Neuerscheinung in der Pantheon-Ausgabe Schatzkästlein des rheinischen Kausfreundes In Leinen RM Z.8O Auch die ewigen Werke der Literatur müssen von Zeit zu Zeit eine neue Gestalt bekommen, denn sie zeigen für neue Zeiten ein neues Gesicht; es ist weniger ihr Kunstwert, der ihnen neue Lebendigkeit verleiht, als ein gültiges Verhältnis zur Welt, das in der Kunstgestalt zu jeder Zeit neu spricht. Hebels Schatzkästlein ist entstanden als ein volkstümlicher Haus kalender: der rheinländische Hausfreund. Nach drei Jahren Landkalender wurde 1811 zu erst ein Buch daraus gemacht: das „Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes", das dann später, in der Gesamtausgabe Hebels, im Umfang verdoppelt erschien. Das Buch wurde ein Volks- und Hausbuch nicht nur für das Landvolk. Im Laufe der Zeit kam eine literarische Schätzung auf, und am Ende war es, freilich als Köstlichkeit, in den allgemeinen Schrank der Nationallitcratur eingereiht. Mit dieser Entwicklung wurde eine immer strengere Auswahl getroffen, und am Ende bestand Hebels Schatzkästlein nur noch aus den Er zählungen. Damit war cs seines ursprünglichen Charakters ganz entkleidet. Unsere Ausgabe ist auch noch eine Auswahl, aber außer den Erzählungen und Anekdoten enthält sie in Aus wahl wieder Ansprachen des Hausfreundes an seine Landsleute und Leser, Belehrungen und vor allem Betrachtungen zu den Wellbegebenheiken, wie über die Folgen des Tilsiter Friedens, über das Jahr 1812, über den Brand von Moskau, das patriotische Mahnwort fürs Jahr 1814 und „Die Reise nach Paris". Heute erscheint das alles, wenn auch alt väterlich im Gewand, wieder überraschend lebendig und richtig. T 8. VLKI.^.6 6LKI.II8I 750* Nr. 262 Freitag, Sen 8. November 1940 5415