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01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1937-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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rode diese Art Literatur wesentlich teurer als belletristische. Das mag in vielen Fällen unvermeidlich sein im Hinblick auf die besondere» Ansprüche, die der Wissenschaftler an solche Bücher und Ausgaben stellt. Doch muß der wissenschaftliche Verlag im eigensten Interesse auf Mittel und Wege bedacht sein, auch solche Werke, mehr als bisher geschehen, zu ver billigen. In manchen Fällen wiederum ist die Berechtigung des hohen Preises an sich schwer einzuschcn. Eine Verbilligung würde gewiß die Zahl der Käufer vermehren. Aussichtslos ist nur der umgekehrte Vorgang, mit der Verbilligung zu war ten, bis diese Zahl sich vergrößert. Der Forscher tritt ja nun freilich mit hohen Ansprüchen an die von ihm benutzte Literatur heran, die er, sollen sie be friedigt werden, wie recht und billig, auch bezahlen muß. Er fordert von den Texten, die er benützt, unbedingte Zuverlässig keit, eine Forderung, die schwieriger zu erfüllen ist, als es im ersten Augenblick den Anschein hat. Er fordert vielleicht sogar, daß alle jene Veränderungen des Textes geboten werden, die an einem Werke im Laufe der Zeit in Erscheinung treten. Dabei läßt sich auch eine Wandlung gegen früher in den An sprüchen, die der Gelehrte heute an wissenschaftlich brauch bare Texte stellt, nicht verkennen. Für Texte älterer Sprach- pcriodcn, für Dichtungen und Werke, die in verschiedenen, von einander abweichenden Handschriften überliefert sind, bleibt nach wie vor die kritische Ausgabe mit unterschiedsloser Ver zeichnung aller überhaupt erreichbaren Abweichungen das Leit- und Musterbild. Anders verhält cS sich mit modernen Texten, bei denen philologische Akribie leicht ins Uferlose ge raten kann und cS dann fraglich wird, ob der Aufwand an Zeit, Mühe und Kosten daü Ergebnis lohnt. Die kritischen Aus gaben der bedeutenden Schriftsteller werden zudem, weil nur inehr in kollektiver Arbeit zu bewältigen, immer mehr Sache der Akademien und gelehrten Gesellschaften, die da noch ein reiches Betätigungsfeld finden und manche Ehrenpflicht unse res Volkes, man denke nur an Klopstock, einzulösen hätten. Aber wissenschaftliche Bücher sind nicht nur Handwerkszeug, sic sind auch selbst Wissenschaft, Wetterführung, Leistung und Darstellung, und hier beginnt sich die Grenze zwischen lesbaren und nicht lesbaren Büchern zu verwischen. An sich ist der Unterschied in der Art, wie der Gelehrte an ein wissenschaft liches Buch und der Ungelehrte an eine Dichtung herangeht, nicht allzu groß. Für jeden ist das noch nicht gelesene Buch ein ungehobener Schatz, ein Versprechen, das alles zu erwarten gestattet, ein „Sesam öffne dich!". Neugierig blättert man am Anfang, in der Mitte, am Ende. Man kostet da und dort, läßt sich festhalten, bleibt gefesselt, bis man sich energisch loöreißt, um nun in aller Ordnung von vorn zu beginnen. Es kann die Lesung eines wissenschaftlichen Werkes mit derselben Span nung erfüllen, mit der ein anderer seinen Roman verschlingt, ja die innere Teilnahme dessen, der an eine Untersuchung ge rät, an deren Stoff er sich schon selbst erprobt hat, ist vielleicht noch stärker als dort, nur daß da immer auch der kritisch prü fende Intellekt mitarbcitct. Man freut sich, sieht man den Verfasser auf Pfaden, die man selbst gegangen ist, oder wenn einem von einer Seite die Bestätigung eigener Überzeugungen entgcgenkommt, die man auf anderen Wegen gewonnen hat. Und welche Skala der Empfindungen im umgekehrten Falle! Wissenschaftliche Bücher haben ja, und zwar, je mehr sie sich besonder», einen um so geringeren Wirkungskreis, und der Mann, der etwa über buddhistische Logik schreibt, rechnet von vornherein nicht damit, mehr als einer sehr geringen Zahl von Gleichstrebenden interessant zu sein. Dieser Wirkungskreis aber wächst, man kann sagen, mit der synthetischen Kraft deS Darstellers. Dabei ist eS fast gleichgültig, ob von vornherein umfassendere Fragen zur Erörterung stehen oder anscheinend geringfügige Umstände weitreichende Aus- und Durchblicke eröffnen. Eine Spur wenigstens solcher synthetischer Kraft fordern wir heute von jeder wissenschaftlichen Leistung, und auch den Wissenschaftler berührt wiederum Hölderlins Frage: „Leben die Bücher bald?" Der politische Umbruch der nationalsozialistischen Revolution drängt auch im Geistigen nach der großen Einheit und ringt darum, die Kluft zwischen Bildung und Volk, Wissenschaft und Leben zu überwinden. Es ist nicht an dem, daß der For scher, die Wissenschaft, soweit sie lebendig ist, diesen Auftrag nicht lebhaft begrüßte, nicht gern sich von der Analyse zur Synthese wendete. Allerdings wird es immer nur einem Teile der Forscher und der wissenschaftlichen Bücher Vorbehalten bleiben, diese Synthese zu vollziehen. Nach wie vor wird die Forschung auch die analytische Kleinarbeit nicht entbehren können, wie denn auch die großen Bauten des Dritten Reiches nicht ohne die Arbeit der Kärrner und nicht ohne den einzelnen Baustein entstehen. Diese eine grundlegende Forderung frei lich darf nicht mehr vergessen werden, daß der einzelne Stein nicht um seiner selbst, sondern um des Baues willen behauen werde. Und, daß nur ein solcher behauen werde, den man braucht und dessen Platz im Plan des Ganzen schon bestimmt ist. Untersuchungen, mit denen zuweilen der Doktortitel cr- schrieben wurde und die uns anmuten wie Notstandsarbeiten, lehnt die Wissenschaft von heute ab. Wir wollen auch in der bescheidensten Leistung den Atem des Ganzen fühlen, die Zielrichtung auf unser Volk erkennen, und auch die Disserta tion noch muß den Puls der Adern verspüren lassen, die zum Herzen des Ganzen laufen. 13
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