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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1890
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.03.1890
- Sprache
- Deutsch
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junge Freunde bewohnten dort gemeinschaftlich ein Häuschen am Neckar, teilten so manche Freude und machten oft hübsche Aus flüge in die prächtigen Umgebungen. Mitglied eines Korps wurde er zwar nicht, doch »kneipte« er gern mit den Vandalen; überhaupt lebte der junge und wohlgestellte Verlegersohn nichts weniger als einsiedlerisch und nahm frohen Herzens an allen erlaubten Freuden des akademischen Lebens teil. Er machte zahlreiche Bekanntschaften, darunter mehrere für das ganze Leben, welche zu späteren Geschäftsverbindungen führten, besonders mit einigen namhaften Männern der Wissenschaft, wie I. Henle, Hermann Hettner. Zwei Jahre hatten die Freude» des Universitätslebens ge dauert, als Heinrich Vieweg in das elterliche Haus zurück kehrte (im Sommer 1850). Bevor er nun eine Stütze des väter lichen Geschäfts wurde, welches damals unter der kräftigen Leitung von Eduard Vieweg noch keineswegs einer solchen bedurfte, wurde er aus Wunsch seines Vaters Soldat.*) Die zwischen dem Herzog Wilhelm von Braunschweig und der Krone Preußen für kürzere Zeit abgeschlossene Militär-Konvention bot ihm Anlaß, als Einjährig-Freiwilliger in das Braunschweiger Husaren-Regiment einzutreten. Dieses Regiment hat bekanntlich einen alten hohen Ruf (die sogenannten »Schwarzen« mit dem Tvlenkopf hatten sich in manchem Kriege ausgezeichnet), und führt gegenwärtig die Zahl Nr. 17. Nach einjähriger Dienstzeit und mit dem Osfiziers- patent versehen zog Heinrich Vieweg wieder den bürgerlichen Rock an, um nunmehr seinem Berufe näher zu treten. Die eigent lichen Wanderjahre waren jedoch für ihn noch nicht beendet. Zum Abschluß seiner Ausbildung ging er selbst auf Reisen und unter nahm größere Wanderungen nach Nord- und Süd-Europa; sowohl England, wie auch Oesterreich und Nord-Italien bildeten die Ziel punkte. Den Winter 1852 aus 53 verlebte er in Leipzig im Hause von F. A. Brockhaus, um den großen Verkehr und Betrieb des deutschen Buchhandels, wie er in diesem Welthause vortrefflich studiert werden konnte, möglichst nach allen Seiten kennen zu lernen. Auch trat er damals, dem Zuge seines Herzens folgend, den Bestrebungen der Freimaurerei näher und ließ sich 1853 in einer Leipziger Loge als Mitglied aufnehmen. Nachdem er nunmehr sich in allen Richtungen seines gewählten Berufs gehörig umge sehen und möglichst ausgebildet hatte, kehrte der siebenundzwanzig- jährige Jüngling in seine Heimatstadt zurück (im Sommer 1853) und wurde der Mitarbeiter seines rüstig schaffenden und überaus thätigen Vaters; zunächst ward ihm das Sortimentsgeschäft (die »Schulbuchhandlung«) und die Kartenfabrik selbständig übertragen. Den Leser» dieses Blattes ist die Wirksamkeit der Firma Fr. Vieweg L Sohn in Braunschweig genau bekannt, so daß es hier genügen wird, einige Andeutungen über deren geschäftliche Bestrebungen während der letzten drei bis vier Jahrzehnte zu geben. Die Hauptrichtung des Verlags, wie sie der Großvater Friedrich Vieweg als Begründer vorgezeichnet und mit klarem Verständnis der selbstgewühlten Aufgaben verfolgt hatte, blieb auch unter dein Sohn und dem Enkel dieselbe. In diesem un entwegte» Festhalte» an dem, was einmal als richtig und ersprieß lich erkannt worden, in dem beständigen und durch eigene reiche Kenntnis der Materien unterstützten, kraftvollen Durchführen solcher Unternehmungen ist denn auch ein großer Thcil der Erfolges zu suchen, welcher drei Generationen hindurch das Viewegscke Bnchhändlcrhaus hoch erhob und auf der Höhe erhielt. Der erste wie der Zweite Svh» und Geschäfts-Nachfolger empfand in dem kraftvollen und zielbewußten Vorgehen des Vaters den An trieb, das gelungene Werk fortzusetzen und zu heben, oder wie es treffend der Dichter ansspricht: »durch neuer Thaten Ehren den alten Ruhm zu mehren.