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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1940
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1940-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1940
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- Deutsch
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Das Deutsche Vuchrnuseum in seinem neuen Heim Am 22. Juni 1940 wird der Deutsche Bnchgcwerbeverein in Leipzig das im Erweiterungsbau seines Deutschen Buchgcwerbehauses nenausgestellie Deutsche Buchmuscum der Öffentlichkeit übergeben. Damit geht der langgehegte Wunsch in Erfüllung, das bisher außer halb seines Gebäudes untergebrachte Museum wieder wie einst im eigenen Hause zu habeu. In den Hellen und luftigen Räumen des Neubaus konnte das Museum in einer 100 m langen Flucht von 24 Räumen mit je rund 26 Quadratmeter Bodcnfläche zweckentsprechend ausgestellt werden: desgleichen lies; sich, mit der Möglichkeit für Zuwachs, die rund 60 000 Bände umfassende Fachbibliothek übersichtlich aufstellen und auch für die rund ^ Million Einzelblätter umfassenden Blattsamm lungen blieb noch hinreichend Raum übrig. Die ersten sieben Räume enthalten das Material zur Geschichte der Schrift und des Buches im Altertum. Hi-r konnten mehrfach größere Schriftdenkmäler aufgestellt werden, die seit der »Bugra« 1914 nicht mehr gezeigt worden sind. Mit der babylonisch-assyrischen Schriftkultur in Raum 1 beginnend, wo die über und über mit Keil schriftzeichen bedeckte riesige, fast 3,6 Meter hohe Assarhaddon-Ssele steht, geht der Weg zum Schrift- und Buchwesen im alten Ägypten (Raum 2), weiter zu den Schriften der alten Mittclmeervölkcr (Raum 3) und dem Schrift- und Buchwesen Alt-Griechenlands (Raum 4). Angesichts der Fülle des Materials und bei der Wichtig keit der lateinischen Schrift für die abendländische Schriftentwick lung wurden die nächsten zwei Räume (6 und 6) dem Schrift- und Buchwesen Alt-Noms gewidmet. Der erste Raum führt von den älte sten Schriftdenkmälern (Nomulusstein) bis zum Ende der Republik zeit, der zweite enthält zahlreiche Schriftdenkmäler aus der römischen Kaiserzeit, darunter das fast 6 Meter lange Trajansrelief, das die Form des antiken Geschäftsbuches anschaulich macht. Raum 7 führt in das Schriftwesen Her nordischen Völker ein. Abgüsse großer Runensteine, darunter der über 2 Meter hohe Rökstein aus Schweden mit der längsten bekanntgewordenen Nuneninschrist aus dem 9. Jahrhundert nach Ehr., zahlreiche Abbildungen von Nunen- inschriften und eine vergleichende Schrifttafel alpiner, adriatischer und runischer Schriftzeichen geben einen Einblick in das Schrift- wesen des Nordens. Mit Raum 8 »Byzantinisches Buchwesen« beginnt die Darstel lung der mittelalterlichen Schrift- und Buchkunst: die Räume 9 und 10 führen ein in die Buchmalerei des Friih- und Hochmittelalters. Mit Hilfe der Schoppmcyer-Miniaturen-Kopiensammlung entstand ein farbenprächtiges Bild der mittelalterlichen Buchmalerei. Raum 11 ist der Buchkunst des Spätmittelalters gewidmet. Im Mittelpunkt steht das große zweibändige Breviarium des Nürnberger Katha- rinenklostcrs, von Conrad Förster gebunden und mit einer Umschrift versehen, die mit Einzelbuchstabenstempcln hergcstellt ist. Hier befinden wir uns an der Grenze zwischen dem hand geschriebenen und dem gedruckten Buche. Raum 12 bringt die Vor stufen des Buchdrucks mit Stempel-, Zeug- und Holztafelöruck und Photographie ^Venn wir alte naturwissenschaftliche Werke betrachten, wird uns tief berühren, in welchem Maße diese wissenschaftlichen Werke wahr haft künstlerisch bebildert sind. Bis in die letzten Feinheiten ersteht im Kupferstich ein Bild der Rose, des Goldlaufkäsers, der Eule, der Auster, dazu mit erstaunlichem Können »in natürlichen Farben er leuchtet«. Diese alten Illustrationen waren Kunstwerke und blieben dabei im besten Sinne dienende, wissenschaftliche Arbeiten. Heute können wir diesen Illustrationen nichts derart künstlerisch Wertvolles und zugleich wissenschaftlich Getreues zur Seite stellen. Dieser Behauptung wird indes doch mancher zweifelnd begegnen. »Wie?« wird er sagen, »haben wir nicht eine hochentwickelte Licht- bildkunst, die doch gerade dazu bestimmt ist, besonders genaue und sachliche (objektive) Darstellung abzugeben?