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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-01-11
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1938
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 8 (R. 5) Leipzig. Dienstag den 11. Januar 1938 105. Jahrgang Buchhändler Von Dr. Karl Wer an vielen Zeitschriften und Zeitungen mitarbeitet, der lernt seine Leser dann am besten kennen, wenn sie ihm ab und zu einmal sagen, was ihnen an seinen Arbeiten gefallen hat oder was nach ihrer Meinung falsch ist. Ja, ich möchte sagen, daß die Zeitung am glücklichsten zu schätzen ist, deren Leser so lebhaften Anteil an ihr nehmen, daß sie unaufgefordert hervortrcten und mit Lob oder Tadel nicht zurückhalten. Solange ich an dieser Zeitung mitarbeite, habe ich dieses offene Aussprcchcn mit dem Leser — hier Buchhändler — am glückhaftesten empfunden, und ich weist aus eigener Erfahrung, wieviel Anregung und Bereiche rung aus solchem Hand-in-Hand-Gehen erwächst. Wenn ich über diesen Aufsatz ein Wort Robert Hohlbaums setze: »Buchhändler sind Pioniere der deutschen Kultur», dann sehe ich in der geistigen Regsamkeit des Buchhändlers die Vor aussetzung und zugleich einen Beweis für seine Befähigung zu solcher Pionierarbeit. Und noch eine andere Tatsache bestätigt dieses Wort: die Tatsache nämlich, daß der Buchhandel furchtbar schwere Zeiten hinter sich hat und auch jetzt noch hart kämpfen must. Wer aber in diesem Existenzkampf sich soviel Idealismus und reine Begeisterung zu bewahren vermag, daß er im besten Sinne des Wortes Lichtträger bleibt und nie aufhört, im Kampf für die höchsten, deutschen Werte seinen Mann zu stehen, der hat durch die Tat bewiesen, daß er der wahrhafte Freund unserer Dichter und Denker und damit zugleich der uneigennützige Diener am Wiederaufstieg seines Volkes ist. Die Tendenz meiner Aussätze im »Börsenblatt- ging stets dahin, den Buchhändler so zu zeigen, wie ec im Grunde immer gewesen ist: als ehrlichen Mittler und Makler im Reiche der Kunst und als treuen Berater der Leser im weiten Lande. Dem richtigen Buchhändler ist sein Beruf eine wertvolle Schule, die ihm alle Ansatzpunkte seiner weiteren Entwicklung öffnet und ihn immer wieder auf die Größe und Bedeutung seines Beruscs hinweist. Aus diesem Grunde besitzt er auch jenes tiefe Verantwortlichkeitsbewußtscin, das immer wieder be strebt ist, sich in seiner Arbeit für das Volk zu rechtfertigen. Und endlich ist ihm allein die große Erfahrung zu eigen, die der lang jährige Umgang mit Büchern und Menschen verleiht. Berater soll der Buchhändler sein! Diesen, seinen wesent lichsten Aufgabenkreis umreißt Richard Dehmel, wenn er sagt: »Bücher sind eigenwillige Geister, Wer sie vertreibt, ist ein Zaubermeistcr. Sein bestes Geschäft wird immer bleiben: üble Geister durch gute vertreiben.» Durch die Hand des Buchhändlers gehen Bücher, die zu der Seele seines Volkes sprechen und Quellen der Reinigung und Erneuerung ausbrechen lassen, aber — er hat es ebenso in der Hand, Gift zu geben und Zersetzung zu verbreiten. Glücklich ein Volk, dessen Buchhändler Diener am Reinen und Edlen sind, die es von sich weisen, um des Gewinnes willen Produkte in das Volk zu werfen, die sich an die niederen Instinkte des Menschen wenden und die leider Gottes gerade deswegen immer noch be gehrt sind! »So selten wird ein Buch um des Buches willen ge schrieben-, klagt Novalis, und wir wissen heute wieder, daß es in dem Wissen geschrieben werden soll, dem Volke etwas zu lagen zu haben, und mit dem Wollen, ihm und seiner Seele zu Helsen und zu dienen. Was nützt aber alles reine Wollen und edle