Z Z Z Z S S Wie seken 8eebären aus? Von l-udwig Dinklage Mi »Wie sieht eigentlich einEinhandozeansegleraus?" höre ich schon den Leser meines neuen Buches „Vom Wasser nickt wesruprügeln sdas heute erscheint) fragen. Wenn man von Heinz und Ruth Förster liest, wenn man von den Fahrten eines Rudolf Udc hört, wenn man den Worten eines Heinrich Garbcrs oder Otje Stöckers lauscht, glaubt man unwillkürlich, es wären alles große, breitschultrige Kerle, so im Maßstab eines Max Schmcling, mit Secmannspranken, bei deren Anblick man einen Seufzer unterdrücken muß, wenn man an den Händedruck zum Abschied denkt. Aber wie anders doch die Wirklichkeit! Frau Ruth Förster, ein Mannweib, eine „Germania ohne Sockel" wird mancher Leser denken. Weit gefehlt! Wer jene zarte kleine Frau dort in der Sofaecke sitzen sicht, irgendeine feine Handarbeit machend, spielend zu ihren Füßen ein kleiner, flachsblonder Junge, der wird cs nicht glauben wollen, daß dies die erste deutsche Frau ist, die an Bord eines kleinen Spitz- gattkrcuzers den Atlantik überquerte und am Rande des Urwalds Segel nähte und Tauwerk splcißte. Ebensowenig sicht man ihrem Gatten Heinz an, daß er, wenn es sein muß, auch ein rauher, bärbeißiger Seemann sein kann. Rudolf Ude war ein fast schmächtig zu nennen der Jüngling. Sein Gesundheitszustand erlaubte ikm keine Beschäftigung in unscrm rauhen nordischen Klima. So segelte er mit seiner „Spucht 3" ins Mittclmeer und hat dort so große seglerische Erfolge erzielt. - Und ich habe dagegen Männer gesehen mit breiter Brust, mit einem blauen Wollsweatcr mit Rollkragen, mit breiten Gcemannstatzen, mit einer blauen Schiffermütze und goldener Klubkokarde davor, die mit Tabaksbrösel und eben dieser Schiffermütze selbst in den Konzertstück oder ins Theater gingen, und die an Bord einer Segel jacht überhaupt nicht zu gebrauchen waren, die bei einer kleinen Handvoll Wind schon auf der Llbe vor Blückstadt KvtzcbueS Werke lasen. - Man kann für das Aussehen von Seeleuten eben keine Norm aufstellen. Und wer mich einmal an einem Winterabend besuchen sollte und glaubt beim Anblick der Besucher in einen literarischen Zirkel geraten zu sein, in dem tiefschürfende Bespräche geführt und lyrische Gedichte vorgelesen werden, der irrt sich gewaltig. Diese Besucher sind nämlich Ozeansegler, sie sehen nur aus wie Schöngeister. ES muß endlich aufgeräumt werden mit der albernen Ansicht, daß Seeleute immer tatauiert seien, immer unter Alkohol stehen, immer eine weite blaue Hose tragen müssen, sich mit wiegenden Schritten über die Reepec- bahn schieben und Schlips und Kragen nur vom Hörensagen kennen, daß bei ihnen jeder Satz mit dem freund lichen Wörtchen „Verdammt" anfängt und ihre sonstige Rede sich nur in seemännischen Ausdrücken bewegt und mit einem „Ahoi" endet. Solche Seeleute gibt es nur in schlechten Romanen und in noch schlechteren Filmen. Dem Seemann von heute sieht man es nicht an, daß er Seemann ist, und wenn jemand „ahoi" sagt, bekundet er damit, daß er keine blasse Ahnung von seemännischen Dingen hat. Heinz und Ruth Förh f.n.lZirocxttnu8 i-c i 16 ci Nr. 235 Dienstag, den 8. Oktober 1940 4VLS