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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1937
- Strukturtyp
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- 1937-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1937
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- Deutsch
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Es wird für einen im Großstadtsortiment aufgewachsenen Buch händler schwer sein, sich in die Arbeit eines Kleinstadtbuchhändlers zu schicken! Er wird wahrscheinlich immer, soweit er aus der alten Schule oder weltanschaulichen Richtung kommt und immer noch ihre Schlacken an sich hasten hat, mit einem gewissen Lächeln aus den Mann der »Provinz» herabsehen. Das wird aber verschwin den, je mehr die Aufgabe unseres Berufs zur Klarheit kommt. Es gehört schon viel dazu, immer wieder mit seinem Rade oder Kraftrad durch die Dörfer zu fahren. Und gewiß wird der aus der Großstadt kommende Kameradda nicht gleich mitkönnen. Denn wie oft fährt man auf den Dörfern herum, besucht die Schulen und Ämter und versorgt manchen mit Prospekten, ohne einen Auftrag mit heim zu bringen. Denn der Buchhändler der Kleinstadt kann in seinem Bezirk nicht mit der gleichen Hartnäckig keit auftreten, wie z. B. der Vertreter, der von weither kommt, oder wie der Zeitschriftenwerber, der oft nur vorübergehend in diesem Beruf tätig ist. Aber ich unterstreiche unter allen Umständen, daß die Tätig keit in der Provinz sehr wichtig ist. Noch immer find so viele Bücherkäufer, die der Meinung sind, durch direkte Bestellung besser wegzukommen, zu gewinnen. Ich erlebe es immer wieder, daß Volksgenossen ganz überrascht sind, wenn ihnen gesagt wird, daß sie das angebotene Buch auch in der kleinen Ortsbuchhand lung bekommen können, ja, daß ihnen dann sogar meistens die Nachnahme- und Portospesen erspart bleiben. Ich denke über auch an die große Aufgabe des Buchhandels, das neue weltanschauliche Schrifttum sofort zu verbreiten und nicht erst zu warten, bis Auswärtige damit kommen. Es ist mit etwas Idealismus und einem völligen Einleben in die anders gearteten Verhältnisse der Kleinstadt tatsächlich noch viel herauszuholen. Ich habe im Allgäu, im schlesischen Gebirgsland und jetzt in Thüringen, nachdem ich auch in Kopenhagen tätig war, die Arbeit des Kleinstadtbuchhändlers gründlich kennengelernt. Wenn ich nach einem Stellungswechsel erfuhr, wie oft noch lange Zeit nach her Kunden nach mir gefragt haben oder auch schriftliche Grüße kamen, und gelegentlich von Sommerreisen Kunden mich aufsuch- ten, dann ist das ein schöner Lohn für eine verstandene Arbeit. Wer dem deutschen Schrifttum mit wirklicher Liebe dient, der wird erst recht auf dem schweren Gelände der Provinz sich wohl fühlen, weil es schwieriger ist, hier Erfolgs zu erreichen. Diese Erfolge bereiten dann aber die meisten Freuden. Der Vorschlag: jeder Jungbuchhändler einmal im Kleinstadt- geschäft, ist richtig und sollte zur Durchführung kommen! G. S., Sch. Dem Kollegen Elwitz möchte ich die Hand drücken. Endlich mal einer, der für das so oft abschätzig beurteilte Kleinstadtsorti ment eine Lanze bricht. Es ist schon so: die Zeit in der Kleinstadt fließt langsamer und gemächlicher als in der Großstadt. Ja, die Kleinstadt scheint nachzuhinken, auch in literarischer Beziehung. Das hat seine Vor- und Nachteile. Ein Nachteil liegt z. B. zur Zeit darin, daß die RM 2.85-Krankheit hier noch nicht so überwunden ist wie in der Großstadt. Me Umstände bedingen fernerhin, daß das Lager nicht Etwas zum ABC In den Bücherschränken der Schriftleitungen stauen sich die Herbsterscheinungen der Verlage. Täglich gehen neue Bespre chungsstücke ein. Alle wollen gesichtet, gebucht, gelesen und mög lichst wohlwollend in das Licht der Öffentlichkeit gestellt werden. Das bedeutet Mehrarbeit für alle am Buchbesprechungswesen Be teiligte, um die vor mehr als zwei Jahren getroffene Regelung zur Förderung und weitestgehenden Sicherung des deutschen Bu ches vor dem namenlosen Versinken zu erfüllen. Obwohl die Ver lage wie die davon betroffenen Schristleitungen in der technischen Abwicklung der durch Vorschrift, Einsicht und bereitwilliges Mit gehen gesicherten Buchbesprechungsordnung eine gewisse Übung erlangt Haben, verdient die Beschriftung der den Besprechungs- stücken beizufügenden ABC-Karten eine kurze Betrachtung. so