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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1890
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- Erscheinungsdatum
- 10.03.1890
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- Deutsch
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für ihre Bestrebungen und hat sich mit Erfolg zu behaupten verstanden. Wir müssen unsere Mitteilungen über die verlcgerische Thätig- keit von Heinrich Vieweg hier abbrechen, obwohl sich noch gar manches — besonders auch im dem Zweige der Jugendschristen — hierüber sagen ließe; nur soll hier die Thatsache Erwähnung finden, daß der Campesche »Robinson der Jüngere« bis zum Jahre 1887 es zur hundertelften Auflage gebracht hat. Zu Anfang des Jahres 1870 schritt Heinrich Vieweg zur Ausführung eines großen Plans, dessen Zweckmäßigkeit ihm schon lange klar geworden war. Seine Geschäftsräume hatten sich seit Jahren als zu klein erwiese» und so entschloß er sich denn zu einem vollständigen Um- und Neubau des gesamten Geschäfts hauses, welcher in den Jahren 1870/71 vollendet wurde. Nun mehr hatten die Verlagshandlung, die Buchdruckerei, die Schrift gießerei re. neue Räume gewonnen, in welchen sie bequem und würdig untergebracht werden konnten, und die heute noch als durchaus praktisch und musterhaft gelten dürfen. Nur die Schul buchhandlung blieb und befindet sich noch heute in denselben Räumen, in denen sie gegen Ende des vorigen Jahrhunderts von Joachim Heinrich Campe ins Lebe» gerufen wurde. Ferner erweiterte er in ähnlicher Weise die ihm zugehörende Papier fabrik bei seinem Gute Wendhausen, welche, von seinem Vater und Oheim einst begründet, gleichfalls in seinen Besitz über gegangen war. Endlich vergrößerte er noch seine zum Gute ge hörende Ziegelei und gab ihr einen flotteren Betrieb. Im Jahre 1855 verheiratete sich Heinrich Vieweg mit Fräulein Helene Brockhaus, der Tochter des Verlagsbuch händlers Heinrich Brockhaus, welche er bei seinem Aufenthalt in Leipzig im Jahre 1852/53 zuerst kennen und hochschätzen gelernt hatte. Es war eine sehr glückliche Ehe. Die Ehegatten waren sich geistig durchaus ebenbürtig, zu der gegenseitigen Liebe und Zuneigung gesellte sich ein genaues Verständnis, ja selbst eine hohe Gleichartigkeit beider Charaktere, welche sich mit den Jahren stets mehr herausbildete und jn einem bei dem Paare hoch ausgeprägten feinen Kunstsinn Nahrung und Förderung fand. Der Ehe entsprossen drei Kinder: zwei Töchter und ein Sohn. Nach dem Tode der ältesten Tochter hatten die Eltern den Verlust des im Mai 1858 geborenen einzigen Sohns zu beklagen, gerade als derselbe, ein vorzüglich begabter junger Mann, im Begriff stand, in das väterliche Geschäft einzutreteu. Sein Tod erfolgte im November 1887, in demselben Jahre, in welchem die Firma Fr. Vieweg L Sohn das Säkulum ihres Bestehens vollendete; die Feier eines so seltenen, hundertjährigen Jubiläums unterblieb wegen der damals beginnenden schweren Erkrankung des Sohns und in Aussicht genommenen Geschäftsnachfolgers. Der Schmerz der Eltern über diesen unersetzlichen Verlust war groß, ihre Seelen schlossen sich womöglich noch inniger an einander. Mit wehmütig-stolzem Gefühl schrieb die trauernde Gattin, nachdem dieses Band einer fünsunddreißigjährigen Ehe jetzt gelöst worden, an den Verfasser dieser Zeilen die einfach-schönen Worte: »Es war mein Glück und wird mein Stolz bleiben, sein Lebe» und seine Arbeit geteilt zu haben!« Heinrich Vieweg war seit seinen Schülerjahrcn ein be geisterter Kunstfreund. Er zeichnete und radierte damals mit Talent und großer Liebe und errang in Bezug auf die Verviel sältigungen der Kunst sehr uu fassende Kenntnisse. Ausgestattet mit dem feinsten Verständnis und dem Blicke eines Kenners für alle Zweige der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks älterer Zeit, wurde er begeisterter Sammler und trug in langen Jahren aus fünf längeren Aufenthalten in Italien (1873—1880) und häufigen Besuchen der Kunstmärkte zu Paris, Köln und München (1867—82) seine größeren und kleineren Kunstschätze zusammen. Auch er schien entsprechend dem Motto zu haudeln, welches der vortreffliche, am 8. Februar 1877 gestorbene Buchhändler Salo- mon Hirzel für das Verzeichnis seiner ausgezeichneten Goethe- Bibliothek gewählt hatte und welches lautet: »Jeder Mensch treibt eine Liebhabereien sehr ernsthaft.