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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1931-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1931
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- Deutsch
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lX- 208, 8. September 1981. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. und Hans Hermann Gaede hatten miteinander ein Kriegsblicher- gcspräch verabredet. Aber auch hier ergab sich, daß dieses Zwie gespräch zu einem Rundgespräch aller werden wollte und in der Hauptsache bezweckte, den Freizeitlern Richtlinien zu geben, was denn von der Fülle der Kriegsliteratur in einer evangelischen Buchhand lung ohne Verleugnung des politischen und weltanschaulichen Stand punktes verkauft werden kann. Wie zu erwarten stand, spielte die Frage des Nationalismus sowie die Frage des Pazifismus mit eine entscheidende Rolle; festzuhalten ist jedenfalls die Warneck'sche These, daß der Krieg die jungen Menschen, die ihn mitgemacht haben, geformt hat und daß unsere Lebensänßerungen irgendwie von jener Zeit stärksten Erlebens her auch heute noch bestimmt sind. Fngendpsarrer Lic. P r z y b y l s k i-Dortmund hatte es über nommen, über den gegenwärtigen Stand der Theologie, die evangelische Weltanschauung und die Folgerungen, die sich daraus für den Buch händler ergeben, zu sprechen. Sinndentnng der Zeit vom Evan gelium her und von der Haltung der Geistesdeutnng zum Bekenntnis, das war der Weg, den er nahm und konsequent bis zum Ende ging. Die große Beredsamkeit, und, ich möchte wohl sagen, das ungeheure Wissen des Referenten haben es unseren Zuhörern nicht immer leicht gemacht, ihm zu folgen. Aber sie haben ihnen klar gemacht, daß es in der Welt des gebildeten Geistes nicht ohne hohe Ansprüche zugeht. Praktische Abzweckung der weltanschaulichen Ausführungen war, wie der von Luther gedeutete evangelische Mensch heute in der Welt an ihr zu arbeiten hat. Nur der Mensch in der Spannung zwischen Himmel und Erde, zwischen Sünde und Vergebung wird in die geistige Ge räumigkeit mit Gott kommen können und sich sammeln für die Aus gaben in Beruf und Welt. So muß auch alles, was der Verlag heute tut und unternimmt, geistig deutbar sein. Seine Bücher müssen nicht nur den Sinn der Zeit erfassen, sondern auch Sinn haben. Fn Referat und Diskussion kommt es gelegentlich zu scharfer Kritik an Büchern, die die theologische Lage nicht deuten, sondern sie verwässern, kommt es aber auch zur Kritik-am Besprechungswesen, das heute oft in eine bewußte Irreführung des Publikums ausartet. Der Referent, sich in seinein Vortrag ganz ansgebend, verlangt, daß der Verlag sich mehr auf die pädagogische Aufgabe, die er in der Welt hat, besinnen solle. Die feinste Stunde für ihn wäre, so sagt er, wenn er sich als Käufer mit dem Verleger anssprechen könnte, um festznstellen, was in der Seele des Verlegers vorgcht. Heute aber flüchtet der Leser in die iveite Welt, um überall von Büchern, die ihn im Grunde nichts angehen, zu naschen; der Verleger muß es wieder lernen, von sich ans das Publikum zu fragen, wie ihm denn ein Buch gefallen hat, was es ihm gegeben hat. Der Leser selbst muß zu einem erneuten Ver trauen erzogen werden, daß in der Buchhandlung, die er vielleicht auch zu persönlicher Aussprache mit dem Buchhändler betritt, seine Seele gut aufgehoben ist. Der Vortragende sieht im Buchhändler den Seelsorger im Laicnstande, und wo ich als Verkäufer bereichert bin, läßt sich auch der Käufer gern bereichern. Gerade für den Buchhändler hat das Philippus-Wort der Apostelgeschichte einen tieferen Sinn: »Verstehst du auch, was du liesest?