reichhaltig fein kann, wie-man sich das als Großstadtsortimenter wünscht. Ich, der ich ebenfalls im Großstadtbuchhandel gelernt habe, hätte im Anfang auch verzweifeln Mögen über diese Be schränkung an allen Ecken und Enden. Aber ich habe hier auch herausgefunden, daß in diesem scheinbaren Nachteil für den Buch händler ein erzieherischer Vorteil liegt. Man ist eben gezwungen, jede Lagerbestellung noch und nochmals zu überlegen und sorg fältig mit Geschmack auszuwählen. Und das setzt wiederum vor aus, daß man sein Publikum kennt — und zu beraten weiß. Denn der kleinstädtische Buchkäufer ist meist noch mehr aus den Rat des Buchhändlers angewiesen als der in der Großstadt. Weil man nun überall auf die Notwendigkeit gestoßen wird, den Buchumsatz zu vergrößern, wird alles ausgenutzt, was die Skala der Werbemöglichkeiten bietet. Ich bin in der glücklichen Lage, ohne große Kosten mit Zeitungsanzeigen werben zu können, da dem Betrieb eine Tageszeitung angegliedert ist. Alle drei bis vier Wochen zeige ich dort unter der Rubrik »Neues vom Bücher markt» die Neuerscheinungen an, die ich bedingt erhalte. Und zwar beschränke ich mich nicht auf Titel- und Preisangaben, son dern skizziere zum Appetitanregen kurz den Inhalt. Ich habe mir im letzten Jahr diese Inserate gesammelt und konnte seststellen, daß ungefähr 10 Prozent der angekündigten Werke verkauft wur den. Sonnabends und Sonntags spielt hier ein Kino. Da viele Filmstoffe bekannten Romanen entlehnt sind, biete ich das Buch unter der Schlagzeile »Das im Film Gesehene erleben Sie noch einmal in dem Ronian ...» in der Zeitung an. Eine Bestellung wenigstens habe ich daraufhin immer erhalten. Ein anderer Weg, den Kunden in den Laden zu ziehen oder ihn für diesen oder jenen Dichter zu gewinnen, sind die billi gen Reihen und kleinen Novellen. Erstmalig diesen Sommer habe ich dafür Sonderanzeigen veröffentlicht und Sonderschau fenster veranstaltet. Der Erfolg war besser, als ich mir es hätte träumen lassen. Seitdem führt sich das 80-Pfg.-Bändchen immer mehr als Gelegenheitsgeschenk ein. Und manch einer, der erst eine kleine Erzählung eines bekannten Dichters gelesen hat, entschließt sich, auch ein größeres Buch zu kaufen. In dieser Beziehung habe ich gerade hier am Platz gute Erfahrungen gemacht. — Noch mehr als in der Großstadt muß der Buchhändler in der Kleinstadt den Kontakt mit der Bevölkerung suchen. Man muß sich in die An schauungen und den Gesichtskreis des Kleinstädters einfühlen, die sehr von Landschaft und Stammeseigenart bestimmt sind. Ich gebe meinen jungen Kollegen, die auslernen, einen guten Rat, wenn ich ihnen empfehle, sich auch einmal im Kleinstadtbuch handel umzusshen. Ein großer Betrieb hat den Nachteil, daß man oft nur Teilgebiete kennenlernt. Unvermeidliche Lücken in der Lehrausbildung lassen sich im Kleinstadtbuchhandel gut ausfüllen. Die Begrenztheit des Betriebes bringt es mit sich, daß die ganze Arbeit oft in eine Hand gelegt ist. An die eigene Überlegung und die eigene Entschlußkraft werden hier größere Anforderungen ge stellt. Aber das erzieht zur Gründlichkeit und zum sicheren Können. Gewiß, ich möchte nicht immer in der Kleinstadt bleiben. Aber ich werde meine Jahre im Kleinstadtbuchhandel als eine wertvolle Etappe in meinem beruflichen Vorwärtskommen betrachten, als eine unschätzbare Bereicherung meiner Lehrjahrs. Werner Adrian, Melsungen in Hessen-Nassau. der Buchbesprechung Zunächst sei folgendes vorweggenommen: Es hat sich als vor teilhaft erwiesen, für jedes Buch die dreigeteilte Karte zu ver wenden. Dazu ist notwendig, daß jede Karte vollständig beschriftet wird. Das gilt nicht nur für das Einzelbuch, insonderheit auch für die mittleren und kleinen Buchreihen. Es mag vielleicht für den mit der Versendung von Besprechungsstücken stark beschäftigten Verlag genügen, für eine Folge von einheitlich ausgestatteten Bändchen eine Sammelkarte zu führen. Zugegeben auch, daß durch dieses Verfahren erhebliche Schreibarbeit und ein ansehnlicher Kartenbestand eingespart werden kann. Praktisch aber wird da durch die entstehende Mehrarbeit auf die Schriftleitung umgelegft denn wenn günstigstenfalls zwei oder gar mehrere Bücher einer solchen Folge — wie das oft geschieht — besprochen werden sollen, Rr. 2»2 Dienstag, den 1«. Olwber lSS7 827
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