Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290709
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192907090
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290709
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-07
- Tag1929-07-09
- Monat1929-07
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Firmen gegründet, und vom ersten Viertel des 19. Jahrhunderts bis 1825 kommen noch 12 Firmen, bis 1830 noch 26 Firmen hinzu. Aus den genannten Zahlen ist zu schließen, daß der in Württemberg ansässige Verlag älter ist. Neugründungen fallen deshalb prozentual nicht mehr so stark ins Gewicht. Eine Sta tistik der Neugründungen in Württemberg weist zur Zeit Napo leons nur wenig Gründungen auf, durchschnittlich nicht eine Buchhandlung im Jahr. Sie zeigt dann eine gewaltige Zu nahme von 1815 bis 1830, zur Zeit der ersten Preßfreiheit, dann gleichmäßige Weiterentwicklung, bis 1865 ein neuer Aufschwung kommt. Wir bemerken in den achtziger und neunziger Jahren im Verhältnis ein Zurückgehen, da auf andern Gebieten größere Gewinne zu machen sind, als es zuerst im Buchhandel mit dem Aufkommen der Gewerbefreiheit und durch den Vertrieb der Klassiker erschien. Der Verlag wächst im Reich rascher, denn Württemberg hat nun günstigere Bedingungen nicht mehr zu bieten, seit Gesetzgebung und Währung mit der Reichsgründung in ganz Deutschland gleich sind. Andere Gründe empfehlen aber geradezu eine Zentralisation, vor allem das buchhändlerische Gewohnheitsrecht der Frankolieferung nach Leipzig für beide Teile. Stellt man nun weiter fest, wie lange die Buchhandels betriebe im Besitz des Inhabers oder dessen Familie sind, so zeigt sich ein ganz neues Bild. Immer hat der Buchhandel neue Elemente ausgenommen. 58?? sind nicht länger als 25 Jahre im Besitz des Inhabers (gegen 38°/« Gründung), 81°/» sind nicht länger als 50 Jahre im Besitz des Inhabers (gegen 60?? Grün dung). Oder diese Zahlen umgekehrt: Länger als 10 Jahre Familienbesitz sind nur 274 Firmen — 60??, länger als 25 Jahre Familienbesitz sind nur 155 Firmen — 34,4°/,, länger als 50 Jahre Familienbesitz sind nur 55 Firmen — 12,2??. Uber 100 Jahre Eigentum der Familie sind 8 Buchhandlungen, über 150 Jahre nur eine Buchhandlung. 36°/« der Buchhandlungen haben den Besitzer gewechselt. Ein genaues Bild über den Wechsel wird erst nach Aufstellung einer eingehenden Firmentafel ausge stellt werden können, auch über die Art der Übernahme könnten dann Untersuchungen angestcllt werden. Eine wesentlichere Rolle spielt neben dem Alter der Firmen die Betriebsgröße. Genau kann man diese Frage nicht beant worten, da Umsatz und Unkosten der Betriebe nicht bekannt sind, und selbst mit diesen Unterlagen ist ein einwandfreies Material nicht festzulcgen. Wir müssen uns mit dem begnügen, was ungefähre Anhaltspunkte geben kann. Ein Weg wäre die Zahl der beschäftigten Mitarbeiter. Nach der Statistik des Deutschen Reiches kamen im Jahr 1907 durchschnittlich 3,79 Personen auf einen Betrieb. Der Kleinbetrieb ist demnach im Buchhandel vorherrschend. 1907 ist der Anteil im Reich verteilt: Allein betrieb 34??, 1—5 Angestellte 51,5°/,, über 5 Angestellte 14,5°/«. Allerdings hat jede Art von Betrieb (ein Spezialsortiment z B., ein schwerwissenschaftlicher Verlag oder ein Verlag mit Aus lieferung in Leipzig) je nach der Struktur andere Erfordernisse. Die Angcstelltenzahl kann also nicht maßgebend sein, sondern nur als Vergleich dienen. Die Zahlen von Württemberg sind: Alleinbetricb 12,8^, 1—5 Angestellte 69,2°/>, über 5 Angestellte 18°/>. Ein anderer Vergleichspunkt ist die Zahl der Firmenver bindungen. Doch vermitteln auch diese nur ein lückenhaftes Bild, denn Fälle wie der Bezug beim Barsortiment, Ablehnung von Kommissionsgut verändern und beeinträchtigen das Bild. Der Untersuchung ist die Einteilung, die Professor Bücher in seiner Streitschrift gegen den Buchhandel 1903 vornahm, zu grunde gelegt. Von den 450 Buchhandlungen Württembergs haben 145 Verlage (unter den vorhandenen 194) keine weiteren Verlegerverbindungen, fallen also für den Vertriebsapparat aus. Von den restlichen 305 Betrieben haben 45 Betriebe keine Angaben — 14,5°/», 78 Betriebe 1—25 Verlegerverbindungen — 25,2°/, Kleinbetrieb, 161 Betriebe 26—200 Verlegerverbin- dungcn — 51°/, Mittelbetrieb, 28 Betriebe 201 und mehr Ver legerverbindungen — 9,3°/, Großbetrieb. Die häufigst vorkom- 740 menden Betriebe sind auch hier die Mittel- und KleinbctriebW Die Frage, welche Art von Betrieb am günstigsten ist, ist nich» ohne weiteres zu beantworten. Die Praxis zeigt, daß der Mittels betrieb bevorzugt ist, der den Vorteil von groß und klein an» besten vereinigt, nämlich individuelle Bedienung und ein aus-I gewähltes größeres Lager. I Interessante Bergleichszahlen finden wir bei Untersuchung! der geographischen Einteilung des Württemberg!