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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1937
- Strukturtyp
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- 1937-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1937
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- Deutsch
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Die größere Belohnung Von Karl Robert Popp Es gibt für einen Dichter nichts Schöneres, als sich eine treue Leserschar im weiten Lande zu wissen, eine Anzahl Menschen, mit denen er tief verbunden ist und die sein Schaffen verständnisvoll begleiten. Wenn nun aus diesem Kreise einer hervortritt, unge- rufen und nur dem Zuge seines Herzens folgend, wenn einer der Leser sich aus freiem Antrieb an den Dichter wendet, um ihm den Dan! für alle auszusprechen, dann kann das für den Schaffenden eine größere und schönere Belohnung sein, als sie alle öffentlichen Anerkennungen, Preise und Honorare zu geben vermögen. Einige Anekdoten versuchen, diese glücklichsten Stunden im Löben unserer Dichter zu malen. Christian Fürchtegott Geliert, der Dichter der -»Fabeln und Erzählungen», saß in seiner Leipziger Studierstube, als unten vorm Haus ein Wagen hielt, der hoch mit Scheitholz beladen war. Die alte Liese sprach mit dem Bauern, der die Fuhre brachte, wor auf dieser alles Holz ablud, fein Pferd versorgte, sich säuberte und dann ins Haus trat. Gleich darauf meldete der Famulus, Neugier im Gesicht, ein Bauer wünsche den Herrn Professor zu sprechen. Geliert, der sich sonst streng an seine Sprechstunden hielt, wies den Bauern nicht ab, und zwischen ihm und dem freudestrahlenden Landmann entwickelte sich nun jenes Gespräch, das dem Dichter unvergeßlich blieb. »Nun? Was will Er von mir, lieber Mann?« »Also ist Er der fromme Herr Professor Geliert, der die schönen Fabeln gemacht?« »Der bin ich freilich.« »Nun, Gott lohn's Ihm! Nicht für die halbe Welt gäb' ich das Buch her! Ich kann's Ihm gar nicht sagen, wie sehr ich mich daran erfreue und wahrhaft erbaue. Weil es mir aber so gefällt, und weil ich höre, daß Er eben keinen Überfluß hat, so Hab' ich Ihm in diesem harten Winter einen Wagen Holz vors Haus gefahren. Soll meine Dankbarkeit für die schönen Fabeln und die Freude, die Er damit mir und den Meinigen gemacht hat, beweisen. Nun liegt's drunten. Laß Er stch's kleinhacken und mach' Er sich -damit eine warme Stube.« Es ist nicht zu verwundern, daß Geliert vor soviel treu herziger Liebe Tränen in den Augen hatte und kaum reden konnte. Die Dankbarkeit der Leser hat auch Schiller erfahren, sie ist wie ein Sonnenstrahl in feine Mannheimer Tage gefallen. Im fernen Leipzig waren vier Menschen von der Glut seiner Lyrik und dem Feuer seiner Dramen ergriffen worden: Die jungen Ge lehrten Christian Gottfried Körner und Ludwig Ferdinand Huber und ihre Bräute Minna und Dora Stock. Und weil sie junge, be geisterte Menschen waren, deren Herzen zum Handeln drängten, ließen sie es nicht bei Worten bewenden. Dora Stock malte als Zeichen ihrer Verehrung die Porträts der vier Verlobten für Schiller en miniature, Körner fügte seine Komposition des Liedes Amalias aus -den »Räübern« hinzu, und seine Verlobte bestickte eine Brieftasche für Schiller mit Lyra und Lorbeerkranz. Dann schrieben sie noch vier Begleitbriefe ohne Unterschrift und sandten alles an den Buchhändler Götz aus der Schwanschen Buchhand lung zu Mannheim. Es war im Juli 1784. Schiller saß in trüber Stimmung in seinem Zimmer, als ihm Götz das Geschenk seiner unbekannten Freunde überreichte. Man kann sich denken, welche Freude in dem jungen Dichter erwachen mußte. Und niemand könnte diese Beglückung besser zum Ausdruck bringen, als er es selber in einem Brief an Frau von Wolzogen, seine Wohltäterin, getan hat: »So ein Geschenk, von ganz unbekannten Händen, durch nichts als die bloße, reinste Achtung her-vorgebracht, aus keinem andern Grund, als mir für einige vergnügte Stunden, die man bei Lesung meiner Produkte genoß, erkenntlich zu sein — ein solches Geschenk ist mir größere Belohnung als der laute Zusammenruf der Welt, die einzige süße Entschädigung für tausend trübe Minuten. Und wenn ich das nun weiter verfolge und mir denke, daß in der Welt vielleicht mehr solche Zirkel sind, die mich unbekannt lieben und sich freuen, mich zu kennen, daß vielleicht in hundert und mehr Jahren, wenn auch mein Staub schon lange verwest ist, man mein Andenken segnet und mir noch im Grabe Tränen der Bewunde rung zollt, dann freue ich mich meines Dichterberufes und ver söhne mich mit Gott und meinem oft harten Verhängnis.