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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-07-10
- Erscheinungsdatum
- 10.07.1876
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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157, 10. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2455 und Sie zu fragen, ob Sie vielleicht Lust hätten, solche aussühren zu Helsen. Mir scheint nämlich ein kritisches Institut im Geiste und Charakter der beiden trefflichen Journale:»TbeLckinbnrKb Revier?« und »Tbe tznarterl^ Reviorr« in Deutschland zu fehlen, ein In stitut, das sich »vie diese nicht über Alles, was gedruckt wird (wie es die literarischen Zeitungen bei uns wollen), erstreckte, sondern sich nur auf das die Wissenschaft wahrhaft Fördernde, oder das aus irgend einer sonstigen Hinsicht bedeutend in die Zeit und in die Literatur eingriffe, einschränkte. Auch die Franzosen haben jetzt ein gutes Journal dieser Art an dem »ckvurnul ckes savans«. Wir haben ihm keins entgegenzusetzen, das ein Mann von Geschmack und Geist in seiner Bibliothek selbst besitzen möchte und zu dem er immer gern zurückkehrte. Unsere literarischen Zeitungen allesammt er säufen sich in ihrer Allgemeinheit, und die einzelnen trefflichen Kritiken, die sie enthalten, gehen in der Gemein- und Leerheit der übrigen verloren. Nach einem abgelaufenen Jahrgange denkt Nie mand mehr daran, und man verweiset die schweren Quartanten an ..., da man sie nicht um sich haben kann, weil sie zu viel Platz einnehmen und nur ein Zwanzigstel davon jeden Einzelnen inte- ressirt. Wie anders ist es mit dem »Lckinlmrgli Revier?«; hiervon haben die ersten Hefte, die immer neu gedruckt werden müssen, weil jeder Käufer das Ganze zu besitzen wünscht, zehn Auflagen erlebt, und der Absatz ist gegen 12,000 Exemplare, wo sich die unsrigen mühsam mit 500—1000 begnügen müssen. Ich besitze beide Jour nale selbst ganz vollständig, auch eine Folge der »Allgemeinen Literaturzeitung». Zu jenen kehre ich bei jeder freien Stunde zurück, diese lasse ich fast unberührt, wenn mich nicht die Noth dazu treibt. „Meiner Meinung nach müßte ein deutsches Institut, was jenem englischen gliche, also Keckheit, Tiefe, Verstand und Geschmack in sich vereinigte, auch unter uns gelingen können, und es würde gekauft und aufgehoben werden, anstatt daß man unsere literari schen Zeitungen nur in Lesecirkeln durchblättert und nicht wieder ansieht. Es müßte zu diesem Zwecke auch nicht zu viel Volumen gegeben werden. Vierteljährlich ein Heft, das soviel enthielte, als die genannten englischen Journale, wäre genug. Aber es enthielte wirklich werthvolle Gaben, keine Spreu. Kein Zweig der Literatur bliebe ausgeschlossen, jedoch würden von den exacten Facultäts- wissenschaften — und wie freilich überhaupt — nur Hauptwerke und -Schriften ausgenommen. Eine Broschüre dürfte aber eine längere Kritik erheischen, als ein Werk in Quartbänden. Alles gelte die intensive Bedeutung. Es würde keine Armee von Recen- senten und Mitarbeitern engagirt, wie Ersch es bei der »Ency- klopädie« für nöthig erachtet hat, sondern nur ein kleines Häuflein von tüchtigen Menschen, die aber — mit Erlaubniß — Haare aus den Zähnen hätten. Ich habe schon Manche für die Idee gewonnen, die Ihnen zusagen würden, aber noch fand ich Niemanden, der Lust und Muth, Zeit und Gewandtheit gehabt hätte, um sich an die Spitze zu stellen. Es gäbe übrigens sür den Redakteur keine Lebens beschäftigung, sondern sie ließe eine und mehrere andere neben sich zu. Uebrigens würde ich sehr anständig honoriren." Wieland antwortete aus Jena am 1. December: „Die Idee Ihres vorhabenden Unternehmens ist so richtig auf das Bedürsniß der Zeit berechnet, daß es schon darum Beifall und Eingang finden muß. Seltsam ist es, daß ich wenige Tage vor her in Weimar und dann gestern hier mit Andern die Notwendig keit eines guten kritischen Blattes besprach. „Mich dünkt, eine solche kritische Uebcrsicht dürfte sich auf die strengen und Facultätswissenschasten gar nicht einlassen, sondern bloß Philosophie, Politik mit