-! scheu Buchhandels. Bei rohem Überschlag stellen wir folgende! Zahlen fest: Deutschland auf 1 qkw 127 Einwohner, also auf! 92,5 qkm oder auf 12 186 Einwohner 1 Buchhandlung; Würt-I temberg auf 1 qkm 132 Einwohner, also auf 45,2 qkm oder auf! 5 837 Einwohner 1 Buchhandlung. Zieht man den reinen Ver-! lag ab, so ändert sich die Zahl auf 9 879 Einwohner, die das! Sortiment in Württemberg zu bearbeiten hat. Die entsprechen-! den Zahlen für Stuttgart sind: auf 1434 Einwohner 1 Bnch-I Handlung, nach Abzug des reinen Verlags: auf 3034 Einwoh-I ner 1 Buchhandlung. Zum Vergleich: in Leipzig 1700, in Ber-! lin 7000, in Ostpreußen 25000 Einwohner auf 1 Buchhandlung.! In Leipzig überwiegt der Verlag sehr stark, in Ostpreußen ist! plattes Land ohne viel Städte mit buchhändlerischen Nieder-! lagen. I Württemberg ist wohl hinter der Quote für das Reich! zurück, doch ist dabei zu bedenken, daß die konsumierende Käu-I ferschicht in Württemberg sich anders aufbaut als z. B. in einem! dicht bevölkerten Jndustriebezirk mit Arbeiterbevölkerung oder! in Gebieten mit überwiegender Landwirtschaft wie Ostpreußen.! Man könnte versuchen, an Hand der Steuerlisten das Volksein-I kommen zu prüfen und nach Landschaften zu vergleichen, doch! sind die Resultate nur wenig zu werten, da ja schon die Lebens-! Haltung verschieden ist. I 11m die Struktur des Vertriebsgebiets zu erläutern, ist noch! die S t a n d 0 r t s f r a g e des buchhändlerischen Vertriebs-! apparates zu betrachten. Nicht maßgebend ist die Größe des! Standorts, wichtiger ist der Charakter desselben, außerdem die! Verkehrslage zur nächstgrößeren Stadt und die Art der Ver-! kehrsmittel. Großstädte im allgemeinen Sinn gibt es nicht in! Württemberg, Mittelstädte nur wenige. Bei Eingehen auf den! Charakter der einzelnen Städte treten einige Badeorte und Luft! kurorte, Städte mit starkem Fremdenverkehr und eine llnivcr-! sitätsstadt hervor, die deshalb bedeutende Buchhandelssitze sind! So hat Tübingen nur 21000 Einwohner, aber als Universitäts! stadt 7 nicht kleine Buchhandlungen, deren Bedürfnis durch den! Konsum der vorherrschenden akademischen Kreise sich ergibt! Gleich liegen die Verhältnisse in den Bade- und Luftkurorten! denn dort finden sich jährlich mindestens gleichviel Fremde wie! Einwohner ein, Kurgäste, die kaufkräftig find und die nament! lich Zeit haben. Fabrikstädte endlich gibt es viele kleine in dem Oberämtern. Die Arbeiterbevölkerung wohnt meist nicht im Orte, sondern in den umliegenden Dörfern. Für Buchhandlun gen hat diese Tatsache einige Bedeutung insofern, weil bekannt! lich ein Arbeiter sich scheut, eine Buchhandlung zu betreten! wenn er nicht dazu gezwungen ist. Der Buchbinder und der Anchbuchhändler, den er auch in Vororten oder auf seinem Dorf findet, genügt seinen Ansprüchen. Aus dem Papier-Adreßbuch 1927 habe ich die Papier- und Schreibwarenhandlungen ausgezogen, die für Büchervertrieb in Frage kommen. Das Resultat ist für Württemberg 881 Betriebe an 237 Orten gegen 450 Buchhandlungen an 66 Buchhandels orten. Was hier außerhalb des regulären Buchhandels umgesetzt wird, kann nicht erfaßt werden. Sicher wird die Bedeutung die ses Bertriebszweiges verkannt, der Umsatz zu niedrig eingeschätzt. Was weiter durch den Vereinsbuchhandel, durch Schriftenver triebe und Kolportage abgesetzt wird, steht wahrscheinlich dem Umsatz des Sortiments wenig nach. Von jeher war eine Hin aufentwicklung vom Buchbinder zur Buchhandlung zu sehen, früher vor Bestehen der Buchhändlerorganisation, des Börsen vereins, und heute, wenn z. B. der Vater noch Buchbinder meister ist, der Sohn aber den Buchhandel erlernt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder