zahl der Kunden steigt eher, als daß sie abnähme. Hinsichtlich der Wirkung der Leihbibliotheken auf Absatz und Preisbildung der Bücher sind die Meinungen durchaus geteilt. Auf die Frage, ob das Leihbibliothekswesen für die Autoren förderlich ist, gibt es keine einheitliche Antwort: »Die Leihbiblio theken behaupten, daß sie durch unbeirrte Abnahme einer An zahl Exemplare eines jeden neuen Buches, besonders erzählender Literatur, einem jeden neuen Autor die wirksamste Möglichkeit, bekannt zu werden, gewähren, die überhaupt denkbar ist.« — »Die Autoren geben allenfalls zu, daß das Leihbibliothekssystem deni auskommenden, noch nicht bekannten Autor zugute kommt; sie sind aber der festen Überzeugung, daß es den Absatz von Werten cingeführter Autoren zu heinmen geeignet ist.« Die Verleger ihrerseits wissen recht gut, daß die Leihbibliotheken von Büchern unbekannter Autoren nur eine ganz kleine Anzahl kaufen und kennen deren Abneigung, auch nur ein einziges wei teres Exeiuplar anzuschafsen, ohne das sie auskommcn können. Die Beantwortung der Frage, ob und welche Wirkung die Leihbibliotheken aus Preis und Ausstattung der Bücher haben, ist ebenfalls verschieden. Ich habe diese Frage ziemlich eingehend im dritten Kapitel meines Buches »DIis r,utt> about llubliskiug«») behandelt und möchte hier nur hinzufügen, daß der Einfluß der Leihbibliotheken bei denjenigen Büchern ani stärksten ist, von denen sie die Hauptabnehmer sind. Solche Bücher, die von vorn herein zum Abjatz^ an Leihbibliotheken bestimmt sind, sind un vermeidlich kostspieliger als andere, für den Verkauf ans große Publikum gedachte, da eine geringere Auflage genügt und da durch höhere Druckkosten bedingt werden. Diese »Leihbibliotheks literatur«, wenn man sie so nennen darf, wird regelmäßig als Beweis dafür herangezogen, daß die Bücher zu »teuer« sind, un geachtet der Tatsache, daß, wenn nur die geringsten Anzeichen für einen zu erwartenden Absatz vorliegen, fast stets billige Aus gaben veranstaltet werden. Man muß sich immer vor Augen halten, daß die Drucklegung vieler englischer Bücher in gewisser Hinsicht einen verlegerischen Versuch darstellt. Ergibt sich, daß das Buch bei den Leihbibliotheken stürmisch begehrt wird, so läßt das günstige Schlüsse auf den Absatz einer billigen Ausgabe zu. Lehnt aber schon das Leihbibliothekspublikuni ab, so besteht wenig Aussicht auf Absatz in solchen Mengen, daß eine billige Ausgabe angebracht erscheinen würde. Es ist wahrscheinlich, daß mehr als 8ü Prozent der Ver legerabsätze in 714-Schilling-Romanen aus die Leihbibliotheken entfallen, und daß 80 Prozent der in letzteren verlangten Bücher ünterhaltungsliteratur sind. Diese Zahlen Helsen zum Verständ nis der Bedeutung des Romans in England, auf sechs Neu erscheinungen kommt eine belletristischen Charakters. Der durch schnittliche Wert (Ladenpreis) des von einem Leihbibliotheks- »i Das wahre Gesicht des Verlaqsbuchhaudels. (C. E. Poeschet Verlag.) künden jährlich bewältigten Lesestoffs wird mit L 38 angenom men, jedoch sollte man diese Zahl nicht als autoritativ anjehen. Wahrscheinlich habe ich nunmehr genug vorgetragen, um darzulegen, daß das Leihbibliothelssystem, wie wir es in Eng land haben, einen einmaligen und aufs feinste durchgebildeten Apparat darstellt, daß sein Einfluß aus den Buchhandel beträcht lich ist und daß niemand die Verhältnisse im englischen Verlags wesen ganz verstehen kann, der nicht mit ihm rechnet oder seine Existenz nicht kennt. Nach meiner Meinung darf gesagt werden, daß, soweit die Leihbibliotheken der Allgemeinheit die Lektüre gewünschter Bü cher vermitteln, sie zum