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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1897
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- 10.11.1897
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- Deutsch
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für Bibliographie, »eine Kommission von Fachmännern ver schiedener Länder zu ernennen, um ein internationales Ver zeichnis der bei Abfassung bibliographischer Notizen zu be folgenden Regeln herzustellen«, sowie, »eine Kommission ein zusetzen, um die zweckmäßigsten und billigsten Verfahren des Druckes bibliographischer Zettel zu studieren«. Man muß in der That eine recht anspruchslose Natur sein, um mit diesem Ergebnis einer zweijährigen Arbeit zu frieden zu sein. Es ist «bekannt, daß, wenn niemand über eine zur Besprechung stehende Angelegenheit weder aus noch ein weiß, mit Vorliebe die »Kommission« in Thätigkeit tritt, mit welchem Beschlüsse man die lästige Sache von sich abge- wülzt hat. Die hier an erster Stelle geforderte Kommission könnte, genau gerechnet, jetzt schon zwei Jahre an der Arbeit sein, und um die Frage zu lösen, wie man die Zettel am billigsten drucken lassen kann, braucht man auch nicht zwei Jahre Bedenkzeit, um dann dazu eine Kommission zu wählen. Worin die Aufgabe dieser Kommission, dieses »Studium« be steht, kann man sich nur schwer vorstellen. Wenn man weiß, was man will, so kann es sich nur um die Ausschreibung einer Submission für Papier und Druckarbeit handeln, aber nicht um ein Studium. Wenn man weiß, was man willl Aber hier liegt der schwierige Punkt. Die Verhandlungen in Brüssel machen ganz den Eindruck, daß man sich über die Mittel, das Ziel zu er reichen, ganz und gar nicht klar ist Noch nicht einmal über die Art der Bücheraufnahme ist eine Einigung erzielt worden! Inzwischen sammelt und registriert man in Brüssel in dem Olkos mtsraationo.16 emsig weiter. Daß dies unter sothanen Umständen nur ins Blaue hinein geschehen kann, liegt auf der Hand. Trotzdem wird aber immer und immer wieder betont, daß durch eine systematische, streng geregelte Aufnahme absolute Vollständigkeit des geplanten Repertoriums erzielt werden soll! Da die Befürworter des Planes in diesem Blatte den Zahlen bisher ängstlich aus dem Wege gegangen sind, so müssen wir wohl in die entstandene Lücke einspringen, wenn überhaupt eine klare Vorstellung von der zu leistenden Arbeit entstehen soll, und da mit der Größe dieser Arbeit auch die Kostenfrage in direktem Abhängigkeitsverhältnis steht, so ist die Lösung der Frage, wie umfangreich das Verzeichnis werden wird, durchaus von hervorragendster Bedeutung. Wenngleich wir bei dieser Rechnung leider in den Grund lagen auf Vermutungen angewiesen sind, so ist es doch möglich, durch Schätzungen, die auf Statistik beruhen, mit ziemlicher Sicherheit eine Grenze festzusetzen, hinter der die Wirklichkeit nicht weit Zurückbleiben wird Vor drei Jahren hat nämlich das internationale Bureau in Bern den Versuch einer Statistik der litterarischen Erscheinungen in folgenden Ländern gemacht: Deutschland, Oesterreich-Ungarn, England, Italien, Frankreich, Spanien, Schweiz, Vereinigte Staaten von Amerika, Chile, Kanada, englisch Ostasien, Japan, Rußland und die Türkei. Von diesen Ländern lagen Statistiken vor, die freilich auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben konnten Deutschland marschierte bei dieser Zusammenstellung mit seiner Jahresproduktion von 22 000 Werken weitaus an der Spitze. Ihm folgt Frankreich init nur 13—14 000 Büchern, dann Rußland mit etwa 10—11 000 Werken, dann Italien mit ebenfalls etwa 10 000 Büchern; den Abschluß macht Chile mit einer Jahresproduktion von 385 Werken. In den 14 genannten Ländern, bei denen die südamerikanischen Staaten, die nordischen Länder, die Niederlande u a. ganz fehlen, während die betreffenden Ziffern von Oesterreich-Ungarn, Spanien, der Schweiz ausgefallen sind, ergab sich eine Jahresproduktion