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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1879
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- Deutsch
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162 Nichtamtlicher Theil. I? 11, 15. Januar. Nichtamtlicher Theil, Riickerinncrungen aus früherer Zeit und die Miseren der Jetztzeit. (Fortsetzung aus Nr, I.) Eine große, unheilvolle Misere ist im Buchhandel ein getreten, als man anfing, Rabatt zu geben, also so thöricht wurde, den dem Buchhändler allein für seine viele Mühe, Arbeit und Auslagen rechtlich zukommenden Gewinn mit dem Publicum zu theile». Man darf dreist behaupten, daß diese heute noch im vollen Flor stehende unheilvolle Maxime, in Verbindung mit der so rasend gestiegenen Concurrenz und dem nicht mehr Jnnehalten der Ladenpreise von Seiten vieler Buch händler, die meiste Schuld trägt an der jetzt so tief und schmerz lich empfundenen Calamität in unserem Geschäft, bei der es einem rechtlichen Sortimenter, der das Schleudern verachtet, schwer wird, noch, so wie früher, auf einen grünen Zweig zu kommen, wenn sogenannte Kollegen von ihm sich nicht entblöden — wie das jetzt so sehr viel geschieht — dem Publicum 25 und 33*/z"/„ Rabatt bei Büchern anzubieten, die einzeln gekauft werden; ja diesen Rabatt sogar gewähren, ohne daß der Käufer, der vielleicht gar nicht einmal etwas von Rabatt gewußt hat, den geringsten Anspruch daraus machte! — Wie nennt ein ver nünftiger Mensch wohl solch ein Verfahren? — — — Oder wenn andere Kollegen gleich den Preis eines Buches um 20, 30, 40, 50 Pfennig und mehr reduciren, resp. gleich so viel weniger für ein Buch fordern, als dessen Preis vom Verleger festgestellt ist, — denn diesem steht doch allein nur die Preis bestimmung für sein Werk zu. Feste Ladenpreise, eine so eigenartige und schöne Einrichtung im deutschen Buchhandel, die Basis, wodurch er sich von allen andern Handelszweigen unter scheidet, müßten ja zuletzt ganz und gar illusorisch werden, wenn der Verleger nicht einmal das Recht mehr behielte, selbst den Preis für ein von ihm verlegtes Buch zu bestimmen, wenn die Schleudcrer nach wie vor so wirthschaften könnten, als cs zeither geschah! Das eben gerügte Verfahren: die niedrigeren Preise und der hohe Rabatt, hat schon eine Unsicherheit und eine Unsolidität ins Geschäft gebracht, welche früher Niemand ahnte oder kannte; das Publicum ist bereits schon irre an den festen Preisen des Buchhandels geworden und hat leider schon angesangen, unser ganzes Geschäft als unsolid zu be trachten! Deshalb Dank und Anerkennung den, freilich nur erst wenigen, Verlagshandlungen, welche angefangen haben, jetzt gegen die Schleuderer, Geschäfts- und Preisverderber vorzugehen; besondern Dank auch dem Bibliographischen Institut in Leipzig, dessen mehrmals schon veröffentlichte „Warnung vor Schleuderei" lautet: „Ungeachtet unserer consequenten Be kämpfung jeglicher Schleuderet tauchen immer wieder Zeitungs inserate auf, in welchen unsere Verlagsartikel, namentlich die 3. Auflage unseres Konversations-Lexikons dem Publicum zu herabgesetzten Preisen offerirt werden. Dem gegenüber wieder holen wir unsere frühere Erklärung, daß wir sowohl mit den jenigen Firmen, von denen jene Inserate ausgehen, als auch mit solchen, welche derartigen Schleuder-Firmen unsern Verlag ver mitteln sollten, unuachsichtlich die Verbindung aufheben werden." Wenn alle ehr- und achtbare Verleger-Firmen so energisch Vor gehen möchten, dann würde doch wohl die nichtswürdige Schleuderei, über die gerade jetzt so viel geklagt worden ist, bald wieder aus dem ehrenwertsten Buchhandel verschwinden müssen. Wer aber ist wohl der erste Rabattgeber im Buchhandel gewesen und hat dadurch so vieles Unheil ins