ihren Abtheilungen und schöne Lite ratur im weitesten Sinne umfassen, und auch hier bloß, wie Sie sagen, das Bedeutende und Einwirkende. „Die erste Ersorderniß einer solchen Zeitschrift ist eine Einheit in den Hauptansichten, die nur vom Redacteur ausgehen kann. Die auswärtigen Journale haben säst alle einen Charakter, von den deutschen hatte nur das »Oppositionsblatt» einen. „Mitarbeiter würde ich zu so etwas nur dann, wenn ich den Redacteur genau kennte und in Ansicht und Absicht mit ihm über einstimmte. Ehe ich mich aber zur Redaction selbst entschlösse, müßte ich Ihre Bedingungen kennen lernen. Eine innere Beding ung von meiner Seite würde sein, daß ich die Mitarbeiter wählte, oder doch vorgeschlagene verwerfen könnte. Ueberhaupt dürste die Ver lagshandlung in das Innere sich durchaus nicht einmischcn und keine Freundschaft oder sonstige Rücksicht dabei eintrcten; dies ist das Verderben aller unserer kritischen Zeitschriften." Wieland theilt ferner Brockhaus noch mit, daß er nach Aus gabe des „Oppositionsblattes" die Herausgabe einer anderen Zeit schrift, des „Volksfreundes" übernommen habe. Worauf Brockhaus antwortete, daß er seinen Antrag nicht gestellt haben würde, wenn er dies gewußt hätte, doch theiltc derselbe Wieland nochmals seine Ansichten über das beabsichtigte Unternehmen mit und widerlegte denselben, wo er nicht mit dessen Ansichten übereinstimmte, nament lich in Bezug aus das Erscheinen der Zeitschrift. Brockhaus war nämlich für eine Vierteljahrsschrift, Wieland dagegen schrieb: „Eine vierteljährige Herausgabe scheint mir nicht so vortheilhast als eine sechswöchentliche oder monatliche. Die Zeit ist lebendig und ein Heft wird lieber gelesen als ein Band." Während Brockhaus daraus erwiderte: „Zu einer eigentlichen Monatsschrift mochte ich das Institut durchaus nicht adaptiren. Die Zeit bewegt sich aller dings lebhaft, allein wer zu rasch schreiben und augenblicklich auf sie einwirken will, begreift die wahre Physiognomie der Gestaltung auch nur halb, und was so darüber gesagt wird, ist oft auch ebenso schnell oder gar augenblicklich wieder vergessen." Es waren dies die letzten Worte, welche Brockhaus an Wieland richtete, worauskeine Erwiderung stattfand, und die Absicht, Letzteren als Redacteur sür die neue Zeitschrift zu gewinnen, als gescheitert angesehen werden muß. Brockhaus trug nun die Redaction dem Professor Krug in Leipzig an, welcher sich auch bereit finden ließ, dieselbe zu übernehmen, und wesentlich bei der Begründung wie bei der ersten Einrichtung des „Hermes" mitwirkte. Die Ankündigung des neuen Unternehmens erfolgte in der Ostermesse 1818 und sollte das erste Heft zu Michaeli erscheinen. Ein aussührliches Programm setzte das Publicum von der beabsich tigten Zeitschrift in Kenntniß und legte eingehend die Ziele dar, welche demselben gesteckt waren. In einer weiteren der Ausgabe des ersten Heftes im December 1818 beigesügten Ankündigung sagt Brockhaus: „Nicht mit Unrecht ist das Recensionswesen in Deutschland, seit Klotz und Nicolai bis auf die neuesten Zeiten, bald mit Spott, bald niit strengem Tadel angegriffen worden. Auch unsere besten kritischen Zeitschriften haben, so unleugbar ihre Verdienste immerhin sind, insbesondere und hauptsächlich ihrer unbeschränkten Allgemeinheit wegen, ihre Bestimmung nur unvollständig erreichen und bei der kaum übersehbaren Masse neuer Schriften, durch welche sie sich durchzuarbeiten haben, nicht selten gerade die wichtigsten Erschei nungen nur obenhin berühren können, oft sogar sie ganz übersehen müssen; nicht zu erwähnen, daß viele Leser sich durch den zu großen materiellen Umsang ihres Inhalts abgeschreckt fühlen. „Das kritische Institut, dessen Beginn wir hiermit dem Publi cum ankündigen, soll, indem es sich engere Grenzen steckt und eine eigene Bahn zu brechen strebt, diesen Mängeln möglichst auszu- weichen suchen. „Obwohl es in Deutschland, da die Literatur eines Volkes als der Ausdruck seines politischen und gesellschaftlichen Zustandes be- 332»
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