r ^ Mit den schönen Bauernromanen, die gerade in letzter Zeit aus dem Süden des Reiches kamen, kann dieser Tiroler Roman kaum verglichen werden; vielmehr wird man in Zukunft jene an diesem eigenartigen Epos messen müssen. Joseph Georg Oberkofler Das Stierhorn Roman aus Tirol, in Leinen 5.80 Joseph Georg Oberkofler schildert das Leben in seiner Heimat nicht so einfach ab, wie eS sich einem dichterisch empfindsamen Beobachter in einer Reihe schmerzlich und freudvoll bewegterJahre darbieten mag. Er greift aus dem vielfältigen Dasein jener Bergbauern ein Schicksal legendärer Art heraus und gestaltet es — ein beglückender Fall in dieser epischen Gattung — so überzeugend und erschöpfend, daß von der Größe einiger weniger Gestalten ein gewinnender Glanz aus das ganze herrliche Land fällt und die zwingende Tragik eines einzigen Geschehens die Tiefen und Untiefen aller Menschen ermißt, die gleicher Art und gleichen Blutes sind. Es würde dem Gehalt dieser erregenden Dichtung Abbruch tun, sollte ihr Inhalt wiedergegeben werden. Jedes äußere Geschehnis wirkt hier schicksalbildend im Innern der Betroffenen fort, und jede seelische Regung wieder findet im zwangsläufigen Gang der Dinge unmißver ständlichen Ausdruck. Wie eine alte Saga schließt die Erzählung, an deren Sprache, Bildern und Gedanken kein Makel ist. Ein ungewöhnlicher Roman: zeitlos und an jede Zeit gebunden, eine dichterische Offenbarung von eigenwüchsiger Kraft. Eugen Diederichs Verlag Jena Nr. 78 Sonnabend, den 2. April 1988 1«S1