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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1915
- Strukturtyp
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- 1915-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 78, 7. April 1815. gung an der Bugra zur Anschauung gebracht, deren letzten Endes durch den Krieg sich ergebender unglücklicher Abschluß allerdings auch gerade den Leipziger Verlagsbuchhandel in der schwersten Zeit, die er bis jetzt durchgemacht hat, hart und in außerordent lichem Umfange getroffen hat. Im Sortiment war der Geschäftsgang vor Beginn des Krie ges der gleiche wie im vergangenen Jahre; von einem besonderen Einfluß der Bugra auf die Bücherkäuser war nicht viel zu mer ken, wennschon natürlich einzelne Werke verlangt wurden, die die Kunden dort gesehen hatten. Andererseits konnte sich sreMch der Sortimenter auf der Ausstellung viel Anregung holen. Mit Kriegsbeginn setzte ein lebhafter Verkauf von Kriegskarten ein, der bis heute anhält. Mutzte man sich anfangs mit sehr dürftigen Übersichtskarten begnügen, so wurde das wesentlich besser, nach dem die Militärbehörden fast alle Karten zum Verkauf freigegeben hatten. Die Kartenvertriebsstelle der Preutz. Landesaufnahme hat dabei eine große Leistungsfähigkeit bewiesen. Die Lieferungs- Werke über den Krieg brachten Wohl jedem einen hübschen Ge winn. Der Versand ins Feld war zeitweise ein sehr reger, doch wurden nur Werke von geringem Umfange verwandt. Das Weih nachtsgeschäft setzte später ein als gewöhnlich, war aber in den letzten Tagen recht lebhaft. Auffällig war das Zurückhalten der wohlhabenden Kreise. Der Absatz von Jugendschriften und Bil derbüchern in den mittleren und billigeren Preislagen wird kaum geringer gewesen sein, als in den früheren Jahren. Unter den Geschenkwerken für Erwachsene und für die Jugend wurden vaterländische Schriften bevorzugt. Teure Werke und Liebhaber ausgaben wurden fast gar nicht verlangt, so daß den Firmen, die schon vor dem Kriege bei den Reisenden bestellt hatten, viel liegen geblieben sein dürste. Der Absatz wissenschaftlicher Literatur hat natürlich sehr ab genommen; Studenten sind wenig da, die Universitätsinstitute sind von der Behörde zu größter Sparsamkeit angewiesen worden. Der sonst sehr rege Verkehr mit dem feindlichen Auslande ruht völlig, der mit den neutralen Staaten fängt an, sich wieder zu heben. Der Grossobuchhandel ist in seiner Weiterentwicklung durch die gegenwärtigen Verhältnisse gehemmt worden, aber nicht so, daß man sagen könnte, er hat Schiffbruch gelitten. Der Abon nentenstamm auf Modenzeitungen, teure Unterhaltungsschriften, Lieferungswerke und ganz besonders auf Kolportageromane ist auffallend zurückgegangen; erfreulicherweise aber nicht derartig, daß die Verleger gezwungen wurden, das Weitererscheinen ein zustellen. Nicht weiter erschienen ist nur eine kleine Anzahl von pe riodischen Erzeugnissen, die ohnehin in der Friedenszeit keinen befriedigenden Erfolg erzielten, so daß die Herausgeber infolge des Krieges gern die Gelegenheit benutzten, das Unternehmen aufzugeben. Der Krieg brachte natürlich eine Unmenge von einschlagen der Literatur auf den Markt, darunter auch solche, die ihr Dasein nur kurze Zeit fristen konnte, — andererseits eine kleine Anzahl von Werken, die bedeutende Auflagen erzielten. Die Unterhaltungsblätter, die reichlich Kriegsillustrationen brachten und sich auch textlich den Zeitverhältnissen anpatzten, haben größtenteils ihre Abonnenten halten können. Die Zeitschriften mit Abonnenten-Verstcherung haben teil weise freiwillig ihre Leistungen gegenüber den Hinterlassenen der im Felde gefallenen Abonnenten außerordentlich erhöht und da durch ihre Auflagen fast in der bisherigen Höhe erhalten. Auch das Schulbüchergeschäft hat seit Beginn des Krieges Einschränkungen erfahren müssen. Durch Einziehung der vie len Lehrkräfte zur Fahne haben sich natürlich viele Verschiebun gen bemerkbar gemacht, die außerordentlich ungünstig auf den Schulbücherhandel einwirken. Ganz besonders dürste dies zum bevorstehenden Osterschul wechsel ersichtlich werden. Der Ankauf von neuen Büchern wird wohl, wenn es irgend angeht, unterbleiben, und die Schüler werden sich nach Möglichkeit mit vorhandenen Auslagen begnü gen. Die Herausgabe von neu einzuführenden Schulbüchern dürfte sehr