« Es kann von großem Wert sein, dieser Frage einmal nachzugehen und damit die rechte Antwort auf sie zu geben. Eine Besinnung kann dazu verhelfen, dem illustrierenden Lichtbild wie auch der künstlerischen Zeichnung im Buch ihren rechten Platz zuzuweisen. (Ganz allgemein mit der gleichen Frage befaßt sich der »Traktat über Kunst und Photo graphie« von Hans Flüggen. Es sei besonders gerne auf diese streitbare Schrift verwiesen.) Was bedeutet es grundsätzlich, daß sich mechanisch ebenfalls Bilder schaffen lassen, also nicht nur schöpferisch von der gestalten- dic Erfindung der Buchdruckerkunst mit Gutenbergs Hauptwerk, der 42zeiligcn Bibel, die das Museum in einem der zwölf erhalten ge bliebenen Pergamentexemplare zeigen kann. In den nächsten vier Räumen (13—16) sind die Hauptwerke der Krühdruckzeit ausgestellt. Den deutschen Inkunabeln sind zwei Räume gewidmet, den italienischen Frühdrucken und denen der übri gen Länder je ein Raum, jeweils bis ins 16. Jahrhundert gehend. Anschließend erfolgt in Raum 17 die Darstellung des Buches im Zeitalter Kaiser Maximilians und Luthers. Der selten gezeigte Niesenholzschnitt der »Ehrenpforte« füllt in 3 Meter Breite und 3,5 Meter Höhe die Rückwand des Raumes. In Vitrinen und an den Wänden findet man die Buchwerte Maximilians, darunter den Theuerdank in beiden Ausgaben, die erste Ausgabe von 1617 alt koloriert auf Pergament, die zweite von 1519 auf Papier gedruckt, sowie zahlreiche Lutherdrucke. Die folgenden drei Räume führen die Entwicklung des Buches vom 17. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert vor; mit den moder nen Prcssen-Drucken wird der Abschluß erreicht. Das Buch der Gegenwart ist in mehreren Schaukästen am Eingang des Museums ausgestellt. Der Geschichte des Bucheinbandes, die das Museum aus seiner Bechcr-Bucheinbandsammlung besonders gut aufzeigen kann, sind die Räume 21 und 22 gewidmet, gleichzeitig wird hier die Entwicklungs geschichte der Beschreibstoffe in Kürze angedeutet, insbesondere die des Papiers. Was noch fehlt, um deu Namen des Museums als eines »Buch- und Schristmuseums aller Zeiten und Völker« zu rechtfertigen: das Schrift- und Buchwesen des nahen und fernen Orients, wird erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgeführt werden können und dann in den Räumen 23 und 24 das überreiche Material des Museums zum islamischen, indischen, japanischen und chinesischen Buchwesen zur Anschauung bringen. Zunächst jedoch wurde im Hinblick auf das Interesse weiterer Kreise in diesen beiden Räumen je eine alte Druckerstubc aufgestellt, um Hochdruck und Flachdruck nach alter Art auf Handpressen vor zuführen. So läßt sich, wenn man die Räume des Museums der Reihe nach durchwandert, eine ausführliche Geschichte der Schrift und des Buches im Laufe der Jahrtausende an ausgewählten Schaustücken ablesen. Dem jungen Nachwuchs in Buchgewerbe und Buchhandel, Studierenden und gereifteren Schülern aller Bildungsanstalten sowie jedem, der sich für Schrift- und Buchgeschichte interessiert, wird hier Gelegenheit geboten, einen umfassenden Überblick zu gewinnen. Ein von der Museumsleitung verfaßter »Nundgang durch die Schau sammlungen«, der am Eröffnungstage vorliegcn wird, soll auch den Fernerstehendcn in das Verständnis der geschichtlichen Entwicklung der beiden wichtigsten Kulturgüter der Menschheit, der Schrift und des Buches, einführen. Ein wissenschaftlicher Katalog befindet sich in Arbeit und wird zu gegebener Zeit veröffentlicht werden. Or. H. B. als Illustration den Hand des Künstlers? Es bedeutet doch, daß der Mensch nicht mehr darangeht, schöpferisch zu betrachten, zu »schauen« und dies Geschaute nach den Mitteln, die ihm gegeben sind, als Dilettant oder als Künstler, ins Gestaltete, ins beseelt Geformte zu erheben. Im Biedermeier noch schuf der Dilettantismus große Werte, denn wer mit eigener Gestaltung sich eine bildnerische Meinung über die Land schaft schaffen mußte, der erlebte etwas von dem, was der Künstler als schöpferische Spannung in seinem großen Werk durchmachtc. Der bildnerische Laie dieser Zeit nahm damit am kulturellen Aufbau teil. Der Photoamateur dagegen untergräbt seine in ihm liegenden Fähigkeiten, schöpferisch zu betrachten: Das Lichtbild ist eine äußer- künstlerische Bildverwirklichung. Im Lichtbild gibt es etwa »Zu fallstreffer«, nicht aber in der Kunst. Was hier im Tätigsein, im produktiven Verhalten als Gegensatz zu finden ist, läßt sich auch in der Betrachtung, im rezeptiven Verhalten, verfolgen. Denken wir besonders an die dienende Illustration, die Bilder also, die einen Text klären helfen sollen, die die Vorstellungskraft des Lesers festigen und — bereichern wollen. Die landläufige Meinung über solche Illustrationen läßt sich zusammenfassen in der Ansicht, daß es nichts Genaueres gebe als das objektive, exakte Lichtbild. Demnach müßte es nichts Besseres zur Bebilderung wissenschaftlicher Arbeiten geben als das Photo. LLL
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