Geschäft gebracht? Manche wollen behaupten, es sei dies das in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Dessau unter der Firma „Gelehrten-Buchhandlung" existirende Geschäft gewesen, das zuerst (allerdings wohl nur seinen Actionären allein) Rabatt gab, späterhin dann aber auch dem Gesammtpnblicum. Besagte Gelehrten-Vuchhandlung erfreute sich deshalb und auch noch anderer Dinge wegen keiner besonderer Gunst von Seiten der übrigen damaligen Buchhandlungen. Nach dem Erlöschen des gedachten Geschäfts in Dessau scheint dann in Betreff des Rabatt gebens eine Pause eingetreten zu sein bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, wo Hr. Logier in Berlin wieder mit dem Rabattgeben ans Publicum begann und auch deshalb anfänglich von seinen Kollegen stark angefeindet und mitgenommen wurde. Mancher hält diesen Herrn für den Erfinder des Rabatt gebens, aber dies war er wohl nicht, sondern, wie schon erwähnt, die vor ihm schon existirende „Gelehrten-Buchhandlung" in Dessau. Logier, oder wie er sich früher schrieb: Laugier, machte sich in- deß nicht viel aus den erwähnten Anfeindungen und war im Uebrigen ein altes gemüthliches Haus. Sehr klein von Statur, verstand er es doch, sich bei seinem Geschästspersonal gehörig in Respect zu setzen, oder sich auch bei demselben beliebt zu machen. Dasselbe fand nur das an ihm auszusetzen, daß er gar zu sehr aus das Arbeiten erpicht war; Logier war der Erste und Letzte in seinem Geschäft; des Morgens früh empfing er seine Leute noch im Schlasrock und pflegte nicht eher Toilette zu machen, bis er auch den Letzten hatte ankommen sehen; Abends aber ließ er erst um 8 Uhr seinen' Laden schließen, obgleich die meisten anderen Geschäfte, wie es zu damaliger Zeit Gebrauch in Berlin war, schon um sieben schlossen. Da wir einmal bei Hrn. Logier uns schon lange aufgehalten haben, so wollen wir von ihm noch er wähnen, daß er eine ganz ausgezeichnete Sortimentskenntniß besaß: Verleger und Preise der meisten Bücher hatte er im Kopse und brauchte deshalb selten einmal einen Katalog zur Hand zu nehmen. Hätte er freilich in unserer jetzigen productiven Zeit gelebt, er würde wohl auch sehr oft den Hinrichs, Heinsius, Kayser, und wie sonst noch alle die buchhändlcrischen Hilfsmittel heißen, zur Hand haben nehmen müssen. Eine zwingende Nothwendigkcit, den Leuten Rabatt zu geben, hatte wohl Logier eigentlich nicht; wahrscheinlich that er dies nur deswegen, weil er viele und angesehene Männer als gute Kunden hatte, die das Jahr über sehr ansehnliche Bücher rechnungen bei ihn! machten, und um diesen nun seinerseits da für eine kleine Erkenntlichkeit zu erweisen. Auch hat Logier einen eigentlichen groben Mißbrauch mit dem Rabattgeben, und überhaupt wohl keine eigentlich so zu nennende Schleuderei be trieben, hat keinem Käufer eines Buches, der den Teufel etwas von Rabatt wußte, solchen gleichsam aufgedrungen. Alles dies war erst glorreichen Buchhändlern neuerer und neuester Zeit Vor behalten! Daß die arge Vermehrung der Sortimentsgeschäfte eine sehr große Misüre im Buchhandel ist, habe» wir bereits erwähnt. Wenn der Buchhändler früherer Zeit aber, wie wir auch schon erwähnten, bei den von ihm beabsichtigten Etablissements sich erst wohlbedächtig fragte: wirst Du auch an dem und dem Orte Dein Auskommen finden? Sind daselbst und in der Umgegend wohl so viele Bücherkäufer, daß Du davon zu leben hoffen darfst? so werden solche Betrachtungen in unserer jetzigen leicht lebigen Zeit wohl kaum noch angestellt: man etablirt sich heut zutage leichtsinniger Weise in irgend einer Stadt, wo schon Buchhandlungen genug sind, frisch daraus los in der Hoff nung, daß es daselbst schon noch gehen werde, oder, wenn
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