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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1928
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- 1928-10-30
- Erscheinungsdatum
- 30.10.1928
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254, 30, Oktober 1928. Redaktioneller Teil, ab. Wenn aber der Vorstand des Verbandes einstimmig und auch die Hauptversammlung selber den Plan gut hießen, so müssen doch zwingende Gründe Vorgelegen haben, die den einzelnen zu dieser Stellungnahme bewogen. Eins sei vorausgeschickt: Wir wollten kein künstlerisch aus geführtes Plakat auf billige Weise von den Jugendlichen haben; denn es ist recht und billig, daß jede künstlerische Leistung auch entsprechend entlohnt wird. Wir sind uns auch darüber klar, daß ein werdender Mensch kein ausgereistes Plakat schaffen kann. Wir wollten vielmehr mancherlei anderes. Zunächst sei festgestellt, daß die Beteiligung an dem Preis ausschreiben gut zu nennen ist; denn wir hatten nur die Unter stützung des anhaltischen und des thüringischen Ministeriums, während uns die Förderung durch das Provinzial-Schulkolle- gium der Provinz Sachsen versagt blieb. Wir hatten weiter die Beteiligung aus d i e Lehranstalten beschränkt- die von den Schü lern im Durchschnitt über das 15, Lebensjahr hinaus besucht werden, also auf Gymnasium, Lyzeum usw. Wir sahen aller dings nachher, daß wir das Preisausschreiben auch auf die Volks und Mittelschulen hätten ausdehnen können und ausdehnen sollen; denn einzelne abgegebene Arbeiten zeigten schlagend, daß auch dort dafür Interesse, viel Verständnis und auch das nötige Können vorhanden war. Wenn wir trotzdem 148 Entwürfe hercinbekamcn, so bedeutet das im Verhältnis zu dem Ergebnis, das der Börsenvcrein im Vorjahr mit seinem Preisausschreiben »Kannst Du ein Buch empfehlen- zeitigte, eine recht gute Aus beute, Bedenken muß man dabei weiter, daß unsere Aufgabe viel schwieriger war. Erwähnt sei auch, daß an den Orten, an denen die Kollegen sich mit den betreffenden Lehrern ins Be nehmen setzten und sich nicht aus ihre Werbestclle verließen, ein stärkerer Erfolg eintrat wie da, wo man die Hände in den Schoß legte. Warum hatten wir nun den Wettbewerb ausgeschrieben? Wir wollten zunächst schon im Sommer das Interesse nicht nur der Jugend, sondern auch der Eltern auf das Buch lenken. Das ist uns auch gelungen. An einigen Lehranstalten, die ich beobachten konnte und wo das Plakat eine freie Arbeit der Schüler blieb, meldeten sich sogleich nach der Besprechung durch den betreffenden Lehrer 25 Prozent der Schüler, die sich be teiligen wollten und bei denen nun das Buch wenigstens sür kurze Zeit im Mittelpunkt des Interesses stand. Aber cs hat zum großen Teil noch sehr lange angehalten, wie die Skizzen bewiesen, die die Schüler dem betreffenden Lehrer zeigten, und das Interesse führte sie zum Teil sogar in die Buchhandlung, um sich beraten zu lassen. Wenn trotzdem nur 4 Prozent der Schüler Plakate abgaben, so liegt das daran, daß einem Teil es nachher am Können gebrach oder sie aber fürchteten, sich zu blamieren und gerade der letztere Grund hat viele zum Schluß von der Beteiligung abgehalten. Aber nicht nur die Teilnehmer waren interessiert, sondern auch die Mitschüler und Eltern, Dazu kam, daß jedes Plakat auch den Text »Vater, Mutter, mir ein Buch!- tragen mußte. So sollte und wurde den Jugendlichen suggeriert, daß die Eltern ihnen tatsächlich ein Buch schenken müßten, daß es eins der kommenden Geschenke sein müsse, — Ja, es gab Fälle, wo die Eltern die Beteiligung am Preisausschreiben nicht nur nicht hinderten, obgleich sie selbst nicht an einen Erfolg glaubten, aber ihren Buchhändler baten, dem Jungen oder dem Mädel einen Preis zuzusenden, den sie selber bezahlen wollten, weil sic selber Freude an dem Eifer des Kindes hatten und ihm eine Enttäuschung ersparen wollten. Wir wollten aber auch sehen, ob die Jungen nicht selbst eigene Ideen der Buchwcrbung hätten, wollten von ihnen wissen, wie sic sich die Buchwerbung erfolgreich denken, wollten Hin weise, was an unseren jetzigen Plakaten nicht gut ist. Nun bestand zwar die Gefahr, daß uns von der Jugend Sachen ausgetischt wurden, die nicht ihre eigenen waren, die sie übernommen, entnommen hatten. Aber davor schützte uns die Schulung durch den