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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1938
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- 1938-06-16
- Erscheinungsdatum
- 16.06.1938
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möglich, die Neuerscheinungen so eingehend zu verfolgen, daß er von sich aus Spreu und Weizen zu unterscheiden vermag. Die Fülle der Neuerscheinungen ist ja so groß, daß kaum der wissen schaftliche Fachmann dazu in der Lage ist. Der Praktiker kauft sich ein Buch doch vorwiegend auf Grund der propagandistischen Einwirkung, oft auch auf Grund einer warm gehaltenen oder gar dringenden Empfehlung einer Stelle. Oft mag auch der Zufall mitsprechen. Er nimmt sich nun die Mühe, das Buch genau zu lesen, — und ist enttäuscht, denn er ist an eines jener Bücher geraten, das unzulänglich ist. Er hat nicht die Zeit, vielleicht auch nicht eine so gründliche wissenschaftliche Ausbil dung, daß ec in der Lage ist, zu erkennen, wieso und warum das Buch schlecht ist. Er sieht vielleicht nicht, daß es eine über das Knie gebrochene, weil von irgendeiner Stelle oder einem betriebsamen Verlagsleiter zu einem bestimmten kurzfristigen Termin verlangte Darstellung ist. Und die Folge? Er kommt nun erst recht zu der Überzeugung, daß -die- Wissenschaft, -die- Theorie ihm nichts zu bieten vermag. Und wenn dann wirklich ein Buch erscheint, das er mit Nutzen lesen würde, dann ist sein Mißtrauen zu groß, als daß er sich zu einem weiteren Versuch entschlösse. Was folgt daraus? Man entschließe sich zu einer Einschrän kung ungerechtfertigter Subventionen, man versolge hier keinen falschen Ehrgeiz mit großen Schriftenreihen und Serien, man vermeide — das gilt für Verleger wie für die herausgebenden Stellen — unberechtigte Anpreisungen und Versprechungen über den Inhalt und den Wert von Neuerscheinungen. Und darüber hinaus ist es vor allem notwendig zu erkennen, daß nur wirkliche Wissenschaft und nicht Pseudowissenschaft unserm Volk und unserer Wirtschaftspraxis zu dienen vermag. Kein geringerer als Leopold von Ranke hat einmal mit aller Deut lichkeit darauf hingewiesen, daß es durchaus Aufgabe der Wis senschaft sei, in das Leben einzugreisen, daß sie aber, um das wirken zu können, -vor allen Dingen Wissenschaft sein- müsse. Hier muß vor allem der Hebel angesetzt werden. Unsere Wissen schaft, auch gerade die Wirtschaftswissenschaft, ist nicht nur eins unserer höchsten kulturellen Güter, sondern zugleich eine unserer schärfsten Waffen im Kanipse Deutschlands um sein Leben unter den Völkern. Darauf ist gerade neuerdings von verantwortlichen Stellen immer wieder mit aller nur wünschenswerten Deutlich keit hingewiesen worden. Lasse man sich diese Wissenschaft aus wirken, ungestört durch jene Momente, die oben hervorgehoben wurden! Wenn dann im Zuge dieser Neuordnung auch die Zahl der Publikationen auf dem hier behandelten Gebiete zurückgehcn wird, so schadet das nichts. Im Gegenteil. Es wird dadurch nur Lust und Raum geschaffen für wertvolle Literatur; diese wird nicht überschattet durch pseudowissenschaftliche oder halbwissen- schastliche, die sich für mehr ausgibt als sie ist. Und dann dürste der Weg zu einer Befruchtung der Praxis durch die Wissen schaft frei sein, das Mißtrauen würde schwinden und die Absatz möglichkeiten würden sich langsam bessern. Damit würde auch erreicht, daß sich die Situation im Ver lagswesen wieder bessert. Gerade wir in Deutschland sind reich an Verlagen, die wissenschaftliches Niveau und eine wissenschaft liche Ehre haben, die sich jedes Manuskript nicht nur auf seine -Gängigkeit-, sondern im besonderen auf seinen wissenschaftlichen Wert anfehen. Auch sie unterliegen natürlich da und dort Jrr- tümern, aber im allgemeinen bietet ihr Verlagszeichen eine ge wisse Garantie für Qualität. Diese Verlage haben um der Wis senschaft willen stets Opfer gebracht, von denen die Öffentlichkeit nichts oder wenig weiß. Sie sehen nicht nur auf Verdienst — ganz ist dieser Gesichtspunkt natürlich bei keinem wirtschaftlichen Unternehmen auszuschalten —, sondern auf wissenschaftliche Er kenntnis. Ihr finanzielles Fundament ist so gesichert, daß sie es sich erlauben können, bewußt bei guten Büchern sz. B. wissen schaftlichen Monographien, diesen Bahnbrechern