« Dieser Brief sagt alles, was die Herzen von tausend jungen und alten Dichtern bewegt. Er spricht von der Sehnsucht nach dem Leser, von dem reinen Willen zum selbstlosen Schenken, und er kündet von dem Glück jedes Schaffenden, dem unaufgefordert und von unbekannter Seite ein Dank ausgesprochen wird, lind solch ein Dank geht mehr zu Herzen als ein noch so rauschender Beifall bei öffentlichen Lesungen. Und noch ein anderes zeigt dieser glückliche Augenblick in Schillers Leben auf: er beleuchtet die wahre und ideale Stellung -des Buchhändlers. Der Buchhändler Götz aus der Schwanschen Buchhandlung zu Mannheim mag an jenem Junitage 1784 selber beglückt nach Hause gegangen sein, und er mag gefühlt haben, daß es auch dankbar sein kann, Mittler zwischen Dichter und Leser zu sein. Götz hatte alle Schicksale des »Fiesco» im Verlag der Schwan schen Buchhandlung miterlebt, er wußte um so manche trübe Stunde im Leben des Dichters. Wie dankbar muß er dafür gewesen sein, daß er nun auch einmal eine große Freude bringen konnte! Der Weg zum Herzen des Dichters führt heute mehr denn je über die Vermittlung des Buchhändlers. Auch heute gibt es viele Volksgenossen, die einem Dichter ihre Dankbarkeit sagen möchten. Sie kennen seinen Namen, aber sie wissen nicht, wie er lobt, wo er wohnt. Genau so ging es den zwei Brautpaaren anno 1784 in Leipzig. Diese jungen Leute aber gaben sich nun nicht damit zu frieden und sagten »Schade, es geht eben nicht«, sondern sie wußten den Weg, der zum Dichter führt. Sie dachten an den Menschen, der vor ihm steht, in dessen Hände er seine Gaben legt. Und diesen Mittler konnten sie sich nur als einen guten Freund des Dichters vorstellen, als einen Kameraden, der nicht nur nimmt, sondern auch geben will. Also schickten sie den Beweis ihrer Dankbarkeit an den Buchhändler Götz in Mannheim. Die »größere Belohnung« beglückt nicht nur den Dichter. Sie ist zugleich ein Geschenk des Vertrauens, das der dankbare Leser dem ehrlichen Mittler und Makler, dem Buchhändler, entgegen bringt. Dichter, Buchhändler, Leser: ein gegenseitiges Geben und Nehmen, eine Fülle von Anregung, Befruchtung und Reichtum! Wenn es doch erst soweit wäre! Regelung des Adreßbuch-Anzeigenwesens In seiner 22. Bekanntmachung hat der Werberat der deutschen Wirtschaft zur Ergänzung und Änderung seiner 2. Bekanntmachung vom 1. November 1933 weitere Bedingungen fllr die Genehmigung zur Wirtschaftswerbung in Anschriftenbüchern veröffentlicht. Da nach dieser 22. Bekanntmachung des Werberats der deutschen Wirtschaft (veröffentlicht im Deutschen Neichsanzeiger v« in 13. Avril 1937) öfters bei uns gefragt wird, weisen wir noch nachträglich auf einige ihrer wichtigsten Punkte hin. Ein An schrlften buch im Sinne der Bekanntmachung ist jedes Anschriften-, Geschäfts- und Personenverzeichnis ohne Rücksicht auf seine Anordnung und die leitenden Merkmale, nach denen es zu sammengestellt oder gegliedert ist (z. B. auch Fach-, Postscheck-, Fern sprech-, Zeitungs-, Mitgliederverzeichnisse und Ausstellungsführer), sowie jede Druckschrift, die zum überwiegenden Teil Anschriften verzeichnisse enthält. Eine P f l i ch t e i n t r a g u n g ist die kostenlose Nennung jedes aus Rücksicht auf die Vollständigkeit in dem Anschriftenbuch Einbe griffenen in einheitlicher Ausführlichkeit und drucktechnischer Aus stattung. Pflichteintragungen sind keine Anzeigen. Die Genehmigung zur Wirtschaftswerbung durch Anzeigen in Anschriftenbüchern, soweit sie nach den Bestimmungen der Ziff. 9 Buchst, a der Zweiten Bekanntmachung vom 1. November 1933 (Neichsanzeiger Nr. 256) insgesamt erteilt war, erlosch mit Ablauf des 1. Juli 1937. Sie kann auf Antrag neu erteilt werden. Die Anträge 658 Nr. 188 Dienstag, den 17. August 1937
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