Fachmann und sein Rat; denn man kann jeden Strich, den ein Erwachsener hineingezeichnet hat, erkennen; sieht den Einfluß des Lehrers, kann in ihm die geschlossene Per- 1198 sönlichkcit, die führt, fühlen, sieht hinter Formen und Farben Charakter und Eigenart des Kindes aufsteigen, liest seine rassische Zugehörigkeit ab, kurz, hat die beste Psychologie des Kindes, — Meines Erachtens wäre cs für jeden Buchhändler wichtig, wenn er sich mit den Zeichen- und Turnlehrern seiner Lehranstalten in Verbindung setzte und durch sie Einblick in das kindliche Schassen, Denken und Temperament bekäme. Deshalb hatte ich schon bei der letzten Hauptversammlung unseres Kreisvereins eine größere Zahl Schülerarbeiten von der Sexta bis zur Unter sekunda ausgestellt. Das Temperament, die Zähigkeit bei Turnen und Spiel dagegen kann man ja noch nicht auf Flaschen gefüllt vorführen und deshalb muß da jeder selbst beobachten. Man wird als übertrieben ablehnen, wenn ich behaupte, daß ich aus den Zeichnungen mit Sicherheit die der Jungen von denen der Mädel unterscheiden will, soweit sie in ihrer Ent wicklung ungebrochen, körperlich und geistig gesund sind. Die Jungen sind in den Formen nicht so lebendig wie die Mädchen im selben Alter, dafür steckt aber mehr Krast in Form und Farbe, während die Mädchen in beiden viel zarter sind. Des halb waren die Entwürfe der Jungen auch im Durchschnitt bessere Leistungen, weil sic kraftvoller waren und Werbung Kraft haben muß, — Man empfand auch beim Betrachten, ob der Entwurf aus dem Innern gewachsen war, oder ob Spekulation sich mit technischem Können vereinend zwar unbedingt auch eine Leistung erreichte, die aber auf den Beschauer ohne Wirkung blieb. Es waren auch tatsächlich manche Ideen entlehnt und man konnte verschiedentlich die Persilslieger am Himmel sehen, die in Himmelsschrift den Erdenbürgern zurufeu: »Vater, Mutter, mir ein Buch!- Man hat auch Köpfe von kosmetischen Präparaten oder von einer guten Schokolade entliehen und diesen koketten Schönen dann in einer gar nicht dazu passenden Kindsrschrift die gewünschte Forderung in den Mund gelegt. Auch sind viel gesehene Bilder, z, B, »Im Konzert- zum Vorbild genommen; Lexikonreklame ist nachgemacht u, dgl, m. Ja, ein ganz Pfiffiges junges Mäd chen hat sich ein Büchlein über Reklame gekauft und daraus aus geschnitten, daß ein Plakat den hastenden Menschen ausmcrken lassen soll, ihm Interesse abzunötigen habe und im Gedächtnis haften muß. Dabei soll es auch ästhetischen Wert haben und schließlich zum Kauf überreden. Die junge Dame von 18 Jahren heftete mir auch diesen Ausschnitt an eines ihrer Plakate an, die wohl technisch gut gekonnt waren, aber doch den Beschauer, besonders Jugendliche und Eltern kalt ließen. Da waren Plakate von Jüngeren oft viel überzeugender. So schrieb der jüngste Teilnehmer über sein Plakat: »Wunsch zettel-, und seine Figur — zwar unvollkommen gezeichnet — griff doch voller Sehnsucht nach dem im Himmel hängenden Buch. Da glaubt man dem »Vater, Mutter, mir ein Buch!- Oder aber, wenn die jüngste Teilnehmerin auf ihrem Plakat bunte Kisten übereinander türmt, darauf einen Stuhl stellt und dann ein Kind von diesem Turm nach einem hohen Bücherbord greifen läßt, dann spürt man Kindessehnsucht, Doch kühn direkt wurde das Plakat eines 13jährigen Mädchens, das auf seinem Plakat Eltern über eine Straße gehen läßt, deren Kind zu Hanse blieb und nun den Eltern aus dem Fenster nachruft. Das Mädelchen hat keine Ahnung von Perspektive, denkt nicht daran, richtig zu zeichnen, aber so lebensvoll ist das Plakat, daß sicher manche liebe Tante erschrocken ausrufen würde: »Das Kind fällt ja aus dem Fenster!- Wenn wir diesem Plakat nicht den ersten Preis allein gaben, so deshalb, weil das eines Jungen in der Bewegung zwar nicht so lebendig, aber dafür in den Farben feuriger und zwingender war. Hier hat ein Junge in einem Bücherregal seine Lieblingsbücher ausgebaut. Die Hand eines Alteren reicht davon einen Band einem Jüngeren, So jugendlich und rein in den Farben war dieses Plakat und so überzeugend in der ruhigen Bewegung, daß wir es dem andern gleich setzten. Bei der Betrachtung der Plakate mußte ich wieder und immer wieder seststcllen, daß die jüngeren Teilnehmer — soweit
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