wissenschaft lichen Fortschrittes) zuzusetzen. Diese Verluste sind von vorn herein einkalkuliert und werden durch anderweitige Gewinne gedeckt. Durch ein ungeregeltes Subventionswesen, wie es heute allzu großen Umfang angenommen hat, werden diese Verlage nicht etwa ruiniert. G. Weißer hat mit Recht darauf hingewiesen, daß diese Verlage leicht die Möglichkeit haben, ihren Tätigkeits bereich zu verlegen. Aber es ist die große Frage, ob der Wirt schaftswissenschaft und der Wirtschaftspraxis wirklich damit ge dient ist, wenn die Verlagslätigkeit auf diesem Gebiete der wissenschaftlichen Literatur in noch größerem Ausmaße in die Hände solcher Verlagshandlungen gerät, die mehr oder weniger lediglich Druckvermiltler sind. Es wird auf diese Weise viel zu viel Minderwertiges gedruckt, der klärende Filter, den gerade ein guter Verlag mit wissenschaftlichem Ehrgeiz stets handhaben wird, wird aus allen Seiten umgangen. So komme ich zu dem Schluß, daß auch auf seiten der »Produktion- Mißstände vorliegen, die man nicht übersehen sollte. Zu einem Teil hängen diese Mißstände eng mit jenen zusammen, die W. mit Recht auf seiten der Nachfrage sieht. An beiden Stellen scheint mir der Hebel angesetzt werden zu müssen, wenn wir — nicht im Interesse des Verlagswesens, sondern im Interesse der Wirtschaftswissenschaft und der Wirt schaftspraxis — zu der notwendigen Besserung kommen wollen. Und darum ist der Aussatz von W. so lebhaft zu begrüßen, weil er den Beginn einer ehrlichen Besinnung darstellt. Mein Wunsch ist, daß auch meine Ergänzungen, die ich mit den vorstehenden Zeilen zu geben versucht habe, dazu beitragen. Die vielleicht etwas schroffe Formulierung mag niemanden verletzen. Es scheint mir aber einmal notwendig, ohne zaghaste Verschleie rungen an den Kern des Problems heranzugehen. Vielleicht melden sich noch andere Sachkundige zum Wort? Neichsschrifttumskammer, Gruppe Buchhandel Ausschlüsse, Nichtausnahme, Verweis Der Herr Präsident der Reichskulturkammer hat die Ent scheidung vom 19. Februar 1997, durch die Herr Di. Fritz Homeyer (früher in Berlin W 62, Keithstraße 14) auf Grund von K 10 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichs kulturkammergesetzes aus der Reichsschrifttumskammer ausge schlossen worden ist, am 28. März 1938 bestätigt. Der Ausschluß des Herrn Di. Homeyer ist rechtskräftig. Der Herr Präsident der Neichsschrifttumskammer hat unter dem 14. Dezember 1937 den Buchvertreter Florian Metz in Gröbenzell b. München, Hubertusstraße 6, aus der Reichs- schristtumslammer, Gruppe Buchhandel, ausgeschlossen und ihm jegliche Tätigkeit aus buchhändlerischem Gebiete untersagt. Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichsminister für Volksaufklä rung und Propaganda ist Herrn Metz für die Abwicklung seiner Tätigkeit eine Frist bis zum 30. Juni 1938 gewährt worden. Der Herr Präsident der Reichsschrifttumskammer hat durch Entscheidung vom 1b. Februar 1938 den Buchhandelsangestellten Fritz Jänsch in Leipzig N 22, Lindcnthaler Straße 531, aus dem Bereiche seiner Kammer ausgeschlossen und ihm jegliche Tätigkeit auf buchhändlerischem Gebiete untersagt. Der Aus schluß wurde durch Entscheidung des Herrn Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda unter dem 19. April 1938 bestätigt. Der Herr Präsident der Neichsschrifttumskammer hat unter dem 14. April 1938 die Aufnahme des vr. C. Bnrchard in Berlin W 3b, Luitpoldstraße 14, als Buchvertreter in die Reichsschrifttumslammer abgelehnt. Die Ablehnung wurde unter dem 28. Mai 1938 durch den Herrn Reichsminister für Volks aufklärung und Propaganda bestätigt. Damit ist dem Genannten jegliche Tätigkeit aus buchhändlerischem Gebiete untersagt. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß ein Vertreter Kurt Pohlandt, der vorübergehend im Gau Groß- Hambnrg gearbeitet haben soll, keinen Ausweis der Reichsschrift tumskammer, Gruppe Buchhandel (Fachschaft Buchvertreter) be sitzt und infolgedessen keine Berechtigung hat, sich buchwerbend zu betätigen. Der Herr Präsident der Reichsschristtumskammer hat durch Entscheidung vom 27. Mai 1938 dem Buchvertreter Herrn Mathäus Klopfer in Singen a. H., Am Graben 8, einen Verweis erteilt. I. A.: Thulk e. 48« Nr. 187 Donnerstag, den 16. Juni 1938
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