« *> Scin Vater Eduard Vieweg hatte bekanntlich in der großen Zeit der Napoleonischc» Äriegsjahre von patriotischer Begeisterung getrieben, selbst zu den Massen gegriffen und war im Jahr 1814 mit au-jmarschiert, um in Holland für die Befreiung des deutschen Vater landes zu kämpfen. Heinrich Vieweg wurde am 1. Januar 1867 als Teil haber der Handlung von seinem Vater ausgenommen, nachdem er chvn >m Herbste 1866, durch die schwere Erkrankung des letzteren veranlaßt, die Leitung sämtlicher Geschäftszweige in ihrem ganzen Umfange hatte in die Hand nehmen müssen. Er zeigte sich den zahlreich und vielseitig an ihn herantretenden Anforderungen durchaus gewachsen. Seine Hanptneigung bestand in der Pflege der allgemeinen Naturwissenschaften, sie prägte sich auch deutlich i» seiner verlegerische» Thätigkeit aus. Letztere ist klar zu er kennen, wenn man einzelne hervorragende Zweige näher ins Auge faßt, wie sie in folgenden wissenschaftlichen Fächern vertreten sind: 1.Beschreibende Naturwissenschaften (Mineralogie, Geologie. Botanik, Pflanzen - Physiologie, Zoologie, Anthropologie) rc.; 2. Chemie und Pharmazie; 3. Chemische Technologie, Fabrik- und Gewerbs- kunde; 4. Metallurgie, Berg- und Hüttenwesen; 5. Physik und Elektrotechnik; 6. Mathematik und Astronomie; 7. Mechanik, Maschinenbau, Baukunst, Zcichenlehre; 8. Medizin; 9. Haus und Landwirtschaft, landwirtschaftliche Gewerbe rc. Der wissenschaftliche Wert eines Buchs war bei der Firma Fr. Vieweg L Sohn die erste Bedingung zur Verlagsübernahme; deshalb weist auch der Katalog derselben fast gar keine ephemeren Erscheinungen oder gar Eintagsfliegen auf. Als am 1. Dezember 1869 Herr Eduard View eg aus seinem thätigen Leben abberusen worden war und das große Geschäftshaus auf den einzigen Sohn Heinrich überging, waren die Schultern des in seiner Vollkraft stehenden dreiundvierzigjährigen Mannes stark genug, um eine solche Last zu tragen. Stets um fassender wurde seine Thätigkeit; namentlich fügte er den bereits bestehenden Verlagsunternehmungen auch mehrere große Zeit schriften hinzu, welche, mit Verständnis begonnen und mit Geschick sortgeführt, noch heute in Ehren bestehen. So begründete er im Jahre 1861 zuerst den »Globus«, illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde, mit besonderer Berücksichtigung der Anthropologie und Ethnologie, herausgegeben von Karl Andrer, fortgesetzt von vr. Richard Kiepert und (seit 1888) von I)r. Emil Deckert. Das Blatt berücksichtigt heute vornehmlich die Ethnologie, die Kulturverhältnisse und den Welthandel und nimmt eine geachtete Stelle in der periodischen Litteratur ein. Im Jahre 1866 folgte das »Archiv für Anthropologie . Diese Zeitschrift für Natckrgeschichte und Urgeschichte des Menschen, das Organ der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethno logie und Urgeschichte, steht gegenwärtig in seinem 23. Jahrgänge und wird von L. Lindenschmit in Mainz und I. Ranke in München herausgegeben; zahlreiche tüchtige Kräfte in Berlin, Bonn, Halle, Leipzig, Stuttgart, Würzburg, Basel, Genf rc. stehen demselben als Mitarbeiter zur Seite. Die Zeitschrift wird durch Holzstiche und lithographierte Tafel» reich illustriert. Weiter rief Heinrich Vieweg im Jahr 1869 die »Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege« ins Leben, welche, anfangs von vr. Varrentrapp begonnen, gegenwärtig von vr. A. Spieß in Frankfurt a./M. und De. M- Pistör in Berlin heransgegeben wird. Dieselbe steht heute in ihrem 22. Bande und hat wesentlich mit dazu beigetragen, richtige Ansichten über die Wichtigkeit der öffentlichen Gesundheitspflege zu verbreiten, Epidemicen einzudämmen, die Gesundheitsverhält nisse der Städte zu verbessern rc. Endlich unternahm es der geistvolle und thätige Verleger selbst im Jahre 1886, einen ihm sehr am Herzen liegenden Ge danken zur Ausführung zu bringen. Er begründete die »Natur- wrssenschastliche Rundschau«, welche wöchentliche Berichte über die Fortschritte ans dem Gesamtgebiete der Naturwissen schaften bringen sollte. Den ersten Jahrgang gab der Verleger unter Mitwirkung mehrerer Professoren und Gelehrten heraus; die Fortsetzung wurde und wird noch jetzt von vr. W. Sklarek redigirt. Die genannte Zeitschrift fand einen günstigen Boden
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