von 84 177 Werken; 12 der angeführten Länder hatten zusammen 49 308 perio dische Veröffentlichungen aufzuweisen, während die Musikalien nur von Deutschland und Frankreich mit 17 603 Nummern aufgeführt wurden Man sieht also, daß diese Statistik sehr lückenhaft ist, so daß sie nicht den Anspruch, als eine Welt statistik zu gelten, erheben kann. Allermindestens darf man auf Grund dieser Statistik auf eine Jahresproduktion von 100 000 Büchern, 60 000 periodischen Veröffentlichungen und 60 000 Musikalien in der ganzen Welt rechnen. Das macht zusammen 220 000 Veröffentlichungen im Jahre. Nimmt man an, daß aus den Zeitschriften je 2 Artikel jährlich registriert würden, sowie, daß von den Büchern die Hülste in 2 Abteilungen des Repertoriums eingeordnet werden müßte, so ergiebt sich die notwendige Aufnahme von jährlich etwa 400 000 Titeln! Nach einem geringen Abzug für die neuen Auflagen bedeutet diese Zahl aber auch gleich zeitig die Ziffer, um die ein Weltkatalog jährlich umfang reicher werden würde. Die Schätzung der bisher in der Welt erschienenen Bücher ist noch viel unsicherer, als die soeben ermittelte Ziffer Die seit 200 Jahren in Deutschland erschienene Litteratur liegt ziemlich vollständig in einer langen Reihe schwerer Bände vor. Nur mit einem gelinden Grauen kann man an die Arbeit denken, die die Einregistrierung dieser Million Titel ver ursachen würde. Kein anderes Land hat aber einen solchen bibliographischen Schatz aufzuweisen, und dennoch fehlt der Zeitschrifteninhalt I Rechnet man aber nur, daß die bisher erschienene Weltlitteratur nur fünfzigmal so groß wäre, wie die heutige jährliche Produktion, so ergäbe sich, daß 20 Mil lionen Titel ausgenommen werden müßten, ehe man zu dem Grundstock gelangt wäre, auf dem dann jährlich Stein auf Stein gesetzt werden soll. Was wäre das Ergebnis dieser ungeheuren Arbeit? Die allergrößte Mehrzahl der wissenschaftlichen Bücher und Zeitschriften-Arbeiten ist heute total veraltet, sofern die Werke überhaupt noch aufzutreiben sind, deren Titel so sorgsam neu registriert werden sollen. Zu welchem Zweck? fragt man vergeblich ein über das andere Mal. Laßt die Toten ruhen, verschont uns mit dem Staub der Jahrhunderte! Und wenn wirklich einmal ein Litteratur-Maulwurf sich in die älteste Makulatur vergraben will, so mag er doch sehen, wie er fertig wird. Soll dafür das Unmögliche angestrebt werden, wo das Angefangene doch nur ein trauriger Torso werden würde? Jawohl, das Unmögliche! Wo sind die wahrhaft Gläubigen, die von der Möglichkeit überzeugt sind, zwanzig Millionen Bücher so aufzunehmen, daß sie nachher hübsch säuberlich in bestimmten Kästchen gefunden werden können? Wo sind aber erst diejenigen, so da wahrhaft von dem Glauben durchdrungen sind, daß die nötigen Summen zur Vollbringung dieser nutzlosen Arbeit zusammengebracht werden können? Die Staaten haben wahrhaftig wichtigere Aufgaben, als derartige aussichts- und zwecklose Unter' nehmen zu ermöglichen! Es wäre wenigstens eine Sünde, wenn ein Staat, der kein Geld dazu hat, das Elend seiner durch Wassersnot an den Bettelstab gebrachten Angehörigen zu mildern, auch nur einen Pfennig dafür hergäbe. An eine »Privatwohlthätigkeil« ist auch nicht zu denken. Und welche Summen würde ein solches Unternehmen verschlingen! Gesetzt, ein Arbeiter in diesem Weinberg saurer Trauben könnte bei täglich achtstündiger Arbeitszeit täglich fünfzig Titel verzeichnen, wie das Herr Paul Otlet in einem Auf satz in »LuIIstw äs l'lvstitut illtsrnstiovsl äs UiblioKraplns« annimmt, so wären zur Aufnahme von 20 Millionen Titel 1111 Jahre nötig Bewilligt man dem Manne pro Jahr ein Gehalt von 4000 so kostete die Statistik 41/2 Mil lionen Mark, ehe noch ein Blatt Papier angeschafft und ein Buchstabe gedruckt ist. Satz, Papier und Druck würden aber ebenfalls Millionen verschlingen. Und wozu das alles? fragt man immer wieder, selbst wenn eine Aussicht vorhanden
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