Die Palm-Gedenkstätten in Braunau »Nach dem Zusammenbruch des alten Deut- schenReichesundinsonderheitPreußenszuBe- ginn des vergangenen Jahrhunderts erschien, vondemNürnbergerBuchhändlerPalmheraus- gegeben, eine eindringliche und bemerkens werte Schrift: ,Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung'. Das kleine Heft hatte einst so aufrüttelnd in deutschen Landen gewirkt, daß sich Napoleon entschloß, den Verfasser oder zu - mindest den Herausgeber erschießen zu lassen«. AdolsHitler " Reichstagsrede vom20. Februar 1938 Der alte deutsche Traum ist in Erfüllung gegangen! Der Führer Adolf Hitler hat sein Heimatland Österreich und damit seinen Geburtsort Braunau in das Deutsche Reich heimgeführt. Das nicht ganz 5990 Einwohner zählende Städtchen am Inn, mit Resten seiner alten Stadtbefestigung und schönen Bürgerhäusern des 16. und 17. Jahrhunderts, hat für die deutsche Nation und den deutschen Buchhandel besondere Be deutung. Hier liegt die Stätte höchsten nationalen Gedenkens: Das Geburtshaus Adolf Hitlers. Hier ist aber auch die Opferstätte des am 26. August 1806 aus Befehl Napoleons er schossenen Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm. Die Mitteilung im Börsenblatt vom 26. März 1938 (Seite 251/52) gibt Anlaß, die Palm-Gedenkstätten in Braunau etwas ausführlicher zu behandeln und sie allen Berufskame raden bekannt zu machen. Palm-Gedenkstein, 1925 vom Börsenverein errichtet ^ Im Gedenkstein eingemauerte Urkunde Als Palm am 22. August 1806 unter Bedeckung fran zösischer Gendarmen von Ansbach kommend in die Festung am Inn gebracht wurde, ahnte er nicht, daß er die Innstadt nicht wieder verlassen sollte. Der Verhaftete wurde im Kerker der Festung verwahrt. Dieser befand sich im Hause der heutigen Poststallgasse 6, einem alten Bau, der schon damals ein gutes Stück Stadtgeschichte von Braunau gesehen hatte. An der Straßenseite des Gebäudes fällt die vom Besitzer Mathias Fink angebrachte Inschrift aus: »Dieses Haus war in der Zeit der Einfälle der Franzosen in Deutschland Garnisonskerker der da maligen Festung Braunau, in welchem der Nürnberger Buch händler Johann Philipp Palm seine letzten Tage vom 22. bis 26. August 1806 verbrachte«. Zu ebener Erde nach der Hofseite liegt die Kerkerzelle mit ihren düsteren Wänden und Bogen und den zwei kleinen Fenstern. Sie war im damaligen Zustand ein unwürdiges Gefängnis für einen rechtschaffenen Mann wie Palm, in dem er fast vier Tage verbrachte. An diese traurigen Tage erinnern die ebenfalls vom Besitzer im Raume des ehe maligen Kerkers angebrachten Worte: »An dieser Stelle befand sich der Kerker, in welchem der unglückliche Nürnberger Buch händler Johann Philipp Palm vom 22. August bis zu seiner Erschießung am 26. August 1806 eingesperrt war«. Napoleon hatte am 5. August 1806, durch die Verbreitung von gegen ihn gerichteten Schriften gereizt, an den Marschall Berthier den Befehl erlassen, die Buchhändler von Augsburg und Nürnberg, die die Broschüre »Deutschland in seiner tiefen Ernied rigung« vertrieben hatten, zu verhaften, vor ein Kriegsgericht zu stellen und innerhalb vierundzwanzig Stunden erschießen zu lassen. Das französische Kriegsgericht trat im Gasthof »Zum weißen Fal ken« zusammen zu dem Komödienspiel, das keine Verhandlung, sondern nur eine Formsache war, und urteilte selbstverständlich be- S7S