Streben, wenn es der Buchhändler nicht erkennt, wenn sich der Mittler weigert, es weiterzutragcn? Man muß sich das einmal vergegenwärtigen, um so recht dankbar die Leistung des deutschen Buchhandels anerkennen zu können. sind Pioniere! Robert Popp Ludwig Tieck sagt in einer seiner Novellen: »Wie wenige wissen denn nur, was sie von einem guten Buche, von einer Ge schichte, von einer Komposition fordern sollen. Sie verlangen entweder gar nichts, oder sic wollen sich nur ihre Neigungen, Vorurteile und Schwächen herauslcscn, oder das bei Kaspar finden, was ihnen gestern im Werke des Melchior gefiel: wenn ihnen nicht ein ganz Unbestimmtes, Unbedingtes, Luftiges vor- schwebt, das sie das Ideal oder das Interessante taufen». Wahr lich, wie sehr bedarf doch der Leser der Führung und Beratung! Nicht alle lesen die Besprechungen der Zeitungen und Zeit schriften, viele wollen persönlicher angesprochen sein, wollen aus dem Munde eines Verständigen hören, was sich für sie eignet, wollen ihre Wünsche und Sehnsüchte einem Menschen sagen, damit er sie aus dem Reichtum seiner Erfahrungen berate. Wer ist dazu berechtigt, wenn nicht der deutsche Buchhändler!? Viel enger noch müßten sich die Leser ihm anschlicßen, viel offener müßten sie sich ihm anvertraucn! Wir glauben, daß eine Zeit heraufdämmert, die Dichter, Buchhändler und Leser in frucht barer Zusammenarbeit sicht, eine Zeit der wahren und glück bringenden Gemeinschaft auch auf dem Gebiete der Kunst, und deshalb können wir hoffnungsvoll mit Rosegger sagen: -Neben dem deutschen Lehrer hat der deutsche Buchhandel in Gegenwart und Zukunft größte Aufgaben zu erfüllen. Er ist der Vermittler höchster geistiger Werte zwischen unserm Volk und seinen Dich tern und Denkern». Das Ziel steht uns leuchtend vor Augen, aber der Weg da hin wird nicht leicht sein. Der Dichter steht leider oft noch ein sam und entfernt vom Herzen des Lesers, und er wird es zu den glücklichsten Augenblicken seines Lebens und -Schaffens zählen, wenn aus der Menge der Leser unaufgefordert einer an ihn herantritt, um ihm den Dank im Namen aller zu sagen und ihm dadurch die beste Ermunterung zu neuem Schassen zu schenken. Der Leser aber must sich an den Buchhändler wenden, wenn er erfahren will, wo der Dichter wohnt. Der Dichter wieder geht zu dem Buchhändler, wenn er wissen will — und welcher Dichter hat nicht dieses Verlangen! —, welche Kreise im Volke seine Bücher kaufen, in welchen Gegenden des Vaterlandes sie vor allem gelesen werden, wie sic ansprechen. Von dem Dichter und von dcni Leser unserer Tage geht ein geheimes Sehnen aus, und diese gemeinsame Sehnsucht trifft sich in der Mittlcrgestalt des Buchhändlers. Deshalb aber sind die Buchhändler nicht nur Pioniere der deutschen Kultur, sie sind zugleich auch Pioniere und Förderer einer glückhaften, geistigen Einheit und eines belebenden und bereichernden Zusammenschaffens aller jener Menschen, die die Quellen des Lebens suchen und sich im Reiche der Kunst wiederfinden. Berufswettkampf aller schaffenden Deutschen 1938 Buchhändlerischc Lehrlinge und Angestellte melden sich bis spätestens znm 15. Januar >938 zur Teilnahme bei den örtlichen Dienststellen der Deutschen Arbeitsfront <Betricbsgcineinschast Handel, Iugendabteilung). Ter Orlswcttkamps findet statt in der Zeit vom 13. bis 27. Februar 1938. (Grundsätzliche Bemer kungen zum »Berusswcltkamps aller schassenden Deutschen 1938« für die Betriebssichrer und ihre Gesolgschastsmitglieder sind im Börsenblatt 1937 Nr. 275 und 281 verösscntlicht.) SS Nr. 8 DtenStag, den 11. Januar 1SS8
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