beschränkt sein. 452 Nur wenige Leipziger Geschäftszweige dürften durch den Krieg so sehr gelitten haben wie das Antiquariat, da dieses hauptsächlich auf den Export eingerichtet ist und Rußland und Japan zu seinen besten Kunden zählte. So hörte im August und September, an sich schon die stillsten Monate, das Geschäft fast ganz aus, im Oktober hob es sich ein wenig, und seitdem sind die Umsätze steigend, wenn sie auch im allgemeinen kaum mehr als 30 Prozent des früheren Absatzes betragen dürften, bei Hand lungen mit stärkerem Inlands-, besonders Weihnachtsgeschäft etwas mehr, bei vielen aber noch beträchtlich weniger. Beson ders stark hat das Seltenheitengeschäft gelitten. Auffallend schwach war der sonst so starke Absatz nach dem neutralen Aus lande, die amerikanische Kundschaft meldete übereinstimmend, sie litte durch den Krieg ebenso wie wir. Kataloge — wenn auch ge ringeren Umfangs — wurden von einigen Firmen ohne großen Erfolg ausgegeben. Die früher oft mißachteten Antiquariats gesuche im Börsenblatt mutzten jetzt hariptsächlich dem Umsätze aufhelfen. Bücherauktionen fanden seit Kriegsbeginn in Leipzig nicht statt. In vielen Firmen konnte das Personal nur vor mittags beschäftigt werden. Wider Erwarten war auch die Ein kaufsgelegenheit schwach, das wohlhabende Publikum, das Bi bliotheken und größere Werke besitzt, wartet mit seinen Verkäu fen auf bessere Zeiten und bessere Preise. Trotz der schweren Zeiten herrscht überall Zuversicht auf baldigen ehrenvollen Frie den und dann einsetzendes doppelt gutes Geschäft. Das Barsortimcnt hatte in den ersten 7 Monaten des Jah res einen normalen Verkehr aufzuweiscn, wenngleich auch keine erhebliche Umsatz-Steigerung bemerkt werden konnte. Beim Ausbruch des Krieges machten sich zunächst die Stockun gen des Post- und Bahnverkehrs unangenehm fühlbar. Schon nach wenigen Wochen waren diese Schwierigkeiten in der Haupt sache überwunden. Die Nachfrage nach Kriegsliteratur und -kar ten war sehr lebhaft, wobei leider die Lieferung dieser Bestellun gen durch die Verleger sehr viel zu wünschen übrig ließ. Mit der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung stieg auch die Inanspruchnahme der Barsortimente ständig, so daß schließlich der Verlauf des Weihnachtsgeschäfts mit Rücksicht auf die allge meine Läge nicht unbefriedigend genannt werden kann. Aller dings machten sich auch im Dezember die Verzögerungen im Tele graphen-, Post- und Bahnverkehr noch störend genug bemerkbar. Eine weitere Erschwerung für das Weihnachtsgeschäft bil dete natürlich der Umstand, daß ein großer Teil der leistungs fähigen Gehilfen und Lagerverwalter im Felde stand. Trotz dem ist es den Barsortimenten gelungen, die eingehenden Bestel lungen ohne Verzögerung auszuführen. Von Beginn des Krie ges an haben es die Barsortimente als ihre patriotische Pflicht angesehen, wo es irgend anging, den Rechnungsberkehr mit ihrer Kundschaft aufrechtzuerhalten, auch ihrer Kundschaft durch Hin ausschiebung der Fälligkeit und vorübergehende Herabsetzung der Verzugs-Provision bei Hergabe von Akzepten entgegenzu kommen. Trotz des leidlichen Umsatzes werden natürlich die Barsorti mente am Ende des Krieges mit großen Betriebsverlusten zu rechnen haben, da ja die allgemeinen Unkosten an Miete, Heizung, Beleuchtung, Verzinsung der Lagerwerte, trotz verminderter Um sätze und Brutto-Gewinne, ungeschmälert bestehen bleiben. Der Brutto-Verdienst am Umsatz wird während der Kriegszeit auch deshalb kaum in ein normales Verhältnis zu der geleisteten Ar beit und zu den dafür bezahlten Löhnen und den großen Allge- mein-Spesen gebracht werden können, weil die Kriegsliteratur sich meist in niedrigen Preisen bewegt und die in das Feld ge- lieferte Lektüre sich ebenso in der Hauptsache aus billigen Samm lungsbändchen zufammensetzt. Besonders fühlbar macht sich der Krieg für das° Lehrmittel- geschäst. Die Regierungen und Stadtverwaltungen schränken ihre Ausgaben für Lehrmittel soweit als irgend möglich ein. Der Export nach dem neutralen Ausland ist auf das äußerste er schwert. Dieser Geschäftszweig wird sich daher ebenfalls auf große Betriebsverluste vorbereiten müssen. Das Kommissionsgeschäft entwickelte sich in der ersten Hälfte des verflossenen Jahres wie in den früheren Jahren. Die Um-
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