Segen sowohl für das Publikum wie für den Buchhandel arbeiten, daß sie aber insofern, als ihr System sie in den Stand setzt, der Kundschaft vorwiegend das zu bieten, was ihnen zu liefern genehm ist — wie es leider oft geschieht —, als schädlich anzusprechen sind. Das Vorhandensein so prächtiger Gelegenheiten, Bücher leihweise zu erhalten, verleitet natürlich zu der Gewöhnung, Bücher zu entleihen statt sie zu kaufen. Andererseits werden die Leihbibliotheken darauf Hinweisen, daß sie es sind, die das Publi kum überhaupt erst in den Stand setzen, die »Ware» des Verlags zu Prüfen, ehe man sich zum Kauf entschließt. Gewiß hat es den Anschein, daß die Neigung zum Bllcherentleihen im Steigen be griffen ist. Das hat jedoch zum Teil seinen Grund auch in der heutigen Not des Wohnraums. Mr. Frederic Melcher, der Redakteur von kublistisrs'VVoeKIz- iu New Uork und U.S.A.-Vertreter auf diesem Kongreß wird mich sicher unterstützen, wenn ich sage, daß, während vor 20 Jahren die Leihbibliotheken in Amerika eine nebensächliche Rolle spielten, sie heute doch ein Faktor sind, mit dem auch dort der Verlag zu rechnen beginnt. Ob diejenigen unter Ihnen, in deren Gebiet die Leihbiblio theken noch nicht eingedrungen sind, sich danach drängen sollen, diese Entscheidung möchte ich Ihnen anheimstellen. Ich möchte mit den Worten Hamlets schließen, daß es klüger ist, die bestehenden Übel zu ertragen, als seine Zuflucht zu an deren zu nehmen, von denen man noch nichts wissen kann. Schicksale der Bücher Wilhelm Naabes. Von Hans L e s s e r - F r 0 h n a u. Menschenschicksal darzustellen und zu deuten — das allein war Wilhelm Naabes Lebensberuf. Immer wieder und immer stärker kommt das zum Ausdruck. Würde Wilhelm Raabe die folgenden feilen lesen, so würde er auch von seinen Büchern von Schicksal und Vorsehung sprechen. Cr würde sich freuen, daß seine Prophezeiung durch unsere Aufstellung Lügen gestraft wird, denn noch wenige Monate vor seinem Tode hatte er an Ui-. Geiger in Tübingen ge schrieben: »Je mehr ich mit äußerlichen Ehren überhäuft werde, d e st v weniger kauft das deutsche Volk meine B tt ch e r«. Er hat geklagt: »Die Deutschen wollen von dem, was sie selbst haben, nichts wissen. La habe ich einen schweren Kampf durch mein ganzes schriftstellerisches Leben führen müssen — gegen Frank reich selbstverständlich — gegen Kalifornien, gegen Norwegen usw. usw., Rußland, gegen alles, was dem Deutschen Volke weit her, also desto sympathischer ist«. So hat er warten gelernt. An seinem 7 0. Geburtstag erlebte Wilhelm Raabe den großen Umschwung im öffentlichen Urteil über seine Bücher; ver buch h ä n d l e r i s ch e Erfolg entsprach dem zunächst nicht, die Zeit war noch nicht raabereif. Er ist nach seinem eigenen Bekenntnis sein ganzes Leben lang »die heiße -Hand an der Gurgel mit der 'Frage: Was wird mit dir und den Deinen morgeM nicht los geworden, wenn er auch nicht verhungert ist. Die e r st e größere Würdigung des Dichters Raabe erschien im Herbst 1879 im 47. .Halbband von »W e st e r m a n n S Monats heften« ans der Feder von Wilhelm I e n s e n. Mit Recht spottet Jensen über die »verdienstvolle Wirksamkeit der deutschen Literarhistoriker«, die den Namen Wilhelm NaabeS totschweigen oder im besten Falle mit einigen Zeilen abtun. Es sei seines Wissens noch nirgendwo über ihn eines jener »Flugblätter« veröffentlicht worden, welchen die Aufgabe zugcfallen, an Stelle unserer Lite raturgeschichte das deutsche Volk über seine hervorragendsten leben den Autoren zu unterrichten. Vereinzelt hätten in einigen »illu- 803
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