gefunden hat, hat sich damit von ihm gelöst, auch für ihn; cs gehört, wie es im letzten Satz des Nachwortes zu seinem Entwicklungsbuch heißt, „auf eine ganz andere Ebene", es gehört der Öffentlichkeit, dem geistigen Besitz der Nation an. Und so ist ihm nun, an der Schwelle des Alters, nur das geblieben, was als heimlichstes Gut in seinem bisherigen Schaffen unauSgewertet blieb, der Traum, der Überschwang, das sehnsüchtige und wünschevolle „Abenteuer seiner Jugend". Völkischer Beobachter, Berlin §S ist die Lust seiner schlesische» Heimat und seines Elternhauses, die Lust einer vergangene» Zeit, die uns reizvoll aus diesem Buch anweht. Den Psychologen wird die Schilderung dieser Kindheitsentwicklung interessieren. In bunten Farben spiegelt sich, sprachlich schön geformt, die Bewegtheit einer Jugend, die wahrhaftig einem Abenteuer gleicht. Man sieht «ine Zeit und deren Wandlung, man blickt auf viele Menschen und Zustände aller Art, man gewahrt einen nicht sehr hoff nungsvollen jungen Menschen namens Gerhart Hauptmann, wie er sich durchs Gestrüpp seiner Jugend und des Lebens schlägt, in allen Phasen seines Werdeganges minutiös ausgezeichnet. Dazwischen findet man feine Bemerkungen über Kunst und Leben, über die Schauplätze seines Daseins und über interessante Persönlichkeiten, deren Weg er kreuzte. So rundet sich dieses Crinnerungswerk zu einem interessierenden Dokument bewegten Zeitablaufes und des nicht minder bewegten Werdeganges eines jungen Dichters, dem bestimmt war, zu Weltruhm aufzusteigen. Deutschland schuldet Ger- hart Hauptmann Dank, und die Welt wird sich diesem Dank anschließen. Hamburger Fremdenbla» Man muß sehr jung geblieben sein, .um dieses Abenteuer im Greisenalter noch so eindringlich, so aus der Fülle des Ge- fühle und Erlebnisses dichterisch fassen und gestalten zu können. Es ist keine Lebensbeschreibung, die sich korrekt um die Daten des Lebensablaufes bemüht, sondern eine Besinnung auf den Urgrund der eigenen Epistenz. Berliner Volks-Zeitung Der Fünfundsiebzigjährige hätte ein Recht auf das Bewußtsein, ein Lebe» gelebt zu haben, das „abgeschlossen" insofern ist, als es den ihm milgegebenen Gehalt, als die Frucht seines Seins, in seinem Werk herausgestellt hat. Aber er will anderes. Er nimmt sich nicht historisch. Er erscheint nicht als Naturalist, sondern als „Platoniker". Mehrfach erwähnt er den ihm mitgeborenen Platonismus. Er will auch, wie er selbst sagt, keine wissenschaftliche Analyse seiner selbst geben, sondern ein „einfaches Erinnerungsbuch", eine schlichte Erzählung vom Wachstum seines geistigen Ichs, soweit es sich seinem Bewußt sein darbietet. Er zieht weder Daten noch Dokumente an; der natürliche Fluß, die natürliche Kontinuität seiner Erinne rung genügt ihm als Quelle dieses Lebensbuches. Große, weitbogige, vieles in sich fassende Linien ordnen und formen den Aufbau seiner Erinnerungen. So ist das Werk trotz seiner Weitmaschigkeit und Stoff-Fülle, trotz des großen Umkreises seiner Schilderungen doch eine Autobiographie des - Dichtere, erfüllt von einem hingegebenen gläubigen Vertrauen zum Leben und seiner zur Schönheit leitenden Magie, dessen Bekenntnis das Motto des Buches ausspricht: „Wen du nicht verlässest, Genius!" Königsberger Allgemeine Zeitung Nr. 272 Mittwoch, den 24. November 1987 5943