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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1940
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- 1940-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1940
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ver beste keind knglrnds 2u einer neuen ^usxsbe äer Lsssys von 8V^Ik1' 1723 schrieb der Dekan von Sankt Patrick in Dublin ! seine Drapier letters, die Tuchhändlerbriefe, in denen es I um die furchtbaren Nöte Irlands geht. 1729 finden diese durch ihre überlegene, klare Sachlichkeit besonders schreck lichen Anklagen gegen das Ausbeutertum Englands ihren vernichtenden Abschluß in dem Essay „Bescheidener Vor schlag zu verhüten, daß die Kinder armer Iren ihren Eltern oder dem Lande zur Last fallen. Wie sie überdies dem Staatswohl dienen könnten*. Ein erbarmungsloser Strahl des Haffes richtet sich hier gegen England und schlägt vor, die Kinder sollten die neue modische Speise der Engländer sein. Am Schluß spricht Swift von dem Lande, „das unser ganzes Volk am liebsten ungesalzen verzehren möchte*. Swift ist hier der furchtbarste Ankläger geworden, den England je gefunden hat. Mit diesen späten Schriften ist der produktive Haß in die Publizistik eingezogen, der Haß gegen die Tyrannei, die Unterdrückung, den Amtsmißbrauch, die Phrase des „Cant* und die Sentimentalität der un- echten Gefühle. Die englische Regierung suchte damals den anonymen Verfasser dieser starken und tödlichen literari schen Hiebe. Ganz Irland kannte den Autor. Mährend die Regierung den Denunzianten einen Judaslohn von 300 Pfund versprach, kursierte in Irland das Bibelwort: „Sollte Jonathan sterben, der ein solches Heil in Isreal gebracht hat?* Es ist ein Verdienst zu anderen, das sich die kluge und wache Derlagsarbeit Karl Rauchs erworben hat. wenn dieser englische Volks- und Charakterspiegel von unver gänglicher Gültigkeit in der klaren und sauberen Ueber- setzung von Walther Freisburger neu erscheint: in einem Band, der nicht nur handlich ist, sondern auch buch- technisch unter manchen leichtfertigeren Neuerscheinungen freundlich ouffällt.. (Preis 4.80 RM.) Swifts unmittelbare Wirkung ist heute so stark und an- ziehend wie einst. Der Geist dieses einzigartigen Mannes, der Geistlicher und Politiker, Journalist und Dichter, Literaturkritiker und Theoretiker in einem war, ist ver führerisch und bestürzend wie am ersten Tage. Seine Essays kommen jetzt nicht nur in eine Zeit, die dem Traktat sich w'eder zuneigt, sondern sind auch von erregender Aktuali- tat. Die tiefste Quelle, aus der Swifts Wortkämpfertum stammte, hat er selbst auf seinem Grabstein angegeben; die sseva inckignstio (die wilde Empörung). In seinen späten Schriften zeigt sie sich ganz unverhüllt, nicht mehr ge bändigt durch die graziöse Diktion eines unendlich reichen Ausdrucksmaterials, nicht mehr gemäßigt durch die drän- gende Beschwörung seiner, im besten Sinne der seelischen Aktualität, traktathuften, echt humanistischen Lehrdichtungen. Swift ist einer der seltenen Fälle, bei denen eine eminente schriftstellerische Begabung nicht zur Kunst, sondern zum praktischen Handeln in der gegebenen Wirklichkeit drängt. Seine Waffe in diesem Kampfe, der sein Leben ausfüllte, ist di« Satire. Sein Ausgangspunkt ist die Diskrepanz -wischen der Wirklichkeit, die er mit offenen Augen erlebt und der höheren Ordnung, die er in unerbittlicher Wahr- Hastigkeit sich zum Ziele gesetzt hat. Sein Gegner wurde die englische Regierung. Seine Methode: er tritt als An walt des Objektes seiner sseva inckignatio auf. Er gibt fast nie ein Urteil und beschränkt sich auf eine dichte und anschauliche Beschreibung die, was er angreifen will, mit minutiöser und vernichtender Klarheit darstellt. Die Sprache dieses Mannes ist wie ein Wunder. Nichts Pastorales gibt es, kein Hauch von Kanzelpathos: dafür elastische Sähe, die von einer brennenden Ironie rund- geschliffen sind wie gefährliche Waffen, in denen es kein Wort zu viel gibt. Swift arbeitete ähnlich wie Lichten- bera, an den man immer wieder denken muß, mit „Sudel büchern": er notierte sich „aufs Zettelgen*, was der Alltag ihm an Redewendungen, Einfällen und Satzmelodien zu- brachte. Vielleicht kommt daher bei beiden der verblüffende Klang des Heutigen in ihrer Sprache des 17. und 18. Jahr hunderts. Die Auswahl dieser neuen Swiftausgabe ist unter dem Gesichtspunkt des Satirischen in der Bedeutung der geistigen Polemik getroffen, wie sie unsere Zeit besonders hellhörig versteht. Die Latura, die sie geschickt und kenntnisreich zu- sammenstellt, ist die böse, schillernde Frucht des englischen öffentlichen Lebens jener Zeit, seiner leitenden Tendenzen und Männer, seiner Durchschnittsmenschen, seiner Grausam- keit und Ungläubigkeit und der Unwahrhaftigkeit aller ge- sellschaftlichen Formen. Wie eine große reine Flamme des Zornes erscheinen hier die Kampfschriften des besten Feindes Englands, mitreißend und besonders dadurch er- schlitternd, wenn man bedenkt, wie dieser unaufhörliche Kampf, der noch heute kein Ende fand, schließlich Swift zerstört. Seine starke Flamme der Empörung brennt nach innen in einer entsetzlichen Einsamkeit. 1745 stirbt der große Engländer im Irrsinn. 3 llr 8 sn Sabitckäekopk 23.1uni 1940 Nr. 301 Sonderangebot aut dem Sestelhettel H! 629* Nr. 187 SonnabenL, den 24. August 1840 S787
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