« Uber das, was Lic. Przybnlski uns über die Sündenvergebung gesagt hat, wollen wir uns in nufe rem vertraulichen Rundbrief des näheren aussprechen. Gelehrsam und dennoch in die bnchhändlerische Praxis einbrechend war ein Rundgespräch, das De. jur. W. Maus mit den Freizeitlern über das Thema »Unlauterer Wettbewerb im Buch Handel« entfaltete. Manchem ging hier eine neue, ihm bisher unbekannte Welt auf, nnd gerade diese fachmännische, juristische Be ratung zeigte, wie wesentlich es im Buchhandel ist, über die rechtlichen Fragen, die uns angehen, etwas eingehender unterrichtet zu sein. So war denn auch der Wunsch der Teilnehmer in dem Schluß-Rund gespräch der Freizeit nur allzu verständlich, aus künftigen Freizeiten mehr über buchhändlerische Rechtsfragen zu hören. Verlagsbuchhändler W. Schmitz-Gießen referierte über die kaufmännische und praktische Seite im Verlag unter besonderer Berückst chtigung der Werbung. Er gab einen klaren, sachlichen, geordneten und einordnenden Vor trag über alle Fragen des Verlags vom Manuskript über Kalkulation bis hin zur Werbung. Wir haben alle aufrichtig bedauert, daß der Referent nicht die ganze Tagung hat mitmachen können, sondern nur in den letzten beiden Abschlußtagen anwesend war. Pädagogisch rich tig ist es, wenn in Zukunft die gewonnenen Referenten die ganze Tagung mitmachen, bei allen Diskussionen dabei sind und mit ihrer Meinung eingreifen können, wo es ihnen nötig erscheint. Auch die Teilnehmer müssen völlige acht Tage anwesend sein; es geht nicht, wie es diesmal unter gewissen Notumständen der Fall war, daß An gestellte einer Firma jeder die Hälfte der Freizeit mitmachen oder- andere erst in den ersten Arbeitstagen kommen, oder aber andere vor dem Abschluß die Tagung verlassen. Die Freizeit, die an sich schon 806 Torsoznstanö ist, wird in solchen Fällen zum Fragment, was im Interesse der Teilnehmer zu bedauern ist. Die Schlußansprache der Herren Müller und Gaede war zusammenfassender- Art und hatte den Leitgedanken, daß das Buch, das wir verkaufen, dem Leser ebenso zum Heil oder Unheil werden kann wie das Wort, das wir mit dem Kunden beim Verkauf reden. Wir ahnen ja oft nicht, auf welchen Boden ein Wort treffen kann nnd wie es aufgefaßt wird. Auch scheint uns aus der Beobachtung dieser Freizeit heraus es dem Buchhändler daran zu fehlen, daß er selbst oft nicht ans das richtige Buch, dessen Vertrieb sich lohnt, aufmerksam gemacht wird. Unsere Jugend ist lebenshnngrig und wissensdurstig, und es liegt eine hohe Verantwortung ans dem ausbildenden Chef, daß er die Geistesschätze an die jungen Menschen heranbringt und ihnen eine systematische Ausbildung zuteil werden läßt. Man könnte auch einmal daran denken, die Junior-Chefs und die Geschäftsführer in selbständiger Stellung zu einer Freizeit znsammenzufassen nnd dort die Fragen zu besprechen, die sie im Existenzkampf bewegen. Die Teilnehmerschar selber war aufmerksam und quicklebendig, namentlich die jungen Männer. Von den jungen Damen hätten wir in den Dis kussionen etwas weniger Zurückhaltung erwartet. Aber wir müssen uns wohl gerade bei unserer weiblichen Zuhörerschaft noch mehr auf die geheimnisvollen Gesetze des Empfangens und stillen VerarbeitenS einstellen. Alles in allem: diese Freizeit war gelebtes Leben, und die Stunden der Einzel-Aussprachen mit den verschie densten Teilnehmern waren vielleicht das beste, was wir in den Hohegrete-Tagen zu buchen hatten. Anregungen nnd Eindrücke gab es in Fülle, und wieder war es unendlich schön, daß jnnge Menschen einer Berufsschicht und verschiedener Stammesart, daß einander Nord und Süd die Hände gereicht und voneinander genommen haben, nicht zu vergessen der starke landschaftliche Eindruck, besser noch das gemeinsame Heimaterlebnis, das uns das Siegerland vermittelt hat. Und wenn wir jetzt Literatur treiben, dann bleibt für den Buch händler immer die stille Frage offen: was wird eine Zeit in fünfzig Jahren über unsere Gegenwartsliteratur sagen? Oder mit welchen Augen werden die Nachfahren den Bücherschrank des Jahres 1931 be trachten? Demungeachtet: die kritischen Stimmen über die Freizeit aus der Teilnehmerschar selbst bleiben dem Jungbuchhändler-Rund- brief und späteren! Bericht Vorbehalten. Hier galt es, denen, die nicht dabei waren, erstes Bild zu vermitteln aus der Gesamtschan heraus. Hans He r m ann Gaede. Kleine Klitteilungen Verband Sächsischer Buchhändler. Entschließung denen den Ab bau der Kulturctats. — Auf der 52. Hauptversammlung des Ver bandes Sächsischer Buchhändler am Sonntag, dem 8. September 1931 in Dresden, bei welcher die Sächsische Regierung durch Herrn Ge heimen Regierungsrat De. v. Zimmermann »am Kultusministerium und die Stadt Dresden durch Serin Oberbürgermeister Ilr. Külz persönlich vertreten waren, ist im Anschluß an einen Vortrag des Herrn I)r. Heß sehr eingehend über den Abbau der Kultnretals und die sich daraus nalurnotwendig ergebenden Folgen für Bibliotheken, Schulen, für die deutsche Wissenschaft und den deutschen Buchhandel gesprochen worden. Ei» ausführlicher Bericht folgt bald. Heute schon aber bringen wir die vom Verband Sächsischer Buchhändler einstimmig beschlossene und den zuständigen Behörden zugeleitete Entschließung nachstehend zur allgemeinen Kenntnis. Die am k. September 1931 in Dresden tagende 52. ordent liche Hauptversammlung des Verbandes Sächsischer Buchhändler will den verantwortlichen staatlichen und städtischen Stellen von neue», ins Gedächtnis rufen, daß die großen Kürzungen und sogar vollständigcn Streichungen der für Kulturzwecke früher aufge wandte» Beträge eine berechtigte Anklage heraussorder» werden. Die Teilnehmer der Versammlung sind sich bewußt, daß die Ein sparungen der staatliche» und kommunalen Verwaltungen rück sichtslos erfolgen müssen, soweit nicht das Wohl und Wehe des ganzen Volkes davon abhängt. Wenn cs sich aber in der Zukunst ereignen sollte, daß öffentliche Bibliotheken ihrer Unzulänglichkeit halber nicht mehr benutzt werde», daß Behörden ihr Handwerks zeug, wie Gesetz- und andere Hilssbiicher nicht mehr ihren Be amten zur Verfügung stellen können, wen» Schulen die nötigen Lehrmittel nicht mehr anschasfen dürfen, dann wirb die geistige Armut unser bisher hochstehendes Volk herabziehen und seinen Untergang herbeiführen. Der Buchhandel als Mittler geistiger Nahrung wird gleichzeitig zum Erliegen kommen. Eindringlichst verlangen wir deshalb immer wieder von Staat und Stadt, die Einsparungsmaßnahmen nicht kurzsichtigerweise aus Bücher und Lehrmittel auszudehncn, aus daß unser Volk vom Gelehrten bis zum Schüler, Beamten, Angestellte» und Handwerker nicht geistig
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