« Der von dem weitbekannten Professor Anton Springer ausgesprochene Grundsatz, daß der Kunstsammlcr den Kenner vorbereite, die natürliche Vorstufe zu diesem bilde, bestätigte sich gleichfalls an Heinrich Vicweg: er wurde aus dem Sammler und Forscher ein seiner Kunstverstän diger. Aber auch hierin trat ihm ergänzend, helfend und fördernd die ähnlich denkende Gattin treu zur Seite, welche nicht minderen Kunstsinn an den Tag legte als der Gemahl und sich mit Ein fachheit und Natürlichkeit dahin nusspricht: »Wir hatten dieselben Neigungen, z. B. für ländliches Stillleben, Rose», Licht und Luft, wie für die ,alten Scharteken'«. , So entstand durch gegenseitiges Bemühen der Ehegatten und gefördert durch einzelne Erbstücke im Laufe der letzten Jahr zehnte eine hoch schätzenswerte Kunstsammlung. Dazu gehörte eine gewählte Bildergallerie, aus Italienern des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts, altniederländischen und altdeutschen Meistern gebildet. Derselben waren zwei bedeutende Reliefs von Luca und Andrea dellaRobbia, sowie altdeutsche Holzschnitz werke zugeteilt. Ferner entstand nach und nach eine reiche Samm lung altvenetianischer-Gläser, von Porzellanen, Majoliken, Krügen, Emaillen, Bronzen, Zinngegenständen, alten Möbeln, Teppichen, Gobelins, antiken Spitzen und Stickereien. Jn einer geschmackvollen, künstlerischen Weise — nicht nach Art des heutigen Modestils — sind alle diese Kunstsachen aus gestellt; sie schmücken, mit feinstem Verständnis den einzelnen Räumen und deren Benutzung angepaßt, das Viewegsche, inmitten des von dem Urgroßvater Campe parkähnlich angelegten großen Gartengrundstücks gelegene Wohnhaus, welches im Jahre 1880 neu erbaut wurde — Museum und Villa zugleich. Veranlaßt durch seine so vielseitig angestrengte geistige Tüch tigkeit, fühlte Heinrich Vieweg häufig das Bedürfnis, sich zu erholen und zu erfrischen. Er fand Gegenmittel in Feld und Wald beim Sport, dieser oft so heilsamen Verjüngungsquelle. I» jüngeren Jahren war er ein eifriger Weidmann und richtete seine Schritte mehrmals nach Norwegen, dessen Reize er wohl zu würdigen verstand. Die hauptsächlichste seiner Jagdunternehmungen bildete aber eine Reise in das Gebirgsland am Roten Meere zwischen Suakim und Massaua, welche Gegend früher wenig betreten wurde und heute erst öfter genannt wird. Auf derselben begleitete ihn der Naturforscher Theodor von Heuglin zu ornithologischeu Forschungen; manche seltene Jagdbeute wurde nach Braunschweig gebracht. In seinen letzten Lebensjahren suchte Heinrich Vieweg Erholung von der Geschästsanstrengung öfters beim Fischfang Wie allem, was er that, leitende Gedanken, bewußte Ziele zu Grunde lagen, so war es bei diesem Sport nicht in erster Linie der eigentliche Fang, welcher seine Neigungen in Anspruch nahm, sondern die Freude und das Interesse am Beobachten dieser Tier welt. Dazu kam seine Sorge für die Anlagen von Fischzüchte- reien zum Besten der entvölkerten Harzbäche als thatkräftige Unterstützung gemeinnütziger Bestrebungen. Im allgemeinen lebte Heinrich Vieweg mehr in der Fa milie und im engeren Freundeskreise, als in der großen Welt. Seit dem Jahre 1877 infolge einer Erkrankung au Asthma leidend, zog er sich vom öffentlichen Leben und Verkehr mehr auf sich selbst zurück, führte jedoch mit Aufopferung verschiedene Ehrenämter fort, die ihm das allgemeine Vertrauen cingebracht hatte (als Bankdirektor, Verwaltungsrat der großen Jute-Spin nerei re.). Für diese Zurückhaltung entschädigte ihn hauptsächlich sein Familienleben, der Verkehr mit näheren Freunden und die Pflege seiner stets reicher sich entfaltenden Sammlungen. Er besuchte in den letzten Lebensjahren regelmäßig das Bad Reichen hall, um seine Lungen durch die pneumatische Kur zu stärken, auch mußte er sich durch vieles Gehen Bewegung im Freien machen. Das letzte Weihnachts- und Neujahrsfest hatte der dreiuudsechzigjährige Mann noch rüstig und heiter verlebt, als er
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