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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1940
- Strukturtyp
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- 1940-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1940
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- Deutsch
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Die kulturelle und volkspolitische Bedeutung des deutschen Volkskalenders Der Kalender hat seit je eine besondere Nolle im Leben der Völ ker gespielt. Dies gilt erst recht seit der Zeit, da der Kalender über seine eigentliche, ursprüngliche Aufgabe, als Zeitweiser zu dienen, hinauswuchs, indem er Belehrendes und Unterhaltendes mannig facher Art in seinen Nahmen einbezog. So wurde er in seiner viel fältigen Ausgestaltung, Ausweitung und Abwandlung seines Inhalts nach und nach zu einem Allerweltsratgeber in allen Anliegen und Bedürfnissen des Lebens. In seiner weiteren Entwicklung seit der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts und namentlich während des ganzen 19. Jahrhunderts ist der Kalender durch besondere Pflege des unterhaltenden Teils in das nationale Schrifttum eingcgangen. Der Buchkalender, oder wie wir besser sagen, der Volkskalcndcr, da er seiner Natur nach für die allcrweitesten Kreise des Volkes bestimmt war und ist, ist so mit seiner ganzen, der jeweiligen Zeit und Zcit- lage angepaßten volksnahen Einstellung und Aufmachung sozusagen zum Gradmesser der Kultur eines Landes und Volkes geworden. Er kann als bekanntestes, bis in die entlegensten Winkel eines Landes verbreitetes und beliebtestes Volksbuch bei der Fülle und Mannig faltigkeit seines Inhalts praktisHer, belehrender und unterhaltender Art auf eine umfassende und tiefgreifende Volksbildungsarbeit zurückblicken. Kenner der Geistcsgeschichtc und der Volksseele haben diese kulturelle und volkspolitische Nolle des Kalenders nicht über sehen. Und berühmte Kaleuderschreiber wie Grimmelshausen, Hebel, Gotthelf, Alban Stolz, in unserer Zeit Dörfler, Federer, Waggerl (um nur einige wenige Namen zu nennen) waren sich bei ihrer Ka- lendcrarbeit ihrer Verantwortung vor dem Volke bewußt. Von diesem Verantwortungsbewußtsein waren die Kalendermacher nicht immer erfüllt. Es gab eine Zeit — und sie liegt nicht gar so weit hinter uns —, wo eine starke Zersvlitterung und Verflachung auf dem Ge biete des Kalenderwesens Platz griff. Die nationalsozialistische Staatsführung hat die kulturelle und volkspolitische Bedeutung des Kalenders vollauf erkannt. Die hier zuständige Neichsschrifttumskammer und die Parteiamtliche Prüfungs kommission zum Schutze des NS.-Schrifttums haben alsbald be schränkend, regelnd und wegweisend cingegriffen. Die Tatsache allein schon, daß die Staatsführung durch die entsprechenden Organe dem Kalcnderwesen ihre Aufmerksamkeit zuwendet, beweist die dort herr schende Überzeugung von der großen Bedeutung des Ka lenders auch in heutiger Zeit und von der besonderen Aufgabe, deren Lösung ihm gerade heute obliegt. Aber auch aus Gründen, die nun einmal im Wesen des Kalenders, zumal des Volks kalenders, liegen, läßt sich unschwer zeigen, eine wie bedeutsame Nolle der Kalender auch heute in allgemein kultureller und volkspolitischer Hinsicht spielen kann und soll. Als unbestreitbare Tatsache sei nochmals hcrausgcstellt, daß der Kalender auch heute in Kreise eindringt, in die sonst — trotz Volks büchereien und ähnlichen Einrichtungen — sozusagen kein Buch Ein gang findet. Er gehört auch in den einfachsten, bescheidensten und ärmsten Familien gewissermaßen zum eisernen Bestand des Haus rats, er ist der unentbehrliche Ratgeber des täglichen Lebens, der Hausfreund der Familie. Mit dieser Tatsache allein ist eine einzig artige Möglichkeit gegeben, kulturelle, volks- und wirtschaftspolitische Hinweise, Anregungen und Belehrungen in weiteste Kreise zu tragen im Interesse einer volksverbundenen Staatsführung. In diesem Sinne und zu diesem Endziele haben eben die zuständigen Stellen dem Kalender ob seiner weitausgrcifenden und nachhaltigen Wir kungskraft — neben zahllosen anderen kultur- und volkspolitisch wichtigen Maßnahmen und Anregungen — wieder seinen kultur- förderndcn Charakter zurückgcgeben und Kalenderverleger und Kalendermacher zu verantwortungsvoller Aufgabe gegenüber dem Volksganzen aufgerufcn. Wenn sich auch bis heute die Grundform deS Kalenders — und wir meinen hier immer den d e u t s ch c n V o l k s k a l c n d e r — im wesentlichen nicht geändert hat, so hat doch der Inhalt entsprechend den Ansprüchen und Bedürfnissen des verwickelter und vielgestaltiger werdenden Lebens eine starke Ausgestaltung und Erweiterung er fahren. Die Grundhaltung des deutschen Volkskalenders hat zwei Forderungen zu erfüllen: der Kalender muß im besten Sinne des Wortes volkstümlich, volksnahe sein, und er muß entschieden und treu deutsch sein. Die erste Forderung ergibt sich ohne weiteres aus dem Wesen des Kalenders selber: denn er ist wescnhaft auf das Volk zugeschnitten, in seiner Volksnähe beruht eben seine ganze Wir kungsmöglichkeit. Die Forderung besagt aber mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Mit einigen volkstümlich klingenden Sprüchen oder einer volkstümlichen Erzählung ist es nicht getan. Was im Volke lebt und webt, sein Denken und Sinnen, Fühlen und Trachten, kurz die Seele des Volkes muß ungezwungen, als selbstverständlicher, natürlicher Widerschein des eigenen Volkstums ausleuchten, und zwar aus dem ganzen Inhalt des Kalenders. Und weiterhin darf nicht außer acht gelassen werden, daß diese Volksnähe nicht in vergangenen Gefühlen und Wirklichkeiten schwelgen darf, sondern das, was eben heute volksnahe, volkhaft ist, muß im Kalender, der ja für den heu tigen Menschen geschrieben ist und diesem Einblick in die Gegenwart verschaffen soll, zum Vorschein kommen. — Um unter solchem Ge sichtswinkel einen Volkskalender zu schaffen, muß der Kaleudermann sein Bemühen als eine sehr ernste Arbeit ansehen. Er muß in und mit dem Volke leben und fühlen, er muß die Seele des Volkes kennen. Er muß fähig sein, in der Sprache des Volkes zu reden und doch zu gleich mit der Eindringlichkeit und dem Schwung des Dichters, dessen Genius auch das Unsagbare, das Ahnungsvolle zu erspüren und auszudeuten vermag, auf den Leser eiuzuwirken, sein Gemüt an zuregen, verborgene Kräfte zum Guten zu wecken. Entschieden deutsche Gcsamthaltuug ist für einen deutschen Volks- kalendcr eigentlich selbstverständlich. Diese Haltung muß sich schon im eigentlich kalendarischen Teil zeigen, wo die deutschen Gedenk tage der Vergangenheit und Gegenwart dem Leser vor Augen ge führt werden. Deutsches Kunstempfinden und deutsches Gemüt soll aus den Monatsbildern aufleuchten. Uber das geschichtliche und poli tische Geschehen in der deutschen Vergangenheit und Gegenwart und nicht zuletzt über deutsche Vorgeschichte soll sachkundig, anregend und frisch berichtet werden, wobei in umfassender, klarer Gesamtschau das Wesentliche, die tragenden Gedanken hcrausgehoben und Fäden von der Vergangenheit zur Gegenwart gezogen werden. Besondere Auf merksamkeit ist dabei der die unmittelbare Gegenwart betreffenden politischen Berichterstattung zu schenken. Der politische Rückblick muß aus deutscher Schau erfolgen: er erfordert eine kun dige und geschickte Feder. Er muß sich der gesamten politischen Aus richtung des deutschen Volkes anpassen, soll Verständnis für die innen- wie außenpolitischen Fragen des deutschen Vaterlandes wecken und fördern. Neben den eigentlich politischen Maßnahmen und Be strebungen sollen in anregender Form, klar und übersichtlich wirt schaftliche und soziale Einrichtungen, wichtige volkspolitische Gesetze und Verordnungen behandelt werden, wobei auf zutreffende und genaue Formulierung besonders zu achten ist. Der Kalender soll auch ein Spiegelbild des kulturellen Geschehens im eigenen Lande und Volk sein: er soll künden von deutscher Kunst und Literatur, nicht in abstrakter Form, sondern aufgezeigt am konkreten Geschehen, im Anschluß an Kunstausstellungen, bedeutsame Bauten, bei Wür digung deutscher Künstler der Vergangenheit und Gegenwart das Wesen deutschen Volkstums aufleuchten lassen. Vor allem soll auch der ganze unterhaltende Teil von der Besinnung auf die leben digen Kräfte des deutschen Volkstums zeugen. Deutsches Gemüt soll die Kalendergeschichten ernster und heiterer Art beherrschen. Deut scher Humor vor allem soll zur Geltung kommen. Nicht zuletzt soll in allen Beiträgen das Gefühl für die Verbundenheit mit Nation und Volk geweckt werden durch Darstellung Volks- und landeskundlicher Dinge. Der Heimatgedauke, Natur und Kultur der engeren und weiteren Heimat, soll gewissermaßen die Seele des deutschen Volks kalenders sein. Der Kalender kann und soll aber auch in angemesse ner und allgemein interessierender Weise von wissenschaftlichen und technischen Dingen reden, von Erfindungen und Entdeckungen, beson ders im eigenen Land, und dabei der praktischen Auswertung, ihrer Bedeutung für das deutsche Volksganze besonderes Augenmerk zu wenden. Auch von allem Wissenswerten in der Welt draußen kann und soll der echte Volkskalender berichten: von weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Dingen und Problemen und dabei natürlich von der Verbundenheit der eigenen nationalen Belange mit diesen Dingen. Von alledem kann und soll ein geschickter Kalenderschrciber dem Volke, auch dem einfachsten Mann eine klare Vorstellung vermitteln, ihn die Größe des zeitigen Geschehens und die hohe Aufgabe des eigenen Vaterlandes wenigstens ahnen lassen. Der geistigen Haltung des deutschen Volkskalenders muß auch die künstlerische Grundhaltung entsprechen. Denn der Ka lender soll ein harmonisches Ganzes sein! Deutsche Kunst und deutsche Künstler müssen im Kalender zu Wort kommen. Wie der Kalender in seinem textlichen Inhalt auf der Höhe der Zeit stehen muß, so soll er auch in seiner ganzen künstlerischen Aufmachung den billigen For derungen unserer Zeit genügen. Dem Feinblick des Kalendermachers wie des Verlegers bleibt hier ein großes, aber auch verantwortungs volles Spielfeld. Man täusche sich nicht, als ob das »einfache« Volk, 454
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